von Wachsamer Waldläufer » 14. März 2020, 06:02
Teil II- Auftakt
Nomion war stinkwütend. Konnten die Elfen nicht sehen, wann sie verloren hatten? Ausgerechnet im Süden, wo die Dörfer und Sklavenlager waren, griffen sie an! Das brachte ihnen doch keinen Vorteil! Nomion wollte schreien. Was erlaubten sie sich? Die Krahder waren diesen herumfliegenden Winzlingen haushoch überlegen! Kriegsmeister Andahnur war mit einem dutzend Skeletten unterwegs. Zum Spott war eines davon eine Elfe, die auch in der Luft herumflog. Nomion war auch wütend auf seinen Bruder. Warum hatte er diese scheusslichen Biester nicht vernichtet, als er die Chance hatte? Aus Mitleid? Schwäche? Beides für Nomion unverzeihbar. Vielleicht sollte der Hexer den Kontrollzauber verstärken. Wiederwillig ging er in Richtung Thronsaal. Auch Borghorn wurde von Nomion gehasst. Der Hexer hielt nichts von der uralten Tradition, weder hielt er etwas vom Königsnamen noch von dem altehrwürdigen Königssitz. Borghorn war größtenteils leer, so wie ganz Krahd es war. Die meisten Wachen waren mit Andahnur losgezogen, und sonst war normalerweise niemand hier. Außer dem Menschengesindel, den Sklaven. Einen Fuß setzte Nomion vor den anderen, tipp-tapp, tipp-tapp. Noch etwas, das Nomion hasste. Laufen. Sicher einer der wenigen Dinge, um die er die fliegenden winzlinge beneidete. Sie konnten Fliegen. "Ardavir! Was machst du dort?!", krächzte Nomions Stimme.
Igitt. Ardavir lief ein Schauder über den Rücken. Sie wollte instinktiv zu ihrm Bruder, oder zu Mutter, wenn sie Nomions schrecklich böse Stimme hörte. Sie wusste, das er sie nicht mochte, und er wusste, das er sie anekelt. Am liebsten wäre Ardavir weggelaufen."Ich schau mir nur den Vogel dort an!" "Ach ja? Warum bist du nicht bei Mutter, kleines?", sprach Nomion wieder. Ardavir verzog das Gesicht. Nur sie wusste es, aber sie bemerkte,wenn jemand böses im Schilde führte. Mutter hatte ihr etwas dazu vorgelesen. Es war eine Gabe, die zweites Gesicht oder Wahrsagerei genannt wird. Nomion wollte großem Bruder Cyvallar wieder etwas böses tun. Nomion war unzufrieden, Ardavir spürte, dass er das am liebsten ohne Zwischenfälle erledigt hätte. Intuitiv schrie sie ihn an:"Du darfst Bruder nichts böses mehr tun! Das macht man nicht! Mutter hat mir gesagt, dass ich nicht lügen soll, also sollst du ihnen auch die Wahrheit sagen!"verzweifelt wurde ihr Aufschrei zu einem Jammern. Nomion versuchte, ihr auch was böses zu tun!"Nein!Aus! Das darfst du nicht!" Der Hexer lachte."Du willst entscheiden, was ich darf und was nicht? Du willst doch nicht, das ich unserem Bruder etwas wirklich schlimmes tue, oder?" "Nein! Ich…" "Dann lass mich! Freche kleine Göre!"
Er war so gemein! Wie konnte er nur? Ausserdem war Ardavir schon elf Jahre alt! Bloß weil sie noch keinen Unterricht bei Meister Intuhar hatte, war sie nicht klein. Ardavir lief los, vorbei an Nomion, zu den Gemächern von Mutter.
Mann, wie dieses kleine Biest nervte! Aber woher wusste sie von der Hexerei? Vielleicht hatte seine Schwester auch etwas vollkommen anderes gemeint. Nomion ließ die großen, knöchernen Türen des Thronsaals mithilfe von Hexerei auffliegen. Cyvallar saß auf dem Thron. Gelangweilt hatte sich sein Blick auf Nomion gerichbtet, dessen Ankunft doch nicht ganz so imposant war. Zügig war der Hexer vor seines Bruders Thron angelangt. Dieses Mal würde schwer werden. Eine komplexe Anweisung schaffte Nomion, doch die Stärkung von der direkten gedanklichen Verbindung der Beiden wäre schwer, und könnte in die falsche Richtung gehen. "Mein Herr,",Nomion legte die Betonung auf Herr, "die Elfen sollten ein für alle mal geschlagen werden. Ich habe noch einige Skelette, die kämpfen könnten. Jedoch sind sie schwach, und um sie dauerhaft zu stärken, müssten die Ausmaße der Hexerei unglaublich groß sein." Während Nomion sprach, wob er Stück für Stück seine Gedanken in die seines Bruders ein. "Was willst du?", fragte der König genervt. "Der Tempel. Ich will ihn wiederaufbauen und mit Hexerei füllen." "Dann tu's doch! Was fragst du mich so idiotisch, Bruder?" Nomion fiel auf, dass er Cyvallar nicht geheuer war. Sein Bruder wollte nicht mit ihm zusammen in einem Raum sein, eigentlich wollte er Nomion gar nicht in der Burg haben. Cyvallar hatte Angst, so wie Vater.
Noch etwas, dass Nomion hasste. Angst.
LG, WW