Butterbrotbär hat geschrieben:Nicht um die zeitlichen Widersprüche zu erklären, aber vielleicht das lange Leben der Figuren, gäbe es rein theoretisch auch noch die Variante, dass die Welt rund um Andor auf einem Planeten liegt, welcher sich schneller um seine Sonne bewegt als unsere Erde, wo also die Jahre schneller vergehen als bei uns – falls Andor überhaupt auf einem Planeten liegt. Damit könnte man lang erscheinde Lebensdauern erklären, wobei dann aber Chada zu Beginn des Romans auch wirklich sehr jung wäre.
Die Variante gefällt mir wirklich gut!
Aber wenn der Planet schneller um die Sonne kreist, müsste (unter der Annahme, dass die Naturgesetze, oder zumindest Flieh- und Gravitationskraft, auch dort gelten) sich noch etwas ändern. Planeten bleiben auf einer stabilen Kreis- (genauer: Ellipsen-)bahn durch ein Gleichgewicht aus Flieh- und Gravitationskraft.
m*v²/r = G*M*m/r²
v = Wurzel(G*M/r)
Also entweder die Sonnenmasse M müsste deutlich größer sein oder der Abstand r deutlich kleiner.
Beides würde wohl dazu führen, dass es auf dem betreffenden Planeten deutlich wärmer wäre als auf der Erde. Das könnte man evtl. umgehen, indem man davon ausgeht, dass weniger/keine Wärme aus dem Erdinneren kommt, diese Theorie widerspricht jedoch unserem Wissen über die Hitze in den Tiefminen und scheidet somit wahrscheinlich aus.
Somit bleibt nur ein Vergrößern der Gravitationskonstante. (Womit unter der Annahme kürzerer Jahre der Beweis erbracht wurde, dass Andors sich nicht nur auf einem anderen Planeten, sondern gar in einem anderen Universum mit größtenteils identischen Rahmenbedingungen befindet.) In diesem Fall würde zwar alles an der Oberfläche des Planeten (inklusive Menschen) stärker angezogen, doch das könnte man vermeiden, indem man den Planeten schrumpft. Der verringerte Radius erhöht zwar die Anziehung, das wird aber durch den mit dem Schrumpfen einhergehenden Gewichtsverlust mehr als ausgeglichen werden.
Eine weitere Möglichkeit, die größere Gravitationskonstante auszugleichen, sodass auf der Oberfläche insgesamt ähnliche Bedingungen herrschen, wäre, dass sich der Planet (anstatt geschrumpft zu werden) schneller um die eigene Achse dreht, dadurch würde die Fliehkraft an der Oberfläche erhöht und wir haben gleich eine Überleitung zu der Theorie, dass ein Tag schneller vorbeigeht.
(Physik-LK hat sich doch gelohnt!

)
Ich habe jedoch die Befürchtung, dass eine veränderte Gravitationskonstante viele andere Nebenwirkungen hat, die ich gerade nicht überblicke.

Vielleicht ist es also sicherer, ein wenig Abstand von dem strengen Befolgen der Naturgesetze zu nehmen, ich bin mir z.B. ziemlich sicher, dass manche der magischen Phänomene den Energieerhaltungssatz und/oder einige Hauptsätze der Thermodynamik ... ziemlich weit beugen.
Also genug von diesen Spinnereien.
Butterbrotbär hat geschrieben:On a side note: Kürzere Tage oder eine andere Definition von "Stunde" könnten erklären, warum unseren Helden nur höchstens 10 Stunden pro Tag zur Verfügung stehen – sagen wir, sie schlafen normalerweise 3 Andor-Stunden und sind 7 Andor-Stunden wach, so entspräche dies bei uns 7.4 Stunden Schlaf und 16.6 Stunden Wachheit, was noch recht akzeptabel wirkt auf mich. Macht man 3 Andor-Überstunden, so würde man in diesem Modell die ganze Nacht durchmachen. Aber ich schweife ab.
Ich wage zu widersprechen: Wenn ein Tag-Nacht-Zyklus per Definition aus zehn Stunden besteht, dann ist nicht zu rechtfertigen, dass in Hadria nur 8 Stunden zur Verfügung stehen. Das wird begründet mit "
die Tage wurden kürzer", demnach werden die Nächte länger, also bräuchte die Tagesleiste vier anstatt zwei Überstunden. (Außer wir interpretieren den Satz so, dass in Hadria durch irgendwelche Zeitzauberei tatsächlich die
Tage und Nächte kürzer werden, dann wohl unabhängig von der Tageszeit. Aber davon würde ich jetzt nicht ausgehen.)
Zum Thema Erklärung durch Magie: Ja, mit Magie lässt sich praktisch alles begründen. Die Frage ist, was eigentlich die genaue Definition von Magie ist. In einem anderen Thema habe ich mal geschrieben:
Troll hat geschrieben:Für mich bezeichnet Magie in Andor im Allgemeinen die unscharf definierte Gesamtheit aller metaphysischen Phänomene [...]
Allerdings bin ich bei genauerer Betrachtung unsicher, wie man überhaupt feststellen könnte, ob es sich bei irgendetwas um ein metaphysisches Phänomen handelt. Dadurch, dass es die Naturgesetze (der betreffenden Welt) bricht?
Das kann es eigentlich nicht geben, in dem Moment, wo etwas einem Naturgesetz widerspricht, handelt es sich nicht mehr um ein Naturgesetz; der Versuch, die Regelmäßigkeiten der Welt zu abstrahieren, ist damit hinfällig oder zumindest unvollständig.
Also etwas, was sich nicht durch Naturgesetze erklären lässt? Das kann eigentlich nur der Fall sein, wenn es absolutem, unbedingtem Zufall unterliegt. Sobald das Phänomen einer Regelmäßigkeit unterliegt, müsste es möglich sein, diese Regel in irgendeiner Form festzustellen und die physischen Ursachen und Folgen zu determinieren. Wenn ich also einen Feuerball hervorrufe, indem ich eine "magische" Formel spreche, dann habe ich mit meiner physischen Zunge ein metaphysisches Phänomen hervorgerufen? Zwar ist es durchaus denkbar, dass physische Phänomene die Ursachen von metaphysischen Phänomenen sind, allerdings kann ich die allgemeine Regel formulieren: Sobald diese und jene Worte gesagt werden (genauer: Durch die Schallwellen? Durch die Zungenbewegungen? Durch die elektrischen Signale des Gehrins?) entsteht ein Feuerball. Und jetzt wird diese Regel mit den übrigen Naturgesetzen in Einklang gebracht, weiter ergründet, verallgemeinert und abstrahiert, und irgendwann habe ich auch daraus ein Naturgesetz gemacht... Und es ist mir unmöglich, festzustellen, ob der Feuerball ursprünglich durch etwas Metaphysisches hervorgerufen wurde, weil seine Entstehung laut meiner neuen Naturgesetze hervorragend begründet werden kann.
Also wäre nach dieser Definition ausschließlich reiner Zufall ein metaphysisches Phänomen, was das geplante und durch Ursachen hervorgerufene Werfen von Feuerbällen ausschließt, dafür aber den Zerfallszeitpunkt eines einzelnen Atomkerns miteinschließt. (Oder zumindest wurde bei Letzterem noch keine Regel festgestellt, was nicht notwendigerweise bedeutet, dass es keine gibt.) Ich glaube, damit kann man sich der Definition von Magie auch nicht nähern.
Ist etwas ein metaphysisches Phänomen, wenn es
unseren Naturgesetzen widerspricht? Das würde zu einem einigermaßen sinnvollen Ergebnis führen, heißt jedoch, dass es aus der Perspektive eines Andori genaugenommen keine Magie tatsächlich gibt. Erst wenn er ein Buch liest, in dem Menschen in stählernen Riesenvögeln durch den Himmel fliegen und Gegenstände von der Größe eines Fingers schneller rechnen können als der klügste Mensch, hat er von echter Magie gehört. (Vorausgesetzt, die veränderten Regeln der Andor-Welt machen solche Erfindungen unmöglich.)
Irgendjemand hat mal sinngemäß gesagt: "Technologie, die so fortschrittlich ist, dass wir sie nicht erklären können, wäre für uns von Magie nicht zu unterscheiden."
Ist vielleicht das Magie, was wir uns nicht erklären können, unabhängig davon, ob es erklärbar ist? Ist demnach für einen Menschen aus der Steinzeit unsere Technologie Magie? (Die Frage ist nicht, ob sie ihm so erscheint, sondern ob sie es
ist.) Und ist es keine Magie mehr, wenn wir ihm alles erklärt haben?
Auch diese Definition kommt mir merkwürdig vor. Ich kann z.B. viele Phänomene unserer Welt nicht erklären, ohne dass ich sie gleich als Magie bezeichnen würde...
Insgesamt erscheint es mir trotzdem am sinnvollsten, die Definition von Magie an der mangelnden Erklärbarkeit (subjektiv oder objektiv?) einer Sache festzumachen. Und demnach lässt sich tatsächlich jedes offene Rätsel
per Definition mit Magie erklären, ohne dass damit irgendein Erkenntnisgewinn einhergeht.
Manchmal habe ich das Gefühl, zu viel über sinnlose Fragen nachzudenken. Und dann denke ich
darüber nach und komme zu dem Schluss, dass keine Frage sinnlos ist.
Gruß, (ein etwas ratloser) Troll