von Galaphil » 31. Mai 2020, 17:33
Hallo
Ich wollte mal nach einiger Solo-Spielerfahrung mit Everdell plus Erweiterungen berichten. Und zwar das Grundspiel, das GS plus Pearlbrook (Hafen/Perlen), das GS plus Spirequest (Gebirge/Abenteuerexpeditionen).
Beim Grundspiel gegen die Ratten Rapscallions in allen drei Schwierigkeitsstufen konnte ich bisher alle Partien gewinnen, zumeist aber sehr, sehr knapp. Die hohe Varianz an Karten macht es aber schwierig und ein bisschen zu einem Glücksspiel, welche Karten man am Anfang hat, welche Besondere Veranstaltungen ausliegen, aber auch, welche Ressourcen man am Waldweg bekommen kann.
Hier kann es sein, dass man nach 10 Minuten durch den Winter und Frühling durch ist, was man dann aber meist im Sommer/Herbst aufholen kann, letztens hatte ich aber am Ende des Frühjahrs schon 11 Karten ausliegen, was zwar eine gewaltige Engine ergibt, wo man aber Schwierigkeiten bekommt, was man dann in denbeiden verbleibenden Jahreszeiten noch machen kann, schließlich darf man ja maximal 15 Karten in seiner Stadt ausliegen haben (ein Gefängnis mit Ranger und eine Universität haben mir dann geholfen, etliches in meiner Stadt umbauen zu können).
Fazit zum Grundspiel: extrem hohe Variabilität, allerdings zufallsbedingt zwischen extrem schwierig bis sehr leicht alles möglich. In den allermeisten Fällen wird sich aber Glück und Pech die Waage halten und ein spannendes Spiel garantieren. *daumenhoch*
Jetzt zu GS plus Pearlbrook:
Bis jetzt konnte ich in vier Versuchen kein Land sehen. Man sammelt, bedingt durch die Wunder anstelle der Grundveranstaltungen, zwar deutlich mehr Punkte, aber bis jetzt war ich in jedem Spiel auch in der Einfachen Schwierigkeitsstufe absolut chancenlos gegen Rapscallion und seine Ratten. Das liegt wohl daran, dass man von vornherein nicht agieren, sondern reagieren muss, Rapscallion schon am Anfang 2 Perlen bekommt und einfach immer einen Schritt voraus ist, und dass die Wunder als Spieler extrem schwer zu bezahlen sind, während Rapscallion sie am Ende quasi geschenkt bekommt.
Wenn jemand hier eine Lösung kennt, wie man 'mitspielen' kann und auch Siegchancen hat, wäre ich sehr interessiert an Tipps.
Dann noch ein Punkt: in dieser Erweiterung werden 20 zusätzliche Angestellte und Gebäude ins Deck gemischt, die speziell für das Meer und den Hafen gedacht sind.
ABER aufgrund der großen Kartenanzahl und der Tatsache, dass man meist nur bis zur Hälfte des Decks kommt, kann es vorkommen, dass man weder Karten aus der Erweiterung bekommt, und noch seltener passiert es, dass man die gesuchten Karten bekommt. Das ist einEffekt, der mir schon bei Flügelschlag plus Europa-Erweiterung aufgefallen ist (und das wird mit der Ozeanien-Erweiterung wohl noch schlimmer), dass die Wahrscheinlichkeit, dass eine gesuchte/gebrauchte Kartenkombination auch erscheint, einfach zu gering wird.
Jetzt zu GS plus Spirequest.
Hier ist man einen komplett anderen Weg gegangen: es gibt keine zusätzlichen Karten/Aufgaben/Material fürs Grundspiel, sondern es ist ein eigener Abschnitt, den man jeweils durchführt, wenn man sich auf eine neue Saison vorbereitet. Dann wandert eine eigene Figur seiner Farbe weiter, zuerst durch die Hügel, dann ins Gebirge zu den Gipfeln, und am Ende über die Hochtäler und Bergpfade zu fremden Städten und Begegnungen.
Dieser mehr oder minder komplett getrennte Mechanismus funktioniert besser als bei Pearlbrook, da man nicht während des Spieles Ressourcen opfern/auftreiben muss, um Handelsstellen und Perlen zu bekommen, sondern man hat ein sehr ausgeglichenes System an Vor- (Begegnungen, die einem weiterhelfen) und Nachteilen (Wetter), um eine Expedition zusammen zu stellen, bei der man sich langsam darauf vorbereiten kann, deren Anforderungen am Ende des Spieles, also nach dem Passen, zu erfüllen. Es gibt also noch ein Minispiel nach dem Spiel.
Punktemäßig ist es ausgesprochen spannend bei Spirequest, wenn es einem gelingt, die komplette Expedition zu erfüllen, wird man meist am Ende des Spiels die Nase vorne zu haben. Durch das Wetter in den vier Jahreszeiten ist es aber immer herausfordernd, sich auf die wechselnden Schwierigkeiten einzustellen. Der Nachteil: während Pearlbrook nur unerheblich länger dauert als das Grundspiel dauert Spirequest doch erheblich länger, bis zum doppelten der Zeit.
Gesamt gesehen: das Grundspiel alleine kann ich sehr empfehlen. Pearlbrook ist mMn auch vom Material her eher schwach, zumindest das Konzept fürs Solospiel ist schlecht ausgetestet und auch im Spiel gegeneinander ist es eher unausgewogen. Anfänger sind, im Gegensatz zum GS, eher sehr benachteiligt und chancenlos.
Was Pearlbrook falsch gemacht hat, hat Spirequest mMn wieder richtig gemacht. Ein tolles neues Spielerlebnis mit der Reise durchs Gebirge, der Expedition und dem Wetter, und ich denke, dass es so wie das Grundspiel auch die Unterschiede zwischen verschiedenen Spielertypen und Anfänger/Fortgeschrittene eher wieder verwischt. Spirequest würde ich also sehr empfehlen.
Dann gibt es noch die 'kleine' Erweiterung, Bellfaire. Diese bietet zusätzliche Veranstaltungen, Waldfelder, Tiervölker und eine Alternative zum Baum, sowie schön gestaltene Spielerablagetableaus. Und den Markt als 'kleine' Besonderheit, bei dem man Ressourcen kaufen oder verkaufen kann. Ich finde, diese Erweiterung ist für Sammler wie mich sehr schön und ein Muss, angesichts der hohen Kosten aber nicht notwendig. Bes bietet kein neues Spielerlebnis, keine großen neue Herausforderungen, aber es ist ein nettes Extra, halt zu einem sehr hohen Preis. So ähnlich wie die Andor-Bonusbox, nur um etwa 50€.
Es gibt übrigens die Warnung, Erweiterungen nicht zu vermischen, aufgrund der hohen Komplexität jeder eigenen Erweiterung. Da es derzeit nur zwei solcher großen Erweiterungen gibt (Pearlbrook und Spirequest, kann ich nur bestätigen, dass man diese nicht gemeinsam spielen soll.
Zusammen mit Bellfaire oder Teilen davon kann man aber mMm problemlos spielen.
So weit hierzu. Ich hoffe, ich konnte dem einen oder anderen hier bei seiner Entscheidung helfen.
Liebe Grüße, Galaphil