So, jetzt endlich!
Wie bereits hier (
viewtopic.php?p=118445#p118445) angetönt:
Folge 6, die Magischen Minen, konnte ich mir gleich am Erscheinungstag reinziehen, aber zu Folge 7, den Dämonen im Eis, kam ich erst letztes Wochenende. Hier folgen wie üblich diverse unsortierte Gedanken.
Und wie Galaphil nach meinem letzten langen Textblock in diesem Thread angemerkt hat, gehört hier schon gleich ab Beginn eine dicke
SPOILER-WARNUNG
Die Magischen Minen:
Cavern wird sehr stimmungsvoll beschrieben und verfügt über eine extrem epische Einleitungsmusik. Ein Ewiges Feuer, das die Tiefminen wärmt, finde ich ebenfalls eine tolle Idee. Und ganz allgemein wird die Unterscheidung in obere Minen, untere Minen und Tiefminen sowie die unterschiedlichen Einstellungen der verschiedenen Bewohner:innen sehr hübsch erklärt. Anspielungen auf die Düsteren Zeiten gibt es auch einige, von unterirdischen Gängen bis ins Rietland und Zwergentüren wie in Band 1 bis hin zu Kjall, welcher wundervoll bombastische Reden schwingt: "Ich bin ein Forscher und ein Tüftler. Ein Pionier und ein Historiker. Ein Visionär, der sich nicht scheut, auch zurückzublicken. Ich bin Kjall, und das ist ein Name, den ihr schon bald in allen Ecken Andors hören werdet." Hin und weg!
Und er nannte seine Tiefminen-Golems Arkat, Berkat und Cerkat, wie systematisch! Die Junior-Geschichten sind mit Lonas, Rutan, Merla wohl auf den Geschmack gekommen, unbenannten Figuren-Trios aus den großen Spielen Namen zu verleihen.
Die hiesige Geschichte der Tiefminen-Golems gefällt mir ebenfalls sehr. Werke aus einer schöneren Vorzeit, in der die Tiefe Stadt noch bewohnt war und Arbeit von solchem Golems erleichtert wurde. Dass sie durch das Ewige Feuer genährt werden, passt auch dazu, dass im großen Andorversum Golemkerne durch inneres Feuer angetrieben werden, was Shan auslöschen konnte. Und dass sie dadurch einen Funken eigenen Willens entwickeln, entspricht einer klassischen Vorsichtsgeschichte über allzu autonome Roboter, ohne das andorische Fantasy-Feeling zu verlieren.
Es gibt keinen Brückenwächter Mart, an dem wir uns orientieren könnten, ob die Helden ihn schon kennen. Andererseits ist es vermutlich auch zwingend sinnvoll, die Kinderspiele an bestimmte Orte der Andor-Junior-Zeitlinie einordnen zu wollen.
Offenbar sieht die Beziehung zwischen Junior-Bandur und Junior-Hallgard ganz gut aus. Es wurden ja bislang auch keine mächtige Schilde aus uralter Zeit erwähnt, über die die beiden Herrscher sich streiten könnten.
Hallgard hat ein tolles langes Redemanuskript. Und während die Kinder davonschleichen, versuche ich verzweifelt, Hallgards halb hörbarer Rede im Hintergrund zu lauschen ... "Zunächst möchte ich einen Überblick über die lange und komplexe Geschichte Caverns geben. Viele denken, das Minenreich habe schon immer so ausgesehen wie heute. Aber das ist ein Irrtum. Die genauen Ursprünge liegen im Dunkeln der Geschichte. Aber sicher ist, dass Zwerge hier schon seit Jahrhunderten leben. Insbesondere möchte ich auf das bahnbrechende Werk Unrur (?) des Älteren verweisen, der schon vor mehr als dreihundert Jahren ganz ... "
Da fühle ich mich wieder an mein früheres Selbst erinnert, welches vom Foto des Jost-aus-Soest-Boten (
https://www.legenden-von-andor.de/forum ... 572#p23572) versuchte, die offiziellen fünf Erlasse des Ken Dorr herauszulesen, und mit dem hörbaren Text (
viewtopic.php?p=61221#p61221) abzugleichen.
Krams Eltern sind toll. Von Krams vielen Geschwistern werden keine genannt, hätten aber auch neue Stimmen gebraucht. Eine kurze Begegnung oder auch nur Erwähnung von König Brandur, um auf Brandurs und Draks gemeinsame Hintergrundgeschichte anzusprechen, wäre das Nonplusultra gewesen. Also klar, die Hörspielzeit ist kurz, aber vielleicht gibt es ja irgendwann noch eine Bücherfassung.
Und auch Krams Mutter könnte noch einen offiziellen Namen kriegen. Aus Fan-Geschichten gab es inzwischen bereits Murna und Bairen, aber ein offizieller Name fehlt noch.
Ah, und dem Frühstück nach könnten die Schildzwerge vegetarisch unterwegs sein.
"Schildzwerge verlassen Cavern so gut wie nie" erinnert selbstverständlich an den grünen Radius der Bewahrer.
Die Schildzwerge halten sich in den bekannten Geschichten aber vielleicht sogar besser an einen solchen Spruch als die Bewahrer.
Alles in allem ein sehr stimmungsvolles Hörspiel, das Cavern perfekt einführt und Kjall und den Tiefminen-Golems gerecht wird – aber mein liebstes Detail waren natürlich die Lumiwürmer, ein in der StoryQuest Dunkle Pfade so nebenbei von Fenn fallen gelassener Begriff, der hier eine konkrete gruselige Beschreibung, eine passende Einbindung in das Finale einer Geschichte, ja, sogar ein Bild auf einem Cover kriegt!
Die Dämonen im Eis:
Hihi, diesmal liegen Tulgor und das Fahle Gebirge genau richtig im Westen, und auch die Zeitangabe von etwa einer Tagreise von der Rietburg zum Gebirge ist schön passend! Und ich liebe, wie Kram sich darüber aufregt, dass man viel einfacher unter dem Fahlen Gebirge durchgehen könnte, wenn es da einen Tunnel gäbe. Meres lässt grüßen.
Aćh meint, dass sie das letzte Mal hier im Gebirge war, als sie Turr als kleines Küken fand.
Hieß es nicht in Folge 5, dass Aćh mit Nelímar auf einer Reise nach Tulgor war? Reisten sie dafür nicht über das Fahle Gebirge?
Ein verschwundener Feuertakuri hinter dem Felsentor des Ewigen Eises, das kommt mir bekannt vor.
Als jemand, der so viele rote Monde wie möglich in seinen Fan-Geschichten einbaut, gefällt mir sehr, dass der rote Mond, der ja auch im Kanon sehr stark assoziiert wird mit Mera-Steinen, Tulgor und dem fahlen Gebirge, hier eine so prominente Rolle hat. Und auch das Ewige Eis und das Felsentor und sogar die Unterschiede zwischen Ijsdurs Kette und Siantaris Kettenlosigkeit werden erwähnt und eingeordnet. Jens gibt sich mal wieder enorme Mühe, Bausteine aus dem großen Kanon-Sandkasten zu nehmen und sie zu einer schönen Junior-Geschichte zusammenzusetzen, mit dem einen oder anderen neuen Spin. Dies gelingt mal wieder großartig. Wie aus den offiziell nur spekulativ zusammenhängenden Ijsdur und Sian eine neue, spannande Geschichte gestrickt wird, mit Siantari wie im großen Andorversum eine im Ewigen Eis verirrte, von einer Dämonin besessenen Sian (welche sich hier als Tochter eine Takuri-Hüterin natürlich mit Aćh identifizieren kann), während ihr Bruder Ijsdur eine schützende Simar(?)-Kette aus Hadria überstülpt und ihr ins Ewige Eis nachfolgt, und selbst von einem Eis-Dämon besessen wird, aber seinen Geist beibehalten kann ... und wie Siantari beinahe zu Aćhtari wird ... wie die beiden riesigen Eisdämonen gegenüber heftige Reden schwingen (ich liebe Ijsdurs Dialog vor dem Endkampf!) und einen großen Kampf abliefern und Ijsdur sich beinahe opfert ... spannend, emotional, passend! Ich liebe es! Und eine Schlucht der Schatten passt doch auch besser als ewige Wolken, die die Sonne verdecken.
Das rollende R am Ende von Ijsdurs Namen macht mich an, die Anschuldigung einer Anlehnung an Tolkiens Isildur werden dadurch jedoch nicht geringer.
Die Mera-Steine haben einige sehr plot-nützliche Eigenschaften. Der rote ist knubbelig genug, um von Turr aus Aćhs Hand gerissen und mitgetragen zu werden, aber der blaue ist zu glatt, sodass Turr ihn nicht tragen kann und eine Heldin persönlich zu Siantari gehen und sie damit berühren muss, und außerhalb des passenden Lichts ist er schneeweiß, sodass er im Schnee verloren gehen kann ... aber sie sorgen für eine wunderbare Geschichte mit dem vielleicht bislang spannendsten Finale!
Wenn man dem Soundtrack glauben kann, schießt Chada innert einer Sekunde drei Pfeile ab, und dies nicht zum ersten Mal – die Bogenkunst der Bewahrer grenzt ans Übermenschliche!
Beeindruckend, wie Krams Sprecher hier auf Solo-Mission gehen kann, so ganz ohne Dialog, und es doch eine der besten Szenen der Hörspiele ist. Einfach grandiose Musik und Beschreibung davon, wie er über die Gipfel fliegt bzw. geflogen wird.
"Die Lichtpunkte springen stetig hin und her!" – der Satz aus der einen Vorschau kommt erst ganz am Schluss!
Alles in allem vermutlich meine liebste Folge bisher, aber die vorherige war ebenfalls ein mächtiger Anwärter ... diese Geschichten werden mMn mit der Zeit immer besser, und die ersten waren auch schon sehr stark!
Wie Galaphil schon geschrieben hat, gibt es leider keine Inhaltsangabe fürs nächste Abenteuer – aber können wir auf Geschichten in Tulgor hoffen? Nachdem 1–3 und 4–6 jeweils an im Tripelpack verkauft werden, werden vielleicht Folgen 7-9 eine Tulgor-Trilogie?
Allgemein:
Schön, dass sich mit Ken Dorr, Kjall und den Eis-Dämonen nicht mehr alles nur um Varkurs finstere Pläne dreht, auch wenn der gelegentliche Varkur-Plot natürlich nicht zu verachten ist.
Mit Kjall und den Tiefminen-Golems und den Eisdämonen wurden hier einige neue Figuren der Verschollenen/Magischen Autoren adaptiert. Wundervoll, dass ihre Werke auch in die Junior-Welt eingebunden werden. Gab es eigentlich mal Telefonate oder Mailaustausche darüber, oder wissen die Autoren vielleicht noch nicht einmal, dass ihre Figuren es in die Junior-Welt geschafft haben?
Noch mehr Sätze in fremden Sprachen, wie schön! Einige Takuri-Befehle für Turr, einige Zaubersprüche von Eara. Eine ganze Menge Lamanio (Licht?) und ein Lamoko (Schnee?) – Galaphils Wunsch nach weiterer Magie neben Windzaubern wurde wunderbar Folge geleistet!
Was ich auch noch geil fand, war, dass in Folge 3 die Helden zu Beginn im Testkampf sich relativ planlos ineinander verwickeln, in Folge 4 Chada sich als tolle Anführerin macht, die den restlichen Helden und ihre Fähigkeiten gut in einen Plan verstrickt, und in Folge 5 die Helden sich schon so gut verstehen, dass sie wortlos Pläne ausführen können. Eine schöne Progression.
Zu Galaphils Nachricht:
Mir persönlich hilft es, die Junior-Welt und das große Andorversum als zwei verschiedene Universen zu betrachten, die einander in vielen Aspekten ähneln, aber halt in vielen Details voneinander abweichen, und in sich konsistent sind. Dass die Junior-Helden schon gemeinsam Abenteuer in Andor erlebten, lässt sich, wie Jens schon in seinem ersten Interview schrieb (
viewtopic.php?p=87197#p87197), schlicht nicht damit vereinen, dass die Helden im großen Andorversum sich (und Varkur, und Lonas, und Garz, und und und) erst im Lied des Königs kennenlernen. Und dass die Junior-Eisdämonen so riesige Gestalten sind, passt auch nicht zu ihren Erscheinungen im großen Andorversum – ebenso wie dass Junior-Ken-Dorr mit Brandur aus Krahd geflohen ist, oder dass Junior-Brandur und Junior-Hallgard sich gut verstehen, oder dass Junior-Kjall hier seine Tiefminen-Golems verliert, oder dass Junior-Tenaya nicht im Eisschlaf liegt, oder dass Junior-Andor bereits über die Existenz Tulgors Bescheid weiß, oder oder oder ...
Aber sobald man sich davon loslösen kann, dass die Junior-Geschichten und die großen Spiele in die exakt selbe Zeitlinie passen sollen, stört es auch nicht mehr, dass Sian und Ijsdur hier am Ende erlöst werden. Die grundsätzlichen Ähnlichkeiten – Sian verirrt im ewigen Eis hinter dem Felsentor, Siantari die von einer Dämonin besessene Sian, Ijsdur kein böser Eisdämon und mit einer magischen Kette ausgerüstet – die sind alle alle perfekt eingebaut, und so können Sian und Ijsdur zumindest in der Junior-Welt ein gutes Ende erleben.
Könnte mir gar vorstellen, dass Ijsdur vielleicht einen kleinen Teil seiner Eiskräfte beibehalten hat oder die Kette wieder aufsetzen wird, um ein bisschen heldenhaft zu agieren – aber mal gucken, wie es den beiden gehen wird, wenn sie etwas ausgeschlafen haben.
Bin diesbezüglich auch sehr gespannt, wie es zeitmäßig aussieht – gingen Junior-Sian und -Ijsdur erst vor einigen Monaten/Jahren im ewigen Eis verloren und es warten auf der anderen Seite des Fahlen Gebirges ängstliche Eltern auf sie, oder ist das alles wie im großen Andorversum schon Jahrhunderte her und sie müssen lernen, in einer für sie viel zu modernen Welt klarzukommen?
Mir kam Aćh hier auch nicht so unsympathisch vor. Sie ist natürlich primär fokussiert auf Turr und auf dessen Verlust (zweimal vom Bösewicht entführt in zwei Folgen, dass das mal bloß zur Norm wird), aber das ist auch verständlich. Und sie kriegt von Nelímar ja auch eine hübsche Lektion mitgeteilt am Ende.
Ich könnte mir vorstellen, dass die Kinder auch in späteren Folgen noch gegen unsere Wünsche von den verantwortungsbewussten Erwachsenen davonschleichen, um sich in vermeidbare Probleme zu verwickeln.
Aber das ist auch in Ordnung, das ist in vielen anderen Kindergeschichten ebenfalls der Fall.
Danke sehr für die Liste der Namen fürs Wiki, Galaphil!
Darf ich auch noch frech nach den neuen Namen für Folgen 4/5 fragen?
LG BBB