Hallo zusammen!
Also, so siehts derzeit bei mir aus:
Das Theater ist dicht, alle Veranstaltungen sind abgesagt, bis einschließlich 19. April. Der Probenbetrieb läuft aber ganz normal weiter, bis zur Generalprobe. Das hat uns gestern eine große Generalprobenfeier beschert, denn eingentlich wäre heute Premiere gewesen, und um uns auf die entbehrungsreiche kommende Zeit einzuschwören wurde gefeiert.
Da die Vorstellungen abgesagt sind, werden die vorstellungsnahem Gewerke, zu denen ich gehöre, ihren Zwei-Schicht-Betrieb und die Wochenendarbeit einstellen: Fünf Wochen mit normalen Arbeitszeiten (Mo-Fr, 8-16Uhr) liegen vor mir. Außerdem sollen wir bis zum 19. April alle Überstunden und den Resturlaub aufgebraucht haben. Ist bei mir nicht viel, aber es gibt einige Kollegen, die sich fragen, was sie mit so viel Freizeit machen sollen.
Bei mir ist es, wie gesagt, nicht viel mehr Freizeit, aber ich habe den großen Vorteil, dass ich mal längerfristig planen kann, da ich sonst meinen Dienstplan in der Regel nur eine Woche im Voraus kenne. Außerdem kann ich die Abende mal mit meiner Frau verbringen.
Ich bin also in der Lage, mal wirklich was planen zu können, und die würde ich gerne nutzen. Ein Tavernenspiel ist eine Möglichkeit, aber da ich gerne etwas testen will, fände ich es gut, an einem Tisch zu sitzen und zugleich nicht schon alles im Forum zu verraten. Mit Kollegen, mit denen ich mich jetzt auch mal so treffen könnte, bin ich noch nicht so weit, dass die für Testspiele herhalten könnten; irgendwann im letzten Sommer haben wir mal L1 gespielt.
So, was spricht nun dagegen? Giftknödel, Katze und ich kommen nicht ans ganz Dtl sondern ungefähr aus der selben Ecke (keine 50km). Man bleibt im privaten Rahmen, also keine Orte, an denen sich unüberschaubar viele Leute tummeln. Vielleicht verzichtet man auf die sonst üblichen Handschläge, Umarmungen und Fingerfood und wäscht sich einmal mehr die Hände, aber mehr wird ja auch vom RKI nicht empfohlen. Ich meine, selbst Einkaufen wird ja als relativ unbedenklich eingestuft. Noch...
Es geht ja nicht darum, unseren Spaß komplett einzuschränken, es macht auch keinen Sinn, uns im Stillen Kämmerchen zu verkriechen. Rausgehen, frische Luft und Bewegung etc. hilft tatsächlich gegen Grippen und wenn sich der Kopf und die Laune entspannen dürfen und Spaß haben können, wirkt sich das auch positiv auf das Immunsystem aus.
Von dem her sehe ich das jetzt nicht soo kritisch, aber vielleicht überzeugt mich unsere Ersteretterritterin mit Erlebnisberichten vom Gegenteil

Im übrigen, da ich ja in der Branche arbeite:
Unser Stadttheater ist dank seiner Größe relativ Krisensicher, mein Job dank Tarifvertrag auch. Aber gerade im Veranstaltungsbereich arbeiten viel Freiberufler, Künstler und ähnliches, die zum Teil nur schwer auf die Einnahmen von über einem Monat verzichten können. Welche Regelungen sich unsere Intendanz dafür für unsere Gäste (Gäste im Ensemble als auch Gastauftritte) einfallen lässt, weiß ich nicht, aber jeder einzelne kann etwas dafür tun, dass die Familien dieser Freiberufler nicht ans Existenzminimum gebracht werden: Solltet ihr betroffen sein und Veranstaltungen, für die ihr schon bezahlt habt, abgesagt worden sein, überlegt euch bitte, ob ihr den Eintrittspreis wirklich zurück verlangt. Klar, 20€ und mehr sind für viele keine Kleinigkeit und die Veranstalter bieten eine Erstattung in der Regel auch an. Aber von diesen 20€ leben nicht nur die Künstler, die ihr auf den Bühnen seht, dahinter versteckt sich ein ganzer Rattenschwanz. Da ist der Veranstalter, Bühnen-, Licht- und Tontechniker, Maske und Gaderobe, Catering, Marketing und PR und andere mehr, zB. ein Plattenverlag oder eine Spedition. Dazu deren Familien, vielleicht mit Pflegebedürftigen Verwandten oder kleinen Kindern.
Denkt bitte darüber nach, vielleicht kann man ja wenigstens auf einen Teil des gezahlten Preises verzichten.
Danke!
Herzliche Grüße
Boggart