Ken Dorr, Merrik und Gilda

Ken Dorr,  der Dieb
Ken Dorr war ein Nachkomme der ersten Andori, die gemeinsam mit Brandur aus Krahd flohen. In den Trollkriegen wurde der Bauernhof seiner Eltern restlos zerstört und seine Familie stand vor dem Nichts. Um zu überleben waren sie auf die Mildtätigkeit anderer angewiesen. Für Ken Dorr war dies ein schwerer Schlag, denn er war ein stolzer Junge und verabscheute es von den Almosen anderer leben zu müssen. So begann er zu stehlen, um für seine Familie zu sorgen. Später wurde er als Soldat in den Dienst von König Brandur aufgenommen und erwies sich als geschickter Schwertkämpfer. Seine Vorliebe zum Stehlen legte er allerdings nicht ab.  Nachdem er schon einige Zeit auf der Burg verbracht hatte, wurde er beim Stehlen entdeckt und von der Burg verbannt. In jener Zeit kam die Verbannung von der Burg einem Todesurteil gleich. Ehe er die Burg verließ, nahm er noch an sich, was er zum Überleben brauchte. Durch seine kämpferischen Fähigkeiten schaffte Ken Dorr es bis zur Küste von Andor. Dort schmuggelte er sich an Bord eines Handelsschiffes um Andor zu verlassen und ein neues Leben zu beginnen. Von da an ist wenig über sein Leben bekannt, doch als das Gerücht umging, der Schrecken Andors, der Drache Tarok sei endgültig besiegt, kehrte er nach Andor zurück und stiftete erneut Unheil.

 

Merrik, der Kartograph
Merrik wurde im Wachsamen Wald geboren und studierte von Kindesbeinen an die Kunst der Kalligrafie und des Archivierens. Er erwies sich als geschickter Buchbinder und verzierte seine Schriftrollen mit feinen Zeichnungen. Doch war er von einer steten Unruhe erfüllt. Er war nicht dafür gemacht, die Abenteuer und Legenden anderer aufzuschreiben – er wollte selber welche erleben. Als 12 jähriger Junge durfte er Melkart den obersten Bewahrer und einigen andere Bewahrer auf eine  Reise zur Rietburg begleiten und war fasziniert von der großen Verteidigungsanlage. Als sie auf dem Rückweg in einen Hinterhalt gerieten überlebte er nur knapp, denn er war von schwacher Statur und kaum in der Lage einen Holzschild zu tragen. Doch auch wenn er nicht zum Kämpfer oder Bogenschütze taugte, war seine Abenteuerlust ungebrochen. Bald schon begann er den Weg zwischen Burg und Wald zu zeichnen und versuchte aus schriftlichen Aufzeichnungen mehr über die Geographie des Landes Andor zu erfahren.

Merriks Tatendrang war ungestillt und endlich, mit gerade 16 Jahren, erhielt er die Erlaubnis  auf Wanderschaft zu gehen. Er besuchte erneut die Rietburg, zog nach Süden durchs Rietland und erkundete den Südlichen Wald. Als er etwa ein Jahr später zum Baum der Lieder zurückkehrte wirkte er um viele Jahre älter. In seinem Gepäck hatte er die detailreichste Landkarte die man je gesehen hat. Der Wert dieser Karten war kaum hochgenug einzuschätzen, denn viele dort eingezeichneten Wege oder Quellen waren nur den wenigsten bekannt.

Merrik verbrachte viele Jahre mit der Kartographie Andors und man sagt, er habe sogar die südlichen Ausläufer des Grauen Gebirges kartographiert und sei überhaupt der erste Mensch seit Jahren, der das Land der Krahder mit eigenen Augen gesehen hat. Bei allen seinen Wanderungen war er häufig in gefahrvolle Situationen geraten. Und weil er selbst kein guter Kämpfer war, schloss er bald ein Abkommen mit einem jungen Wolfskrieger Namens Orfen. Dieser begleitete ihn häufig und hielt ihm allerlei üble Kreaturen vom Leib. In späteren Jahren machte sich Merrik vor allen Dingen mit seinen Seekarten vom Hadrischen Meer einen Namen.

 

Gilda, die Wirtin der Taverne
Gildas Vater war ein Bewahrer aus dem Wachsamen Wald. Sein Name war Kallun und er war in einem wichtigen Auftrag unterwegs zur Rietburg. Auf Wunsch König Brandurs sollte Kallun ihn das Lesen und Schreiben lehren. Zwar war der König ein kluger Kopf, doch hatte er als Sklave in Krahd keinerlei Bildung erhalten. Gildas Mutter hieß Bertha und lernte Kallun in der Taverne von Andor kennen. Bertha verliebte sich augenblicklich in ihn. Als Kallun mit den anderen Tavernen Gästen ins Gespräch kam, war er erstaunt wie viele Geschichten und Legenden die Männer und Frauen aus alten Tagen kannten und er hörte begierig zu. Bertha nahm er zunächst kaum wahr, bis sie selbst eine besonders derbe und lustige Ballade über den “Trunkenen Troll“ erzählte. Bertha war temperamentvoll und lustig und die Ballade endete in lautem Gejohle und Beifall. Viel Met füllte die Krüge ehe der nächste Morgen anbrach. Kallun versprach bei seinem Abschied bald wieder zu kommen. Er tat es nie und neun Monate später wurde Gilda geboren. Sie verbrachte ihre Kindheit in der Taverne und hatte das heitere Gemüt ihrer Mutter geerbt. Gilda hatte eine wunderschöne Stimme und häufig  kamen Gäste von weit her, nur um sie singen zu hören. In späteren Jahren hörte sie lieber den Gästen zu, als selbst zu singen, denn es geschah viel im Lande Andor und viele Legenden wurden ihr zugetragen. In gewisser Weise war auch sie, wie ihr Vater Kallun, ein Bewahrer geworden, wenngleich sie die Legenden nie niederschrieb, sondern sie stets nur im Kopf behielt.

Als die Helden von Andor Jahre später auf der Suche nach dem Sternenschild waren, gab es manche, die glaubten, dass es Gilda gewesen war, die ihnen den entscheidenden Hinweis auf den Fundort des Sternenschildes gegeben hatte.

Autorin: Stefanie Schmitt