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Selbstgeschriebene Geschichte zu Andor (Fortsetzung)

Selbstgeschriebene Geschichte zu Andor (Fortsetzung)

Beitragvon Tost » 13. September 2015, 16:04

Hallo!
In diesem Thread wird meine angefangene Geschichte über Andor aufgegriffen. Wieso bleibe ich nicht beim alten Thread? Nun die Geschichte hat das Zeichenlimit gesprengt. Hier werde ich noch ein paar Platzhalter einfügen, damit das so schnell nicht wieder passiert. Doch nun zur Geschichte:

Die Ankunft der Helden

Prolog
Die Nachtluft zog kühl über die Hügel des Landes Andor. Brandur fröstelte und zog seinen Mantel enger. Es war eine lästige Pflicht, doch als König musste man auch mal nachts aufbleiben und sich die Berichte der Kundschafter, sowie die Meinungen der Berater und Weisen, anhören. „Wir haben sie gesehen, mein König. Überall sind Kreaturen. Unsere Stadtwache wird sie nicht aufhalten können!“, flüsterte Lar, der beste Kundschafter in Brandur’s Diensten, entsetzt (Anmerkung des Autors: Warum so leise? Lar: Weil, weil... Du bist doof!). Die anderen nickten zustimmend und Korlak ergriff das Wort: „Ihr solltet Boten in alle Teile des Landes schicken. Auf euer Geheiß werden sie nach Helden Ausschau halten.“ Brandur nickte. Das würde er tun, schließlich war Korlak sein bester Freund und Berater. Wieso kamen die Kreaturen jetzt heraus? Brandur runzelte die Stirn und hob die Stimme: „Schickt alle verfügbaren Boten aus! Sie sollen überall hin schwärmen, und Kunde von meiner Botschaft verbreiten“, an dieser Stelle unterbrach er sich und dachte einen Moment nach. „Jeder, der dem Lande Andor dienen will, möge herbeieilen, um mir in dieser dunklen Stunde zu helfen.“ Schon hörte er Hufgetrappel (Anmerkung des Autors: Das ging aber schnell.) und sah viele Leute aus der Burg schwärmen. Der letzte rief ihm zu: „Wir werden sie finden. Die zukünftigen Helden von Andor!“

Kapitel I: Die Helden

Thorn
„He, du Faullenzer! Nicht einschlafen!“, das war die lachende Stimme von Bertram, seinem Cousin. Thorn bewegte sich nicht. Auf einmal klatschte ihm ein Schwall Wasser ins Gesicht (Anmerkung des Autors: Platsch! Thorn: Das ist nicht lustig! Ich kann auch einfach kündigen. Autor: Eh, ne. Kannst du nicht.). Sofort sprang Thorn auf und fuhr herum. Wer war das gewesen? Bertram, natürlich. Grinsend stand er vor ihm. Bertram lebte seit vier Jahren bei Thorn und seiner Familie. Dafür, dass er genau wie Thorn 34 war, benahm er sich immer so, als wäre er erst 10… (Anmerkung des Autors: Davon könnte ich dir ein Liedchen singen. Thorn: Gott, bitte nicht!) Thorn wohnte in einem großen Bauernhaus, das er mit seinen Eltern vor 20 Jahren wiederaufgebaut hatten. Vor 20 Jahren… Zu dieser Zeit tobten in Andor die Trollkriege, die alles andere als schön gewesen waren (Anmerkung des Autors: Ne, wirklich? War kein Urlaub?). Doch zum Glück hatte Thorn von einem alten Kampfgefährten des Königs gelernt, wie er mit einem Schwert umzugehen hatte. „Komm schon, gehen wir los!“, sagte Thorn. Sie hatten die Aufgabe, neuen Met aus der Taverne zu holen. Zusammen machten sie sich auf den Weg. Nach ein, zwei Stunden Wandern waren sie da. In der Taverne war es wie immer Laut und stickig, doch das beeinträchtigte keineswegs die gute Stimmung, die dort jederzeit herschte. Gilda, die Wirtin der Taverne, begrüßte sie herzlich. „Hallo! Wie schön euch zu sehen! Ist euch der Met-Vorrat ausgegangen oder sonst irgendetwas schreckliches passiert?“ Sie zwinkerte. Thorn musste grinsen. Gilda wusste genau, dass Thorn und Betram nichts schlimmeres passieren konnte, als dass ihnen der Met ausging. „Spaß nicht so lange, wir haben es eilig. Wir müssen später noch auf dem Feld helfen, auch wenn es nicht so schlimm wäre, wenn wir da zu spät kämen... Ja, du hast richtig geraten, uns ist der Met ausgegangen, könntest du uns bitte welchen holen?“, fragte Thorn. „Hier, für euch hab ich immer etwas zurückgelegt (Anmerkung des Autors: Ach, ihr seid VIP-Kunden?). Übrigens, wusstet ihr, dass der König nach Helden, die das Land verteidigen ausschau hält? Thorn, du wärest doch ganz gut.“ Betram und Thorn guckten sich an. „Ja, ich muss dann wohl. Wenn es etwas ernstes ist, ist es meine Pflicht, zu helfen. Das bin ich Harthalt schuldig“, sagte Thorn mit belegter Stimme.

Eara
„Hier ist es irgendwie… Ruhig.“, murmelte Eara vor sich hin. Ganz anders, als in ihrer Heimat. Hadria war eine Insel, die hoch im Norden lag. Oft wurde sie von Stürmen und Kreaturen heimgesucht. Wie gut, dass ein Teil der hadrischen Bevölkerung (darunter sie selbst) Magier waren. Und hier sollte sie Erfahrung sammeln… Wie das denn,
bitteschön (Anmerkung des Autors: Spüre dein inneres Chakra. Einatmen, ausatmen, einatmen, ausatmen. Eara: Ich verzichte.)? Resigniert brach sie auf. Ihr erstes Ziel würde die Rietburg sein, der Sitz des Königs. Obwohl sie schon in der Ferne zu sehen war, bedurfte es mehrerer Stunden, um zu ihr zu gelangen. Sie verabschiedete sich von den Seemännern, die sie hierher gebracht hatten, warf dem Schiff noch einen letzten Blick zu, und verschwand dann im Landesinneren. Ihr Weg führte sie durch riesige Flächen von gelbem Rietgras. Bäume wuchsen nur spärlich. Von Zeit zu Zeit konnte die Zauberin kleinere Tiere auf dem Boden entdecken. Einmal kam sie sogar an einer kleinen Gruppe von Wildferden vorbei (Anmerkung des Autors: Das sind auch kleine Tiere, oder wie?). Weit war es bis zur Rietburg nicht mehr. Den Blick auf die immer größer werdende Festung gerichtet, stolperte Eara über... Was ist das?, dachte sie entsetzt. Vor ihr lag ein übel zurgerichtetes Wesen. Es war unmöglich zu erkennen, was es mal gewesen war. Es war tot, das stand fest. Wer hat das getan?, fragte sie sich mit einem flauen Gefühl im Magen. Das Blut war schon getrocknet, also war das Wesen schon vor einiger Zeit gestorben. Trotzdem war Eara nun angespannt. Irgendwann riss sie sich zusammen und nahm ihre Reise wieder auf. Als Eara in der Rietburg ankam, wurde sie von einer Wache, die am Tor stand, angesprochen. "Du siehst nicht so aus, als wärst du von hier. Woher kommst du?" "Ich bin eine Magierin aus Hadria. Ich heiße Eara." Der Mann kniff die Augen zusammen. "Bürger aus Hadria sind bei uns immer willkommen. Der König wird sich deine Geschichte persönlich anhören wollen. Komm mit." Zusammen mit der Wache betrat sie die Rietburg. Lachen von Kindern schallte ihnen entgegen. Man sagte, dass die Bewohner Hadrias nicht oft lachen würden, weil es dort so kalt sei, dass ein Lachen bereits in der Kehle erfror (Anmerkung des Autors: Nein, das hab ich garantiert nicht irgendwo her. Bestimmt nicht!). Doch dieser Ort war so voller Leben, dass Eara nicht anders konnte, als selbst zu lachen. Die Wache starrte sie an, dann zuckte sie mit den Schultern und führte sie weiter in das Herz der Rietburg. Als sie vor einer großen, hölzernen Tür angekommen waren, die natürlich auch bewacht wurde, klopfte die Wache einmal mit der Hand gegen sie, bevor sie eintraten.
Eara war etwas nervös. Sie hatte viel und noch viel mehr von Brandurs Heldentaten gehört. Und nun saß er direkt vor ihr auf einem Thron. Trotz seines Alters strahlten seine Augen Ruhe und Stärke aus. "Du bist aus Hadria." Es war keine Frage, sondern eine Feststellung. "Wie ist dein Name?" "Eara, euer Gnaden", antwortete die Zauberin. "Eara", begann Brandur. "Ich brauche deine Hilfe."

Chada
Chada blinzelte. Vor ihren Augen flog ein riesiger, gelb gefleckter Schmetterling (Anmerkung des Autors: Leckerleckerlecker. Chada: Was ist falsch mit dir?!?). Was der Tag doch für Wunder brachte. Und was für ein Tag das war: blauer Himmel weit und breit. Es war unnatürlich warm, mit einer sanften Briese durchzogen. Es war ein Tag für die Jagd! Nichts ließ Chada ahnen, dass sie noch heute eine der schwersten Entscheidungen ihres Lebens treffen würde. Sie streckte sich ausgiebig. Dann suchte sie ihre Sachen zusmamen. Das Jagdmesser, ihren Umhang, ihren Bogen. Die Pfeile. Wo hatte sie die Feldflasche hingelegt? Dann packte sie noch einen frischen Laib Brot, der in ein Tuch eingewickelt war, in ihre Tasche. Sie flocht ihre Haare zu einem Zopf und ging nach draußen. Sie wohnte in einem kleinen Haus mit einem kleinen Garten. Doch das reichte ihr. Sie mochte ihr Leben als Jägerin in einem Dorf (Anmerkung des Autors: *in der Pampa), das nicht weit vom Baum der Lieder entfernt war. Dort lebten ihre Geschwister. Chada war auf einer Lichtung angekommen. Leise setzte sie einen Fuß vor den anderen. Plötzlich brach mit lautem Krachen ein Reh aus dem Unterholz und stürmte direkt auf sie zu. Als es Chada bemerkte, drehte es sich nach links und wollte Flüchten. Sofort zog Chada einen Pfeil aus ihrem Köcher und schoss es ab. Das Reh brach zusammen. Schnell ging die Jägerin zu ihm und schnitt ihm die Kehle durch. Sie versuchte immer, unnötiges Leid zu vermeiden. Ihren Blick auf das Reh gerichtet, bemerkte sie das Rascheln im Unterholz nicht. Plötzlich sprang ein Gor aus dem Gebüsch aus dem Gebüsch vor Chada. Sie schrie auf und wurde von der Kreatur umgeworfen (Anmerkung des Autors: And the winner is... Chada: Halt, ich bin noch nicht tot! Autor: Oh, wie peinlich. Ich bitte um Verzeihung!). Scharfe Klauen näherten sich ihrem Hals, doch Chada verpasste dem Gor einem heftigen Tritt und warf ihn von sich herunter. Das machte diesem aber sonderlich wenig aus; er kam schnell wieder auf die Beine. Doch in dieser kurzen Zeit war Chada auf einen Baum geklettert. Der Gor blickte sich argwönisch nach ihr um. Chada holte ihren Bogen wieder hervor und zielte genau. Ein surren der Bogensehne und die Kreatur stürzte tot auf den Waldboden. Als Chada ihren Kontrahenten durchsuchte, fiel ihr ein Brief auf. "Versammelt euch am Treffpunkt. Bald ist es soweit. Bald können wir die Rietburg angreifen", las sie (Anmerkung des Autors: Du kannst lesen? Chada: Ich tu nur so. Aber nicht weitersagen.). Sie musste König Brandur warnen. Doch dann musste sie den wachsamen Wald verlassen. Das hatte sie noch nie getan. Aber eine andere Wahl hatte sie nicht. Chada riss sich zusammen und machte sich auf den Weg. (Anmerkung des Autors: Die schwierigste Entscheidung deines Lebens. Ernsthaft?)

Kram
„Zwo, drei, vier, marschieren wir. Mit schnellem Lauf, den Schacht hinauf. Oben dran, fangen wir dann mit dem Handeln an!“, grölten alle Zwerge (Anmerkung des Autors: Nein, das habe ich auch nicht abgekupfert. Sicher nicht.). Das war ihr übliches Lied, das sie sangen, wenn sie aus der Mine zu den Verkaufsständen liefen. Schön kling es nicht, doch das war ihnen egal. Auch Kram sang unbeschwert mit. Er war guter Dinge, da er viele Mineralien gefunden hatte (Anmerkung des Autors: Einfache Gemüter erfreuen sich an einfachen Dingen. Kram: Hast du schon Bekanntschaft mit meiner Axt gemacht?). Oben angekommen, verkauften die Zwerge ihr Roherz oder gaben es Lieferanten, die es wiederum den Schmieden in anderen Landesteilen gaben. Gerade als Kram wieder gehen wollte, fiel ihm ein großer Mensch auf, der anscheinend ein Anliegen auf dem Herzen hatte. Er stand etwas abseits, den Blick auf die Mine gerichtet. An seinem Wappenrock erkannte Kram, dass er zu Brandurs Kriegern gehören musste. Zwar herrschte zwischen Hallgard und Brandur böses Blut, doch das betraf Kram nicht. Und wenn es etwas dringendes war, so musste etwas getan werden. „Hallo, Mensch! Was willst du hier?“, fragte Kram ihn neugiereig. „Könnte ich bitte zu König Hallgard gebracht werden? Es eilt!“„Er ist im Audienzsaal, ich führe dich hin (Anmerkung des Autors: Sind wir nicht leichtgläubig?)." Zusammen betraten die beiden die Mine. An den Wänden waren Fackeln angebracht, die die Gänge beleuchteten. Immer wieder taten sich neue Wege vor ihnen auf. Für Neuankömmlinge mochte dies verwirrend sein, doch Kram kannte die Mine so gut wie seine Westentasche. Als die beiden im Audienzsaal angelangt waren, sperrte Kram beide Ohren auf, um auch ja alle mitzukriegen. „Euer Ehren, ich bin ein Mann Brandurs und bitte euch in seinem Namen um Hilfe. Die Kreaturen werden zahlreicher (Anmerkung des Autors: Du weißt doch, wie das mit dem Bienchen und dem Blümchen ist, oder?). Unsere Stadtwache wird sie nicht alleine aufhalten können. Könntet ihr uns ein paar fähige Krieger schicken?“, das war der Mann, den Kram hergebracht hatte. Kram guckte Hallgard erwartungsvoll an: sicher würde er helfen. Er konnte doch nicht zulassen, dass möglicherweise Unschuldige starben. Doch Hallgard erwiederte: „Ich kann mich nicht entsinnen, wann Brandur jemals freundlich zu mir gewesen ist. Ich werde ihm nicht helfen! Ihr dürft heute Abend hier Speisen, doch dann müsst ihr gehen. Sucht euch andere Helden!“ Die Zwerge jolten beifällig und dem Menschen wich alle Farbe aus dem Gesicht. Kram war fassungslos: das hatte er nicht erwartet. Was würde nun mit der Rietburg passieren? Und nach der Rietburg wären sie an der Reihe. Man musste den Menschen helfen! Und wenn niemand anderes gehen würde, würde er es halt tun!

Brandur
Die Sonne ging am Horizont auf. Vor Brandur standen die vier Leute, die verschiedener nicht sein könnten. Chada, Thorn, Eara und Kram. Sie alle waren ... besonders (Anmerkung des Autors: Ja, besonders dumm. Aua! He, nicht hauen!). Mit ihrer Hilfe, so hoffte Brandur, würde er es schaffen, das Böse aus Andor zu bannen. Doch fürchtete er, dass sein alter Feind hinter all dem steckte (Anmerkung des Autors:
Er-dessen-Name-nicht-gennant-werden-darf? Bestimmt!). Er war sich nicht sicher, ob überhaupt etwas gegen ihn bestehen könnte."Ich möchte euch, im Namen des ganzen Landes danken. Ich nehme an, ihr seid mit der Situation vertraut. Ihr solltet wissen, dass nun eine große Veranwortung auf euch lastet. Ich würde euch gerne Ausrüstung mit auf den Weg geben, doch kann ich gerade nichts entbehren. Doch nehmt wenigstens dies." Er reichte ihnen einen Beutel mit Goldmünzen. "Nun lebt wohl. Möge das Glück stehts mit euch sein!" Ohne zu zögern gingen die Helden. Brandur ließ sich zitternd in seinen Thron fallen: er war seit 2 Tagen auf den Beinen. Mit letzter Kraft schleppte er sich in sein Gemach - und schlief sofort ein.

Kapitel II: Dunkle Vorzeichen

Eara
"Da hinten", sagte Kram. In der Ferne lief ein Gor Unheil stiftend durch die Gegend. "Auf ihn!", flüsterte Eara und ihre Lippen umspielte ein leises Lächeln. "Attacke!", rief Kram und rannte schreiend den Hügel hinunter. Eara seufzte; nie konnte man sich mit ihm anschleichen. Sie öffnete die Augen und breitete ihre Arme aus. Konzentration, Ruhe, Perfektion! Aus ihrem Zauberstab schoss eine gleißende Energiekugel, die schnell Tempo aufnahm und auf den Gor zuraste. Dieser lieferte sich gerade einen heftigen Kampf mit Kram und bemerkte die Spannung in seinem Rücken nicht. Die Energie ließ ihn vom Boden abheben und in gleißendem Licht erstrahlen. Kram's Axt, die jetzt in den Boden gefahren wäre, wurde von einer unsichtbaren Macht gepackt und in die Luft geschläudert- gerade Wegs auf den Gor zu. Die Kreatur stieß einen gepeinigten Schrei aus und schloss die Augen. Dann fand die Axt ihr Ziel.
"Wir sind gut im Team, findest du nicht?", fragte Eara. "Das stimmt schon, aber...", druckste der Zwerg herum. "Ich würde gerne bei unserer Zwergenmine vorbeischauen...
Da könnte ich dann auch gleichzeitig enkaufen, ist das in Ordnung?" Eara's Brauen zogen sich zusammen und sie machte ein sorgenvolles Gesicht. "Wieso gehst du nicht einfach zu freien Markt?", wandte sie ein. "In der Mine bekomme ich viele Dinge billiger, da ich dort aufgewachsen bin. Ein Besuch würde sich für uns alle Lohnen."
Eara nicke, dagegen konnte man nichts sagen. Und trotzdem: sie wären ungefähr einen Tag ohne Kram, das war viel. Sie machte einen unwilligen Laut: "Ok, dann geh. Aber beeil dich!"

Chada
"Sechs Goldstücke, darunter gehe ich nicht!", verkündete der Händler erhitzt. "Sechs Goldstücke, das ist Wucher!", entrüstete sich Thorn. "Drei Goldstücke wären angemessen. Zwei für die Waffen und eins obendrauf." Chada gähnte demonstrativ und flüsterte Thorn etwas ins Ohr. Er nickte und sofort liefen beide davon. "Nein, wartet!", schrie ihnen der Händler verzweifelt hinterher. "Ihr könnt die Waffen für vier Goldstücke haben! Für vier!". Chada drehte sich um und lächelte ihn breit an: "Na, wenn das so ist... Das Geschäft gilt!"
Zusammen mit Thorn war sie , nachdem sie sich von den anderen getrennt hatten, zum freien Markt aufgebrochen. Während Kram und Eara nach Nord-Osten gegangen waren (Wie es ihnen wohl erging?), sollten sie dem Süden des Landes Frieden bringen. Doch um eine solche Übermacht an Kreaturen zu bekämpfen, mussten sie sich erst einmal bessere Waffen kaufen. Also waren sie nach hier gekommen.
"Wollen wir dann?", Thorn stand wieder neben ihr. "Gors sterben nicht von alleine!"
Sie nickte entschlossen. "Los geht's!"

Marn
"Hab' ich dich!", rief Marn entusiastisch. Er zog- und auf seinen Schoß fiel ein farbenfroher, in der Sonne glitzernder Fisch. "Ein guter Fang heute!", freute er sich und warf den Fisch in hohem Bogen in den Eimer den er aufgestellt hatte. In diesem tummelten sich schon viele Fische. Sein Boot schaukelte sanft auf den Wellen und die Sonne schien in seinen Nacken. Es war Zeit nach Hause zu fahren.

"Vater, du bist wieder da!", rief Maria erfreut. "Hallo Maria! Schön dich wiederzusehen. Hat Mutter etwas schönes zu Essen gemacht?", erwiderte Marn mindestens genau so froh und drückte sie an sich. "Natürlich, was glaubst du denn? Komm mit!"
Als die Familie bei Tisch saß, fiel Marn eine vermummte Gestalt draußen in der Hitze auf. "Wer ist das denn? Ich gucke mal nach...", flüsterte er und ging hinaus.
"Hallo!", begann Marn- keine Antwort. "Ähm, Hallo!", sagte er etwas lauter. "Wollen sie nicht herein kommen, hier muss es doch furchtbar heiß sein...", und noch während er die Worte aussprach, nahm der Fremde die Kapuze ab. Darunter war ein rotes, hässliches, kleines Gesicht. Böse Augen starrten Marn an und parlysierten ihn auf der Stelle. Er fiel auf die Knie und ein rostiges, scharfes Schwert häherte sich seiner Kehle.
"Lass es schnell gehen", betete Marn, doch anstatt des erwarteten Schmerzes hörte er einen dumpfen aufprall. "Nicht einfach so Pazifisten angreifen, Jüngelchen!", ertönte eine feste Stimme. Marn öffnete ein Auge und sah einen kleinen Zwerg, der sich zwischen ihn und die Kreatur gedrängt hatte. Zitternd stand er auf, griff sich einen Stock und trat an die Seite seines Retters. Seine Beine fühlten sich an, als ob sie jeden Moment zusammenbrechen würden. War das Angst, was er in den Augen des Zwerges sah? Warum? "Flieh! Nimm deine Familie mit und fliehe dann zur Rietburg! Beeil dich!", wies ihn der Zwerg an. Obwohl Marn sich nicht gut dabei fühlte, rannte er zum Haus und alamierte seine Familie. Sofort sammelten sie ihr Hab und Gut ein und gingen los.
Als sich Marn noch einmal umdrehte sah er, wie der Zwerg und die Kreatur einen blutigen Tanz beschrieben: der Zwerg sprang über das Schwert seines Kontrahenten und zog ihm ein Bein weg, worauf dieser hinfiel, jedoch im Fallen in die Kniekehle des Zwerges trat. Als das Schwert der Kreatur auf dessen Kopf niedersauste, rollte sich dieser ab und warf, als er wieder aufsprang seine Axt nach dem Gegner. Dieser blockte sie noch nicht einmal ab: sie knallte gegen die Rüstung der Kreatur und richtete keinen Schaden an. Der Zwerg stand nun ohne Waffe dar und das Monster kam auf ihm zu. Marn hätte ihm gerne geholfen, doch er führte die Anweisung letzten des Zwerges aus. Jetzt war es an der Zeit zu rennen.

Thorn
"Thorn? Thorn! Du bist es! Ich freue mich so sehr, dich zu sehen", rief Thorn's Mutter, glücklich, umarmte ihn und strich ihm das Haar aus dem Gesicht. Etwas rot im Gesicht löste dieser sich und guckte zu Chada. Musste sie immer so einen Aufstand machen? Etwas verlegen sagte er: "Mutter, das ist Chada vom Volke der Bewahrer. Sie hilft mir das Land zu verteidigen..." "Oh, wirklich? Das ist ja nett von ihr! Wusstest du, da-", doch bevor sie noch irgend etwas peinliches sagen konnte, griff Thorn ein: "Und das, Chada, ist Nan, meine Mutter." "Hallo!", sagte Chada freundlich. Thorn registrierte, dass ihr Mundwinkel amüsiert zuckten. Ihm wurde plötzlich sehr heiß und das lag nicht an der prallen Mittagssonne. "Wollte ihr nicht herein kommen? Mein Gatte, Maes, ist gerade auch da. Ach, und Betram auch. Er wird sich freuen dich zu sehen. Ihr könnt mit uns essen." Dieser Bitte kamen unsere beiden Helden natürlich zu gerne nach.
Wenig später, als sie vor einer dampfenden Bohnensuppe saßen, klärten Chada und Thorn seine Eltern und Betram über die Lage auf: "Im Land ist eine riesige Kreaturen-Welle. Sie breitet sich vom Gebirge aus. Wir, das heißt Chada und ich, sind für den süden des Landes verantwortlich. Ich hoffe, dass wir herauskriegen, wer dahinter steckt.", erklärte Torn schmatzend. Die Familie nickte verstehend. "Und wer kümmert sich um den Norden?", fragte Betram interessiert. "Eara, eine Zauberin aus Hadria, und Kram, ein Zwerg aus den Tiefenminen.", antwortete Chada. "Wir sollen dort bleiben beschützen, bis wir andere Anweisungen kriegen."
Thorn hatte in der Zwischenzeit aufgegessen und die Sachen zusammen gepackt. "Wir müssen dann wireder los...", sagte er mit leicht gebrochener Stimme. "Sicher, dass ihr nicht noch bleiben wollt?", fragte Nan. "Nein, tut mir leid. Sonst geraten die Kreaturen außer Kontrolle.", erwiderte Chada bekümmert. Sie gingen aus der Tür, wobei sie den Kopf einziehen mussten, da sie sehr niedrig war, und ins Freie. Dann setzten sie einen Fuß vor den anderen. Thorn blickte zurück und sah, wie drei Gestalten am Haus standen. Dann verschwanden sie.

Kram
Kram dämmerte herum. Zaghaft und schwach öffnete er ein Auge und ließ seinen Blick schweifen. "Gebt ihm Mohnblumensaft", brummte ein Zwerg mit einer grauen, weiten Robe. "Knar? Bist du das?", flüsterte Kram erschöpft. Doch der Zwerg blickte ihn nur flüchtig an. Dann kam ein junger, braunhaariger Zwerg und schüttete Kram den Saft in den Mund. Sofort umfing ihn eine wohlige Wärme und obwohl er wach bleiben wollte, merkte Kram, wie ihn die sanfte Dunkelheit des Schlafes umhüllte. "Schlafe jetzt, mein Freund", hörte er noch eine Stimme sagen, dann wurde er ohnmächtig.
"Schlaaafe! Schlafe!", sang ein Chor von Stimmen in Krams Ohr. Es wurde immer schriller und unerträglicher, bis Kram meinte, es nicht mehr ertragen zu können. Rotes Licht zuckte vor seinem Auge. Dann schlug er es auf. Was er sah schockierte ihn noch mehr. Er sah sich selbst, wie er über der kalten Leiche seines toten Onkels kniete und Tränen vergoss.
Sein 5-Jähriges Ich blickte verzweifelt auf und rief nach seiner Mutter, die sofort angelaufen kam und ihren Jungen in den Arm nahm. "Schlafe jetzt", flüsterte sie.
"Schlaaafe!", ertönte der Chor wieder. Und die Szene wechselte auf einmal. Kram sah roten Himmel und sich selbst, mit 13 Jahren. Er trug einen Speer und ein Schild und machte ein verzweifeltes Gesicht. Mit Mühe versuchte er, den Speer fest zuhalten, während sein Gegner, ein anderer Zwerg, schon munter einige Kunststücke vollführte. Alle Zuschauer lachten und buhten, als Krams Kontrahent einen Stoß vollführte und ihn damit automatsisch außer Gefecht setzte. Sein Gegner kam zu ihm und flüsterte: "Du bist schwach! Aus dir wird nie ein Kämpfer, geschweige denn ein richtiger Schildzwerg werden." Immer schneller zogen die Szenen vorrüber. Kram sah, wie er wegen seiner Herkunft gehänselt wurde und wie er sich durch sein Leben kämpfte. Er sah, wie er anfing in der Mine nach Erzen zu schürfen und sich langsam hochkämpfte. Dann kam es, wie es kam: Feuer! Sein Ich wollte gerade mit seiner Ware den Schacht wieder hochlaufen, als orangenes Licht die Gänge erfüllte und ihn blendete. Dann wurde es heiß... Kram wollte sich gerade in Sicherheit bringen, als ein Feuerstoß aus dem Berginneren kam. Doch dieser machte nichts; er glitt geradewegs durch Kram hindurch.
Doch sein anderes Ich wurde voll erwischt: sein ganzer Arm war schmerzlich verbrannt.
Er kauerte auf dem Boden und schrie um Hilfe während er ohnmächtig wurde. Es umfing Kram wieder Dunkelheit, durchsetzt von Bildern der Brandblasen. Diese errinerten ihn an etwas...
Es war ein Kampf gewesen, gegen einen Skral. Sofort sah er sich wieder in den Tag hinein versetzt. Er sah sich die Narne entlanglaufen und frählich pfeifen. Dann blieb er angewurzelt stehen. Unten, bei den Booten, näherte sich ein Skral einem hilflosen Menschen. Kram rannte den hang hinab und rammte den Skral, der im inbegriff war, den Fischer zu töten heftig von der Seite. Dann nahm er den Kampf mit dem Skral auf, obwohl er wusste, dass er nicht gewinnen konnte. Aber dann hätte der Mensch wenigstens die möglichkeit zu fliehen. Er sah sich mit dem Skral kämpfen, doch dann schmiss sein Ich die einzige Axt gegen den Skral, in der hoffnung, ihn zu töten. Nichts dergleichen passierte. Statdessen marschierte der Skral nun siegesgewiss auf sein Ich zu. Kram versuchte, den Skral umzuwerfen, fiel jedoch einfach durch ihn hindurch. Dieser packte nun den Zwergen am Hals und hielt sein Schwert bereit, doch Kram trat ihm in den Bauch und beide fielen zu Boden. Sofort hatte der Skral jedoch wieder die Oberhandt: obwohl der Zwerg ihn auf dem Boden festgenagelt hatte, gelang es dem Skral, einen Dolch zu ziehen und damit den Arm seines Gegners aufzuschlitzen. Dieser heulte auf und der Skral warf ihn von sich herunter. Der gezogene Dolch näherte sich dem Hals des
Zwerges, der spanisch mit dem Kopf ruckte. Doch auf einmal glühte der Skral in hellem, gleißendem Licht auch und wurde von ihm herunter geschleudert. Dann rührte er sich nicht mehr. Es hob jemand sein Ich auf- Kram wusste nicht wer, er war zu diesem Zeitpunkt schon halb Tot, also konnte er ihn nicht mehr erkennen. Danach erinnerte er sich an nichts mehr.


Kapitel III: Der Brief

Brandur
"Unsere Späher berichten, dass Kram verwundet wurde. Sehr schwer. Er wird gerade von den Zwergen behandelt. Eara ist mit ihm gekommen. Das heißt, sie kann die Kreaturen im Land der Zwerge schon abfangen. Doch gerade jatzt fällt deswegen unsere Ost-Front. Die Kreaturen haben die Brücke zum Wachsamen Wald zerstört. und sind zahlreich in das Land eingedrungen.", berichtete Lar besorgt. Brandurs Gedanken rasten. Was sollte er tun? "Wir müssen die Kreaturen aufhalten. Ich werde ausziehen, um den Helden bei zu stehen.", schlug Prinz Thorald, Brandurs Sohn, mit gewichtiger Mine vor.
"Das wäre zu gefährlich.", wandte Brandur besorgt ein. "Wir könnten besser...", ja was könnten sie den besser? Was? Brandur fuhr sich mit der Zunge über die Lippen.
"Wir könnten den Helden die Aufgabe übertragen, eine Botschaft zum Baum der Lieder zu schicken.", schloss er. Dann wandte Brandur sich wieder an Lar. "Welche Kreaturen wurden gesichtet?", fragte er. "Wir haben nur Gors erspäht", antwortete dieser. Brandurs Herz füllte sich mit Hoffnung. Gegen Gors würde es ein leichtes sein, die Botschaft zu überbringen. Gerade, als er die Audienz für beendet erklären wollte, flog die Tür zum Saal auf. Zwei Wachen stürmten herein. Zwischen ihnen eine Familie, bestehend auf einem Mann, einer Frau und einem Mädchen. Brandur musterte sie skeptisch. Von Kopf bis Fuß. Sein Blick glitt über die aufgerissenen Augen, die sonnen verbrannten Leiber und blieb an der zerissenen Kleidung hängen. Er zog eine Augenbraue hoch. "Ja?", fragte er kurz angebunden. Was konnten sie hier wollen? "Herr, uns wurde unser Heim entrissen!", plapperte der Mann, ein mittel alter, schwarz haariger Andori, los. "Wir wollten gerade essen, als wir von einem schrecklichen Wesen überfallen wurden."
"Wie sah es aus?", Brandur fixierte den Andori unbarmherzig mit seinen stählernen Augen. Komischerweise wich dieser seinem Blick nicht aus, sondern hilt ihm stand. Er war also kein Lügner. "Es war groß mit einem Schwanz. Es hatte einen kleinen Kopf und kleine Ohren. Außerdem war seine Haut rot.", berichte der Andori. "Hatte es Klauen?", fragte Lar. Der Mann schüttelte den Kopf. Brandurs Blick verfinsterte sich. Auch Skrale trieben im Land ihr Unwesen. "Schickt einen Boten zu Chada und Thorn, sie sind irgendwo im Rietland. Findet sie und gebt ihn einen Brief von mir."
Dann ging mit wehendem Umhang aus dem Saal. Sein Herz hämmerte gegen seine Brust, während er sich in die Schreibstube begab. Konnte es noch schlimmer werden?

Eara
Die Nachtluft fühlte sich kalt auf der Haut an. Eara zog ihren Mantel aus Schafsfell enger. Jedoch war dies nichts gegen die eisigen Winde von Hadria. Hadria... Hoch im Norden, verborgen vor den Blicken derer, die nicht eine große Reise wagten, lag die Insel der Magie im Meer. Hier war Eara aufgewachsen. Ihre Familie war weder besonders reich, noch besonders arm gewesen. Eine ganz normale Familie. Dann, eines Tages, als Eara auf einer Wiese saß geschah es. Sie wirkte Magie. Sobald das bemerkt wurde, wurden umgehend ein paar stärkere Magier kontaktier, um sich Eara anzunehmen. Diese war eine stille, schnelle und konzentrierte Schülerin, von der man unmöglich nicht begeister sein konnte. In Gedanken versunken, bemerkte sie nicht, wie sich jemand näherte. Dann trat die kleine Gestalt neben sie. "Er schläft jetzt. Er hat Mohnblumensaft bekommen. Obwohl er einiges abbekommen hat, wird er sich wieder erholen.", sagte die Gestalt. Eara fiel ein Stein vom Herzen. "Hast du ihn denn gesehen?", hakte sie nach. "Natürlich. Doch es gibt jetzt wichtigeres zu tun. Der Fürst will dich sprechen. Ach ja, mein Name ist Knar. Ich soll dir, während deiner Zeit hier, zu Diensten sein, um dir jede Annehmlichkeit zu beschaffen.", damit drehte sich der Zwerg um, und lief wieder durch den Eingang zur Mine herein. Eara beeilte sich, ihm zu folgen. Nach kurzer Zeit holte sie ihn ein. "Was will der König denn?", fragte sie besorgt. "Dir danken. Dich nach Informationen fragen. Ich weiß es nicht.", lautete die Antwort von dem (Wie Eara jetzt registrierte.) schwarzhaarigem Zwerg. Eara zog den Kopf ein, um ihn sich nicht an der niedrigen Decke zu stoßen. Dann weitete sich der Gang und mündete in eine große Halle. "Euer Ehren, Eara, Zauberin aus Hadria. Ihr habt nach ihr verlangt.", mit diesen Worten verließ der Zwerg, mit erstaunlich schnellen Schritten, die Halle. Seine graue Robe raschelte noch einmal, und dann hörte man ihn nicht mehr. "Du bist Eara? Ich habe dich erwartet. Tritt bitte vor.", ertönte eine tiefe, wohlklingende, wenn auch gebieterische Stimme, die keinen Wiederspruch duldete. Sie kam aus dem Thron, am anderen Ende des Saales. Eara ging mit festen Schritten nach vorne, bis sie den Zwergen in seinem Thron sitzen sehen konnte. Sie musterte ihn mit klaren Augen und registrierte wachsame Augen, starke Muskeln und eine Axt, die an die Armlehne des Sessels gekettet war. "Fürst Hallgard.", sprach sie. "Es ist mir eine Ehre."
Fürst Hallgard war ein kräftiger Zwerg, mit grau-blonden Haaren, grünen Augen, die Eara an Blätter im Frühling erinnerten, und einem drahtigen Oberkörper, der unter seiner blauen Robe hervorstach. Er trug eine goldene Krone, in die allerlei Edelsteine eingearbeitet waren. Sie zeigte auch die vier mächtigen Schilde aus alter Zeit. Irgendwie
erinnerte der Fürst Eara sehr an einen Löwen. Schrecklich im Kampf und Königlich außerhalb. "Eara, erst möchte ich den Dank unseres Volkes aussprechen. Ohne dich wäre Kram nicht mehr am Leben. Wenn es dir nach etwas verlangt, so sprich nur und dein Wunsch wird dir erfüllt. Dann würde ich gerne die Geschichte, die du erlebt hast erfahren. Meine Wächter berichteten mir von einem Skral, was zugegeben Furcht einflößend, jedoch ausgemachter Unsinnt ist..." Eara runzelte die Stirn und wandte ein:
"Nein, es stimmt. Es war ein Skral.Gerade, als er Kram töten wollte, konnte ich ihn mittels Magie herunter werfen, um ihm so das Genick zu brechen."
Hallgards Augenbrauen zogen sich zusammen: "Wenn das so ist, dann stehen uns schwere Zeiten bevor. Uns allen. Ich werde über diese Neuigkeit mit meinen Beratern diskutieren. Du darfst gehen, oder mit diskutieren. Wie es dir beliebt. Doch zuerst muss ich..." Erstaunlich schnell kletterte er von seinem Thron herab und lief zur Tür. Dann rief er einer Wache zu: "Schließt das Tor. Haltete es geschlossen. Niemand betritt die Mine, ohne mein Wissen." Diese Verbeugte sich und ging im Eilschritt einen Gang hinunter, während sie den anderen Wachen befehle zurief. Hallgard seufzte: "Ich fürchte, es wird viel Übel über uns kommen."

Melkart
Die Sonne schien hell durch die Blätter hindurch und hüllte alles in eine wohlige Wärme. Die Buchstaben auf dem Blatt, welches Melkart gerade las, schienen sich zu drehen und zu verschwimmen. Er schüttelte den Kopf, um wieder klare Gedanken zu fassen, doch er war sehr müde. Seit Monaten hatten sie, auf Bitten der Schildzwerge, nach dem Verbleib der mächtigen Schilde aus alter Zeit gesucht. Melkart war Schritt für Schritt die Schriftrollen am Baum der Lieder durchgegangen, war jedoch noch nicht auf einen glaubwürdigen Hinweis gestoßen. Dass der Text in der alten Sprache geschrieben war, machte es natürlich auch nicht leichter ihn zu lesen. "...Es soll dem Drachen, der es erschuf, zu Füßen legen, bis ware Helden es finden...", entzifferte er mühsam. Was für ein Unfug! Es gab schon lange keine Drachen mehr. Tarok, der letzte von ihnen, hatte sich in das Gebirge zurück gezogen. Melkart legte das Pergament beiseite und griff nach einem Becher Wein. Beiläufig fragte er dabei: "Was willst du hier? Ich dachte du solltest nach unseren Kundschaftern Ausschau halten..." Aus einer dunkelen Ecke trat eine junge, grün gekleidete Frau. "Das ist es ja gerade. Eine Woche ist vergangen und niemand ist zurück gekehrt.", sagte sie besorgt. "Wir wissen nicht, woran es liegen könnte. Außer an den Kreaturen, doch dann wären diese unglaublich agressiv. Wir müssen uns auf jeden Fall in Acht nehmen." "Da hast du Recht. Ich möchte, dass du unsere Wache verstärkst und einen neuen Kundschafter Trupp zusammen stellst.", befahl ihr Melkart. Die Frau nickte und verschwand. Wieder allein in seinem Gemach, setzte er sich auf sein Bett und dachte nach. Wieso kamen die Kreaturen jetzt wieder heraus? Gab es einen Unruhestifter in der Gegend? Oder war... war der Drache doch nicht mehr ganz so zurückgezogen, wie alle glaubten?

Chada
"Duck dich!", zischte Chada Thorn zu.Sofort tauchte dieser wieder ab, wobei das Gebüsch, in dem sie sich versteckten leise raschelte. Ihr Ziel- ein Skral, soweit sie es beurteilen konnt (Was machten Skrale in Andor?!?)- fuhr herum, zückte einen gezackten Dolch und warf ihn in das Dickicht. Chada ließ sich auf den Boden fallen, doch von ihrem Kameraden hörte sie einen lauten Schmerzensschrei. Mit zusammengepressten Lippen musterte Thorn seine rot glänzende Hand. Dann riss er die Klinge mit einem unterdrücktem Fluchen herraus. Siegesgewiss kam der Skral auf sie zumarschiert. Schnell kletterte Chada auf einen nebenstehenden Baum. Die Kreatur sah Thorn, der begriffen hatte, was Chada wollte, und tat, als ob er ohnmächtig würde. Das Monster bückte sich und hob das Messer auf. Chada legte einen Pfeil an, atmete einmal tief durch und zielte sorgfältig.

"Wärst du von Anfang an unten geblieben, wäre das alles nicht nötig", beschwerte sich Chada, während sie die Wunde reinigte. Was war er auch immer so unvorsichtig...
"Das hast du mir auch viel zu spät gesagt. Ich verstecke mich normalerweise nicht in Büschen, doch für dich kann ich natürlich nicht sprechen", erwiderte Thorn hitzig. Die Wunde musste wirklich sehr schmerzhaft sein, eigentlich war er nicht so unhöflich. "So, fertig", sagte sie, um das Thema zu wechseln. Schnell und geschickt verband sie die Hand. "Du wirst die Hand die nächsten paar Tage nicht benutzen können"
Thorns Miene verfinsterte sich, kampfunfähig zu sein, schien ihm nicht zu gefallen.
"Geh schon mal schlafen, du brauchst Ruhe", riet ihm Chada. Er nickte und lehnte sich mit dem Rücken an den Brunnen, an dem sie rasteten. Chada baute währenddessen das Zelt auf. Als es fertig war, nahm sich Thorn eine Decke und ging in die provisorische Unterkunft.

Lange nach Sonnenuntergang saß Chada noch alleine an der Feuerstelle. Ihre Gedanken kreisten. Um Melkart, ihren Herrn, um ihre Familie und um das Rätsel, wieso Skrale in Andor umher streiften. Plötzlich knackte es. Aus den Augenwinkeln sah Chada zwei Gestalten auf sie zukommen. Sofort schnappte sie sich ihren Bogen und legte einen Pfeil auf. Die Gestalten kamen weiterhin auf sie zu. Sie sah klauen im Mondlicht blitzen und gierige, böse Augen glänzen. Die erste Kreatur trat in den Schein des Feuers. Der Gor bleckte die Zähne und knurrte mit polternder Stimme: "Eine Andori. Allein in der Nacht. Hahaha-" Weiter kam er nicht. Er kippte rückwärts um und blieb so liegen. Chada legte noch einen Pfeil auf die Sehne. "Thorn? Wach auf!", schrie sie. Nichts rührte sich. Fauchend kamen nun auch das andere Monster näher. Chada schoss noch einmal. Doch diesmal war die Kreatur vorbereitet. Schnell sprang sie zur Seite. Dann stürmt sie auf Chada zu. Schnell wie der Wind zog Chada noch einen Pfeil aus dem Köcher und schoss ihn ab. Ein zweiter Gor sackte leblos zu Boden. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht drehte Chada sich um- und blickte in die Augen eines dritten Gors. Ihrem Mund entwich ein Schrei, als sie rückwärts ging und stolperte. Die Kreatur wollte sie anspringen, wurde jedoch von kräftigen Armen gepackt, die einmal kurz ruckten und damit das Leben des Monsters beendeten. "Thorn?", fragte Chada. "Ich suche Thorn. Thorn und Chada", antwortete eine kräftige Stimme. Dann kam ein großer Mann, der die Zeichen des Königs auf seiner schwarzen Leder-Rüstung trug, zu ihr, um ihr beim Aufstehen zu helfen. "Ich nehme an, du bist die, die ich suche?", fragte er mit einem leisen Lächeln. "Wer bist du?", wollte Chada wissen. "Ich bin Lar. Späher des Königs. Ich soll euch diesen Brief geben. Ihr müsst ihn zu den Bewahrern bringen, denn die Lage ist ernst. Die Kreaturen sind zahlreicher denn je. Sie haben die Hängebrücke zerstört. Jetzt versuchen sie, die Bewahrer auszulöschen. Ihr müsst sie warnen. Bringt den Brief auf dem schnellsten Weg zum Baum der Lieder. Doch die Kreaturen wissen von der Botschaft. Sie werden, wenn sie nah genug an euch herankommen, den Brief zerstören, auch wenn es ihr Leben kostet. Also nehmt euch in Acht!" Und damit verschwand der sonderbare Mann wieder, ohne dass Chada ihm für die Rettung hätte danken können.

Thorn
Thorn schreckte auf und putzte sich mit dem Ärmel das Wasser aus dem Gesicht. "Wofür war das denn?", meckerte er. Chada antwortete, während sie den Eimer auf den Boden stellte: "Ich wollte dich nur aufwecken. Du hast auf nichts reagiert, also habe ich mich zu... primitiveren Methoden herabgelassen." Dann wechselte sie das Thema: "Wie geht es deiner Wunde?" Sie wickelte den Verband ab und machte große Augen. Die Verletzung war fast vollständig verheilt. "Meine Haut reagiert irgendwie auf Wasser. Sobald die Wunde gereinigt ist, fängt sie an in schnellem Tempo zu verheilen.", erklärte ihr Thorn. Das war schon immer so gewesen. "Dann brechen wir jetzt auf", verkündete Chada entschieden. "Ein Späher hat uns einen Brief gegeben. Gestern Nacht. Er sagte, wir sollten ihn zum Baum der Lieder bringen. Da die Hängebrücke zerstört wurde, werden wir uns einen Weg durch die Kreaturen im Land der Schildzwerge bahnen müssen." Thorn nickte und stand auf. Und so begann ihre Reise.

Sie wanderten gerade durch den Rietwald, als sie Zweige knacken hörten. Chada machte eine schnelle, fieberhafte Handbewegung und wies auf einen Baum, dann kletterte sie katzenhaft herrauf, dann war Thorn an der Reihe. Während dessen waren die Geräusche lauter geworden. Thorn sah rote Haut durch einen Busch stechen. Verzweifelt suchte er mit seinen Füßen Halt, doch er fand keinen. Die Geräusche wurden noch lauter, jetzt konnte man Gelächter hören. Noch immer fand Thorn keinen Ast, um höher zu klettern.
Da beugte sich Chada nach vorne, zog einen Pfeil und schoss ihn in den Baum. "Was war das?", hörte Thorn eine raue Stimme in der Nähe. Schnell stieg er mit dem Fuß auf den Pfeil und zog sich hoch. Dann kamen 5 Gestalten in Sichweite. "Hier ist jemand!", knurrte ihr Anführer, ein Skral. "Sucht ihn, sucht ihn. Lasst ihn schreien."
Die Gestalten schwärmten aus, nur der Skral blieb auf der Lichtung. Dann entdeckte er den Pfeil. "Na so was! Ist unser Gegner etwa ein Eichhörnchen?", rief er. "Ha! Auf welchem Baum versteckst du dich?" Und er begann den Baum zu erklimmen. Der Skral würde sie bald finden, wenn nichts passierte. Thorn überlegte angespannt. Dann griff er sich Chadas Bogen und nahm einen Pfeil. Er schoss sie in ein benachbartes Gebüsch. Der Skral hörte das Rascheln und ließ sich fallen. "Hier ist er lang!", schrie er vorfreudig. "Mir nach!" Die Gruppe verschwand und ihre Geräusch klangen nun weniger nahe. Erst einige Minuten später ließ sich Thorn vom Baum fallen. "Hör zu"; sagte Chada besorgt. "Du musst diese Kreaturen unbedingt aufhalten, sie sind eine ernste Bedrohung für die Rietburg. Ich gehe dann weiter, um das Pergament zu überbringen." "Dann bist du aber ungeschützt", wandte Thorn ein. "Also bitte, ein bisschen kämpfen kann ich auch noch. Und vielleicht treffe ich ja Eara oder Kram, dann bin ich nicht alleine." "Also gut. Wenn du dir etwas in den Kopf gesetzt hast, kann man es dir nicht mehr austreiben. Aber Chada..." "Ja?" "Pass auf dich auf."

Kapitel IV: Die Schlacht

Eara
"Schön langsam", warnte Eara. "Deine Muskeln haben sich bestimmt abgebaut." Langsam stand Kram auf. Dann setzte er einen Fuß vor den anderen. "Er scheint wieder gesund zu sein", diagnostizierte Knar erleichtert. "Wenn ihr wollt, könnt ihr morgen aufbrechen." "Das müssen wir auch. Andor musste lange ohne uns auskommen. Am besten wäre es, wenn ich schon heute gehe und Kram hierbleibt", erwiderte Eara. Dann setzte sie, als sie Krams Gesicht sah, noch schnell hinterher: "Aber nur für einen Tag..." "Nur für keinen Tag würde mir besser gefallen", grummelte Kram beleidigt. "Du hast leider Recht. Noch kann ich nicht aufbrechen." Eara nickte. "Ich breche heute Abend auf", sagte sie bestimmt. Dann drehte sie sich um und verließ den Raum.

Es klopfte. "Herein!", rief Eara. Die Tür ging auf und Knar kam herein. "Hier sind ein paar Sachen, um die du gebeten hast", fing er an. "Das Amulett soll deine Geisteskraft stärken und der Ring deine Konzentration. Aber was willst du damit anfangen? Das funktioniert doch nicht." Eara lächelte. Diese Sachen waren für sie so gut, wie legendäre Waffen für andere. "Lass das mal meine Sorge sein. Danke dafür", sagte sie.

Später am Abend war Eara endlich fertig und trat, nachdem sie sich verabschiedet hatte, aus den Toren der Mine. Sie blinzelte in die untergehende Sonne und sah mit schrecken, wie sich Kreaturen am Horizont abzeichneten. Schnell schlug sie den Weg zur Marktbrücke ein. Noch während sie lief, bemerkte Eara, dass mehrere Gestalten auf der Brücke standen. Eara beschleunigte das Tempo ihrer Schritte und kam bald an ihrem Ziel an. Von hier aus konnte sie etwas sehen, aber nicht gesehen werden. Auf der Brücke standen drei Skrale und - Chada! "Hier ist niemand! Schrei doch um Hilfe, keiner wird dich hören. Gib uns den Brief und wir lassen dich vielleicht laufen", knurrte einer der Skrale. Doch weiter kam er nicht, da er in die Luft geschleudert wurde und unsanft wieder zu Boden fiel. "Was sind das für Tricks? Schnappt sie euch!", schrie er zornig. Doch Chada zog einen Pfeil und tötete den Skral, der ihr am nächsten stand. Blitzschnell ließ sie ihren Bogen fallen und zog ihr Jagdmesser, um sich gegen den anderen Skral zu verteidigen. Dieser wurde, als er zum Schlag ausholen wollte, aber von einem Blitz getroffen. Jetzt rappelte sich der Skral vom Anfang wieder auf, doch er guckte sich um und zischte bösartig: "Das ist kein Sieg. Wir kommen wieder. Stärker, zahlreicher. Möge Schande über deine Familie kommen, Zwietracht über dein Volk und Verzweiflung über Andor! Ich diene einer Macht, die du nicht begreifen kannst. Du kannst uns nicht aufhalten." Und dann sprang er von der Brücke in den Fluss, um sich davon treiben zulassen. Bald sah man ihn nicht mehr.

Melkart
"Los, los, los! Wir müssen die Streitkräfte im Westen verstärken!", wies der Anführer des Trupps seine Untergebenen eindringlich an. Sofort verschwanden die Krieger in die besagte Richtung. Überall hörte man schreie, es fühlte sich an, als würde die Luft brennen. Melkart saß im Schneidersitz auf dem Boden, den Blick in die Ferne gerichtet.
Vor seinem geistigen Auge fiel er vom Himmel und hatte nun einen ungetrübten Blick über das geschehen. Er sah seine Armee den Baum verteidigen und Gors sowie Skrale über die Hügel strömen. Längst war der wachsame Wald eine verwüstete Ebene geworden. Noch konnten sich die Bewahrer der Kreaturen erwehren, doch bald würde ihre Verteidigung zu nichte gemacht werden. Doch dies war der Plan.
In der Zwischenzeit sollten die Bauern und Zivilisten auf versteckten Wegen zur Hängebrücke gehen. Dann würden sie Brandur warnen, damit er den Bewahrern Unterstützung schickte. Doch bis dahin mussten die Krieger des Volkes durchhalten. Wo benötigten sie Hilfe? Dort, im Unterholz bewegte sich eine Gruppe von Skralen von hinten auf die Verteidigungsanlagen zu.
Melkart stand auf und beeilte sich, zu dem Ort hinzukommen. Sofort folgte ihm seine Leibwache. Zusammen kamen sie bald bei der Skralgruppe an. Sofort erschoss Kora, seine treuste Wächterin und Anführerin der Wache, einen von ihnen. Die anderen wollten auf sie zurennen, doch Melkart murmelte einen Zauber, und sie wurden zurückgestoßen. Noch während sie sich aufrappeln wollten, benutzte Melkart ein zweites Mal Magie. Er spürte, wie eine Woge der Kraft seinen Körper verließ, jedoch tat es die gewünschte Wirkung. Überall kamen Pflanzen aus dem Boden und schnürrten sich um die Feinde, sodass sie weder schlagen, noch laufen konnten. Melkart nickte seiner Wache zu, während er sich seine Feldflasche vom Gürtel nahm. Die Zauber hatten ihn viel Kraft gekostet... Er nahm einen kräftigen Schluck und spürte, wie seine Energie zurückkehrte. Auf einmal schrie jemand: "Hier ist er! Melkart! Gebiet O 3!"
Dann wurde sein Schrei zu einem Gurgeln und erstarb schließlich ganz. Kora zog ihren Dolch wieder aus dem Skral herraus. "Wir müssen euch hier fort bringen, Herr. Ihr seid in Gefahr." Seine Wächter stellten sich sofort zu viert um ihn, während immer zwei sich in jede andere Richtung stationierten. In dieser Formation schlug die Gruppe den Weg nach Westen ein. Es war Still geworden, doch diese Stille wurde durch das triumphierende Knurren vieler Kehlen unterbrochen. Inzwischen war es dunkel. Melkart spürte die Unruhe seiner Gefährten und seiner selbst. Es war wieder so Still wie vorher. Etwas raschelte zu seiner Rechten. Sofort wurden Schwerter und Bögen auf das Geräusch gerichtet. "Melkart? Seid ihr das? Die Kreaturen haben sich zurückgezogen! Die eine Hälfte ist nach Westen, die andere nach Osten geflohen. Wir haben gewonnen!" Kora fauchte zurück: "Halt die Luft an. Das ist kein Sieg. Die Kreaturen sind auf der Suche nach uns." Auf einmal ertönte ein Zischen und ein Röcheln. Sofort wirkte Melkart einen Licht- und einen Schildzauber.
Der Bote vor ihnen war zusammengebrochen. Noch ein Zischen, doch jetzt wurde der Pfeil von dem Schild absorbiert. Melkart spürte seine Kräfte schwinden. "Wir müssen ihn finden. Sonst bringt diese Kreatur uns noch alle um!", stammelte er, während eine Schweißperle an seiner Stirn herrunter lief. Sofort kletterten seine Begleiter auf Bäume, um eine bessere Sicht zu haben. Nur 3 blieben bei Melkart. Das war es, worauf die Kreaturen gewartet hatten.
Sofort sprangen sie aus den Büschen ringsum und umkreisten sie. "Schmeckt nach Sieg", flüsterte einer und ging einen Schritt nach vorne. Doch plötlich kam eine weiße Kugel zwischen den Bäumen hindurch geschossen, zerbarste im Flug und traf einige der Kreaturen. Die Splitter, die vorbei geflogen wären, kehrten in ihrem Weg auf einmal um und trafen noch mehr. Sobald ein Splitter getroffen hatte, verwandelte er sich su einem schimmerndem Gefängnis, was die getroffene Kreatur einschloss. Sofort begannen seine Wachen die Feinde abzuschießen, worauf diese, obgleich genau so verwundert, wie die Bewahrer, auch angriffen.
Doch der Uhrheber der Kugel kam jetzt zwischen den Bäumen hervor und schoss noch einige Energiesphären ab. Getroffene Feine zuckten noch einmal, dann fielen sie auf den Boden. Jetzt kam auch der restliche Wachtrupp zurück und stieg in den Kampf ein. Melkart spürte, wie er schwankte. Sein Blick wurde glasig und er näherte sich der Erde. "Herr Melkart! Geht es euch gut?", fragte der unbekannte Helfer. "Ich habe eine Nachricht. Die Hängebrücke wurde zerstört! Der Rest vom Baum der Lieder kann diesen Weg nicht nehmen." "Der Rest? Nein! Das darf nicht wahr sein!", flüsterte Melkart entsetzt. "Woher wisst ihr das? Wir müssen sie sofort warnen." "Ich habe jemanden von eurem Volk getroffen. Ich habe auch bereits einen meiner Freunde ausgesandt, um die anderen Bewahrer zu warnen. Wie ihr seht, geht das nämlich gerade von uns aus nicht so gut. Wir müssen über euer Volk über die Flussquelle und die Bogenbrücke evakuieren." Und damit stürtzte sich der Unbekannte wieder in's Getümmel.

Marn
"Nein, nein! Ich mache es dir vor", lachte sein Lehrer. Dann führte er eine komplizierte Schlagfolge aus. "Und jetzt du." Konzentriert versuchte Marn die Schläge nachzuahmen.
"War das so richtig?", fragte er hoffnungsvoll. Doch sein Gegenüber antwortete nicht, sondern guckte nach Osten. Am Himmel erhob sich eine Rauchfahne. Sein Lehrer riss sich von dem Anblick los und sagte gezwungen: "Doch, das war gut. Geh du doch etwas essen; ich muss... nach etwas gucken." Die letzten Worte stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor- dann rannte er weg. Verwirrt sah Marn ihm nach. Dann ging er in die Kaserne, wo ihn sein Mittagessen erwartete. Das war so, seit er der Wache beigetreten war. Also direkt nachdem sie in der Rietburg angekommen waren. Es war zu dieser Zeit aufregende Arbeit, worüber Marn nicht unbedingt glücklich war, doch der Lohn war gut und der König gerecht.
"Darf ich?", bat eine ausdruckslose Stimme. Sein Lehrer stand neben ihm. Das Gesicht bleich, die Augen besorgt. "Sicher. Was bedrückt euch, Herr?", fragte Marn. Bekümmert begann sein Lehrer: "Ich hatte mal Freunde..." Sein blondes Haar spiegelte sich im Licht der Fackeln. "Doch jetzt nicht mehr. Nicht mehr viele, glaube ich." Was meinte er?
Marn war verwirrt. Sein Lehrer sprach weiter: "Du solltest wissen, wer ich bin. Ich bin als einer der Helden von Andor bekannt. Mein Name ist Thorn..." Als Marn etwas sagen wollte, winkte er ab." Die anderen Helden -meine Freunde- sind in den wachsamen Wald aufgebrochen, um die Bewahrer vor den Kreaturen zu warnen." "Aber sie werden doch wieder kommen", wandte Marn ein. "Wo liegt das Problem?" "Nun", sprach Thorn einem traurigem Lächeln. "Der wachsame Wald brennt! Und wir können nichts tun, da die Brücke zerstört wurde." Marn war bestürzt: Wie konnten die Kreaturen das nur schaffen? "Das tut mir Leid." Thorn schien ihn nicht zuhören: "Und auch hier werden die Kreaturen bald zahlreicher werden. Wir warten nur noch auf den Sturm, wenn Blut auf den Feldern klebt und Asche vom Himmel fällt!"

Chada
Chada sah Rauch vom Gebiet vor dem wachsamen Wald aufsteigen. Das konnte nichts Gutes bedeuten. "Folgt mir!", raunte sie ihrem Volk zu. Dann passierten sie die Flussquelle. Chada hatte ihre Kameraden gerade noch gefunden, kurz vor der Brücke. Gemeinsam hatten sie danach die Kreaturen umgangen, und waren hierher gekommen, da sie sich mit den restlichen Bewahrern treffen sollten - doch niemand war da. "Schlagt hier eure Lager auf!", wies Chada die anderen an. "Wir warten." Dann baute auch sie ihr Zelt auf und schlief ein.

"BUMM! BUMM!" Chada schreckte auf und stürzte aus ihrem Zelt. Brüllen erfüllte die Nacht, während die Dunkelheit zunahm. "Wacht auf!", schrie sie. "Wacht alle auf."
"Bumm!" Diesmal war das Geräusch lauter. In der Finsternis leuchteten Fackeln auf. "Die Kreaturen!", hörte sie eine Stimme. "Gott behüte uns", flüsterte sie entsetzt. Ein Tumult kam auf, ein Pulk von Leuten stürzte zu ihr nach vorne. Chada wollte ihren Augen nicht trauen: "Eara?" „Sind wir zu spät?“, fragte ihre Freundin lächelnd. Dann drehten sich beide zu den anstürmenden Horden um. „Was zum…?“, entfuhr es Chada. Unzählbar viele Skrale und Gors kamen auf sie zu, während die Bewahrer sich wieder im Rückzug befanden. Doch nicht das hatte Chada entsetzt: Jetzt sah man, dass auch von hinten Kreaturen kamen. „Wir sind eingekesselt!“, erkannte sie atemlos. Eara jedoch sah sich noch immer lächelnd um. „Ich glaube eher, dass die eingekesselt sind“, wandte sie vergnügt ein. Und dann sah Chada es auch. Von den Hängen der Berge strömten Massen von Zwergen. „Zum Kampf! Für die Bewahrer, für Andor!“, hörte sie jemanden rufen. Dann begann die Schlacht.

Kram
„Nimm das!“, schrie Kram und hieb seine Axt gegen einen Gor. Die Kreatur quiekte und ging zu Boden. Sofort ging Kram auf einen Skral los. Dieser wich seinem ersten Hieb aus. Plötzlich stieß Kram einen lauten Kampfschrei aus. Der Skral zuckte zusammen, worauf Kram seine Verteidigung leicht durchbrechen konnte. Dann leuchte die Luft auf, und alle Kreaturen wurden zurück geschleudert. Sofort flogen Pfeile auf sie zu, um ihnen den Rest zugeben. Vor Kram standen - Eara und Chada! Ohne ein Wort verstanden sie sich, und stürzten sich wieder in den Kampf. Kram warf eine kleine Axt auf einen Skral und stürmte auf ihn zu. Als noch andere Kreaturen hinzukamen, ließ er sich plötzlich auf den Boden fallen, und sofort wurden die Kreaturen von Blitzen und Pfeilen durchbohrt. Das Gleiche wiederholten sie viele Male, bis sie eine triumphierende Stimme hörten: „Die Kreaturen ziehen sich zurück! Sieg, wir haben gesiegt!“ Und wirklich: Es waren nur noch vereinzelt Kreaturen auf dem Schlachtfeld. Die Bewahrer und Zwerge brachen in Jubel aus. Endlich! Sie hatten gewonnen!

Der Abend war herein gebrochen. Vögel zwitscherten in der Luft, und Grillen zirpten im Gras. Eara, Kram und Chada saßen vor der Mine. „Woher wusstest du eigentlich, dass wir in Schwierigkeiten waren?“, fragte Chada neugierig. Kram überlegte kurz und antwortete dann: „Das kann dir Eara besser erklären.“ Chada sah sie fragend an. „Das ist eigentlich schnell erzählt. Ich wusste schon vorher, dass wir wahrscheinlich in der Unterzahl waren. Deswegen habe ich einen Boten von den Bewahrern losgeschickt, um die Schildzwerge um Hilfe zu bitten. Mehr nicht.“ Sie saßen wieder schweigend da. Kram blickte gen Himmel. Die Sterne funkelten, und die letzten Strahlen der Sonne verblassten im Westen. In der Ferne sah man die Konturen der Rietburg im Licht. Ihr Anblick erfüllte Kram mit Zuversicht. Er und seine Freunde würden auch das nächste Abenteuer bestehen. Und alle, die darauf folgen würden…

Epilog

Hoch in den Bergen blickte eine vermummte Gestalt auf den Ausgang der Schlacht hinab. Sie war ganz in schwarz gekleidet; ihr Gesicht war von Schatten verborgen. Nur zwei glühende Augen waren zu sehen. Zornesadern traten an den Schläfen von ihr hervor, und schwarzer Rauch sammelte sich um sie, als sie ansah, wie die Kreaturen geschlagen flohen. Dann fuhr sie herum. Ein Skral näherte sich gebückt. „Es ist uns missglückt, Herr“, stammelte er. „Wir wurden in eine Falle gelockt. Die Zwerge…“ „Schweig“, herrschte ihn die Gestalt an. Wir werden sie besiegen. Sehr bald schon werden sie sich wünschen, sie wären niemals geboren!“ Schatten umhüllten sie, und ein kreischendes Geräusch erfüllte die Luft. „Du wirst deine Befehle bekommen. Sieh zu, dass dein nächster Auftrag ein Erfolg wird!“ Dann verschwanden die Schatten. Wo gerade noch die Gestalt gestanden hatte, lag jetzt ein rußiger Stein - das einzige Indiz, was auf die Besprechung hindeutete.
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Tost
 
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Re: Selbstgeschriebene Geschichte zu Andor (Fortsetzung)

Beitragvon Tost » 13. September 2015, 16:04

Die Heilung des Königs

Prolog
Lachen von Kindern erfüllte eine Lichtung eines großen Waldes. „Endlich konnten wir uns davon stehlen! Im Dorf ist es so langweilig!“, schrie eines von ihnen. „Hier, fang!“ Und dann warfen sie sich eine Holzkugel zu. Viele Stunden verstrichen so, begleitet vom Spiel der Kinder. Ein Kind warf den Ball so weit, dass er hinter den Bäumen verschwand. „Na los“, murrten die anderen. „Jetzt hol ihn doch endlich!“ Das Kind gab sich geschlagen und verschwand zwischen den Bäumen. Es dauerte etwas, den Ball zu finden, doch dann entdeckte das Kind ihn zwischen den Sträuchern. „Ich hab ihn!“, rief es erleichtert, und lief zurück auf die Lichtung. Doch die anderen Kinder waren verschwunden. „Äh, Hallo?“, rief das Kind. Doch die anderen kamen nicht wieder. Nach einiger Zeit des Wartens beschloss das Kind, allein zu gehen, obwohl es nicht wusste, in welcher Richtung das Dorf lag.
Als es schon dunkel wurde, und das Kind beinahe die Hoffnung aufgegeben hatte, unter an einem Dach zu schlafen, kam es plötzlich zu einer Festung. Grau und Hoch ragte sie gen Himmel, als wolle sie den Mond berühren, der mittlerweile hoch am Himmel stand. Dem Kind war noch nicht klar gewesen, dass es im Wald Festungen gab. Doch es wusste auch noch nicht viel von der Welt, sagte es sich, seine Zweifel bei Seite schiebend. Es stolperte noch einige müde Schritte zur Festung- Die es bei sich Mondfeste nannte-, hielt jedoch inne, als sich eine Hand auf seine Schulter pflanzte.

Der Schrei eines Kindes durchbrach die nächtliche Stille des Wachsamen Waldes.

Kapitel I: Entdeckt und verschwunden

Arbon
Arbon schlug die Augen auf. Etwas hatte ihn geweckt. Doch was war es gewesen? Noch etwas verschlafen rieb er sich die Augen, und stieg aus dem Bett. Er lief über den Holzfußboden, bis zu seinem Kleiderschrank. Zugegeben, eine große Auswahl gab es nicht, da Arbon noch nachdem er aus dem Archiv verwiesen worden war, die Kleidung davon trug. Sie war schwarz. Nachdem er sich umgezogen hatte, nahm er sich einige Materialien aus der schon erschreckend leeren Vorratskammer, und ging aus seinem Haus. Sein Haus hatte er hoch in den Wipfeln des Wachsamen Waldes errichtet. Baumhäuser bauen war für die meisten Bewahrer ein Kinderspiel. Unten angekommen, entnahm er einem hohlen Stein verschiedene Töpfe, und begann, sein Frühstück zu machen. Er schnitt Fleisch in Streifen, und warf es in eine Pfanne, wo er es briet, während er Basilikum darüber streute. Am Ende gab er es in eine braune Soße, nahm sich ein bisschen Brot, und begann zu essen.

Nachdem er fertig war, beschloss Arbon, auf die Jagd zu gehen, da seine Vorräte an Fleisch fast aufgebraucht waren. Was Früchte und Gemüse anging, so musste man nur die Augen offen halten. Also nahm er sich seinen Bogen- er hatte auch eine Armbrust, benutzte sie aber eher zum Kämpfen, als zum Jagen- und ging los. Kein Zweig knackte unter seinen Füßen, und kein Laub raschelte, durch die Berührung seines Umhanges. Während er lautlos durch den Wald strich, und nach Spuren Ausschau hielt, dachte er über den Morgen nach. Was hatte ihn geweckt? Er war so in Gedanken versunken, dass er beinahe das Reh übersah, was auf die Lichtung kam. Doch es hatte ihn schon bemerkt, und rannte weg. Arbon setzte hinterher, und schoss einen Pfeil ab. Doch das Reh wich ihm geschickt aus, und sprang über ein Gebüsch. Arbon wollte hindurch rennen, blieb jedoch an einer Wurzel hängen, und fiel hin.
Wütend auf das Missgeschick, starrte er auf das Laub vor seinem Gesicht- und griff neugierig nach einer Holzkugel, vor ihm Lag. Dieser Schnitt; sie war eindeutig von den Bewahrern gefertigt worden. Doch was machte sie hier? Nachdenklich drehte Arbon die Kugel in den Händen, und stand auf. Dann stockte ihm der Atem. Vor ihm erhob sich eine riesige Festung, wie es sie im Wachsamen Wald nicht geben sollte. Genauer gesagt: Es gab sie nicht- Laut dem Wissen der Bewahrer. Was war das für ein Ort? Er musste sich ihn genauer ansehen. Er wollte gerade weiter gehen, als er ein Knacken hinter sich hörte. Sofort ließ er sich fallen, machte eine Rolle nach vorne und drehte sich um. Hinter ihm stand eine Gruppe von Skralen, einer hielt sein Schwert in der Luft, genau da, wo Arbon gerade gestanden hatte. „Tötet ihn!“, krächzte einer, den Arbon für den Anführer hielt. Sofort stürmte eines der abscheulichen Exemplare vor. Doch sofort schoss Arbon einen Pfeil. Die Kreatur sackte keine drei Schritte vor ihm zu Boden. Ein Moment Stille folgte, dann verfielen die übrigen Skrale in Raserei. Arbon wich vor ihnen zurück, während er noch ein paar Pfeile abschoss. Hinter sich spürte er den kalten, glitschigen Stein der Festung. Er konnte nicht weiter zurück. Er wollte einen neuen Pfeil auf die Sehne legen, stockte aber, als er keinen im Köcher fand. Die Skrale lächelten. Sie liefen jetzt langsam näher, um den Geschmack seiner Angst aus zu kosten.
Doch Arbon nahm allen Mut zusammen, und rannte den Skralen entgegen, während er sein Jagdmesser nach dem Anführer warf. Dieser wehrte es mühelos ab, war aber einen Moment unkonzentriert. Kurz bevor Arbon bei den Kreaturen angekommen war, ließ er sich fallen, und rutschte auf dem nassen Gras zwischen ihnen Hindurch. Er spürte, wie etwas Hartes gegen seinen Schädel schlug, doch er sprang auf, und sprintete weiter. Während des Rennens, spürte er, wie sich eine Klinge in seine Wade grub. Arbon schrie auf, lief jedoch weiter in den Wald hinein. Sträucher schlugen ihm ins Gesicht, als er durch den Wald floh. Die Skrale waren ihm dich auf den Fersen. Schwarze Punkte sammelten sich vor seinen Augen, und wurden langsam größer. Unvermittelt gab er Boden unter ihm nach. Dann fiel er nach unten.

Chada
Die Sonne glitzerte, schaum kräuselte sich sanft auf dem Wasser. Ein sanfter Wind strich durch die Hügel und fuhr Chada durchs Gesicht. Dafür, dass es noch früh am Morgen war, war es sehr warm. Kein Lebewesen bewegte sich am Horizont, doch irgendwo mussten doch die Kreaturen sein. Es hatte wieder einige Angriffe auf Bauernhöfe gegeben. Viele Bauern waren in die Rietburg geflohen, aber wo die Kreaturen waren wusste niemand. Ratlos setzte sich Chada auf den Boden. Die warme Luft machte sie schläfrig. Langsam schlossen sich ihre Lieder...
Der warnende Schrei eines Adlers ertönte. Abrupt schlug Chada die Augen auf. Laute Rufe drangen vom Wachsamen Wald über den Fluss. Sofort setzte Chada sich auf und rieb sich die Augen. Schnell holte sie ihr Fernrohr, ein Geschenk von König Brandur, hervor und versuchte, über die Narne zu spähen. Das Bild verschwamm, wurde wieder klar, verschwamm und wurde wieder klar. Verägert stopfte Chada das Fernrohr zurück in ihre Tasche. Gerade in diesem Moment brach eine schwarz bekleidete Person durchs Unterholz und raste auf die Klippe zu. Sie wollte gerade einen Warnruf ausstoßen, als sie sah, wie eine Gruppe von Skralen ihm hinter her jagte. Ihr stockte der Atem. Ein Rumpeln riss sie aus ihren Gedanken: Ein Teil der Klippe hatte nachgegeben- Der Teil auf dem gerade noch die sonderbare Person gewesen war! Chada blickte nach unten und sah sie durch den Fluss treiben. Sie bewegte sich nicht mehr. Chada nahm allen Mut zusammen. Dann sprang sie.
Es war, als ob die Welt angehalten worden wäre. Alles schien in Zeitlupe an ihr vorbei zu rauschen. Die Klippen, der Stein. Ein seltsames Gefühl der Leichtigkeit umfing sie. Die Wasseroberfläche näherte sich. Fünf Meter... Drei Meter... Ein Meter...
Das Gefühl der Leichtigkeit verflog. Schmerz blieb zurück. Ein blendender Schmerz. Kurz wurde die Welt schwarz. Chada versuchte heftig Luft ein zu ziehen, doch ihr Mund füllte sich nur mit Wasser. Verzweifelt strampelte sie, um nach oben zu kommen. Dann durchbrach ihr Kopf die Wasseroberfläche gierig sog sie die Luft ein. Chadas Bein brannte höllisch. Dann fiel ihr ein, weshalb sie hier war. Hektisch blickte sie sich um. Wo war die Person? Langsam schwamm sie weiter. Dann sah sie die Gestalt, wie sie langsam mit der Strömung trieb. Die Schmerzen in ihrem Bein nicht beachtend, schwamm sie zu ihm und drehte ihn auf den Rücken. Ihr Ziel war die Küste. Dort waren von den Bewohnern der Rietburg einige Netze zum Fangen von Fischen ins Wasser geworfen worden. Chadas Schwester hatte immer gesagt, sie schwimme wie ein Fisch. Ja, sie sei ein Fisch. Nur ein zu wertvoller, um ihn zu essen.

Thorn
"Ihr habt wen gefangen?", fragte Thorn ungläubig. "Bringt sie her!" "Das geht nicht, Herr", der Fischer hob bedauernd die Arme. "Die Wachen haben sie direkt zu König Brandur gebracht." Dann wandte er sich ab. Sofort hastete Thorn zum Palast. Als an den großen Eichenholztüren des Bergfrieds angelangt war, stieß er sie auf und lief mit langen Schritten in die große Halle. Dort waren sie: König Brandur, auf seinem steinernen, mit goldenen Initalien und roten Polstern versehenen Thron, und Chada, in der Mitte des Raumes stehend. Schnell ging er zu ihr und schloss sie kurz in die Arme. "Was soll das bedeuten, euer Gnaden?", fragte er an Brandur gewandt. "Was ist mit dir passiert, Chada?" König Brandur atmete schwer und winkte ab. "Sie kann es dir besser selbst erzählen", er hustete. Thorn sah Chada an zog eine Augenbraue hoch. "Ich bin schwimmen gegangen", Chada lächelte leicht. "Wieso das denn?", fragte Thorn verwundert. "Du solltest doch nach Kreaturen Ausschau halten..." "Das habe ich auch, aber da waren keine. Irgendwann habe ich dann gesehen, wie ein Mann aus dem Wachsamen Wald stürzte. Und rate mal, we ihm auf den Fersen war!" Sie ließ ihm keine Zeit zum Antworten. "Mindestens ein halbes dutzend Skrale! Als er weiter gerannt ist, hat sich ein Stück der Klippe gelöst und er ist in die Narne gestürzt." "Und? Hast du ihn gerettet?" "Also bitte! Traust du mir denn zu, ihn nicht gerettet zu haben?", fragte Chada spöttisch. "Er liegt gerade in den Häusern der Heilung. Ich frage mich, wer er ist. Ein Bewahrer kann er nicht sein- er trägt keine grüne Kleidung."
"Wir müssen warten, bis er aufwacht. Er wird einige Interessante Dinge zu sagen haben", kam eine leise Stimme von der Seite. Brandur hatte sich mit der Hand auf den Thron gestützt. Sein Gesicht war von vielen Narben zerfurcht, seine Augen waren müde und milchig. Nichts von der Entschlossenheit alter Tage war noch zurück geblieben. "Hilfst du mir mal bitte, Thorn?", bat der König. Thorn ging zu Brandur, und half ihm hoch. Die Hände des Königs klammerten sich an Thorns Arm, die Fingernägel gruben sich in seine Haut. "Sieh mich an, Thorn", flüsterte Brandur. Fauliger Atem schlug Thorn entgegen, doch er gehorchte. "Ich bin nur ein Schatten dessen, was ich einst war. Mein Wille ist gebrochen. Und mit ihm mein ganzer Körper." Thorn wollte ein paar Schritte zurück gehen, doch Brandur zerrte nun mit aller Kraft, die ihm geblieben war, an seinem Arm. "Du und deine Freunde, ihr müsst die Hexe Reka finden. Sie ist eine alte Freundin von mir. Sie wird wissen, was zu tun ist." Dann hustete er wieder und brach in Thorns Armen zusammen.

Eara
Es war noch dunkel im Zimmer, obwohl die ersten Strahlen der Morgensonne schon durch das Fenster schienen und helle Flecken auf der Wand tanzen ließen. Eara setzte sich auf und streckte ihre steifen Glieder. Auf dem Bett vor ihr lag noch immer die Person, die Chada gerettet hatte. Die Helden hatten beschlossen, zu warten, bis sie aufwachte und sich damit abzuwechseln, zu warten, ob sie aufwachte. Chada war nach Eara an der Reihe. Doch gerade, als sie sich von dem Sessel, auf dem sie gesessen hatte, erheben wollte, wurde ihr schwarz vor Augen, und sie sackte zurück in den Stuhl.
Auf einmal fand sie sich im Schnee wieder. Weiße Flocken rieselten vom Himmel und bedeckten die Landschaft. Das war Hadria! War ihre Reise nur ein Traum gewesen? Während sie sich wunderte, landete eine Schneeflocke auf ihrer Hand. Sie war schwarz. Mit einem Mal fing Earas Hand an zu kribbeln. Schnell ließ sie die Schneelocke - sie war immer noch nicht geschmolzen – fallen. Dort, wo sie ihre Haut berührt hatte, war diese rot und trocken. Doch bevor Eara sich noch eine Frage stellen konnte, verschwamm ihre Umgebung. Sie befand sich nun in einem Gebirge. Dann bebte die Erde. Aus dem Gebirge kam ein Grollen und in einer der Höhle zu Earas Rechten blitzten zwei gelbe, grausam blickende Augen auf. Dröhnende Schritte ertönten, während sich etliche Felsen von den Gebirgsketten lösten. Dann sprach eine laute, höhnische Stimme: „Andor, du bist mein!“ Ein Lachen, wie wenn Steine aneinander polterten, ertönte. Auf einmal schlug etwas seitlich gegen Earas Kopf. „Wach auf!“

Eara schlug die Augen auf und rieb sich die Wange. Ihre Umgebung nahm langsam Konturen an: Sie war noch immer in dem Zimmer der Rietburg und vor ihr kniete Chada. „Mit deinem Lärm hast du bestimmt die halbe Burg geweckt. Wie geht es dir?“ Eara wusste das selbst nicht so recht. War das eine Vision gewesen? Auf einmal hustete jemand. Chada und Eara fuhren herum. Die Gestalt im Bett richtete sich wackelig auf. Die beiden Frauen tauschten einen Blick. Dann halfen sie der Person. „Ganz langsam.“ „Alles in Ordnung?“ Verwirrt blickte sich der Mann um. „Wo bin ich hier?“ „Du bist in der Rietburg“, antwortete Chada. „Wir haben dich hierher gebracht, nachdem du in die Narne gestürzt bist. Wie heißt du eigentlich? Und woher kommst du? Wieso haben dich Skrale verfolgt?“ Der Mann antwortete zögernd: „Ich bin Arbon, ein Bewahrer. Aber Skrale? Wann haben mich denn Skrale verfolgt?“ Dann weiteten sich seine Augen. „Die Festung! Da ist eine Festung im Wachsamen Wald! Ich führe euch hin!“

Kram
Bleierne Stille lastete auf Krams Ohren. Eine riesige, weiße Nebelwand türmte sich vor ihm auf. "Das ist mir nicht geheuer", murmelte er. "Wieso versteckst du dich, verfluchte Hexe? Brandur braucht deine Hilfe!" Nichts antwortete. Vielleicht sollte er zurück zur Rietburg gehen? Nein, das würde er nicht tun. Kurz vorm Morgengrauen war aufgebrochen. Heimlich, unbemerkt. Diese ganz Herumsteherei war nichts für Kram. Deswegen hatte er beschlossen, die Hexe zu suchen. Er wusste, dass die anderen ihn nicht finden würden. Nicht in diesem Nebel. Dafür bräuchten sie schon einen Bewahrer. Keinen normalen, nein. Einen Bewahrer aus den Schwarzen Archiven, oder etwas ähnliches. Jemanden der jene dunkelen Schriften bewachte, die nicht gelesen werden durften, und einzigartige Fähigkeiten hatte. Das waren Bewahrer, die dunkle Rituale vollzogen und Menschen opferten, um ihre Kräfte zu stärken. Doch das waren Ammenmärchen. Jene Märchen, die die Mütter ihren Kindern erzählten, damit sie schön artig blieben. Es gab weder das Schwarze Archiv, noch seine Bewahrer.
Das holte Kram abrupt in die Wirklichkeit zurück. Er schüttelte den Kopf, um frei von dem Gedanken zu werden. Dieser Nebel würde ihn noch verrückt machen. Mit zusammengebissenen Zähnen setzte er seinen Weg fort. Es knackte um ihn herum. Kram wandte den Kopf. Ein wispern ertönte, dass aber rasch wieder leiser wurde und schließlich ganz verebbte. Dann sah Kram eine Gestalt im Nebel. Schnell lief er auf sie zu. Doch als er näher kam, wurde sie immer unförmiger, bis Kram klar wurde, dass das ein Stein, in dem Stöcker steckten war. Das war bestimmt das vierte Mal, dass etwas in der Art passiert war. Verägert über diese Zeitverschwendung trat er gegen den Stein und fluchte laut. Da drang etwas an sein Ohr. Ein fernes Rufen? Was war das? Kram schüttelte den Kopf. Laub raschelte unter seinen Stiefeln, als er seinen Weg fortsetzte.

Kapitel II: Die Trennung


Arbon
Eindeutig: Breite Fußspuren. "Hier entlang", wies Arbon die anderen an. Sein Kopf pochte noch leicht, doch er fühlte sich schon besser als vor ein paar Stunden, als sie aufgebrochen waren. Eigentlich, um zur Festung zu gelangen, doch ein Zwerg namens Kram, der alleine aufgebrochen war, beanspruchte nun ihre Aufmerksamkeit. Wo war er nur? Eigentlich war Arbon sehr gut im Spurenlesen, doch dieser Nebel machte sein Können zu nichte. Thorn trat neben ihn. Arbon spürte seine Unruhe, dieser Nebel war nicht natürlich. Etwas Beunruhigendes lag in der Luft. Er merkte, wie er müde wurde. Er musste einen klaren Kopf bekommen. Die Spur! Wo war sie? Suchend blickte sich Arbon um. Sein Blick glitt über Gräser, Steine, Erde. Doch die Spur blieb verschwunden. "Wir müssen ausschwärmen, sonst finden wir ihn womöglich nicht. Es reicht auch ein Fußabdruck. Nur etwas, was uns wieder in seine Richtung bringt", erklärte er Thorn. Dieser nickte und erläuterte Chada und Eara schnell die Situationen. Dann machten sie sich in unterschiedliche Richtungen auf und wurden einer nach dem anderen vom Nebel verschluckt. Dann brach Stille über Arbon herein. Mit zusammengekniffenen Augen, versuchte er den Nebel zu durchdringen. Dort, weit in der Ferne war etwas. Er schlich sich vorsichtig an. Doch als er näher kam, wurde ihm klar, dass das nur aufeinander gestapelte Steine waren. Aufeinander gestapelt?!? So etwas kam nicht oft vor. Und dieser Geruch. Skrale? Ein Schrei ertönte.
War es Chada gewesen? "Was ist?", rief Arbon in den Nebel hinein. Es kam keine Antwort. Sofort rannte er in die Richtung, aus der der Schrei ungefähr gekommen war. Aus den Augenwinkeln nahm er eine echsenartige Bewegung war. Ein Skral kam aus dem Nebel geschritten. Doch Arbon hatte keine Zeit zu verlieren. Er schloss seine Hand zu einer Faust und dunkle Schlieren legten sich um die Kreatur, deren Bewegung nun stark verlangsamt wurde. Noch im Rennen Stieß Arbon ihr ein Messer in den Bauch. Doch es tauchten mehr Ungeheuer auf: Mit Schrecken sah er den Skral-Hauptmann von der Festung. Es gab nur einen Ausweg. Arbon beschleunigte. War er außer Sicht? Dann los!

Die Kreaturen hatten den Bewahrer schnell eingeholt. Mit einem Streich enthauptete der Skral-Hauptmann ihn.
Eine leere Kapuze fiel zu Boden. Und mit ihr ein Umhang von einem Stein. Der Bewahrer war entkommen! Die Kreatur warf den Kopf in den Nacken und ein Schrei der Wut und Enttäuschung gellte durch den Nebel.

Arbon kniete keuchend vor der Taubrücke. Seine Finger krallten sich ins Gras. Langsam wurde sein Blick wieder schärfer. Vor seinem Gesicht war ein deutlicher, breiter Fußabdruck.

Chada
"Thorn?", schrie Chada. "Wo bist du??" "Hier!", kam die Antwort aus dem Nebel. Und schon sah Chada eine Gestalt auf sich zu rennnen. War es Thorn? Chada legte einen Pfeil auf die Sehne. Er war es! Der Pfeil zischte durch die Luft. Thorn zuckte erschrocken zusammen, als der Pfeil an seinem Gesicht vorbei auf den Gor zuflog, der sich an ihn herangeschlichen hatte. Die schwarzen Augen der Kreatur weiteten sich vor Schmerz. Sie fiel zu Boden. Doch schon kam ein Skral aus dem Nebel und stampfte auf Chada zu. Doch bevor diese von ihm getötet werden konnte, warf sich Thorn zwischen die beiden und warf die Kreatur zu Boden. Doch auch diese Kreatur wurde rasch durch zwei Skrale ersetzt und Thorn war noch immer dem anderen Skral beschäftigt. Sofort schoss Chada einen Pfeil auf einen ab, welcher augenblicklich in sich zusammen sackte. Doch der zweite Skral war nun nah genug, um sie treffen. Er holte mit dem Schwert aus, doch Chada warf sich schnell auf den Boden und rollte sich ab. Sie zog ihr Jagdmesser und sprang auf den Skral zu, wich seinem Hieb aus und verdrehte seinen Arm, bis er sein Schwert fallen lassen musste. Da fiel ihr Bick auf seine andere Hand. Stahl blitzte und Chada spürte einen tiefen Schnitt in ihrem Gesicht. Doch sie beachtete es nicht und packte ihr Messer fester. Dann stieß sie es so fest nach dem Skral wie nur irgend möglich. Erst jetzt spürte sie, wie kraftlos sie war. Ihr Gesicht pochte. Der Skral brach vor ihr zusammen. "Wir müssen hier raus!", schrie sie Thorn zu. Der nickte und stützte sie. Chadas Blick trübte sich und klärte sich wieder auf. Nebel waberte um sie herum. Sie hörte die Schreie der Kreaturen. Sie sah dunkle Schemen, die sich durch den Dunst bewegten. Wann immer sich die Kreaturen aus dem Nebel trauten, schlugen Thorn und Chada sie zurück. Doch auch sie blieben nicht unversehrt. Chada Haar klebte in schweißnassen Stränen im Gesicht und ihre Kleidung an ihrer Haut. Über Thorns Arm zogen sich drei lange Kratzer. Doch sie mussten weiter.
Wenn ich jetzt das Bewusstsein verliere, bin ich tot. Ich muss wach bleiben ... muss wach bleiben ... muss ...
Es schien, als wären sie Stunden gelaufen, als sie in der Ferne Hufgetrappel vernahmen. Dann tauchten Reiter mit dem Banner des Königs auf. "Den Göttern sei Dank", murmelte Chada kraftlos und brach in Thorns Armen zusammen.

Marn
„Willkommen bei den Spähern“, begrüßte ihn Lar und hielt ihm die Hand hin. „Es gibt hier ein paar Regeln, die du einhalten musst. Dann sollten wir uns bestens verstehen.“ Marn nickte. „Besonders wichtig ist natürlich, dass du immer auf deine jeweiligen Vorgesetzten hörst. Das gilt immer, außer...“ Marn hatte sich freiwillig gemeldet, der Gruppe beizutreten. Der Sold war besser und außerdem kam man so etwas herum. Heute war die Einführung und er was sehr gespannt, wie es wohl sein würde, auf Erkundung hinter den Burgmauern zu gehen. „Außerdem musst du immer beachten...“ Marn blinzelte. Hatte er er etwas verpasst?
„Gut. Das wär’s erst einmal. Ich nehme an, kämpfen kannst du schon. Am besten, wir setzen die eben gelernten Regeln und andere Techniken nun praktisch um. Komm mit.“ Marn blinzelte wieder. Er hatte definitiv etwas verpasst. Er guckte sich um. Wohin war Lar verschwunden? „Dritte Regel!“, ertönte es hinter ihm. „Nie den Anschluss verlieren.“ Marn spürte, wie er rot wurde und lief ihm eilig zu ihm.
Als sie in der Waffenkammer angekommen waren, gab ihm Lar seine Ausrüstung: Einen grünen Umhang, verschiedene Messer, eine Rüstung aus Leder. Dann gingen sie zusammen mit einem schwarzhaarigen und einem rotblondem Späher aus der Burg. Ein Rabe flog über sie hinweg.
Als sie durch das Rietgras marschierten, sprach ihn der schwarzhaarige an: „Hey, ich bin Gerard. Ich mische meist verschiedene Gifte für die Späher und sorge für den Zustand unserer Ausrüstung.“ „Das stimmt doch überhaupt nicht. Du kaufst die Tränke doch nur. Ich habe dich mal dabei gesehen, wie du so einem Zwerg Münzen gegeben hast. Und dann hat er dir eine Flasche überreicht“, erwiderte der andere hämisch. „Kannst du Met nicht von Gift unterscheiden?“, spottete Gerard. „Ach außerdem, Marn: Siebte Regel. Den Umhang im Rietgras mit der gelben Seite nach Oben tragen!“ Verwirrt blickte Marn Gerard an. Dieser zeigte auf die Innenseite von Marns Umhang. Sie war im gelben Ton von Rietgras gefärbt. Marn blickte flüchtig zu Lar, der ihm diesen Vorfall jedoch nicht übel zu nehmen schien.
Während die Sonne über den Himmel wanderte, zeigte der andere Späher ihm nun, wie man sich anschlich, Verletzungen möglichst geschickt behandelte, sich über Jagdhörner verständigte und Spuren las. Dann war Lar an der Reihe, ihn im Kampf zu überprüfen. Und obwohl Marn sich in letzter Zeit sehr verbessert hatte, wurde er mühelos überwältigt. Doch Lar nickte erfreut: „Du hast dich sehr gut geschlagen!“ Marn glaubte ihm nicht wirklich, konnte aber einen Anflug von Stolz nicht vermeiden.
Die Sonne war kaum noch zu sehen, als Lar befahl, das Nachtlager aufzuschlagen. Sie waren jetzt im Herzen des Rietlandes angelangt, etwas unterhalb des freien Marktes. Nebel waberte um sie herum. Marn half, so gut er konnte. Er entzündete ein Feuer, setzte eine Mahlzeit auf, während sich die anderen um einen Unterschlupf bemühten. Dann setzten sie sich zu den Flammen. Nur Lar lief noch herum und untersuchte die Umgebung. „Du warst gar nicht so schlecht, Marn“, bemerkte Gerard lächelnd. „Natürlich nichts im Vergleich zu mir, aber das ist wohl nicht verwunderlich.“ Gerard brach in schallendes Gelächter aus und auch der andere grinste. „Du hättest dein Gesicht sehen müssen!“
„Hört ihr das?“ Plötzlich war Lar wieder da. Marn lauschte angestrengt. Ein Rabe flog auf sie zu und landete neben ihnen. Gerard brach das Schweigen. Das Lächeln in seinem Gesicht war erstarrt. „Sind das Schreie?“

Kram
Die Bäume waren nur noch von nahem zu erkennen. Sie sehen aus wie Knochen, dachte Kram. Wenn ich sie überhaupt sehen kann. Der Nebel wird immer dichter. Es war höchste Zeit, dass sich diese verfluchte Hexe zeigte. Feine Wassertropfen bildeten sich auf seinem Umhang. Mit einer schnellen Handbewegung wischte er sie fort. Wieder kam es ihm so vor, als rufe jemand nach ihm. Oder war das ein Schrei gewesen? Nein, das bildete er sich nur ein. Er schüttelte energisch den Kopf und ging weiter. Wie spät es wohl war? Hatten seine Freunde schon begonnen, nach ihm zu suchen? Mit einem Mal fühlte Kram sich schlecht. Schlecht, dass er sie allein gelassen hatte. Was wenn sie sich Sorgen machten? Er schob die Gedanken bei Seite. Er konnte sehr wohl auf sich aufpassen und das wussten seine Freunde auch. Sie brauchten sich nicht um ihn zu sorgen. Was konnte ihm schon passieren?
Ein greller Schmerz explodierte in seinem Kopf. Er sank schreiend und mit vor Schmerz verzerrtem Gesicht auf die Knie. Eine lange Klinge ragte aus seinem Bauch. „Er hat sich nicht bewegt und du konntest ihn noch nicht einmal richtig treffen?“, knurrte eine Stimme hinter ihm. Der Nebel lichtete sich und Kram sah eine große Festung vor sich aufragen. Kram hörte eine Klinge singen und jemanden einen Schrei ausstoßen. „Was hast du gesagt?“, raunzte eine andere Stimme. „Ich hätte ihn leicht töten können. Das hätte ihm aber die Schmerzen erspart.“ Kram keuchte. „He, Zwerg!“ Das Schwert wurde ruckartig aus Kram gezogen. Blut sickerte in den Boden. Neben Kram tauchte das grinsende Gesicht eines Skrals auf. „Du kannst dich glücklich schätzen. Es ist eine große Ehre, durch meine Hand zu sterben, die Hand des Skralhäuptlings.“ „Dann wird ihm diese Ehre leider nicht zu teil werden!“, erwiderte eine laute Stimme von weiter hinten.“ Das Lächeln des Skrals verblasste. „Worauf wartet ihr noch? Tötet diesen Eindringling!“ Kram hörte Fußgetrampel. „Ich habe nicht so viel Zeit. Lasst es mich schnell beenden“, tönte die laute Stimme wieder. Unter großer Anstrengung wandte Kram sich um und sah, dass ein Mann gesprochen hatte, der einen schwarzen Kapuzenmantel trug. Er hatte sich vor den Kreaturen aufgebaut. Dann wurde Kram brutal an die Wand der Festung gezogen. „Du bleibst hier, Zwerg“, zischte der Skral und wandte sich dem Kampf zu. Auch die anderen Kreaturen begannen nun, den Unbekannten zu umkreisen. Dieser wartete ruhig, bis ein Gor den ersten Angriff wagte. Auf einmal hielt er eine Armbrust in der Hand und schoss auf die Kreatur, welche augenblicklich in sich zusammensackte. Bevor die anderen Kreaturen ihm zu nahe kommen konnten, sprang er nach hinten und landete auf einem Skral. Während des Sprungs lud er nach und schoss eine weitere Kreatur ab. Dann zückte er ein langes Schwert. Die andere Hand ballte er zur Faust. Schwarze Schlieren legten sich um einen Gor, der gequält aufschrie. Der Mann im Kapuzenmantel nutzte seine Chance und besiegte auch diesen. Doch jetzt war er sichtlich außer Atem. „Wie lange willst du so weiter machen?“, knurrte ihn der Skralhäuptling an. „Du bist ja jetzt schon erschöpft. Alleine kommst du auf keinen Fall gegen uns an.“
„Wer sagt etwas von allein?“, fragte eine ruhige Stimme. Eine alte Frau stand auf einem Felsvorsprung über ihnen. In einer Hand hielt sie einen Stab, auf den sie sich stützte. In der anderen eine Flasche mit einer trüben Flüssigkeit. Plötzlich warf die Frau das Fläschchen auf die Kämpfenden. Wie in Zeitlupe sah Kram die Flasche durch die Luft fliegen, während sich der Mann im Mantel rasch einige Schritte von den Kreaturen entfernte. Dann schlug die Flasche auf den Boden und schwarzer Rauch breitete sich von der Einschlagsstelle aus. „Kommt mit!“, rief die Frau. „Das Gift wird sie nicht lange aufhalten.“ Kram wurde von dem Kämpfer im Kapuzenmantel hochgezerrt und zu ihr getragen. „Ich führe euch zu meinem Unterschlupf“, erklärte sie und ging voran.

Fenn
"Wo müssen wir hin?", fragte Marn. Die Schreie hatten aufgehört. Fenn schob sein schulterlanges, rot-blondes Haar aus dem Gesicht und blickte den Raben, der vor ihm hockte, an. "Los jetzt, Morar!", murmelte er leise. Der Rabe erhob sich in die Lüfte. "Wir gehen weiter nach Osten", wies Lar sie an. Wachsam machte die Gruppe sich auf den Weg. Sie unterhielten sich nicht und blickten angespannt umher.
Nachdem einige Zeit vergangen war, konnten sie vier Gestalten im Nebel ausmachen.
"Hallo?", rief Lar. Niemand antwortete. "Geht es euch gut?" Immer noch keine Antwort. Nach kurzem Zögern näherte Fenn, die Warnungen der anderen nicht beachtend, sich den Gestalten. Alle waren in Mäntel gehüllt und blickten von ihnen weg. Fenn tippte einem von ihnen auf die Schulter und fluchte, als sich plötzlich scharfe Krallen in seine Hand bohrten. Sofort zog er seinen Dolch und schlug auf den, der ihn festhielt ein. Dieser wich zwar aus, lockerte aber seinen Griff um Marns Handgelenk, sodass er sich losreißen konnte. Aus den Augenwinkeln sah er, wie seine Kameraden zu ihm rannten. Die Personen vor ihm ließen ihre Mäntel zu Boden fallen. Darunter kam rote, echsenartige Haut zum Vorschein. Es waren Skrale.
Sofort zog Fenn sein Schwert, da gingen die Kreaturen auch schon auf ihn los. Fieberhaft wühlte er in seiner Tasche, bis er fand, was er suchte. Noch ehe die ersten Schwerthiebe ihn erreichen konnten, stieß Fenn kräftig in sein Jagdhorn. Der plötzliche Laut ließ die Kreaturen zusammen zucken, was er ausnutzte, um einen schnellen Schlag mit seinem Schwert auszuführen. Jetzt waren auch seine Kameraden bei ihm angelangt und stürzten sich in den Kampf. Mit einer einzigen fließenden Bewegung zog Lar sein Schwert über einen Skral, der sofort zusammen brach. Doch die anderen ließen nicht so schnell locker. Sie wichen aus, oder parierten ihre Angriffe. Einer von ihnen warf sich plötzlich nach vorn und riss sie, die Schwerthiebe nicht beachtend, um.
Der letzte Skral ragte vor ihnen auf. Ihre Schwerter hatten sie beim Sturz fallen gelassen. Eine böses Lächeln umspielte das Gesicht der Kreatur. Doch als sie zu einem tödlichen Schlag ansetzte, wurde sie plötzlich von grellem Licht umspielt und in die Luft gehoben. Ein paar Meter entfernt stand eine Frau mit Morar auf der Schulter. In ihren Händen lag ein leuchtender Stab.

Thorn

Gilda, die Wirtin der Taverne von Andor winkte ihnen, während ihr rotes Haar im Wind flatterte. Thorn ritt an der Seite von Prinz Thorald. Er seufzte. So war das eigentlich nicht richtig. Doch sie mussten weiter. Die Lage im Land spitzte sich merklich zu. Die Gerüchte von finsteren Kreaturen mehrten sich. Es hatte wirklich keinen anderen Weg gegeben. Und Gilda würde es ihr erklären. Chada war zu verletzt gewesen, um noch viel weiter zu reisen. Nachdem sie bewusstlos in Thorns Armen zusammengebrochen war, hatten Thorald und Thorn beschlossen, sie zur Taverne zu bringen.
„Thorn?“, fragte Thorald. „Woran denkst du?“ „Ich mache mir Sorgen um Chada“, gestand Thorn verlegen ein. „Auch wenn sie sich eigentlich selbst verteidigen könnte.“ Thorald sah ihn an. „Aber das ist doch nichts schlimmes“, erwiderte er verständnisvoll. „Dazu sind Freunde da. Zusammenhalt ist wichtig. Auch mein Vater sorgt sich um sein Volk. Das macht ihn zu so einem guten König. Eines Tages möchte ich sein wie er. Deswegen kämpfe ich auch. Weil ich mich um ihn sorge. Ich mag vielleicht nicht so ein großer Krieger sein. Doch ich gebe mein Bestes, kämpfe und sorge für meine Kameraden. Denn das ist es, was dich zu einem guten Krieger macht.“ Er verstummte leicht verlegen. Thorn hatte nie wirklich darüber nachgedacht, wofür er kämpfte. Er hatte nur seine Schuld bei seinem alten Meister Harthalt begleichen wollen.
Dieser hatte ihn an den Hof des Königs genommen und ihm das Handhaben einer Waffe gelehrt.
Thorn war ein ungeduldiger Schüler gewesen. Immer wollte er üben. „Ich will der beste Schwertkämpfer von Andor werden“, hatte er Harthalt oft erzählt. Der hatte dann gelacht und Thorn das blonde Haar zerstrubbelt. „Das bist du doch schon“, hatte er erwidert. Doch es war Thorn immer so vorgekommen, als Läge eine tiefe Traurigkeit in seinen Augen.
Harthalt war oft draußen gewesen. Meist hatte er am Brunnen gesessen und vor sich hin gestarrt. Er war dort sogar manchmal bei Regen gewesen. Einmal war Thorn zu ihm gekommen und hatte ihn gefragt, was er dort mache. Harthalt hatte dann aufgeschaut und ihn erwidert: „Warum trainierst du mit mir?“ „Ich will der beste Schwertkämpfer von Andor werden“, hatte Thorn geantwortet. „Damit alle zu mir aufschauen und mich respektieren.“ „Du willst dir Anerkennung also durch Stärke verdienen“, hatte Harthalt gesagt und noch etwas gemurmelt. Thorn hatte es nicht verstanden und war zurück in die Rietburg gegangen. Er hatte Harthalt auf dem Brunnen gelassen, während Regentropfen seinen Nacken herunter rannen.

Kapitel III: Der Feind regt sich

Arbon
Donner grollte und Blitze zuckten über den Himmel. Zweifelnd blickte Arbon durch das Geäst gen Himmel. Schwarze Wolken schoben sich zusammen und verdeckten die Sonne. Es war schon später Nachmittag und das wenige Licht, was es gab, wurde nun vollständig verschluckt. Wieder donnerte es und schon setzte der Regen ein und prasselte auf das Blätterdach. Arbon zog seine Kapuze über und machte sich auf den Rückweg. Inzwischen fielen Ströme von Regen vom Himmel und drangen in den Wald ein. Schon bald war Arbons Kleidung durchnässt und noch immer war er nicht angekommen. War er in die falsche Richtung gelaufen? Eigentlich kannte sich Arbon im Wachsamen Wald aus, aber so weit nördlich war er noch nie gewesen. Er kam an dornigen Gebüschen vorbei, an Pflanzen, die er noch nie zuvor gesehen hatte. Eine salzige Brise wehte ihm entgegen (und Regen in sein Gesicht). Dann sah Arbon die Hütte. Dick mit Pflanzen überwuchert lag sie auf einer Lichtung. Erleichtert beschleunigte Arbon seine Schritte und trat ein. "Das hat ja lange gedauert!", empfing ihn Reka. Dann fuhr sie fort: "Und? Irgendwo Kreaturen?" "Ich habe keine gesehen", antwortete Arbon und streifte seine nasse Kapuze ab. Dann runzelte er die Stirn. "Woher wusstest du eigentlich, das ich keine Kreatur war? Ich hätte mir Kleidung stehlen können." "Nach hier kommen meist keine Kreaturen", erklärte ihm die Hexe gelassen. "Und doch wäre es mir lieber, hier bald zu verschwinden. Dein Freund muss nur noch genesen." "Mir geht es gut!", ertönte eine laute Stimme aus dem hinteren Teil der Hütte. "Lasst euch von mir nicht aufhalten." "Wir müssen uns von dir aufhalten lassen", erwiederte Reka bissig. "Du bist der einzige von uns, der das graue Gebirge kennt. Wenn du also keine Wanderung verkraften kannst, bringt es euch nichts, selbst wenn ihr wisst, wo das Kraut in diesen Bergen ist." Das hatte ihnen die Hexe schon öfter erklärt, seitdem Arbon ihr die Situation des Königs geschildert hatte. Um den König zu heilen, brauchten sie ein bestimmtes Kraut, das nur im Gebirge wuchs.
Arbon fragte sich, wie lange Brandur noch durchalten würde. Sie mussten sich beeilen.

Eara
Eara starrte in die untergehende Sonne. Sie blinzelte. "Eara", rief eine Stimme. "Wir müssen weiter." Sie drehte sich um und blickte Lar und seinen Spähern entgegen. "Wir sollten zurück zur Rietburg gehen. Dort können wir uns neu formieren und Falken zu den Schildzwergen und Bewahrern schicken. Sie können dann nach deinen Freunden Ausschau halten." Den Rest ließ er unausgesprochen, doch Eara wusste, dass auch er an dem Überleben von ihren Gefährten zweifelte. Doch trauern konnte man auch später, nachdem die Gefahr abgewandt worden war. Durch Trauer kommen die Toten nicht zurück. Eher gehst du einen Schritt in ihre Richtung, das hatte Eara einst erfahren müssen. Und wenn sie nicht kämpfen würde, wäre das Opfer ihrer Freunde umsonst gewesen. Mit entschlossenen Schritten lief sie zu Lar und den anderen. Doch bevor sie sich auf den Weg machen konnten, kam ihnen eine Gestalt entgegen. Sie stolperte, fiel hin und richtete sich wieder auf. Es war ein verdreckter Andori. Er setzte zum Sprechen an, schnappte nach Luft und stieß mühsam die Worte "hilf...Kreatur...jagt" aus. Verwirrt sah sich die Gruppe an. "Was meint er damit?", fragte Fenn erstaunt. "Nun, er meint hilf, Kreatur, jagt", antwortete Gerard milde. Fenn rollte mit den Augen. Gerard deutete auf einen Hügel in der Nähe. Ein Gor war aufgetaucht und blickte die Umgebung ab. Sofort packte Eara ihren Stab fester und schoß einen Energie-Blitz auf die Kreatur. Diese schrie empört auf, wich dem Zauber aus und verschwand zwischen dem Rietgras. Während sich Marn und Fenn davon überzeugten, dass die Gefahr vorrüber war, reichte Lar dem Andori seinen Trinkschlauch. Er trank ein paar große, schnelle Schlucke und wischte sich den Mund ab. "Was machst du hier?", wollte Eara wissen. "Urlaub, sieht man das nicht nicht?", antwortete Gerard. Der Andori starrte Gerard eigenartig an, bevor er zu einer Erklärung ansetzte. "Ich bin ein Bauer aus der Gegend. Die Kreaturen machen Jagd auf uns. Ich bin als einziger entkommen, glaube ich", berichtete er mit brüchiger Stimme. Lar blickte ihn sorgenvoll an. "Dann müssen wir hier weg. Die anderen Kreaturen könnten jeden Moment kommen. Wir bringen dich zur Rietburg. Dort kannst du bleiben, bis sich die Situation beruhigt hat." Der Bauer schüttelte leicht den Kopf. "Ich komme gerne mit euch. Doch die Kreaturen sind nicht auf dem Weg hierher. Sie sind auf dem Weg zur Taverne." Donner grollte in der Ferne. Die Nacht bricht herein, dachte Eara. Und der Kampf beginnt.

Kram
Der Mond schien hell und voll auf das Gebirge herab. Ein Plateau ragte über den Bergen auf und erweckte den Eindruck eines kauernden Tieres. Der Wind heulte in den Schluchten. Trotzdem war Kram ruhig. Hier war er geboren und aufgewachsen. Reka und Arbon gesellten sich zu ihm. Wachsam ließ der Bewahrer seinen Blick schweifen, dann deutete er in die Ferne. Kram sah es. Auch hier sprenkelten die Spuren der Kreaturen wie Pockennarben das Gesicht Andors. Die leeren Höhlen in den Bergen waren schwärende Wunden, seitdem sie von den Kreaturen benutzt wurden. Und doch konnte man sie nicht vertreiben, da sie sich immer in das Gebirge zurückzogen, wenn Gefahr drohte. Wohin genau, wusste man nicht. Denn wer den Kreaturen in die Dunkelheit folgte, kam nicht wieder. Ganze Truppen von Schildzwergen hatten diese Höhlen geschluckt und nie wieder ausgespien.
„Wir müssen vorsichtig sein“, warnte Reka eindringlich „Die Kreaturen sind hier irgendwo. Ich spüre es.“ Auch Kram hatte ein ungutes Gefühl, trotz der Freude, wieder im Gebirge zu sein. Das flache Rietland kam ihm zu weit vor. Im Wald fühlte er sich beengt. Oft schon waren Zwerge über längere Zeit außerhalb des Gebirges gewesen, und den wenigsten war es gut bekommen. Kram gähnte. Sie waren schon lange auf den Beinen gewesen, es war Zeit, das Nachtlager aufzuschlagen. Sie waren schon weit gekommen, ihr Ziel, das große Plateau, war schon sehr nah.
Nachdem sie alle nötigen Vorkehrungen getroffen hatten, – „Kein Feuer!“, wie Arbon klarstellte, doch Reka protestierte, und so gab er sich geschlagen. - saßen sie in einem Kreis, während sie eine kleine Mahlzeit zu sich nahmen. Trotz der Kreaturen war Kram guter Dinge. Der Met hatte ihn schläfrig gemacht und seine Sorgen fortgespült. Und so begann er zu erzählen: „Was gäbe ich jetzt für ein Pahaan.“ Arbon sah ihn belustigt an. „Das Brot, das aussieht, als hätte jemand es mit roter Farbe angemalt?“ „Es ist nicht irgendein Brot“, gab Kram trotzig zurück. „Dahinter steckt eine lange und ehrwürdige Geschichte.“ „Und wenn ich dir sagen würde, dass es mich nicht wirklich interessiert, würdest du es trotzdem erzählen“, erwiderte Arbon lächelnd. „Also schieß los.“ Der Bewahrer war ein weit besserer Begleiter, als Kram anfangs angenommen hatte. Mochte er gegenüber Leuten, die er nicht kannte, noch so verschlossen sein, so war er viel freundlicher, sobald man sich etwas kennen gelernt hatte. Trotzdem hatte Kram noch kaum etwas über seine Vergangenheit erfahren. Er hatte das Gefühl, dass Arbon so einige Geheimnisse hatte, trug es ihm aber nicht nach.
„Vor langer Zeit, lange bevor es die Menschen gab, war hier ein Meer. Ein Meer, so groß, dass nur das, was wir heute als das graue Gebirge kennen, aus ihm herausragte. Doch damals war es noch nicht so, wie heute. Es war mit saftigem, grünem Gras bedeckt, auf dem die Zwerge lebten. Hier gab es sogar Wälder.“ Arbon grinste bei dem Gedanken. „Die Zwerge waren ein genügsames Volk, immer darauf bedacht, die alten Traditionen fortzuführen. Neuerungen wurden nur ungern akzeptiert. Doch unter ihnen war ein Zwerg, er hieß Bern, der nicht so wie die anderen war. Stets versuchte er, neue Sachen zu entdecken, obwohl er damit bei den anderen nur verständnislose Blicke erntete. Eines Tages, er hatte sich etwas von seiner Siedlung entfernt, sah Bern etwas im Gras glitzern. Rasch bückte er sich danach, um es aufzuheben. Es stellte sich als Kristall heraus. Wunderbar rot und klar. Er hing an einem kleinen Kettchen aus einem gelblich schimmernden Material. Bern hatte so etwas noch nie gesehen. Da die Sonne schon unterging, beschloss Bern, nach Hause zurückzukehren und am nächsten Tag die Umgebung zu durchsuchen. In der Nacht hatte es einen Traum von einem jungen Mädchen mit rotem Haar. Zarte Flügel bedeckten ihren Rücken. ‚Ich heiße Rubos‘, stellte sie sich vor und blickte ihn sanft an. ‚Du hast meine Kette gefunden. Könntest du sie mir bitte wieder geben?‘, bat sie. Bern war sich nicht sicher. Gerne würde er ihr ihr Eigentum geben, doch noch nie hatte er so ein Material gesehen. Er würde es gerne weiter untersuchen. Sie schien seine Gedanken lesen zu können. ‚Du findest so etwas unter der Erde. Es ist ein Metall und nennt sich Gold. Was den Kristall angeht, das ist ein Rubin. Du wirst solche Edelsteine schleifen müssen, bevor sie im vollen Glanz erstrahlen können, wie dieser hier. Doch ich bin überzeugt, du wirst es schaffen. Trotzdem werde ich dir natürlich eine Belohnung geben. Einen Wunsch darfst du äußern. Ich werde ihn dir erfüllen.‘ Bern war sprachlos. Was sollte er sich wünschen? Schließlich brachte er hervor: ‚Ich würde gerne sehen, was unter dem Meer ist.‘ Rubos nickte. ‚Ich werde jemanden erschaffen, der deinen Wünschen nachgeht. Doch wisse, dass auch er und sein Volk Lebewesen sind. Ihr müsst ihnen mit Respekt begegnen, oder ihr werdet mit Blut bezahlen.‘ Dann war sie verschwunden.
Als Bern am nächsten Morgen aufwachte, traute er seinen Augen nicht. Auch die anderen Zwerge waren außer Rand und Band. Bern war neugierig, aber auch ängstlich. Er konnte sich das Erscheinen dieser gef-“
„Psst!“, machte Reka. Kram sah sie verwundert an, und wollte schon fragen, was los war, als plötzlich schwere Schritte ertönten. Etwas heulte unten im Tal. Glücklicherweise war das Feuer bereits herunter gebrannt, sodass man es nicht mehr sehen konnte. Trotzdem kamen die Schritte näher. Nebel kam auf und waberte in dunklen Schlieren durch das Lager. Kram duckte sich instinktiv vor ihnen weg. Kram hörte ein Keuchen. Eine Schwade des Nebels hatte sich um Arbons Hals gewickelt. Reka sah ihn alarmiert an. Die Schritte kamen immer näher. Auf einmal erklang das Splittern von Glas. Eine leuchtende Flüssigkeit lief über den Boden und verwandelte sich mehr und mehr in einen scheinenden Dunst, der sich wie eine Wand zwischen sie und den dunklen Nebel stellte. Jemand fluchte in einer Sprache, die Kram nicht verstand, während sich die nun fast gleißende Wand weiter auf den Nebel und den Unbekannten zu bewegte. Es ertönte ein Rauschen und der finstere Nebel verschwand. Reka, Kram und Arbon starrten aufmerksam in die Dunkelheit, doch es war keine Gestalt mehr zu erkennen. Rasch stand Reka auf. „Wir müssen weiter.“ Schnell folgten Arbon und Kram ihr. Im Laufen fragte Kram besorgt: „Wer war das? Kanntest du ihn?“ Reka sog die Luft zwischen die Zähne. „Wir sollten nicht darüber reden. Nicht hier. Nicht auf dieser Seite des Gebirges.“ „Warum hast du uns dann nicht schon vorher vor dieser … Person gewarnt?“, warf Arbon ein. „Es bestand kein Grund, es euch zu sagen. Was hätte es gebracht? Außerdem wusste ich noch nicht einmal von seiner Anwesenheit im Gebirge. Ich hatte schon Gerüchte von vielen Kreaturen hier gehört, aber er…“ Wieder ertönte ein Heulen, ein langgezogenes, diesmal weiter entfernt.
Die Gruppe lief einige Zeit schweigend weiter, immer darauf gefasst, von Feinden gefunden zu werden. Jetzt ragte das Plateau direkt vor ihnen auf. Sie guckten sich noch einmal um, dann nickte Arbon, und bedeutete Kram als erster aufzusteigen. Kram nickte, holte ein Seil hervor, um den Aufstieg zu beginnen. Langsam zog er sich an der Felswand hoch. Ein Meter und noch einer. Er blickte nach unten. Kurz hinter ihm waren Reka und Arbon, die aber tunlichst vermieden, nach unten zu schauen. Über Kram gab es nun keine Stellen mehr, um sich festzuhalten. Doch etwas weiter rechts würde es möglich sein. Langsam ging Kram an dem kleinen Sims, auf dem er stand, entlang. Ein Windstoß kam auf und ließ Kram nach vorne Taumeln. Sein Seil hatte er mangels Möglichkeiten nicht fest gemacht. Kram konnte die Leere unter sich förmlich spüren, fing sich aber schnell wieder, und setzte seinen Weg fort. Er fluchte leise. Ein stechender Schmerz fuhr durch seinen Bauch, als er den Rand der Plattform packte und sich hochzog. Doch dort, in der Mitte des Plateaus, wo sich ein kleiner, klarer See befand, war das, wofür sie gekommen waren. Seine Gefährten tauchten neben ihm auf. „Da ist es“, sagte Reka sichtlich zufrieden mit sich selbst. Schnell ging die Gruppe zum See, wo einige kleine Bäume wuchsen. „Ein Blatt genügt“, erklärte Reka, und steckte eins der dunkelgrünen Blättern in ihren Beutel. Arbon trat neben Kram.
„Du wärst gerade fast runter gefallen. Ich habe einen riesigen Schreck gekriegt.“ Kram entging der Vorwurf in seiner Stimme nicht. Trotzdem antwortete er gelassen: „Mein Vater hat mich früher oft in die Luft geworfen und wieder aufgefangen. Wir haben beide gelacht. Nie hatte ich Angst vor dem Fall, da ich meinem Vater vertraute. Nun ist er tot. Nicht mehr da, um mir zu helfen. Doch was sind Zwerge, wenn nicht Kinder der Berge. Mein Vater hier“, er berührte das Gestein zu seinen Füßen. „Er wird immer für mich da sein. Ich werde nicht fallen.“ „Ich bin mir sicher, dass er dich auffängt“, brummelte Arbon zurück. „Das könnte aber schmerzhaft werden.“ Dann traten sie zusammen an den Rand des Plateaus, den Blick in’s Rietland gerichtet. „Ich frage mich, wie es unseren Freunden ergeht“, murmelte Kram leise.
Bevor Arbon Zeit zum Antworten hatte, zog Reka ihn am Ärmel. „Das solltet ihr euch ansehen.“ Sie war kreidebleich. Kram kniff die Augen zusammen und spähte in die Ferne. Dann riss er entsetzt die Augen auf. Der Pass, auf dem man wieder zurück nach Andor gelangte wimmelte von Kreaturen, die nur auf ihre Ankunft zu warten schienen. „Was zum?“, entfuhr es Arbon. „Was sollen wir tun?“ Reka zuckte die Achseln. Ihr Gesicht war betrübt. „Warten. Hoffen. Beten.“ Kram drehte sich um und warf ein: „Es gibt noch einen anderen Weg. Er ist nicht unbedingt sicherer, aber unsere einzige Option. Wir müssen durch den Schlund des Drachen gehen.“ Reka erbleichte noch weiter, sofern das überhaupt möglich war.

Chada
Laute Stimmen erfüllten die Taverne. Normalerweise diskutierte man über das Wetter, die Ernte, die Nachbarn. Doch heute war die Taverne vor allem von einem erfüllt. Angst. Die Angriffe der Kreaturen nahmen zu, weshalb nicht wenige der Gäste hier waren, weil ihre alten Häuser und Unterkünfte zerstört worden waren. Chada gähnte. Das Feuer im Kamin erfüllte den Raum mit behaglicher Wärme. Sie saß in der Ecke des Raumes, ihre Kapuze tief in ihr Gesicht gezogen. Erkannt werden wollte sie nicht, und angesprochen erst recht nicht. Sie war noch immer wütend auf Thorn, da er sie einfach so zurückgelassen hatte. Gilda, die freundliche Wirtin der Taverne, hatte ihr seine Gründe für die Entscheidung mehrmals erklärt, doch trotzdem war Chada keineswegs einverstanden. Die Wirtin hatte sie, seitdem sie aufgewacht war, nur wenige Male gesehen. Als Inhaberin der Taverne hatte Gilda alle Hände voll zu tun, erst recht heute, wo so viele Gäste gekommen waren. Es donnerte. Für einen Moment war es still in der Taverne, dann wurden die Gespräche wieder aufgenommen. Chada drehte sich um, legte ihre Arme auf die Fensterbank und blickte nach draußen. Einige Regentropfen fielen vom Himmel, um den Beginn des Gewitters anzukündigen. Bald darauf prasselte Regen auf den Boden und durchweichte die Erde. Gut, dass ich nicht da draußen bin, dachte sie erleichtert. Wieder gähnte sie. Das gleichmäßige Trommeln des Regens machte sie schläfrig und ließ ihre Augen langsam zufallen…
Die Tür wurde aufgestoßen und Chada schreckte hoch; ihr Kopf brummte. Wind und Regen zogen herein, dann wurde die Tür vom Neuankömmling geschlossen. Langsam stand Chada auf. Wenn sie so müde war, dass sie hier einschlief, könnte sie auch genauso gut ins Bett gehen. Gerade, als Chada die Treppe nach oben gehen wollte, wurde es laut in der Taverne. Die Bewahrerin blickte sich um. Ein Mann, der ganz in Felle gekleidet war und ein gebogenes Schwert am Gürtel trug, stand vor der Frau, die gerade in die Taverne gekommen war. Sie hatte sich die durchnässte Kapuze aus dem Gesicht gezogen und stand nun mit verschrecktem Blick in der Taverne. Sie hatte, auch wenn sie noch sehr jung aussah, graues Haar, das ihr in Locken lang über den Rücken fiel. Ihre Augen waren grün, mit einigen goldenen Tupfen darin. Chada wusste nicht was, aber irgendetwas an dieser Frau ließ ihr einen Schauer über den Rücken laufen, doch was war es? Der Mann hatte sich indes vor ihr aufgebaut und deutete mit dem Finger auf sie. Die Adern an seinen Schläfen traten hervor. „Du! Was hast du hier verloren?“ Die Frau hob abwehrend die Arme und setzte zu einer Erklärung an: „Bitte, ich möchte doch nur –“ Der Mann unterbrach sie. „Du willst nichts als Tod und Verderben über andere bringen“, zischte er hasserfüllt. Seine Hand zitterte an dem Knauf seines Schwertes. „Halt!“, ertönte eine laute Stimme. Chada blickte sich um. Gilda hastete zu ihnen. Sie schien den Ernst der Lage schnell verstanden zu haben. „Sie ist ein Gast. Ich werde nicht zulassen, dass du sie verletzt!“ Der Mann packte sein Schwert so fest mit der Hand, dass die Haut an seinen Knöcheln weiß wurde. Mit einem letzten zornigen Blick stürmte er aus der Taverne. Gilda biss sich auf die Unterlippe. Sie schüttelte den Kopf und ging zu der grauhaarigen Frau und legte mitfühlend einen Arm um sie. „Wie heißt du?“ Die Frau zitterte leicht und hatte den Blick nach unten gerichtet. „Ich heiße Satalia.“ Sie sprach sehr langsam und deutlich. „Woher kommst du? Wieso war Orfen so wütend auf dich?“, fragte Gilda freundlich. Satalia schluckte. Sie sah aus, als würde sie gleich in Tränen ausbrechen. Schnell lief Chada zu ihr und nahm sie an die Hand. Sie war ja vollkommen durchgefrohren! „Ich bringe sie nach oben“, erklärte sie an Gilda gewandt. Dann führte sie Satalia in das obere Stockwerk.
„Wenn du noch etwas brauchst, sag’s mir einfach. Ich an deiner Stelle würde mich jetzt erstmal aufs Ohr hauen und dann morgen weitersehen.“ Auch wenn es sie einige Mühe kostete, ihre Neugier herunter zu schlucken, machte Chada sich bettfertig und legte sich hin. Satalia löschte das Licht. „Möchtest du reden?“, fragte die Waldläuferin sie noch, aber ihr Gegenüber war da schon eingeschlafen.

Chada wachte auf. Sie spürte, dass Satalia nicht mehr anwesend war. Schnell ging sie nach unten, um Gilda zu berichten. Ihre Füße tappten über die hölzerne Treppe. Als sie im Hauptraum angekommen war, sah sie, dass noch Licht brannte. Und da saßen sie vorm Feuer: Gilda und Satalia. „Habt ihr überhaupt schon geschlafen?“, fragte Chada besorgt. Es war die Wirtin, die antwortete: „Bis gerade schon. Dann kamen Neuankömmlinge und Satalia hat mir bei der Verpflegung geholfen.“ „Wir leben in unruhigen Zeiten“, stellte Satalia besorgt fest. Im Glanz des Feuers schimmerte ihre Haut satinfarben. Wieder donnerte es draußen. „Was ist jetzt eigentlich mit Orfen?“, bemerkte Satalia ängstlich. „Ich weiß es nicht“, gestand Gilda ein. „Ich nehme an, er wird in zwei oder drei Tagen wiederkommen.“ Ein Geräusch ertönte. „Waren das Schritte? Ich gehe mal nachsehen“, erbot sich Chada und stand auf. Sie ging zum Fenster und blickte hinaus. Durch den Regen war es schwer, etwas zu erkennen. Sie kniff die Augen zusammen, konnte aber nichts erkennen. „Hab ich mir wohl nur eingebildet“, meinte sie schulterzuckend. Sie musste eine Bewegung aus den Augenwinkeln bemerkt haben. Glas klirrte, doch Chada hatte sich rechtzeitig zur Seite bewegt. Ein kleines Stück links von ihrem Kopf steckte ein Pfeil zitternd in der Wand. Gilda und Satalia sprangen erschrocken auf. Ein dumpfer Schlag hämmerte gegen die Tür. „Satalia, weck die anderen!“, befahl Gilda. Satalia nickte und stürmte nach oben. Chada legte einen Pfeil auf, trat zum Fenster und schoss in die Richtung aus der der Pfeil gekommen war. Ein schmerzerfülltes Aufkreischen war die Antwort. Gilda rannte in den hinteren Teil der Taverne. Sofort kam sie mit einem Langdolch in der Hand zurück. Ein weiterer Stoß ließ die Tür erzittern, just in dem Moment, in dem das Fenster auf der Rückseite mit einem lauten Klirren barste. Der Kopf eines Gors tauchte auf, die Hornklauen an der Wand abgestützt, um sich durch den kleinen Spalt zu zwängen. Gilda hastete los, doch Chadas Pfeil war schneller. Die Kreatur wurde aber schnell von einer weiteren ersetzt. Während sich Chada auch dieser annahm, kamen Satalia und die anderen Leute die Treppe herunter, die Kinder in den Armen der Eltern versteckt. „Wir müssen durch den Fluchttunnel“, wies sie Gilda kurz angebunden an, den Dolch und den Blick immer auf die mittlerweile bedenklich ächzende Tür gerichtet. Dann reichte sie den Dolch an Satalia weiter. Diese nahm – zu Chada Erstaunen – die Waffe ohne zu zögern an. „Folgt mir!“, rief Gilda. Sie gingen gerade um die Bar herum, als die Tür mit einem lauten Krachen nachgab. Über die Schwelle strömten zahlreiche Kreaturen. Kinder weinten, als die Monster auf sie zu stürmten. Satalia stellte sich schützend vor die anderen. Dann führte sie ihren Arm zu ihrer Tasche und bewegte ihn anschließend in einem Bogen. Die ersten Kreaturen fielen der länge nach auf den Boden. Messer ragten aus ihren Körpern. Wo hatte sie das gelernt? Die Blicke der beiden Frauen begegneten sich kurz, dann wandten sie sich ab. Chada schoss einige Pfeile ab und zog sich dann mit Satalia zurück. Gerade noch rechtzeitig schlossen sie die Luke zum Keller und verriegelten sie. „Das wird sie nicht lange aufhalten!“ Gemeinsam mit den anderen liefen sie zu einem großen Bild, das an der Wand hing. Es zeigte eine Graslandschaft, doch das kümmerte Gilda wenig, als sie ein Messer hervorzog und das Bild in der Mitte durchschnitt. Durch den Spalt gelangten sie in einen Gang. Von oben war schon wieder ein lautes pochen zu hören. Schnell ging die Gruppe tiefer in den Gang hinein. Immer wieder blickte sich Chada zu Satalia um. Ihr gefiel es nicht, dass sie so gut mit Waffen umgehen konnte. Und noch weniger gefiel es Chada, dass Satalia hinter ihr lief. Abgelenkt, lief sie in die Person vor ihr hinein. „Wa-“, sie wurde von Gilda unterbrochen: „Verdammt! Der Gang ist eingestürzt!“ Schreie wurden laut. Chada blickte ungläubig. Das konnte nicht sein. Das Trampeln vieler Schritte hallte durch den Gang. Satalia seufzte. „Es hilft wohl nichts.“ Dann zog sie eine Kette aus ihrem Gewand hervor und legte sie sich offen auf die Brust. In diesem Moment kamen die Kreaturen um die Ecke. Satalia trat ihnen entgegen. Sie begann – und das hatte Chada wirklich nicht erwartet – zu singen:

(Link für die Melodie. Von 00:00 bis 00:50)

„Seit langem schon
in Dunkelheit,
doch nun ist es endlich soweit.
Seid bereit,
bereit für mich,
die Frau des ersten Lichts.
Ich zeichne nun die Welt
mit Liebe und Glück.
Endlich bin ich zurück.
Der Tag bricht wieder an, seht doch den Schein.
Wie es lebt, ohne Pein.“


Erde rieselte von der Decke, während Satalia dieses Lied sang, und als sie fertig war, drehten sich die Kreaturen winselnd um und stürmten den Gang hoch, als würde sie der Teufel höchstpersönlich jagen. Gemurmel wurde Laut. Dann bedankten einzelne Personen sich bei ihr, während andere nach oben huschten, um ihre Sachen zu packen. Denn als sicher, das war klar, würde die Taverne nach so einer Situation nicht mehr gelten. Wieder einige hielten vor ihr an und sagten: „Wir wissen genau, welches Spiel du treibst, Hexe! Du wolltest uns mit deinem Lied in den Bann schlagen.“ Nur Gilda, Satalia und Chada selbst waren im Gang geblieben. „Du bist uns einige Antworten schuldig, Satalia“, bemerkte die Bewahrerin mit mehr Schärfe als beabsichtigt. „Nein, das bin ich nicht“, erwiderte diese entschlossen. Sie war sehr blass. „Ich habe euch gerade das Leben gerettet. Und trotzdem war noch nicht einmal ein Viertel von ihnen dankbar. Du selbst doch auch nicht. Ich sehe es in deinen Augen. Du misstraust mir.“ Chada schluckte. Das stimmte. Satalia wollte gerade den Gang hinauf hasten, als sie von Gilda an der Hand gepackt wurde. „Satalia“, sagte sie eindringlich. „Wieso bist du hierher gekommen, wenn du jetzt wieder gehen willst. Ich versuche dir zu helfen, wirklich.“ Ihr Gegenüber sah hin- und hergerissen aus. Schließlich stieß sie die Worte „Ich wollte neu anfangen, aber auch hier werde ich nicht akzeptiert“ hervor, befreite sich aus dem Griff und war schon um eine Ecke verschwunden. Chada glaubte noch ein Schluchzen zu hören. Dann herrschte Stille.
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Tost
 
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Re: Selbstgeschriebene Geschichte zu Andor (Fortsetzung)

Beitragvon Tost » 13. September 2015, 16:05

Fenn
Nebel hing dicht über dem Boden. Fenn spürte ein Stechen in der Seite, ignorierte es aber und rannte weiter. Eara und Lar folgten ihm dicht auf. Die Gruppe hatte entschieden, sich aufzuteilen. Gerard war mit dem Bauern in Richtung Rietburg aufgebrochen; der Rest ging zur Taverne nach Westen. Sie mussten sich beeilen. Denn die Kreaturen würden bald den Trunkenen Troll angreifen, hatte der Bauer gewarnt. Das musste verhindert werden. Das Rietgras wuchs nun höher um sie herum. Sie hörten Geschrei in der Ferne. Fenn drehte sich um und blickte Lar fragend an. Der nickte. Sofort beschleunigte er und sprintente weiter. Morar blieb bei den anderen, damit sie ihn, wenn nötig, benachrichtigen konnten. Bald wurden sie vom Nebel verschluckt und die weißen Wände waren das einzige, was Fenn sehen konnte (Kommentar des Autors: Es gibt auch etwas, das nennt man Sehschwäche, weißt du?). Plötzlich hörte er das Geräusch vieler Schritte, die über den Boden hasteten. Sofort kauerte er sich hin. Was immer da kam; er wollte es zuerst sehen. Fieberhaft tasteten seine Finger nach dem Horn. Wenn dort böse Kreaturen kamen, mussten die anderen gewarnt werden. Fenn kniff die Augen zusammen und versuchte, etwas im Nebel zu erkennen. Verschwommene Schemen tauchten auf. Fenns Herz klopfte wild. Waren es Feinde? Nun lösten sich die ersten Gestalten aus dem Nebel. Mit rasendem Tempo kam eine ganze Horde von Gors und Skralen auf ihn zu. Sofort stieß Fenn zweimal in sein Horn, um die anderen zu benachrichtigen. Dann hatten ihn die Kreaturen auch schon erreicht. Hastig zog er sein Schwert, um ihnen gegenüber zu treten - die anderen würden ja, wie er wusste, bald kommen - doch die Kreaturen schienen ihn nicht bemerkt zu haben. Hatten sie sein Horn nicht gehört? Unmöglich. Auch wenn der Nebel dicht war, mussten sie ihn sehen. Und trotzdem liefen, nein, rannten sie weiter, an ihm vorbei, so nah, dass er das Weiße in ihren Augen sehen konnte. Fenn zögerte. Sollte er angreifen? Die Kreaturen hatten Todesangst, das sah er ihnen an. Und obwohl dies Monster waren, wollte er sie doch nicht hinterrücks töten. Nicht, wenn sie ihm so schutzlos ausgeliefert waren. Also kauerte er weiterhin im Gras, sein Schwert noch immer in der Hand; so ganz behagte ihm die Situation nicht. Mit einem Mal ebbte der Strom der Kreaturen ab. Langsam und arwöhnisch stand Fenn auf. Was hatte die Kreaturen in die Flucht geschlagen? (Kommentar des Autors: Naja, sie haben dich gesehen. Hey! Mit Messern wirft man nicht! Und schon gar nicht auf mich!) Langsame Schritte raschelten durch das Rietgras. Sofort hob er sein Schwert. Wer war das? Doch aus dem Dunste kam nur eine einzelne Person. Sie war in einen langen Mantel gehüllt, der auch ihr Gesicht verdeckte. Eine einzelne, graue, lockige Haarsträhne fiel ihr auf die Brust. "Wer bist du?", rief Fenn, als er sie sah. "Weißt du, was die Kreaturen so verängstigt hat?" Die Frau lachte. Ein Klang, bei dem es Fenn kalt den Rücken runter lief. "Jede Kreatur der Dunkelheit fürchtet sich vor dem Licht." Bei diesen Worten strahlte die Luft um sie ein bisschen. "Du hast meine erste Frage noch nicht beantwortet", erwiderte Fenn. "Sag mir wenigstens deinen Namen." "Mein Name ist nicht von Belang. Ich muss dich warnen, Fenn. Der Schatten greift im Land um sich. Schon sehr bald wird Blut die Felder Andors überziehen. Doch es kann verhindert werden. Bleibt stark und haltet zusammen. Der Sieg wird euer sein." Plötzlich stand die Frau vor ihm. Wie hatte sie das gemacht? "Um zu siegen, musst du sehen", flüsterte sie. Ihr kalter Atem streifte sein Gesicht. Dann legte sie ihm eine Hand auf die Stirn. Eine Hand, kälter als die eines Menschen. Kälter als ein Tier. Eis. Fenn wollte zurück zucken, aber etwas stoppte ihn. Bilder spielten sich in seinem Kopf ab. (Kommentar des Autors: Also, wenn die freundlichen Männer in den weißen Kitteln kommen und dich mitnehmen wollen ... geh einfach mit, klar?) Er stand in einem langen Korridor. Etwas großes kroch auf ihn zu. Langsam, aber unaufhaltsam. Fenn wollte schreien, konnte es aber nicht. Er wollte rennen, doch seine Beine versagten. Der Gestank von Rauch erfüllte die Luft. Dann wechselte die Szenerie immer schneller. Dunkle Schatten, die alles verschlangen. Ein eingefurchtes, kantiges Gesicht, umhüllt von schwarzem Rauch. Stein, der über ihm zusammenbrach. Ein brennender Baum. Tore, die lose aus den Angeln hingen. Tot. Doch pötzlich schien ein Lichtstrahl durch das Dunkel. Ein einzelner, kleiner Stern hatte seinen Weg durch die dunklen Wolken gebahnt und sein Licht erreichte das gepeinigte Land. Dann war es vorbei. Vorsichtig blinzelte Fenn. "Und was soll das alles bedeu...ten?", wollte er gerade fragen. Doch die Frau war verschwunden. "He! Wo bist du?", rief er laut durch den Nebel. "Hier! Hier sind wir, Fenn!", antwortete Lar. "Aber warum schreist du denn so? Und warum hast du gerade in's Horn geblasen? Hier ist doch niemand." Doch Fenn überging seine Fragen. "Habt ihr eine Frau in einem Umhang gesehen? Mit grauem Haar? Sie ... sie hat irgendwie geleuchtet." Lar runzelte die Stirn. Auch Eara schaute ihn verwirrt an. "Nein, haben wir nicht nicht", erwiderte sie mit besorgtem Blick. "Komm jetzt, wir müssen unbedingt zur Taverne. Du kannst uns die Geschichte ja später erzählen. Aber jetzt haben wir keine Zeit dafür." Fenn nickte. Während sie sich beeilten, zum Trunkenen Troll zu kommen - die Schreie waren inzwischen verstummt; vielleicht hatten sie auch den Kreaturen gehört -, dachte Fenn noch einmal über das Gesehene nach. Was mochte das alles bedeuten? Nichts Gutes, das war klar. Schwere Zeiten kamen auf sie zu. Doch eines gab es noch: Hoffnung.

Thorn
Der Geruch von Blut lag schwer in der Luft. Bestürzt blickte die Gruppe das Massaker an. Auf dem Boden vor ihnen lag ein übel zugerichteter Wolf (Kommentar des Autors: Das muss jetzt auch nicht länger ausgeführt werden. Für die Leute die es gerne ganz genau haben ... ne, für die auch nicht.) Schließlich brach Prinz Thorald das bleierne Schweigen: "Wer ist ... dafür verantwortlich? Die Wölfe unseres Landes stehen schon seit langem unter dem Schutz des Königs. Sie werden geachtet und respektiert (Kommentar des Autors: Nur vor der eigenen Haustür will man keine haben. Könnte ich mir zumindest nicht vorstellen.). Wir müssen die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen! Sucht die Umgebung ab!" Auch der Prinz selbst schwang sich von seinem Pferd. Im Süden von Andor waren vermehrt dunkle Kreaturen aufgetaucht. Doch Wölfe waren eigentlich zu schnell und stark für sie. Was hatte diesen Wolf also getötet? Thorn blickte sich um. Das Rietgras wuchs hier weniger hoch - sonst hätten sie den Wolf auch womöglich übersehen. Thorald hatte sich inzwischen neben den Wolf gekniet (Kommentar des Autors: Oder neben das, was von ihm übrig geblieben ist... Aber erzähl' ruhig weiter!) und untersuchte ihn mit spitzen Fingern. Thorn ging zu ihm. Kurz blickten sich die beiden an, dann wandten sie sich wieder dem Wolf zu. Prüfend wanderte sein Blick über den Wolf, bis er an der Schnauze hängen blieb. Dessen Zähne waren zersplittert. „Wie kann das passiert sein?“, wunderte sich Thorn, wurde aber unterbrochen, als einer aus ihrer Gruppe sie zu sich rief: "Guckt euch das an!" Sofort erhoben sich die beiden und gingen zu ihm. Der Mann deutete auf die Erde. Im Rietgras war ein riesiger Abdruck. Augenscheinlich eine Kralle, doch größer als alles, was Thorn je gesehen hatte (Kommentar des Autors: Also alle Krallen. Im Vergleich zu anderem doch noch ziemlich klein.). "Wo-Woher kommt der?", stammelte Thorald. Bevor auch nur irgendjemand zu einer Antwort ansetzen konnte, begannen ihre Pferde heftig zu wiehern und die Nüstern zu blähen. Verwirrt versuchte die Gruppe, sie zu beruhigen. Nur Thorn blickte misstrauisch umher. Sein Blick schweifte über das Rietgras und blieb zwei schwarzen Steinen hängen, die in einiger Entfernung im Rietgras lagen. Er schüttelte den Kopf. Er hätte schwören können, dass sich einer von ihnen bewegt hätte. Aber das war doch unmöglich! Da hatten ihm seine Augen wohl einen Streich gespielt... Er lies seinen Blick wieder schweifen, als er aus dem Augenwinkel wieder eine Bewegung wahrnahm. Was er für Steine gehalten hatte, entpuppten sich näher betrachtet als große, hundsähnliche Wesen, die auf die Gruppe zu preschten. Ihre schwarzen Schuppen schillerten hell in der Sonne. Hatten sie absichtlich gewartet, bis Thorn seinen Blick abwandte (Kommentar des Autors: Captain Obvious lässt grüßen?)? "Achtung!", warnte Thorn mit lauter Stimme. "Da kommt etwas." Die Anderen schienen ihn nicht zu hören. Doch die Pferde rissen sich los und galoppierten davon. Die Kreaturen waren inzwischen fast bei ihnen angekommen. Entsetzt drehte Thorn sich um und sprintete zurück zu seinen Gefährten. „Passt auf!“, brüllte er so laut er konnte. Er wagte nicht nach hinten zu blicken, da er stolpern könnte, doch er konnte heißen Atem in seinem Nacken spüren und das Trommeln von acht Paaren Füßen hören. Sie waren zu schnell für ihn! Unvermittelt lies er sich fallen und rollte nach rechts. Dann sprang er sofort wieder auf die Beine. Seine Verfolger waren durch ihren Schwung noch etwas weiter gerannt und standen so zwischen ihm und den Männern von Thorald. Die hatten wohl seine zweite Warnung bemerkt und sich kampfbereit gemacht. Zischend standen nun die beiden Echsen – oder was auch immer sie waren – fauchend zwischen ihnen. Einen Moment lang rührte sich niemand, dann ging eine der Kreaturen auf Thorald und seine Gefährten und die andere auf Thorn los. Gerade noch rechtzeitig tauchte er unter einem Krallenhieb weg und versetzte der Echse einen Schwertschlag. Ein Klirren ertönte, und ein stechender Schmerz schoss Thorn die Hand herauf – es war, als hätte er gegen Stein geschlagen! Das Monster schien es noch nicht einmal wirklich bemerkt zu haben. Es schoss nach vorne und schnappte nach ihm. Nur wenige Zentimeter vor seiner Brust schlugen seine Zähne aufeinander und wäre er nicht zurückgewichen, hätte es ihn getroffen. Auch seinen Kameraden schien es nicht besser zu gehen. Ihre Waffen schienen nicht die geringste Wirkung zu haben. Plötzlich preschte die Echse vor ihnen in sie herein. Einer der Männer ging unter ihr zu Boden. Auch die Kreatur vor Thorn fing an, ihn heftiger zu attackieren. Irgendwie musste man diese Kreaturen doch verletzen können! Thorn keuchte leicht. Vor ihm zischte die Kreatur und schlug mit dem Schwanz hin und her. Dann sprang sie auf ihn zu. Thorn reagierte ein Bisschen zu spät und wurde zu Boden gerissen. Noch während er fiel, schlug er verzweifelt mit seinem Schwert nach der Kreatur. Auch dieses Mal ertönte ein Klirren, es wurde jedoch von einem Aufheulen der Echse begleitet. Da sie abgelenkt war, richtete Thorn sich sofort wieder auf. Nun sah er es: einen Schnitt am Auge der Kreatur. Dort waren sie verwundbar! Brüllend ging er auf sie los. Das Monster wich zurück. Es zischte wütend und schien einen Beschluss zu fassen. Es drehte sich um und sprintete zu den Anderen. Thorns Augen weiteten sich, als er sah, wie die beiden nun zusammen auf Prinz Thorald einschlugen. Dieser ging unter der Kraft der Echsen zu Boden. Verzweifelt versuchte er, rechtzeitig zu ihnen zu kommen, aber es lag einige Entfernung zwischen ihm und dem Prinzen. Beinah vorsichtig hob eine der Kreaturen ihn mit den Zähnen am Wams hoch, während die andere jeden abwehrte, der ihnen zu nah kam. Thorn war fast bei ihnen angelangt. Doch jetzt setzten sich die beiden wieder in Bewegung – Thorald wurde hilflos mitgeschleift. Hilflos musste er zusehen, wie sie langsam in der Ferne verschwanden.

Kapitel IV: Dunkle Gänge, dunkle Gedanken

Melkart
Die Sonnenstrahlen fielen nur noch spärlich durch das Blätterdach und hüllten die Umgebung in unheilvolles Zwielicht. Das Volk vom Baum der Lieder hatte sich vor dem obersten Bewahrer versammelt und blickte ihn mit sorgenvollen Gesichtern an. Melkart ließ seinen Blick über sie wandern. Sein Volk war erschöpft. Die Schlacht am Baum der Lieder war nur ein kleiner Sieg gewesen, denn die Kreaturen schienen einen Stützpunkt im Wald zu besitzen, zu dem sie sich zurückziehen konnten. Dort hatten sie sich neu formiert und wieder begonnen, Schrecken im Wald zu verbreiten.
„Meine Freunde“, begann Melkart. „Wir befinden uns in schweren Zeiten.“ Die Familien vor Melkart standen dicht beisammen gedrängt. Zu viele waren nicht zurückgekehrt, von Jagden, Reisen oder Aufträgen. „Wie ihr wisst, befindet sich irgendwo in diesem Wald ein Stützpunkt – sei es eine Höhle oder eine Festung – der Kreaturen. Den Sichtungen zufolge befinden sich die Kreaturen eher im westlichen Teil des Waldes. Von dort aus greifen sie uns unerbittlich an. Zwei weitere Bewahrer – Malick und Kadria – sind diese Woche verschwunden.“ Eine alte Frau zu seiner Linken schluchzte auf. Der oberste Bewahrer senkte seinen Kopf.
Die Furcht schien in letzter Zeit ein ständiger Begleiter der Waldbewohner. Sie lastete wie ein bleierner Mantel auf seinem Volk und ließ jeden Anflug von Freude, jeden Anflug von Hoffnung im Keim ersticken. Wenn man den jüngsten Berichten von der Rietburg Glauben schenkte, so hatte auch König Brandur die Hoffnung aufgegeben, verlassen von seiner üblichen Willensstärke. Wenn es so weiterging, würde das Volk langsam ausbluten.
„Der Gelehrte in mir“, fuhr Melkart fort. „Möchte sich zurückziehen. All diese schrecklichen Ereignisse ausblenden und in einer Schriftrolle versinken. Doch wenn ich eines gelernt habe, dann ist es, dass es nicht ausreicht, über eine bessere Welt zu lesen. Wir selbst müssen dafür kämpfen.“ Einige Zuhörer blickten auf. Melkart breitete seine Arme aus und sprach beschwörend weiter: „Ich werde es nicht zulassen, dass immer mehr von uns verschwinden, verschleppt werden und nie mehr wiederkehren. Ich werde nicht tatenlos zusehen, wie die Kreaturen unseren Wald entweihen.
Ich sage, wir ziehen aus. Wir suchen nach dem Stützpunkt der Kreaturen. Und dann vertreiben wir sie aus unserem Wald, mit allen Mitteln, die uns zur Verfügung stehen!“ Ein zustimmendes Raunen ging durch die Menge. Doch plötzlich: „Mit allen Mitteln, oberster Bewahrer?“ Teno stand ein wenig abseits und lehnte an einem Baumstumpf. Die anderen warfen ihm argwöhnische Blicke zu. „Wirst du auch die Kunst des Schwarzen Archivs nutzen, um uns von dieser Plage zu befreien?“ Melkart blickte ihn streng an. „Teno, die Informationen des Schwarzen Archives dürfen niemals“- „Ah, da habt ihr es“, unterbrach ihn Teno mit gedehnter Stimme. „Der große Bewahrer hat gesprochen. Und er hat befunden, dass unsere Leben es nicht wert sind, mit eben jenem Wissen geschützt zu werden, das wir bewahren. Sag mir, Melkart, wozu nützt dieses Wissen, wenn wir es nicht benutzen?“ Eine kleine Traube an Menschen hatte sich um Teno gebildet. Die einen schienen überzeugt, die anderen schüttelten den Kopf.
Melkart stieg die Röte ins Gesicht. „Wir können nicht riskieren, dass dieses Wissen in die falschen Hände fällt“, polterte er. „Und nur die wenigsten hier können sich den immensen Preis der Zaubersprüche im schwarzen Archiv ausmalen. Wenn wir von solch dunkler Magie Gebrauch machen, sind wir kaum besser als die Kreaturen. Wir werden unser Volk verteidigen, mit den Mitteln, die sich seit jeher bewährt haben!“
Teno lehnte sich vor und seine Augen blitzten. „Es interessiert mich nicht, ob ich besser oder schlechter als die Kreaturen bin. Es interessiert mich, dass ich und meine Freunde überleben!“ Er wies in die Runde. „Ihr alle. Noch mag Melkart nobel wirken, dass er die Welt vor diesem, wie er sagt, schrecklichen Zaubern beschützt. Doch wenn eure Kameraden, eure Familie im Kampf gegen die Kreaturen sterben, weil der oberste Bewahrer lieber Wissen hortet, als es zu nutzen, wie schnell werdet ihre Meinung ändern? Merkt euch meine Worte!“ Und damit verschwand er von der Lichtung.
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Re: Selbstgeschriebene Geschichte zu Andor (Fortsetzung)

Beitragvon Tost » 13. September 2015, 16:05

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Re: Selbstgeschriebene Geschichte zu Andor (Fortsetzung)

Beitragvon Tost » 13. September 2015, 16:05

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Re: Selbstgeschriebene Geschichte zu Andor (Fortsetzung)

Beitragvon Tost » 13. September 2015, 16:06

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Re: Selbstgeschriebene Geschichte zu Andor (Fortsetzung)

Beitragvon Tost » 13. September 2015, 16:06

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Re: Selbstgeschriebene Geschichte zu Andor (Fortsetzung)

Beitragvon Tost » 13. September 2015, 16:06

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Re: Selbstgeschriebene Geschichte zu Andor (Fortsetzung)

Beitragvon Tost » 13. September 2015, 16:06

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Re: Selbstgeschriebene Geschichte zu Andor (Fortsetzung)

Beitragvon Tost » 13. September 2015, 16:07

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