Tranuk:
Zu den Spekulationen bisher muss ich sagen, ich vertrete die Auffassung, dass Tranuk erst durch seinen Aufenthalt in der Höhle verändert wurde und davor ein normaler Steppenbewohner ohne besondere Ambitionen war. Er war ja sogar einer von denen, die die Steppe verließen und hat sich vor DEK scheinbar ganz gut in Andor eingelebt.
Solange wir nichts Gegenteiliges erfahren, schiebe ich sein Verhalten also auf den Einfluss der Höhle. Das passt auch dazu, dass Arpex nach seiner Verwandlung (zumindest von Orweyn) ebenfalls als Bedrohung dargestellt wird, obwohl er bisher eher wie ein "Guter" wirkte.
Damit bleiben aber natürlich Fragen: Wie hat Tranuk es zum Häuptling der Yetohe geschafft? Was ist seine Abmachung mit den Skralen? Und wozu hat er am Ende von L1 sein eigenes Lager in Schutt und Asche gelegt?
Ich meine:
Zelte lagen im Dreck. Feuer loderten. Weinende Frauen und schreiende Kinder kamen ihnen entgegen. [...] "Ich bin Tranuk. Der widergeborene dritte Bruder, Anführer aller Stämme. Unterwerft euch mit und meinen Kreaturen und lebt. Hindert mich und sterbt!"
Wozu das alles in der Zeltstadt, in der er schon Häuptling war?
Klar, als jemand, dessen Geist von der Höhle verzerrt wurde, muss sein Verhalten nicht zwingend Sinn ergeben... Aber wenn sich eine sinnvolle Erklärung finden lässt, dann trägt die mMn. weiter als "Wahnsinn". Natürlich ist alles Folgende aber Spekulation.
Was seinen Aufstieg zum Häuptling angeht: gab es vorher schon irgendein Anzeichen, das ihn zu einem möglichen künftigen Häuptling der Yetohe gemacht hätte? Es kann schon sein, dass die Häuptlingswürde nicht vom Vorgänger verliehen (oder gar vererbt) wird, sondern dass bei Tod oder Rücktritt des letzten Häuptlings, nach Ablauf einer bestimmten Frist oder gar jederzeit würdige Kandidaten sich als neue Häuptlinge bewerben können. Vielleicht wird das sogar durch einen Zweikampf entschieden, und alles was Tranuk zu tun brauchte, war den bisherigen Häuptling zum Duell zu fordern...
Ansonsten bleibt nur die Option, dass er sich aufgrund seiner Verwandlung (und seiner Hilfe gegen die Ewige Kälte?) besonderen Respekt verschafft hat, sodass er von den Yetohe/seinem Vorgänger als Nachfolger bestimmt wurde. Vielleicht wurde er durch seine Verwandlung schon damals als Wiedergeburt von Yetohe oder des Yjotege Grate angesehen (womöglich wurde ihm die Idee sogar erst von anderen abergläubischen Yetohe eingeredet?), sodass der bisherige Häuptling mehr oder weniger freiwillig zu Tranuks Gunsten abdankte. Oder der Häuptling bestimmte ihn zum Nachfoger und starb dann - da glaube ich dann nicht wirklich an einen Zufall...

So oder so dürfte sein Aufstieg zum Häuptling auf die ein oder andere Weise auf seine Verwandlung zurückgehen - und mehr können wir dazu auch nicht sagen?
Dann sein Deal mit den Kreaturen. Er will die Heimaten der anderen Stämme zerstören, damit die Leute zu ihm kommen - aber was haben die Skrale davon? Es kann natürlich einfach sein, dass er sie dank seiner Verwandlung irgendwie kontrollieren kann, so wie die Drachen oder Varkur - aber irgendwie scheint Gedankenkontrolle nicht so offensichtlich zu seinen neuen Fähigkeiten zu gehören. Deswegen schlage ich eine andere Lösung vor: Tranuk wollte die Iquar und Grehon durch Beschuss der Pfahlbausiedlung zur Zeltstadt bringen, aber das allein macht ihn noch nicht zum neuen Barbarenkönig. Irgendwie muss er seinen Anspruch auch gegenüber den anderen Stämmen durchsetzen. Also hat er mit den Skralen ausgehandelt, dass sie sich zum Dank für ihre Hilfe ein bisschen in der Zeltstadt austoben können - und zwar genau dann, wenn die Häuptlinge der Iquar und Grehon laut Plan dazukommen. Wenn due erstmal genug weichgeklopft wurden, bleibt ihnen keine andere Wahl als Tranuk zu akzeptieren. Er bekommt die Macht und die Skrale eine Gratis-Mahlzeit. Nun haben die Grehon sich geweigert, aber zumindest die Iquar sind angekommen und wurden plangemäß von den Kreaturen empfangen. Trotzdem ist der Zustand der Zeltstadt etwas zu desolat als es in Tranuks Interesse sein kann, immerhin ist er hier schon Häuptling. Und es ist auch nicht so, dass er die Gelegenheit nutzt, um sich als großer Retter aufzuspielen - im Gegenteil, er schlägt sich einfach auf die Seite der Kreaturen und stößt damit alle seine bisherigen Untertanen vor den Kopf.

Meine Vermutung wäre, dass a) die Kreaturen etwas mehr Bezahlung gefordert haben, als auch Tranuk recht war, aber er sich nicht ausgerechnet jetzt mit ihnen anlegen wollte, weil er sie noch gegen die Grehon brauchte, oder dass b) auch die Yetohe nicht mehr so zufrieden damit waren, dass ihr Häuptling mit den Kreaturen zusammenarbeitete und Tranuk ihre Hilfe nutzte, um auch Widerstand in den eigenen Reihen niederzuschlagen.
Mein deutkicher Favorit wäre b), das passt auch zu seinem Verhalten aufbden N-Karten. Auch wenn Variante a) vielleicht sogar die interessantere wäre... So oder so erklärt das halbwegs das Ende von Legende 1 - denn ansonsten hat auch ein verwandelter Tranuk wirklich KEINE Motivation, die Zerstörung des Lagers zu tolerieren oder gar herbeizuführen, von dem er bereits Häuptling ist und wohin er sogar extra die Grehon und Iquar eingeladen hat...
Alwerons Erbe:
Das ist das erste Mal, dass wir es explizit mit Trollen zu tun bekommen, die irgendeine menschliche Sprache verwenden!

Wir wissen schon seit dem Lied des Königs, dass sie imstande sind, die menschliche Sprache (mindestens in Form von Varkurs Befehlen) zu verstehen. Aber wir haben vorher noch nie einen Troll sprechen hören, oder? Oder irgendeine andere Kreatur, ausgenommen die Skrale, die laut Forns Hörtexten aber ihre eigene Sprache verwenden.
Nichtsdestotrotz - und ich bin mir bewusst wie ironisch es ist, dass dieser Kommentar ausgerechnet von mir kommt - ist der Trollkönig mir ein bisschen zu plötzlich ein bisschen zu lieb. Gemeinsam den Oron zu bekämpfen ist das eine, aber ich nehme ihm nicht wirklich ab, dass er aus reiner Nettigkeit die Azturia beschützt und sogar mit ins Steppenland kommt, nachdem er und seine Trolle davor jahr(hundert)elang ebendiese Azturia gejagt haben und jüngst erst die Festung attackiert haben.

Nun, oder zumindest ist es das, was ich ursprünglich hätte schreiben wollen, aber tatsächlich gibt es zwei Punkte, die das Verhalten vielleicht etwas weniger widersprüchlich machen. Zum einen wissen wir überhaupt nicht, ob er jemals gegen die Azturia vorgegangen ist. Alweron damals war angeblich gegen Azturia, aber hat sich am Oron die Zähne ausgebissen, aber das ist erstens Jahrhunderte her (wobei, mehr als zwei Jahrhunderte werden es wohl nicht sein) und zweitens nur die Geschichte der azturischen Seite, die erwiesenermaßen Fehler enthält. Vielleicht hat auch König Runeas einfach mit seinem zahmen Oron gerne Trolle gejagt.

Zusammengefasst lässt sich sagen: Zur Zeit von Alweron und Runeas gab es einen Konflikt zwischen Trollen und Azturia, wo Runeas seinen Freund, den Oron, als Schutzwall/Massenvernichtungswaffe benutzte. Dann kam Orweyn zu Alweron, der lehnte ein Bündnis ab und sah einen Weg, den Oron von Azturia zu entfremden. Das glückte, aber seither läuft der Oron amok - gut möglich, dass die Trolle darunter ebenso litten wie Azturia.
Heutzutage sieht sich der Erbe Alwerons mitverantwortlich, seine Trolle leben auch vereinzelt in Azturia, seine Höhle ist gut versteckt. Dann kommt plötzlich eine Heerschar Fremder und besetzt eine Festung, in der er einen Wachtposten platziert hatte - womöglich gar zur Warnung vor dem Oron? Ein paar Trolle gehen (mit den anderen Kreaturen) gegen diese Invasoren vor, ob von ihm geschickt oder aus eigenem Antrieb wissen wir nicht. Aber die Angriffe scheitern, und diese Ansammlung von vielen Menschen auf einem Haufen rufen den Oron auf den Plan - worunter als erstes die Trolle leiden. Die fliehen zur halbwegs sicheren Festung und werden da mit Waffen abgewiesen. Dann kommen diese fremden Invasoren noch in die versteckte Höhle, verhauen den Trollkönig und verlangen etwas zurück, was die Trolle gar nicht gestohlen haben - und er sagt, hey, lasst uns gegen den Oron zusammenarbeiten, keine Feindschaft mehr zwischen Menschen und Trollen. Anschließend beschützen seine Trolle sogar noch die verbliebenen Azturia und er folgt (aus Nettigkeit oder um das Bündnis zu untermauern) den Fremden und hilft noch mit deren Problemen. Wirklich, Alwerons Erbe ist der wahre Held dieses Andor-Teils. Und wir wissen nichtmal seinen Namen...

Orweyn:
Das sind zugegebenermaßen mehr Fragezeichen als Theorien. Nachdem Orweyn in DEK noch eine halbwegs nachvollziehbare Motivation hatte, mausert er sich mehr und mehr zum machthungrigen, rachsüchtigen Klischeeschurken.
- Warum hat er damals das Kind des Oron entführt (und nebenbei noch seine Mutter ermordet)? Laut dem Bericht des Trollkönigs ging es ihm nur noch darum, Schaden anzurichten, nachdem weder Runeas noch Alweron ihm zum Thron verhelfen wollten.

- Warum hat er die Helden nach Azturia geschickt? Wirklich nur, damit der Oron sie erledigt? Warum hat er dann nicht einfach Tranuk die Arbeit machen lassen? Wollte er die Helden, die seine Pläne durchkreuzt haben, "eigenhändig" erledigen?
- Warum hat er ausgerechnet Tranuks Kreaturen unterstützt? War das allen Ernstes, um die Arroganz der Helden zu bestrafen?
Je mehr man so liest, desto mehr wirkt es, als sei Orweyn einfach über alle Maßen rachsüchtig. Aber vielleicht kann man noch andere Lesarten finden?
- Was die Ereignisse damals in Azturia angeht müssen wir erstmal die Chronologie klären. Kam er nach Hause bevor die magischen Waffen geschmiedet waren oder nachdem sie geschmiedet waren? (Oder als Geist nachdem er im Turm eingeschlossen war - aber die Option schließe ich jetzt einfach mal aus.) Vorher würde insofern passen, dass er dann mitansah, wie mit dem Oron ein Monster seine Heimat verwüstete und er sich danach entschied, gegen andere Monster (die Mächte des Meeres) vorzugehen. Aber ich denke auch eher, dass er erst Varatan die Magischen Waffen übergab, damit sah er seine Arbeit in Hadria als erledigt an und kehrte verblendet von der Dunklen Magie (er hatte schließlich einen Abstecher in Hadrias Unterwelt gemacht!) nach Hause zurück. Als erfahrener Magier wäre er natürlich ein besserer Herrscher als seine Brüder (so flüsterte ihm wenigstens die Dunkle Magie ein) und der Rest ist Geschichte. Als er dann gerade das Oronkind entführt hatte, bringt er noch (versehentlich) seine Mutter un, und in einem geradezu typischen Varkur-Nika-Moment erkennt er seine Fehler und flieht - nur um zu erleben, wie in Folge seiner Taten der Oron seine Heimat verwüstet. Gebrochen kehrt er nach Hadria zurück - wo er dann noch miterlebt, wie auch Varatan gescheitert ist und nun auch dessen Heimat von drei 'Monstern' zerstört wurde. Was für Schlüsse zieht er daraus? Erstens, Dunkle Magie muss ausradiert werden. (Im Gegensatz zu Varkur hat Orweyn die Stärke, die Dunkle Magie in der Folge abzulehnen.) Zweitens, die größte Gefahr für blühende Reiche sind irgendwelche übermächtigen Monster. Also baut er erstmal den Eisernen Turm um Hadria vor der Dunklen Magie und den Mächten des Meeres zu beschützen. Und als sein Geist später freikommt will er sich der ganze gefährlichen Monster annehmen, die es noch gibt/geben wird. Tarok, die Drei Brüder und ich schätze mal, auch weiterhin die Mächte des Meeres und insbesondere der Oron. Ehrlich gesagt, bei dieser Zielsetzung sehe ich nicht, dass Orweyn ein zukünftiges Monster wie das Oronkind am Leben gelassen hat - aber vielleicht war er damals auch noch zu geschockt (oder konnte es nicht töten) und hat es wortwörtlich irgendwo eingefroren oder dergleichen.
Na ja, zurück zum Thema. Die Taten damals "zählen nicht", die waren wihl unter dem Einfluss Dunkler Magie. Aber warum schickt er die Gruppe zum Sterben nach Azturien, und warum hilft er ausgerechnet Tranuk?
Zur ersten Frage muss ich gestehen, ich bin ratlos - aber ich habe noch die Hoffnung, dass es Orweyn nicht primär darum ging, die Helden und Steppenbewohner loszuwerden, sondern vielleicht vor allem den Oron zu schwächen o.ä. Er sieht sich schließlich als einen "Der Zweck heiligt die Mittel"-Monsterjäger. Wenn eine so große Gruppe in Azturien unterwegs ist, weckt das unweigerlich die Aufmerksamkeit des Orons, das weiß Orweyn. Wenn er Grund zur Annahme hat, diese Helden, die sogar SEINE Pläne durchkreuzt haben, könnten womöglich auch dem Oron etwas anhaben, dann mag ihm das reichen. Dass sie den Oron wirklich besiegen, damit rechnet er wohl nicht. (Immerhin glaubte er nicht, sie wiederzusehen.) Aber bevor Tranuk sie alle umbringt und er nichts davon hat, kann das auch der Oron machen, der mit etwas Glück dabei geschwächt wird?
Was auch immer der Grund für das Portal nach Azturia war, ich hoffe, dass es nicht einfach nur Bosheit war, sondern der Wunsch, dem Oron etwas entgegenzusetzen.
Was die gestärkten Monster angeht, die die Grehon attackierten: Orweyn wusste präzise, dass Arpex bei der drohenden Niederlage zur Höhle der Verwandlung gehen und zum Greifen werden würde. Vielleicht sogar im Voraus? Was also, wenn er die Kreaturen bei den Grehon unterstützte, um a) die Verwandlung hervorzurufen, womöglich als Mittel gegen Tranuk (eher unwahrscheinlich angesichts seiner ursprünglichen Motivation) oder b) den Greifenfels zu überrennen und Arpex sterben zu sehen, bevor der zur Höhle der Verwandlung aufbrechen kann, und so wenigstens das Erscheinen des Greifen zu verhindern?
Übrigens: Besonders gut haben wir die Höhle nach DEK scheinbar nicht versiegelt?
Na ja, so weit erstmal meine Gedanken.
Gruß, TroII