moin allerseits!
ich muss mich nun doch auch mal hier einklinken und euch erzählen, wie sich Legenden von Andor als Erklärer auf der SPIEL anfühlt. Wenn ich da schätzen sollte, hab ich das Spiel schon über 400 Leuten erklärt... auf der Messe und bei Spieleabenden.
SPIEL2012: Legenden von Andor war eins der Spiele, die kurz vor knapp vor der Messe rauskamen... was sehr wenig Zeit zum Regeln lernen bedeutete und noch weniger Zeit, sich eine Erklärstrategie zuzulegen, aber Michael hatte extra für die Messe ein Erklärerregelblatt geschrieben (wer die erste Legende auf der Messe erklärt bekommen hat und sich später gewundert hat, dass es auf der Messe doch minimal anders ablief, hat hiermit die Erklärung). Ich hatte vor der Messe die erste Legende nur anderthalbmal spielen können. Ohne die Erklärregel hätten wir Erklärbären versagt.
In dem Jahr waren auch sehr viele kooperative Spiele auf der Messe. Ich hör mich noch seufzen ... "och nö, noch ein kooperatives Spiel." Ich persönlich bin auch nicht so für kooperative Spiele. Aber Andor war anders. Ich spiel seit knapp 10 Jahren den Erklärbär auf der Messe... kein Spiel hat die Besucher so gefesselt wie Andor. Und bei keinem Spiel hatte ich so viel Spaß am Erklären. Außerdem war das Erklären völlig anders strukturiert als bei anderen Spielen: "Hier ist die Zeitleiste, ihr könnt entweder laufen oder kämpfen, ihr verbraucht Zeit dafür, beim Laufen ist das eine Stunde pro Feld, für jedes Feld mit Stern auf der Erzählerleiste gibts eine neue Legendenkarte, die neue Bedrohungen und Regeln mit sich bringt, alles weitere kommt im Spiel, ich spiel den Erzähler und übernehm erstmal die Legendenkarten."
Die häufigste Frage damals war nachher: "Aber wenn man die fünf Legenden geschafft hat, ist das Spiel doch langweilig, oder?" Ich musste mich da auf die Aussage vom Verlag verlassen, dass spätere Legenden mehr Zufallselemente enthalten. Außerdem wusste ich, dass diese Webseite existierte, damals noch ohne Fanlegenden. Dass sich meine damalige Vorhersage bestätigt hat, dass im Laufe der Zeit noch Fanlegenden ihren Weg ins Internet finden, freut mich ... also: Dickes Danke an alle Legendenautoren! (by the way: Irgendwie fehlt dieser Webseite ein Legendengenerator, in den man nur noch den Text eingeben muss und ein schönes PDF herausbekommt...)
Im übrigen hat es durchaus seinen eigenen Reiz, unterschiedliche Spielrunden auf der Messe bei der ersten Legende zu beobachten. Ich bin immer mindestens bis F dabeigeblieben, weil gerade bei dem Krach auf der Messe gern mal Details in der Erklärung untergegangen sind...
Jede Runde hat anders agiert. Manche hatten am ersten Tag nicht mal nach einem Zaunpfahl von mir Interesse daran, mehr als das absolut Notwendige zu tun, um die ersten vier Aufgaben zu erfüllen. Manche wollten unbedingt den Zwerg in der Mine die ersten Stärkepunkte kaufen lassen... eine Runde hats auch geschafft, weil sie die "Gegenstände tauschen"-Regel irgendwie entdeckt und verfrüht für einen wilden Staffellauf angewendet hatten. Manche hatten sich so auf Nebelplättchen versteift, dass der Bogenschütze im wachsamen Wald von den anderen an der Burg abgeschnitten wurde, als die Hängebrücke zerstört wurde. Ein etwa 9-jähriger Junge war so aufs Kämpfen aus, dass er unbedingt immer alles Gold wollte, um seine Stärkepunkte hochzuschrauben. Manche Runden hatten so ein Würfelpech... ich hab selten so viele Sechserpäsche beim Monsterwurf gesehen. Da kam dann teilweise Rollenspieleraberglaube hoch
In allen Runden wiederholten sich aber die Aha-Effekte, wenn die Einführungslegende sie mit der Nase auf die Knackpunkte gestoßen hatte. Und das Stöhnen, wenn die Legende immer neue Monster aufs Brett brachte, verbunden mit der Frage, wie man das denn um alles in der Welt schaffen können soll.
Auf der SPIEL2013 war es dann doch wieder anders. 2012 gab es kaum Erwartungen an Andor -- wie auch, es war das Erstlingswerk eines bis dato unbekannten Autors. Interesse wurde zum Teil nur durch das wirklich schöne Spielbrett geweckt. Michaels Autogrammstunden waren bei weitem nicht so gut besucht wie die von den bekannten Autoren wie Klaus Teuber... 2013 war Andor dann plötzlich das Kennerspiel des Jahres, entsprechend hohe Erwartungen wurden gestellt. Und sie wurden nicht enttäuscht. Überrascht hat uns Erklärbären und alle Verlagsmitarbeiter dann aber doch die Warteschlange zu Michaels Autogrammstunde. Fünfmal so lang wie die bisher längste uns bekannte Warteschlange für einen Autor eines Kosmos-Spiels, fast einmal um den Stand herum. Bei der zweiten Autogrammstunde musste ich eine knappe Stunde vor Beginn den Ordner spielen, damit sich nur eine Schlange bildet.
2013 waren die Spielerunden dann auch von einer leicht anderen Qualität. Irgendwie haben sich alle, die Andor ausprobiert haben, noch stärker von der Spielspannung anstecken lassen. Einmal wäre eine Spielerin vor Schreck fast hintenübergekippt, weil sie beim letzten spielentscheidenden Würfelwurf schon einen Sechserpasch für das Monster gesehen hatte, als der zweite Würfel noch rollte. Spitznamen für die Charaktere wie "unsere Kampfsau" (anscheinend hab ich Mjölnirs Spielrunde aus http://legenden-von-andor.de/forum/viewtopic.php?f=9&t=264 das Spiel erklärt ) oder "unser Kampfzwerg" waren zu hören, was 2012 noch fehlte. Mir fielen auch Spielrunden auf, die offensichtlich aus Hardcore-Rollenspielern bestanden und Würfelchancen und Charakterstats genau analysierten und betrachteten. Ich erinnere mich auch gern an eine Spielerin, die in einer Fünferrunde erst verzichtet hat, um zuzuschauen, dann aber schon mitten in der Erklärung des Kampfablaufs begeistert dazwischenrief "Ich will das haben! Mir egal, wie das jetzt weitergeht, ich will dieses Spiel haben!!!"
Und auf den Spieleabenden an der Uni wollen immer alle Andor ausprobieren. Allein in den letzten zwei Wochen hatte ich zwei Spieleabende, nach denen sich insgesamt drei Leute sofort das Spiel bestellt hatten...
Und ich selbst muss mal eine regelmäßige Spielerunde für Andor finden, damit ich endlich mal nicht nur immer die ersten zwei Legenden spielen kann...