Die Helden von Andor

Chada, die Bogenschützin aus dem Wachsamen Wald
Chada wuchs als Waise in einer Zeit auf, in der die Bewahrer es vermieden den Wachsamen Wald zu verlassen. Im Schutz der Bäume konnten sie Pergamente und Bücher bewahren, die die Legenden von Andor bargen. Unter den Fittichen des Obersten Priesters Melkart, erlernte sie das Schreiben, Erzählen und Archivieren. Doch um die Archive zu schützen gehörte der Umgang mit Pfeil und Bogen ebenfalls zur Ausbildung eines Bewahrers.
Als Chada älter wurde, empfand sie die hohen Stämme der Bäume um sie herum als Gitterstäbe eines Käfigs. Nicht selten kletterte sie auf einen hohen Ast im Baum der Lieder, von dem aus sie über das Land Andor blicken konnte. Schon bald sollte sich ihr Wunsch, dieses Land zu erkunden erfüllen.
Ohne es selbst auch nur zu ahnen, trug Chada ein dunkles Geheimnis in sich, das erst Jahre später offenbart werden sollte.

Thorn, der Krieger
Thorn wuchs als Sohn einer Bauersfamilie im westlichen Rietland auf. Wie viele Jungen in seinem Alter strebte er die Ausbildung zu einem Kämpfer des Königs an. Doch trotz seines Talents ging die Ausbildung schief und nach nur wenigen Jahren auf der Rietburg kehrte er zu seinem Bauerndasein zurück. Dass er zu einem der stärksten Helden von Andor werden sollte, geschah eher zufällig und lag am ehesten begründet in seiner Verehrung für den alten König Brandur und später in der Loyalität zu seinen Freuden.

Kram, der Zwerg aus den Tiefminen
Kram war kein echter Schildzwerg. Er gehörte nicht den großen ehrwürdigen Familien der Zwerge aus Cavern an. Sein Vater war ein Sklave gewesen und an der Seite des jungen Brandurs aus Krahd geflohen, um in Andor Fuß zu fassen. Zwerge von so niedrigem Status wie er, wurden in den gefährlichsten Regionen der Mine eingesetzt, stets der Gefahr ausgesetzt in ungesicherten Stollen zu ersticken oder in plötzlich austretender Lava zu verbrennen. Doch Kram hatte von seinem Vater gelernt die Arbeit in Demut und ohne Murren zu erledigen. Fleiß und Zähigkeit brachten ihm einen guten Ruf ein und als es eines Tages darum ging, etwas Bösem nachzugehen, das sich in der Mine auszubreiten schien, wurde Kram aus zweierlei Gründen ausgewählt: Er war zum einen bestens geeignet und zum anderen durchaus entbehrlich. Dass dieser Zwerg eines Tages so großen Einfluss auf die Geschicke der Schildzwerge haben sollte, ahnte zu diesem Zeitpunkt niemand – nicht einmal der gute Kram selbst.

Eara, die Zauberin aus dem Norden
Eara gehörte einem Zaubererorden hoch im Norden, im Lande Hadria an. Als sie ihre Ausbildung nahezu abgeschlossen hatte, wurde sie auf eine Reise geschickt. Wie alle besonders begabten Zauberer sollte sie in fremden Ländern ihre Fähigkeiten in den Dienst „einfacher“ Völker stellen. Es galt den Verlockungen zu widerstehen, die ein Leben als mächtiger Zauberer unter gewöhnlichen Menschen mit sich brachte. Die Dunkle Magie lud jeden Zauberer ein, weiter zu gehen und noch stärker zu werden. Einige Zauberer waren diesen Verlockungen erlegen aber viele andere kamen weiser und gefestigter zurück und waren bereit die nächste Generation von jungen Zauberern zu unterrichten.
Earas Geschichte allerdings verlief anders, als ihre Mentoren es vorausgeahnt hatten. Sie hatte mit größeren Schrecknissen zu kämpfen als alle ihre Vorgänger und war gleichzeitig tiefere Bindungen zu ihren Freuden eingegangen, als jeder andere Zauberer. Die besonderen Umstände, denen sie ausgesetzt war, relativierten die Begriffe von Gut und Böse, sodass die Grenze zwischen Zauberei und Dunkler Magie verschwamm.

Autorin: Stefanie Schmitt