von Thies » 31. Dezember 2018, 17:36
Habe das Kochbuch zwar nicht beenden können, aber hier schon vorab die Erzählung zu Drukil:
Drukil, als er noch ein Backfsch gewesen war, glaubte sich zu erinnern eine Versammlung der Weisen belauscht zu haben. Diese fand an einem geheimen Ort im bewaldeten Zentrum von Narkon, der Silberinsel, seiner Heimatinsel statt. Er hielt die Rituale und das was er dort hörte für das törichte Gefasel greiser, alter Männer, für humbug. Waren es überhaupt Männer gewesen? Seine Erinnerung war verschwommen. Der Spiegel des Waldes, über den sich die Gestalten dabei beugten, zeigte angeblich Dinge, die waren, Dinge die sind und einige Dinge die vielleicht noch sein mögen. Damals war er noch unerfahren. Er hatte seit einiger Zeit ab und an diese merkwürdigen Erinnerungen von rohem Fleisch und Streifzügen durch das Unterholz. Drukil glaubte er fantasiere wieder, als er sich an diese Worte, welche die Gestalten über dem Spiegel sprachen, erinnerte. Er war sich mittlerweile nicht einmal sicher wirklich jemals dort gewesen zu sein. War er diesen wandelnden Baumwesen, den Geister des Waldes wirklich begegnet? Hatten sie ihn als Strafe verfucht, dafür, dass er sie belauscht hatte? Oder hatte er nur wieder geträumt? Seine wirren Fantasien schrieb er dem stärker werdenden Fieber zu, welches ihn zur Zeit heftig plagte.
Einer seiner Zähne war abgebrochen und der Stumpf schmerzte mittlerweile unerträglich. Er vermochte sich einfach nicht zu erinnern wie und wann dies geschehen sein konnte. Seine Wange
war geschwollen. Als die Pein zu groß wurde für ihn, begab er sich wiederwillig an die Bronzeküste, zu Herbst, der eigentlich Stellmacher war, aber bei Bedarf auch der Tätigkeit als Barbier nachging, um sich Linderung zu verschaffen. Einen richtigen Heiler konnte er sich nicht leisten. Seinem älteren Bruder Venandi gegenüber wollte er seine Schwäche nicht eingestehen. Als er aus seinem febrigem Schlaf erwachte, lag er in der heimischen Hütte auf seinem Lager. „Du lebst ja doch noch!“, sagte Venandi und grinste ihn an. „Drei Tage hast im Fieber gelegen. Hast fantasiert, davon dass du ein Tier auf der Jagd wärst, ein Bär, und von Hexenmeistern und wandelnden Baumwesen gebrabbelt. Lauter wirres Zeug. Übrigens, Herbst hat dich herauf getragen. Du warst nicht bei dir. Keine Angst, es hat dich niemand gesehen. Musste ihm versprechen, niemanden davon zu erzählen. Dein Maul hat übel nach Verwesung gerochen, als er dich ablud. Der stinkende Ausfuss hat mittlerweile nachgelassen. Deinen verfaulten Zahnstumpf hat der Barbier gezogen. Dann bist du vom Schemel gefallen und warst noch mehr wach zu bekommen. Herbst hat versprochen morgen wieser nach dir zu schauen. Nun trink etwas Gewürzessig und iß, damit du wieder zu Kräften kommst und dann schlaf.“