Sooo viele spannende Fragen!
Drachenfeuer: Dass die Drachen den Zwergen die "Kunst des Feuers" verrieten muss nicht notwendigerweise heißen, dass tatsächlich Drachenfeuer in Cavern brennt. Vielleicht haben sie ihnen einfach gezeigt, wie man Feuer macht. In VL4 sorgt das Erwachen von Zor dafür, dass Drachenfeuer in Cavern aufflammen. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie kaum zu löschen sind und anscheinend auch auf Stein brennen (?). Ich bezweifle, dass die Zwerge tatsächlich nur mit diesem Feuer hantieren. (Auch wenn es das Problem des Brennstoffmangels erklären würde.)
ABER: Dass in VL4 ein Drachenfeuer mithilfe der Zwerge aus den Tiefminen gelöscht werden kann, könnte auf eine Verbindung von Drachenfeuer und Feuerstößen hindeuten.
Und die Fackel von Cavern zeichnet sich ja anscheinend dadurch aus, dass sie sich jeden Morgen wieder entzündet und kann das Verhalten der Kreaturen beeinflussen, ich könnte mir also vorstellen, dass sie mit Drachenfeuer brennt. Aber nur Spekulation.
Welche Gebiete genau zu Andor gehören, ist schwer zu sagen. Die Bewahrer halte ich einerseits für unabhängig, andererseits wendet sich Chada nach dem Angriff im LdK ohne zu zögern an König Brandur, und der König eilt den Bewahrern ebenfalls ohne zu zögern zu Hilfe, als würde er sie als Teil seines Volkes betrachten.
Das östliche Rietland ist nicht nur Teil des Rietlandes, auch bin ich der Meinung, dass z.B. die Pferdezüchter, die es anscheinend auf 64 gibt, als Andori bezeichnet wurden. Andererseits hat erst Fürst Hallwort die Marktbrücke errichten lassen, um Handel mit Andor treiben zu können, was eher darauf hindeutet, dass die Gebiete östlich der Narne den Schildzwergen unterstehen.
Krahal: Wir betreten jetzt endgültig das Reich der Spekulation. Abgesehen vielleicht von der Unterwelt Hadrias wissen wir über kaum einen "Ort" so wenig wie über Krahal. (Du hast meines Wissens alle wichtigen Textstellen gefunden.)
Dein Anspruch, bei Widersprüchen im Zweifelsfall neuere Texte zu bevorzugen, klingt absolut sinnvoll. Ich finde jedoch, dass es in diesem Fall möglich ist, Widersprüche ganz zu vermeiden.
Ich sehe im Wesentlichen folgende Argumente für eine reine Traumwelt:
(1) Die Drachen ruhen im Geiste in Krahal, haben ihr kollektives Bewusstsein dort usw.
(2) Der Ort ist für Menschen nicht erreichbar.
(3) Die Drachen haben den Ort erschaffen.
Zu (1): Dass das Bewusstsein der Drachen in Krahal liegt und dass sie den Ort im Geist besuchen, heißt für mich keineswegs, dass Krahal kein realer Ort sein kann. Die Drachen besitzen unzweifelhaft telepathische Kräfte. Z.B. konnte Tarok sich mit Brandur in Gedanken unterhalten, und im Kreaturentext könnte der Satz
... und sie schienen ohne Verstand auf Befehle der Drachen zu warten. so interpretiert werden, dass die Drachen ihren Kreaturen jederzeit in Gedanken Anweisungen erteilen konnten. (Krahal lasse ich hier bewusst als Beispiel weg.)
Ich sehe also kein Problem darin, dass die Drachen ihr Bewusstsein an einem realen Ort verweilen lassen und bündeln können. Und der Sternenschild wurde ebenfalls mit Drachenmagie geschaffen. (Auch wenn ich dir zustimme, dass selbstverständlich nicht Krahal = Krahalschlucht gilt.)
Zu (2): Dafür kann es viele Gründe geben. Zum einen physische Barrieren, wie dicker Fels und die gefährlichen Kreaturen, die dort evtl. noch immer leben, zum anderen die Drachenmagie, die diesen Ort durchwirkt. (Wenn Brandur selbst auf seinem flüchtigen Sternenschild-Besuch schon
Schmerz und Trauer, Verzweiflung und Angst spürt, ist vorstellbar, dass ein Mensch, der tatsächlich dort ist, das nicht verkraftet.)
Zu (3): So wie auch Menschen einen physischen Ort "schaffen" können, indem sie bspw. ein Gebäude errichten, ist dies auch Drachen prinzipiell möglich. Das würde in diesem Fall evtl. telekinetische Fähigkeiten erfordern (die ich mir bei Drachen aber durchaus vorstellen kann) aber ich halte auch andere Möglichkeiten für denkbar, etwa dass die Drachen einigen ursprünglich in Krahal (bzw. noch-nicht-Krahal) lebenden Wesen ihren Willen aufzwangen und sie dazu brachten, den Ort nach ihren Wünschen zu gestalten.
Insofern gibt es in meinen Augen keine Notwendigkeit, Krahal als Traumwelt zu betrachten. Dagegen klingt die Textstelle im alten Kreaturentext, wonach die Kreaturen
aus den Tiefen von Krahal krochen, für mich schon nach einem physischen Ort.
(Ich kann jedoch auch hier eine andere Deutung nicht komplett ausschließen. Die Vorstellung, dass die Drachen reine Traumwesen ihrer Vorstellung in die Wirklichkeit holen, fällt mir zwar schwer, aber unmöglich ist es nicht.)
Damit würde ich folgende Deutung wählen:
Krahal ist ein realer (aber von Magie durchdrungener, also magischer) Ort tief unter der Erde, welchen Drachen ...Warum tief unter der Erde? Weil die Kreaturen
aus den Tiefen von Krahal krochen, weil meines Wissens auch im Roman wird irgendwo von den "Kreaturen der Tiefe" gesprochen wird, auch wenn ich die Textstelle gerade nicht finde, und weil nebenbei auch das
Geflecht aus Düsternis auf einen lichtarmen Ort hinweist.
Abgesehen davon, ob Krahal in dieser (also Andors) oder einer Traumwelt angesiedelt ist, stimme ich dir bei deiner Deutung aber weitestgehend zu.
Inwieweit die Drachen von Krahal abhängig sind, weiß ich nicht. (Haben sie sich verändert, nachdem sie Krahal erschufen?) An sich sind die Drachen nach der "Erschütterung" Krahals (Worüber wir im Prinzip auch nichts wissen. Was kann man sich darunter vorstellen? Welche Ursachen hatte dieses Ereignis?) gestorben und versteinert. Andererseits wurde Krahal ja anscheinend gar nicht unwiderbringlich zerstört, denn Brandur hat den Ort im Kampf mit Tarok besucht. Und eine teilweise Zerstörung, die den Drachen ihre Lebenskraft nimmt, erklärt nicht, weshalb Tarok noch Jahrhunderte später putzmunter umherfliegen konnte und sogar gewachsen ist.
Ich kenne keinen Text, wonach die Kreaturen von den Drachen erschaffen wurden. Es ist aber natürlich trotzdem eine Möglichkeit und würde die bedingungslose Ergebenheit erklären. Die Frage lässt sich vermutlich nicht zweifelsfrei beantworten. Wenn Krahal tatsächlich eine Traumwelt bezeichnet, ist ein anderer Schluss wohl gar nicht möglich, aber wenn es sich um einen realen Ort handelt, ist ebenso denkbar, dass die Drachen die in Krahal lebenden Wesen fanden und beherrschten, wie dass sie sie erschaffen haben.
Ganz kurz: Du fragst, ob Lonas überhaupt ein echter Wolf ist. Weiß jemand, was es mit dem Königswolf auf sich hat? In Orfens Geschichte (S. 249f.) klingt es, als sei er einer der Welpen, die Brandur gerettet hat. Aber in Forns Geschichte heißt es:
Ein unerhört großes Tier, alt und mächtig und magisch. Es war der Königswolf. Langsam kam das große Tier auf ihn zu, blieb stehen, und im selben Augenblick hörte Forn eine flüsternde Stimme in seinem Kopf. Das klingt definitiv nicht mehr nach einem Wolf. Man denke nur an seine Fähigkeit, zu wachsen und zu schrumpfen und seine telepathischen Fähigkeiten. (Er wird von Chada "gerufen", und dann die flüsternde Stimme: Funktioniert das ähnlich wie der weiße Falke, oder ist das seine eigene?)
Zu guter Letzt zu Nomion, Krahdern und Bleichem König: Ich stimme zu, dass Nomions Geist keine nennenswerten Beziehungen mehr zu den Krahdern pflegt. (Allerdings nicht gar keine: L17, Karte "Der Hexer": Dort sagt Corion:
Nomion, der alte Hexer, hat sie mir im Traum gezeigt. Später heißt es:
König Gonhar war kein Narr. Er wusste, dass Nomion noch immer umging ... Irgendeine Form von Kontakt muss bestanden haben, wenn sie wissen, dass Nomion noch immer existiert.)
Aber ich wüsste nicht, weshalb die Krahder "die Studien von Nomion nach dessen verlustreichen Kampf gegen die Drachen aufgegeben haben" sollten. Nomions
Schüler errichteten Tempel und pflanzten den Schwarzen Baum um die böse Hexerei zu nähren und allgegenwärtig zu machen. Zwar kann das noch zu Nomions Lebzeiten geschehen sein, aber Baum und Tempel stehen noch heute, und auf der Landkarte steht bei Nomions Tempel:
Einstiger Sitz Nomions des Hexers. Seither hausten alle großen Hexer an diesem Ort.Es gab also auch nach Nomion noch weitere große Hexer, der neueste ist wohl Corion. (Im "Geschenk des Magiers" wird "Cuhor, der Hexer", erwähnt. Ein anderer Name von Corion? Sein Vorgänger? Sein Kollege?)
Den Bleichen König und auch die Armee der Skelette haben meines Wissens nur die heutigen Krahder beschworen. Ich kenne keine Textstelle, die eine direkte Verbindung von Nomion zum Bleichen König herstellt. Die Winterburg untersteht somit auch den heutigen Krahdern, nicht Nomion. Sie haben den Bleichen König als Statthalter und Folterknecht eingesetzt.
Gruß, Troll