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Entstehung einer Legende

Entstehung einer Legende

Beitragvon NexusForce » 1. Mai 2015, 16:08

Hallo liebe Andori und einen schönen Feiertag!

gestern ist der 1. und 2. Teil meiner Legenden-Trilogie online gegangen (Danke Gilda :!: ).

Ich möchte an dieser Stelle daher mal den Schaffensprozess, den ich bei der Entwicklung der Legenden durchlaufen habe mit euch teilen. Der Developer-Guide von Micha sollte zwar die erste Anlaufstelle sein, doch ist bei einer Trilogie über beide Spielpläne noch einiges mehr zu beachten :D . Um daher auch jenen, die bis jetzt noch keine eigene Legende erstellt haben, gerade dabei sind oder eventuell auch eine Trilogie erfinden möchten einen Einblick zu geben (evtl auch, um mein Redebedürfnis zu stillen :roll: ) daher nun, wie meine Legenden entstanden. Viel Spaß :!:

Entwicklung des "Großen Abenteuers"
Wie alles begann...
Die Idee einer eigenen Legende reizte mich schon sehr früh mit dem Erhalt des Grundspiels DLvA. Jedoch dauerte es bis ich die Reise in den Norden durchgespielt hatte, dass ich mit der Arbeit begann. Die Idee eine Legende über beide Spielpläne zu entwickeln und dabei die verschiedenen Elemente aus dem Grundspiel und den Erweiterungen zu kombinieren war einfach großartig! :)
Und so habe ich mich in den Ferien für gute anderthalb Wochen hingesetzt und von ca. morgens um 10 bis abends um 8 Uhr an meiner Trilogie gefeilt :o .

Geist der Zeit
Relativ einfach fiel mir das "Setting" meiner Legende. Auf den Websites der Legenden von Andor und auch hier im Forum steht sehr viel über die Hintergründe und vor allem die Geschehnisse vor "Legende 1 - Ankunft der Helden" geschrieben. Diese Erzählungen fand ich richtig toll und wollte deshalb (auch im Hinblick auf den bald erscheinenden Roman) daraus meine Legenden entwickeln! Wäre doch schade, wenn dieses Potenzial nicht genutzt würde, oder? :P

Helden & Gegner
Die erste Frage, die sich mir stellte, war natürlich gegen welche Kreaturen bzw. welchen Endgegner die Helden in ihrem (bis dahin) größten Abenteuer antreten sollten. Und diese Frage war gar nicht so leicht zu beantworten. Nachdem ich mich zuvor für die zeitliche Einordnung vor Legende 1 entschieden hatte, waren einige Kreaturen quasi vorgegeben, doch mit dem Nord-Spielplan ergab sich die Möglichkeit, weitere Kreaturen hinzuzuziehen. Doch Moment mal: Wie soll man denn in einer "Vorgeschichte" die Helden spielen, wenn sie gar nicht darin vorkommen? Und überhaupt: Warum sollte man eigentlich immer nur die Helden spielen?

Diese Fragen führten schließlich dazu, dass "Legende I - Hoffnung" aus einem komplett neuen Blickwinkel gespielt wird! Denn in dieser Legende spielt ihr nicht die Helden, sondern Tarok den Drachen, die Schild- und Silberzwerge, die Taren und Varkur!

Doch eine Frage blieb zu dieser Zeit weiterhin bestehen: Wie schaffe ich es, diese scheinbar große Anzahl an Änderungen verständlich und nicht in einer über 30 Seiten ausartenden Anleitung zu erklären? Nach einigem Grübeln nahm ich mir ein Beispiel an Michaels Idee zur Erweiterung der Sternenschild. Und am Ende waren tatsächlich nur eine handvoll (Regel-)Änderungen nötig, um meine Idee so wie ich es mir vorstellte, umzusetzten... Ich war erstaunt, aber erleichtert :P Bei dieser Gelegenheit schien es mir sinnvoll, eine Art "Einführungslegende" (ähnlich Legende 1) zu entwerfen, um nach dem altbewährtem Prinzip "learning-by-doing" diese Änderungen zu verinnerlichen. Wie angegossen passte dazu "Legende I - Hoffnung"!

Testphase 1
Nachdem die erste Legende nun thematisch und inhaltlich vollendet war, ging es ans Testen... Und oh man, dass waren nicht gerade wenige Durchgänge :o . Das Ausbalancieren war garnicht so einfach:
1.) Wann kommen welche Kreaturen ins Spiel?
2.) Wieviele Kreaturen kommen ins Spiel?
3.) Wie viel Zeit wird für die Aufgaben benötigt?
4.) Wann kann ich durch den Erzähler neue Ereignisse oder Kreaturen auslösen? Und wann ist ein eher ungeeigneter Zeitpunkt?
5.) Wie endet eine Legende, in der man keinen Endgegner (in Form einer Figur) hat?
6.) Wann sollte die Legende am besten enden? Bzw. wann ist der beste Zeitpunkt, für einen Übergang zur nächsten Legende?


Doch es zahlte sich aus. Nach einem halben Tag des Testens wurde klar, dass Legende 1 für 2 Spieler schon eine Herausforderung wird (warum hatte es der Erzähler auch so eilig? :D ), aber nicht unmöglich war. Mit mehr als 2 Spielern sah das schon etwas entspannter aus - aber nur etwas! Denn trotzdem Legende I auf beiden Spielplänen stattfindet, so wollte ich hier die Legende wie aus dem Grundspiel gewohnt bei "N" (also auf "einer" Legendenleiste) enden lassen, um nich direkt zuviel neues zu bringen...

Ankunft der Helden reloaded
Da Legende I nun die wirklich wundervolle Vorgeschichte der Drachen und Zwerge erzählte, war es an der Zeit, die Helden auf den Plan zu rufen! (Und das wortwörtlich :P) Doch das meiste der "Legenden vor den Legenden" hatte ich damit schon erzählt... Ich wollte aber unbedingt eine Legende, die sowohl auf beiden Spielplänen stattfindet, also auch über "beide" Legendenleisten läuft (also von A bis Z) machen... Hmmm, die berühmte Zwickmühle... Ich entschied mich schließlich dazu, zuerst einmal die Vorgeschichte der Helden in Legendenform zu bringen. Das war auch gar nicht so einfach, denn es galt - und das gefiel mir an den Erzählungen besonders - viele Einzelheiten und Zusammenhänge zu beachten. Der zweite Teil meiner Trilogie begann also damit, dass erstmals die Helden erscheinen. Wie den meisten sicherlich bekannt, waren diese einstmal Flüchtlinge aus dem fernen Krahd! Und genau zu diesem Zeitpunkt sollte diese Legende beginnen :!: ...

Hofnung
Die Helden erreichten nach einem beschwerlichen Marsch nun endlich offenes, weites Land. Die Farbenpracht des Landes war unbeschreiblich. Vom satten Grün der Bäume und Pflanzen bis hin zum goldenen Schein der Felder vor den Ausläufern der Gebirges, der nur so funkelte als sich die sacht wogenden Ähren im Lichte der Sonne zum Takt des Windes bewegten.
An diesem Punkt möchte ich aber inhaltlich nicht zuviel verraten! Dazu müsst ihr schon die Legende spielen :P
!Spoiler! Diese Stelle eignet sich besonders gut, um die Fragen 5 und 6 zu beantworten. Nachdem ihr diese Legende also nicht mit den Heldenfiguren spielt (sondern im Prinzip mit den künftigen Endgegnern!), ging es hier vor allem darum, die bekannten Geschehnisse zu erzählen und mit eigenen Nuancen zu versehen. So ist das "Start-Ereignis" ein schweres Erdbeben, welches große Teile der Zwergenminen, in denen einsmals die Drachen lebten, zerstört. Später erinnert nur noch eine verlassene und abgeschiedene Ruine (ihr ahnt es, Feld 107!) an jene Ereignisse. Laut Überlieferungen schaffte es jedoch nur ein Drache lebend aus den Minen! Deshalb muss hier z.B. ein Spieler Tarok spielen. Aber auch das Ende der Legende war nicht einfach zu finden. Zwar versuchte ich, nachdem Zwerge, Taren und Tarok in Sicherheit waren, die Legende enden zu lassen - doch ein abruptes Ende wäre nicht schön gewesen. !Spoiler Ende!
Deshalb "verschob" ich sozusagen den Übergang von Legende I zu Legende II um zwei Legendenkarten nach hinten, um ein vernünftiges Ende zu haben. Hinzu kommt ja noch, dass zwischen den ersten beiden Legenden laut Überlieferung 80 Jahre vergingen - trotzdem sollte man aber das Gefühl haben, Legende II geht "nahtlos" weiter...

Testphase 2
Es stand also die nächste Testphase an. Doch hier wurde es richtig problematisch :shock: . Die Legende war für meinen Geschmack zu kurz, doch sie "künstlich" in die Länge ziehen wollte ich auch nicht. Das weitere Material der Geschichte hatte ich jedoch schon fest für Legende III eingeplant. Wie sollte ich das jetzt überbrücken, ohne Legende II zu zerstören? Und wie an Legende III anknüpfen, wenn dazwischen soviel Zeit vergeht? Das Problem lag hier wohl darin, dass ich unbedingt eine Trilogie veröffentlichen wollte und deshalb die Legenden zwar thematisch aufbauend ansah, sie jedoch immer nur einzeln und nicht am Stück getestet habe...

Aus 2 mach 1
Heureka :!: Endlich hatte ich die Idee. Anstatt die beiden letzten Legenden getrennt zu erzählen, fasste ich sie nun unter einer Legende zusammen. Legende II war somit über beide Spielpläne als auch über die Legendenfelder A bis Z vertreten. Nachdem ich nun "nur" noch den Schwierigkeitsgrad anpassen musste, würde es vollendet sein! Nochmals "Halt!": Wieso soll ich den Schwierigkeitsgrad festlegen?
Falls ihr euch jetzt fragt: Häh, jetzt hast du aber nichts über die (ürsprüngliche) Legende III erzählt, oder? Stimmt. Doch hier will ich nicht zuviel verraten :P

Vielfalt
Die Idee der Sternenschild-Legende, mit einer zusätzlichen Legendenkarte die Schwierigkeit zu erhöhen war zwar von der Idee her super. Ich wollte jedoch nicht, dass man sofort sieht, was alles "wegfällt" wenn man eine Karte rausnimmt (zumindest ich lese dann ganz gerne mal nach, was denn passiert wäre, wenn ich die Karte drin gelassen hätte :P). Also suchte ich nach einer Möglichkeit, dies etwas diskreter zu handhaben. Herausgekommen ist eine Variante, bei der man während der Legende (nicht vorher!) den Schwierigkeitsgrad wählen kann. So hat man die Möglichkeit, je nach aktueller Situation zu entscheiden! Zusätzlich habe ich auch das neue Legendenkarten-System aus der Erweiterung "Der Sternenschild" übernommen. So ergeben sich wirklich zahlreiche Kombinationsmöglichkeiten. Wenn mein Mathe nich völlig eingerostet ist, müssten es 720 an der Zahl sein! (6! = 6*5*4*3*2*1 = 720)...

Ausblick
Nachdem ihr "Legende II - Drachenfeuer" erfolgreich beendet habt, folgen inhaltlich und zeitlich darauf die Ereignisse von Legende 1 aus dem Grundspiel. So sind diese beiden Legenden quasi als "Prequel" anzusehen. Da zwei Legenden aber lange noch keine Trilogie sind, steht auch schon Legende III in den Startlöchern. Diese wird eventuell chronologisch nach Legende 10 stattfinden. Doch dazu erfahrt ihr bald mehr...

So, ich hoffe damit allen Interessierten einen guten Einblick gegeben zu haben, wie ich meine Legenden erstellt habe. Natürlich ist das nur eine (bzw. meine) Art und Weise. Aber vielleicht spornt dieser Post ja auch euch an, uns einen Einblick zu gewähren :?: Auf jeden Fall freue ich mich, wenn ich hierdurch dazu beitragen kann, dass die Zahl der Legenden und vielleicht ja sogar der Forumsmitglieder zunimmt und sich mehr Leute durchringen ihrer Fantasie freien Lauf zu lassen.
Denn die freien Entfaltungsmöglichkeiten, die dieses Spiel bietet sind wirklich einzigartig und durch jede weitere Legende wird Andor meiner Meinung nach ein Stück "kompletter"...

Wie immer mit freundlichsten Grüßen
Euer NexusForce
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Re: Entstehung einer Legende

Beitragvon Speerkämpfer » 1. Mai 2015, 19:36

Hallo Nexus Force,
das hört sich ja nach einer Menge Arbeit an! Es ist wirklich interessant das zu lesen. Ich arbeite momentan mit Tarkan an einer Legende, auch auf beiden Spielplänen, und wir halten uns (mehr oder weniger) an diese Vorgehensweise:
Erst gibt es ein Grundgerüst, also die ganze Spielmechanik mit den beiden Spielplänen. Danach halten wir uns an so eine Liste:
1. Wir sammeln ganz viele Ideen. / Wir machen mal Brainstorming.
2. Wir diskutieren etwas und verbessern oder streichen manche Ideen.
3. Wir suchen uns die "wichtigste" Idee raus und weben sie in unser Grundgerüst ein.
4. Wir testen das und verändern manche Sachen noch.
5. Wir wiederholen die Schritte 3 und 4 bei jeder Idee.
6. Wir haben eine fertige Erstversion, die jetzt in ihrer Gänze getestet werden muss.
7. Wir erstellen für manche Karten eine oder auch mehrere Varianten wie beim Sternenschild. (muss nicht unbedingt sein, aber wir wollten es so variabel haben)
8. Wir testen die verschiedenen Kartenvariationen und verbessern wenn nötig manche Sachen. (auch nur nötig, wenn man das so variabel haben will)
9. Wir widmen uns dem drum und dran: Storytexte, passende Formulierungen, etc., bis wir einen fertigen Text haben, der nur noch auf Karten muss.
10. Wir erstellen die Legendenkarten und senden die Legende ein.
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Re: Entstehung einer Legende

Beitragvon Antigor » 2. Mai 2015, 09:19

WOW, langer Text. :D Es ist interessant zu erfahren, wie du diese Legende entwickelt hast. :P Wenn ich mal genug Zeit habe, werde ich sie spielen. :D
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