Zurück zur Taverne

Was wäre wenn ...

Re: Was wäre wenn ...

Beitragvon TroII » 25. Dezember 2023, 22:11

Schande über mich, der Hexenmeister Caranor ist mir selbst nicht aufgefallen. :oops:
(Sehr wohl gewisse allgemeine Gemeinsamkeiten bzgl. Essen und Waffen sammeln vor der großen Flucht.)

Und klar, Varkur konnte auch ohne die andorischen Fischer zum Baum der Lieder finden - und sein Suizid passt in der Tat hervorragend zur GN! :P

Thorn wurde zwar nicht zwingend von Andori im Wortsinne geboren, aber selbst wenn er von Flussländern abstammt, können wir denke ich mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass das Verhalten seiner Eltern (oder vielmehr seiner Großeltern, zwischen Ankunft und seiner Geburt liegen ja über 30 Jahre) durch die Ankunft Brandurs sich maßgeblich verändert haben dürfte und die Geburt DIESES Thorns einem Wunder gleichkäme. Aber wer weiß, vielleicht waren ja zumindest seine Eltern schon geboren, haben sich trotzdem kennengelernt und haben jetzt gerde eine tapfere Tochter namens Mairen. ;)

Schön, wie nah ich mit meinen Überlegungen am Fortgang der Geschichte war - und Mhares Auftritt hat mich wirklich umgehauen und war total passend! :P

Bin gespannt auf mehr.

Gruß, TroII
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Re: Was wäre wenn ...

Beitragvon Malin » 25. Dezember 2023, 23:22

Der Wachsame Wald schien ruhig und friedlich. Es war noch relativ früh am Morgen und selbst die eifrig arbeitenden Bewahrer, schliefen noch. Ein Silberhirsch trabte gemächlich über eine Lichtung. Am Himmel zog ein Hornfalke majestätisch seine Kreise. Doch der Frieden täuschte. Etwas weiter östlich marschierte eine große Gruppe bis an die Zähne bewaffneter Männer einen Waldweg entlang. Niemand von redete miteinander. Die Stimmung war ernst, vereinzelt auch sorgenvoll, doch gleichzeitig war jeder einzelne fest entschlossen. Einem erfahrenen Krieger wäre aufgefallen, dass die Gruppe sich in einer gut durchdachten Formation bewegte, um sich optimal gegenseitig schützen zu können. Ganz hinten ritt auf einer mächtigen Steppenechse ein großer bärtiger Mann mit einem eisernen Brustharnisch, der sich in einen grünen Umhang gehüllt hatte. Die spitzzackige Krone auf seinem Haupt identifizierte ihn als den Anführer dieses Volkes. Umringt war er von drei seiner vier wichtigsten Häuptlinge. Der Vierte war nicht dabei. Er war wenige Tage zuvor bei einer großen Schlacht gegen die Totenarmee der Krahder nahe des großen Sees Ava gefallen. Durch sein heldenhaftes Opfer hatte er gewiss viele Leben gerettet. Am nächsten Tag hatten dann einige Krieger seines Stammes berichtet, ihr toter Häuptling habe sich gemeinsam mit seiner Steppenechse wieder erhoben und triebe sich nun in der Nähe des Knochenturms herum. Als sie ihn aber genauer durch ein Fernrohr beobachteten, sahen sie, dass es nur noch sein Skelett war, das dort entlang ritt. Und sogar seine Steppenechse wirkte seltsam entstellt. Zwar war man sich nicht ganz sicher, wieviel Wahrheit diese Berichte enthielten, aber dennoch hatten diese Berichte über den Schattenhäuptling, wie er fortan genannt wurde, zusätzlich dazu beigetragen, dass die Vorbereitungen für die Eroberung des Rietlands weiter beschleunigt wurden. Nun hatten die Barbaren gestern die letzten Ausläufer des grauen Gebirges überwunden und heute im ersten Licht des Tages des Wachsamen Wald betreten. In wenigen Stunden würden sie das östliche Rietland erreichen. Und dann würde die Schlacht beginnen.

Ein markerschütternder Schrei zeriss die Stille. Fenn fröstelte. Er wusste, was er da gerade gehört hatte. Man nannte es den Ruf der Skrale. Zwar gab es in der Heimat der Barbaren deutlich weniger von ihnen als hier im Westen, aber dennoch hatte Fenn schon seine Erfahrungen mit ihnen gemacht. Die Barbaren hatten erst vor einer Viertelstunde den Likko überquert. Und nun waren sie entdeckt worden. Im nächsten Moment öffnete sich urplötzlich eine Art Tür, die Fenn wohl selbst, wenn er direkt davor gestanden hätte, nicht gesehen hätte, und vier Skrale traten heraus. Fenn traute seinen Augen kaum. Es war nicht einfach die Tatsache, dass der Geheimgang so effektiv, fast schon unsichtbar vor aller Augen versteckt war. Nein, etwas daran war sonderbar. Es schien, als würde irgendeine mächtige Magie von der Tür ausgehen. Doch jetzt war nicht die Zeit, sich näher damit zu befassen. Tranuk, ein enger Freund Fenns von der Einhornsippe, die in freundschaftlicher Konkurrenz zur Büffelsippe stand, ritt bereits vor und trieb einen der Skrale mit heftigen Schwerthieben zurück. Gegen den Vorteil der größeren Höhe, den der Krieger vom Rücken seiner Steppenechse hatte, hatte die Kreatur keine Chance. Auch Nader, ein Freund von Fenns Vater, war bereits in einen Kampf verstrickt. Der dritte Skral versuchte unterdessen den König zu attackieren, wurde aber von seinen Leibwächtern abgewehrt. Auch Fenn zog nun sein Schwert und griff den letzten Skral an. Dieser war ihm jedoch an Kraft deutlich überlegen, sodass Fenn zurückweichen musste. Doch die unzähligen unerbitterlichen Übungsstunden mit seinem Vater machten sich nun bezahlt und Fenn konnte sich behaupten. Geduldig wartete er darauf, dass sein Gegner einen Fehler machen würde. Doch dieser schien ein überaus erfahrener Kämpfer zu sein. Allerdings war Fenn das auch. Auf einmal drehte er sein Schwert in einem solchen Winkel, dass es die Sonnen reflektierte und den Skral blendete. Gleichzeitig zog er blitzschnell ein Messer und stieß damit nach dem Bauch seines Gegners. Doch dieser reagierte überraschend schnell und drehte sich weg, sodass nur seine Kleidung aufgeschlitzt wurde. Er grunzte nur wütend und schlug dann mit seiner freien Hand hart auf Fenns Handgelenk. Das Messer fiel zu Boden. Sofort schlug der Skral mit seinem nach Fenns Kopf. In letzter Sekunde konnte dieser den tödlichen Hieb parieren. Nun trat er dem Skral gegen das Schienbein, woraufhin dieser zurückwich. Fenn setzte nach, schlug das Schwert seines Gegners zur Seite und versenkte sein eigenes im Oberschenkel des Skrals. Als dieser zu Boden stürzte, durchbohrte er mit seinem Schwert die Schulter der Kreatur und nagelte sie so am Boden fest. Dann hob er sein Messer auf, um den tödlichen Stoß zu führen, doch dann erstarrte er. Etwas an der Kreatur war anders, als bei allen anderen Skralen, denen er je begegnet war. Die Hand, die verzweifelt versuchte, das Schwert herauszuziehen, hatte fünf Finger! Und auch die Augen wirkten überhaupt nicht wie die einer Kreatur. Hatte dieser Skral etwa Menschenblut in sich? Doch bevor Fenn sich darüber weiter Gedanken machen konnte, bohrte sich eine weitere Klinge direkt in das Herz, des am Boden liegenden Halbskrals. "Zeige im Kampf keine Gnade, denn der Kampf endet erst, wenn der Gegner tot ist", sagte Fenns Vater kalt, "Los jetzt, wir haben noch einen weiten Weg vor uns."

Vor ihnen lag das Lager der Trolle. Bereits einige Zeit vor dem großen Angriff war ein Spähtrupp unter Führung von Fenns Vater hier her gekommen und hatte es ausgekundschaftet. Nun stimmten die Barbaren ein lautes Kriegsgeschrei an und rannten gemeinsam den kleinen Hügel hinab. Unten angekommen umringten sofort die drei Häuptlinge des Büffelclans, des Einhornclans und des Bärenclans den ersten Troll und begannen einen heftigen Kampf. Etwas weiter abseits ritt ein anderer Troll auf einem Wardrack durch das Getümmel und gab den Kreaturen mit einem großen Signalhorn Befehle. Fenn unterdessen stand ebenfalls ganz alleine einem anderen Troll gegenüber. Dieser holte gerade zu einem vernichtenden Schlag mit seiner Keule aus. Gerade noch rechtzeitig gelang es Fenn zur Seite zu springen. Die Keule traf stattdessen eines der Grogfässer, das krachend zersplitterte. Das machte auch Tranuk auf seine etwas hilflose Lage aufmerksam, der sofort herbeigeritten kam und den verdutzten Troll mit seinem Schwert seitlich in die Brust stach. Auch Fenn reagierte blitzschnell und erwischte den Troll an den Beinen. Bereits verwundet und von zwei Seiten angegriffen verging dem Troll schnell die Lust am Kampf und er nahm reis aus. Tranuk verfolgte ihn, während Fenn kurz durch atmete und sich nach einem neuen Gegner umsah. Doch im nächsten Moment verging ihm der Atem, als ihn starke Arme urplötzlich in die Luft hoben, seine Brust umschlangen und zudrückten. Fenn bekam keine Luft mehr. Er meinte seine Brust würde zerspringen. Er konnte den stinkenden Atem des Trolls riechen. Verzweifelt zerrte er an den Baumstammartigen Armen, aber vergeblich. Niemand schien ihn zu bemerken. Auch Tranuk war voll und ganz auf seinen eigenen Gegner fokussiert. Fenn sandte ein Stoßgebet an den großen Büffel, dass er ihn retten möge, doch nichts geschah. Sein Sichtfeld verschwamm. Kurz bevor der Mantel der Ohnmacht sich über ihn legte, ließ der Druck urplötzlich nach. Fenn fiel unsanft zu Boden. Er blickte sich um. Neben ihm lag bewegungslos der Troll, der ihn gerade fast getötet hätte. Über ihm torkelte ein weiterer scheinbar trunkener Troll umher, der eines der Grogfässer in den Händen hielt. Offenbar hatte er es in seiner Trunkenheit seinem Artgenossen gegen den Kopf gerammt und ihn so ausgeknockt. Fenn stand auf, um sich gegen seinen neuen Gegner zu verteidigen. Doch dieser schien gar kein Interesse an einem Kampf zu haben und zog stattdessen laut singend seiner Wege. Fenn atmete erleichtert auf und sah sich auf dem Schlachtfeld um. Plötzlich schrien einige Krieger schmerzerfüllt auf. In ihrer Mitte stand ein besonders blutrünstiger Troll, der wie ein Berserker mit seiner Axt um sich schlug. Selbst seine eigenen Artgenossen schienen sich vor ihm zu fürchten. Nun griff sogar der Barbarenkönig persönlich in den Kampf ein, um den besonders gefährlichen Gegner bezwingen zu können. Klirrend trafen ihre Waffen aufeinander. Es war ein Kampf auf Leben und Tod und keiner von beiden war bereit, auch nur einen Schritt zurückzuweichen. Doch plötzlich wurde Fenns Aufmerksamkeit von dem Kampf abgelenkt, als der Boden unter seinen Füßen erbebte. Ein Troll, der größer war als alle, die er jemals vorher gesehen hatte, näherte sich dem Lager. In seinen Händen hielt er einen riesigen Felsbrocken. Wenn er diesen auf die Barbaren fallen ließ, würde er vermutlich gleich mehrere Krieger auf einmal töten. Da kam auf einmal wie aus dem Nichts ein schwarzer Vogel angeflogen und pickte im Gesicht des Trolls herum. Dieser stolperte zurück und ließ den Felsbrocken los, der genau auf seinen Fuß fiel. Der Riesentroll stieß einen Schmerzensschrei aus, der Berge hätte zum Einsturz bringen können und stürzte ebenfalls zu Boden. Sofort waren mehrere Barbaren über ihm und stachen nach seinen ungeschützten Körperteilen. Nach dem Sturz des Giganten ergriffen auch die letzten verbliebenen Kreaturen Hals über Kopf die Flucht. Sie hatten die Schlacht gewonnen. Im nächsten Moment kam der Rabe wieder angeflogen und setzte sich auf Fenns Schulter. Dieser holte etwas Brot aus seiner Tasche und fütterte ihn damit, woraufhin er zufrieden krächzte. In der Nähe sah Fenn das Signalhorn des Trollhäuptlings liegen, das dieser bei seiner überstürzten Flucht verloren hatte, und hob es auf. Sicherlich würde es irgendwann noch einmal nützlich werden. "Das ist also meine Ausrüstung auf den Weg in unser neues Leben", dachte Fenn bei sich, "das Messer meines Vaters, das Horn des Trollhäuptlings und ein Rabe aus der Wildnis."
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Re: Was wäre wenn ...

Beitragvon TroII » 26. Dezember 2023, 10:08

Schöne Anspielungen zu den Barbaren, die in Formation kämpfen, den Großen Trollen, die natürlich nicht im ersten Trollkrieg getötet wurden, und vor allem Fenns Hintergrundgeschichte. Das Horn des Trollhäuptlings ist großartig! :lol:

Besonders genial finde ich übrigens, wie die drei Barbarenhäuptlinge aus der BB hier so passend um den verstorbenen Schattenhäuptling zu den vier Häuptlingen aus "Ein Rabe entscheidet sich" ergänzt werden! 8-)

Und der arme ... Forn?

Wird Fenn zum Protagonisten der Geschichte? So viele von den anderen Helden kommen ja wahrscheinlich nicht in Frage - Barz, Leander sowie evtl. Iril (die nie in Silberhall war) und Bragor (der aber wegen seiner Verbindung zu Thogger ebenfalls sehr anders sein könnte) sind die einzigen, mit denen man vielleicht rechnen könnte. Andererseits könnten natürlich auch eher unerwartete Helden ins Spiel kommen. Vielleicht hinft der Schwarze Herold gegen die Trolle, sofern die Barbaren danach Tarok anbeten, oder die womöglich längst befreite Schwarze Kogge bietet gegen Bezahlung ihre Dienste an... :?
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Re: Was wäre wenn ...

Beitragvon Malin » 26. Dezember 2023, 16:04

Westliches Rietland, 64 n.A.Z

Es war Frühling im Rietland. Die Luft war erfüllt vom Duft der Hyazinthen. Auf den Wiesen wuchsen Primeln und Narzissen in allen nur erdenklichen Farben. Dicke Waldhummeln und Bienen summten über die Wiesen und Vögel zwitscherten erwartungsvoll in den Bäumen. Fenn staunte. Der Frühling war in der Tat die schönste Jahreszeit im Rietland. Keine Vergleich zur Leerheit des weiten Steppenmeers, in der bestenfalls vereinzelt ein paar kleine Kräuterbüschel aus dem Boden ragten. Doch Fenn war nicht hier, um die Schönheit des Landes zu bewundern. Sein Häuptling hatte ihn geschickt, um mit seinen Fähigkeiten als Fährtenleser nach Kreaturen Ausschau zu halten. Nach der erfolgreichen großen Schlacht an der alten Zwergenreiche hatten sich die verbliebenen Trolle in alle Richtungen zerstreut, sodass die Barbaren ungehindert vorrücken konnten. Vor den großen Bergen im Westen hatten sie ihre Zelte aufgeschlagen. Sicher wäre es auch einmal interessant, dieses Gebirge zu erkunden. Wenn man den Bewahren des Wachsamen Waldes glaubte, dann hatte bisher noch kein Mensch jemals das Gebirge überquert. Nicht einmal Merrick, der Kartograf, hatte es bisher besichtigt. Womöglich würde Fenn ja eines Tages der erste werden. Jedenfalls hatten die Yetohe dort ihre Zelte aufgeschlagen und anschließend mit Holz aus dem Wachsamen Wald eine große Palisade zum Schutz vor Kreaturenangriffen gebaut. Auch die Schildzwerge hatten ihnen ihre Unterstützung angeboten. Nachdem sie die Marktbrücke errichtet hatten, um mit den Barbaren Handel zu treiben, bauten sie den alten Wehrturm wieder auf. Unterdessen hatte der Trollhäuptlings die übrigen Kreaturen um sich versammelt und startete einen Großangriff auf die westliche Zeltstadt. Doch die Barbaren konnten sich verteidigen und Kreaturen zurückdrängen. Bei der Schlacht um den alten Wehrturm war der Trollhäuptlings schließlich besiegt worden und die Kreaturen hatten sich erneut zurückgezogen. Als dann auch noch der Winter hereingebrochen war, verschwanden auch die letzten Trolle aus dem Rietland, um ihre gemütlichen Höhlen im grauen Gebirge aufzusuchen. Die Barbaren unterdessen hatten den Winter gut überstanden. Ihre Zelte schützten sie vor der Kälte und unter der Schneedecke lag genug Holz für ein wärmendes Lagerfeuer. Außerdem waren die Narne sowie das Hadrische Meer sehr fischreich und im südlichen Wald konnten die Jäger mehr als genug Wild erlegen. Auch die Bewahrer ließen den Barbaren zum Dank für die Eindämmung der Trollplage einen großen Vorat an Apfelnüssen zukommen. Nun aber, nachdem der Frühling begonnen hatte, fürchtete Häuptling Absorak, dass die Kreaturen wieder zurückkehren werden und erneut ein Angriff bevorstand. Doch bis jetzt gab es keine Spur davon. Fenn war zufrieden. Nun konnte er guten Gewissens in die Zeltstadt zurückkehren und berichten, dass den Barbaren zum aktuellen Zeitpunkt keine Gefahr drohte. Gerade als er sich auf den Rückweg machen wollte, hörte er das Krächzen seines Raben, der über ihm seine Kreise zog. Dieser setzte nun zum Sturzflug und landete in etwa 20 Metern Entfernung auf einer kleinen Unebenheit. Neugierig nahm er die Stelle, an der sein Rabe gelandet war, näher in Augenschein. Dort lag offenbar ein größerer Gegenstand in der Erde verborgen. Eine Ecke davon ragte heraus und diese hatte der Rabe mit seinen scharfen Augen erblickt. Mit seinem Messer lockerte Fenn die Erde rund um den Gegenstand auf. Dann bückte er sich, griff darunter und zog ihn mit einiger Anstrengung vollends heraus. Es handelte sich um eine Art großer, runder Scheibe aus Holz. Auf einer Seite war sie mit Metallbändern beschlagen und hatte in der Mitte einen gewölbten Buckel, ebenfalls aus Metall. Auf der anderen Seite, dem Buckel gegenüber, war ein hölzerner Griff eingelassen. Es war einmal ein guter Schild gewesen, doch leider war er extrem dreckig. Fenn lief zu dem nahen Fluss, hielt ihn herein und begann ihn nach und nach von den Erdschichten zu befreien. Als er fertig war, trocknete er ihn ab und nahm ihn dann noch einmal genauer in Augenschein. Offenbar war in den Metallbuckel etwas eingraviert worden. Er erkannte, dass es das Bild von zwei Händen war, die sich gereicht wurden. Irgendwie erinnerte es ihn an die Kunstfertigkeit der Zwerge. Was hatte das wohl zu bedeuten? Fenn beschloss, nun aufzubrechen. Er konnte auch später noch überlegen, ob er den Schild behalten oder einem der Händler zum Tausch anbieten sollte.

Fenn erblickte in der Ferne die Siedlung der Flussländer. Er wusste, dass dieses kleine Volk den Barbaren gegenüber sehr misstrauisch eingestellt war. Zwar waren auch sie froh über das Ende der Schreckensherrschaft der Trolle, aver andererseits sahen sie durch die Siedler ihre Unabhängigkeit in Gefahr. Fenn bemerkte, dass auch er beobachtet wurde. Er kannte diese drei jungen Männer, die ungefähr in seinem Alter waren, zwar nicht doch er hatte das Gefühl, dass sie zu denen gehörten, die regelmäßig Ärger machten. Vermutlich hätten sie auch versucht, ihn zu belästigen, wenn nicht in der Nähe auch eine Frau mit einem leuchtenden Stab gestanden hätte, der sie als Hüterin der Flussländer kennzeichnete. Fenn ging weiter in Richtung der Zeltstadt. Plötzlich kam von hinten ein Falke angeflogen und landete auf seiner Schulter. Fenn erkannte, dass der Vogel ein Pergament bei sich trug. Behutsam löste er es und begann zu lesen.

"Wie kann das sein?", rief der Barbarenkönig aufgebracht. "Es ist längst Frühling. Wie kann es dann sein, dass die Steppe immer noch im Winter versunken ist?" Betretenes Schweigen trat ein. "Ich weiß es auch nicht. Aber die Iquar schienen sehr besorgt darüber zu sein. Daher haben sie uns ja auch per Falke um Unterstützung gebeten.", entgegnete Fenn ernst. " Das habe ich auch verstanden", Löß ihn der König wissen, "aber es wäre viel zu gefährlich unsere eigenen Krieger in dieses Krahderverseuchte Land zu entsenden. Außerdem ist es ja nicht so, dass wir nicht auch genug eigene Probleme hätten, um die wir uns kümmern müssen. Was machen wir, wenn die Trolle zurückkehren und unsere Krieger sind weit entfernt in der Steppe? Wenn die Situation wirklich so schlimm ist, wie die Iquar sagen, dann können sie auch einfach ins Rietland ziehen. Hier gibt es keine Krahder, keinen ewigen Winter und dafür Nahrung im Überfluss. Aber Yetohe Krieger dorthin schicken? Ausgeschlossen." Tranuk öffnete fassungslos seinen Mund und schloss ihn dann wieder, ohne etwas zu sagen. Dann ergriff Fenn das Wort:" Ich werde weder die Iquar, noch die Grehon, noch die in der Steppe verbliebenen Yetohe im Stich lassen. Wenn ihr ihnen nicht helfen wollt, dann werden ich und Tranuk das eben alleine tun. Morgen früh brechen wir auf."
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Re: Was wäre wenn ...

Beitragvon Butterbrotbär » 28. Dezember 2023, 12:25

TroII hat geschrieben:Thorn wurde zwar nicht zwingend von Andori im Wortsinne geboren, aber selbst wenn er von Flussländern abstammt, können wir denke ich mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass das Verhalten seiner Eltern (oder vielmehr seiner Großeltern, zwischen Ankunft und seiner Geburt liegen ja über 30 Jahre) durch die Ankunft Brandurs sich maßgeblich verändert haben dürfte und die Geburt DIESES Thorns einem Wunder gleichkäme.
Weise Worte, TroII, du hast natürlich recht. Gerade in Werken mit Schauspielern ist oft gegeben, dass in alternativen Zeitlinien "dieselben" Personen in unterschiedlichen Zeiten und Umständen geboren werden, aber so, wie bei einer Geburt üblicherweise die genetischen Würfel zufällig geworfen werden, vom Aufwachsen gar nicht erst zu sprechen, gibt es vielleicht schon ein Kind mit dem Namen Thorn (oder Mairen :D ) aus dem Dorf vor dem südlichen Wald, doch hätte dieses kaum viel mit unserem Thorn zu tun.

Tolle neue Kapitel! :P
Silberhirsche und Hornfalken, Barbarenformationen und der Schattenhäuptling, da passt wirklich jede Anspielung perfekt! Die Erwähnung von Tranuk und einer Einhornsippe erfreute mich natürlich ganz besonders. ;)

Treten die Skrale aus einer Zwergentür hervor?

Juhu, Fenn kommt doch noch mit alternativer Hintergrundgeschichte zu seinen drei Sonderfertigkeits-Gegenständen (bzw. mit dem Urtrollhorn arguably zu einem Upgrade :P). Doch brachte er da gerade Forn um? Vanns kalter Rat zum Kampf passt ebenfalls perfekt.

Und oho, der Trunkene Troll ist auch in dieser Zeitlinie eher friedliches Ärgernis als tödlicher Gegner! Spannend, existiert die Taverne zum Trunkenen Troll hier wohl? In den offiziellen Düsteren Zeiten waren die Helden je nach Verlauf beim Aufbau von Erloths Metstand beteiligt, aber dieser wäre vielleicht auch alleine gut klargekommen. Und wenn sich einige Bauernhäuser und Fischerdörfer gegen die Trolle wehren oder sich zumindest ihrer Zerstörung fernhalten konnten, warum nicht auch ein Metstand? Nur Gilda dürfte es kaum so geben, ihr Vater Kallun schwängerte Bertha schließlich auf dem Weg zur Rietburg, um König Brandur Lesen und Schreiben beizubringen. Aber verzeiht, ich verrenne mich schon wieder zu sehr in Spekulationen, statt auf die doch so schön konkrete Geschichte einzugehen. :oops:

Eine neue Zeltstadt der Yetohe an der Stelle der Rietburg gefällt mir sehr! Nun fehlt nur noch ein Ewiges Feuer davor. ;)
Fenn findet den Bruderschild, Kheela (?) hält die gefürchtete Plünderer der Flusslande zurück, wie immer wundervoll passende Anspielungen. Und klar, auch wenn Tarok hier für Orweyn keine akute Gefahr darstellt, sind die drei Brüder noch genug Grund, eine Ewige Kälte über das Land der drei Brüder zu bringen! Fenn und Tranuk ziehen in ein heldenhaftes Abenteuer gegen die Ewige Kälte, und wer weiß, vielleicht gesellen sich ja doch noch andere heldenhafte Gestalten zu ihnen. Gespannt auf die Fortsetzung! :P

TroII hat geschrieben:So viele von den anderen Helden kommen ja wahrscheinlich nicht in Frage - Barz, Leander sowie evtl. Iril (die nie in Silberhall war) und Bragor (der aber wegen seiner Verbindung zu Thogger ebenfalls sehr anders sein könnte) sind die einzigen, mit denen man vielleicht rechnen könnte.
Na, Kheela (oder zumindest eine so heißende Hüterin der Flusslande) könnte es auch noch geben. Eara und Tenaya könnten in Hadria einen Hilferuf aus dem Süden empfangen. Jarid und Trieest könnten einer alternativen Vision der ewigen Kälte zum Kontinent folgen. Falls die Schwarze Kogge befreit wurde, dann vielleicht auch Drukil aus dem Stummen Wald? Und Grent von den Grehon hat wohl auch hier etwas gegen die Ewige Kälte. That being said, muss diese Zeitlinie natürlich nicht denselben Protagonisten wie die originale folgen, von dem her hätte deine Idee eines heldenhaften Herolds für drachenkultige Barbaren etwas, und auch eine söldnerische schwarze Kogge würde mir sehr gefallen. :P

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Re: Was wäre wenn ...

Beitragvon Malin » 28. Dezember 2023, 19:38

Nach einigen mühsamen Reisetagen erreichten die beiden Barbarenkrieger die andere Seite des Gebirges. Doch ihnen stockte der Atem, als sie sahen, was vor ihnen lag. Soweit das Auge reichte, erstreckte sich eine blendend weiße Landschaft! Felder, Steppen, Hügel und Täler - alles lag unter einer dicken Schneeschicht begraben. Tranuk blickte in die Ferne. "Sieh, es ist sogar noch schlimmer, als die Iquar berichteten. Sogar der Große See ist zugefroren. Wir sollten sofort zur Zeltstadt meines Stammes gehen. Sie sind noch immer in der Steppe verblieben. Ich muss sehen, wie es meinen Freunden und Verwandten geht. Und vielleicht hat die weise Schamanin Ellin ja eine Idee, was man gegen diese ewige Kälte tun kann." Auch Fenn stimmte ihm zu und so gingen die beiden los. Doch kaum hatten die beiden den Schutz des Gebirges verlassen, gerieten sie bereits in einen starken Schneesturm. Die herumschwirrenden Schneeflocken erschwerten ihnen die Sicht und der eisige Wind ließ sie trotz ihrer wärmenden erzittern. Eins war klar: Dies war kein gewöhnlicher Winter. Aber was sonst konnte mächtig genug sein, um gleich ein ganzes Land einer solchen Kälte zu unterwerfen? Fenn wusste es nicht. Die Barbaren hatten viele bemerkenswerte Fähigkeiten, aber die höheren Formen der Magie waren ihnen gänzlich unbekannt. Er hoffte nur, dass Tranuk recht hatte und die Schamanin ihnen wirklich würde helfen können. Schließlich machten die beiden bei der Baumgruppe der "5 Weisen" Rast. Während Fenn nach Feuerholz für ein wärmendes Lagerfeuer suchte suchte, war Tranuk mit seiner Steppenechse beschäftigt, die offenbar eine Witterung aufgenommen hatte. Tranuk folgte ihr langsam, während sein Reittier immer schneller wurde. Ihr Ziel schien sich ganz in der Nähe zu befinden. Hinter einem kleinen Hügel blieb sie schließlich stehen. Tranuk konnte ein zufriedenes Schützen hören. Als auch er den Hügel umrundet hatte, erkannte er, was seine Steppenechse angelockt hatte. Dort stand ein Mann, der einen großen Bogen sowie unzählige kleine Pulversäckchen bei sich trug und wohl gerade dabei gewesen war, seine eigene Steppenechse mit Mondbeeren zu füttern, als sich eine weitere zu ihm gesellt hatte und nun ihren Anteil beanspruchte. "Sei gegrüßt, Steppennomade", rief Tranuk dem Fremden zu, "Vielen Dank, dass du dich um meine Reitechse kümmerst. Aber gib ihr besser nicht zu viel, sonst wirst du sie wahrscheinlich nie wieder los." Der Fremde lachte. "Das wäre kein großes Problem. Sabri würde sich sicher über einen Spielkameraden freuen." Dann wurde er ernst. "Ich nehme an du hast schon von der ewigen Kälte gehört, die unser Land bedroht. Es ist ja schließlich auch schwer zu überstehen." Tranuk nickte. "Genau deshalb sind wir hier. Wir haben einen Falken von den Iquar erhalten und haben uns sofort aus dem Rietland auf den Weg gemacht." "Den Steppenwinden sei Dank, ihr habt die Nachricht erhalten. Wir dachten schon die elenden Krarks hätten den Falken erwischt. Aber scheinbar haben auch die sich jetzt in wärmere Gegenden zurückgezogen. Und nun sag, wo ist der Rest von euch?", fragte der Mann aufgeregt. Tranuk sah ihn betrübt an. "Leider war der König dagegen, weitere Unterstützung zu schicken. Abgesehen von meiner Steppenechse habe ich nur einen einzigen Begleiter und der macht dort hinten gerade ein Lagerfeuer.", erklärte Tranuk. "Nun gut. Dann danke ich euch beiden für eure Hilfe. Wisst ihr schon, was ihr als nächstes tun wollt?", fragte der Steppennomade. "Wir werden als erstes zu Ellin, der Schamanin meines Stammes gehen. Hoffentlich kann sie uns sagen, was es mit der ewigen Kälte auf sich hat."Ich werde euch begleiten", versprach der Mann. "Möglicherweise werden meine Fähigkeiten ja noch nützlich sein." So war es abgemacht. Nachdem die beiden zu Fenn zurückgekehrt waren und der Steppennomade namens Barz sich vorgestellt hatte, machten die drei sich auf zur Zeltstadt, die sie kurz vor Einbruch der Dunkelheit erreichten. Dort brannte ein großes Lagerfeuer. Hier und da erhaschten die Neuankömmlinge neugierige Blicke aus einem der Zelte. Als sie das größte Zelt betraten, begrüßte sie die Stammesälteste mit einem zahnlosen Lächeln. Dann sprach sie: "Seid willkommen. Ich bin Ellin. Die Kälte hat uns übermannt. Viele von uns sind erstarrt. Lebendig und doch wie erfroren. Uns sind die Kräuter für unsere Tränke und Pulver ausgegangen, denn die wilden Kreaturen der Steppe greifen an. Auch sie fallen der Kälte anheim. Außer der tapferen Orennah, meiner Enkelin, wagt es niemand mehr, die Zeltstadt zu verlassen." Die drei tapferen Barbaren sahen sich besorgt an. Wenn nun tatsächlich Menschen in einen Eisschlaf fielen, dann war diese Kälte noch viel gefährlicher, als bisher angenommen. Tranuk räusperte sich. "Selbstverständlich werden helfen, die Kräuter zu beschaffen. Welche Kräuter werden denn am dringendsten benötigt?" Die Schamanin antwortete: "Für den Trank, der womöglich die Eisschlafenden wieder erwecken kann, braucht man vor allem vier verschiedene Kräuter: Weiße Warzwurzeln, Rotes Blutkraut, Blaubachbeeren und Schwarze Nachtstacheln. Wenn ihr diese vier beschaffen könntet, würde mir das sehr helfen." Barz sah die anderen nachdenklich an. "Weiße Warzwurzeln habe ich sogar bei mir, da das eine der vielen Zutaten meines Schwächungspulvers ist. Blaubachbeeren wachsen bekanntlich an der alten Festungsmauer und Rotes Blutkraut ist in den Nesthöhlen zu finden, da die Krarks damit ihren Nachwuchs füttern. Und ich bin sicher, dass wir auch Schwarze Nachtstacheln finden können. Aber selbst wenn der Trank die Eisschlafenden wirklich wieder erwecken kann, bringt uns das bei unserem Kernproblem auch nicht weiter. Die ewige Kälte wird bleiben." Fenn nickte. "Du hast recht, wir sollten uns auch darauf konzentrieren. Am besten, wir schicken einen Falken zum Baum der Lieder. Wenn die Bewahrer uns nicht helfen können, dann kann es niemand auf dem ganzen Kontinent." Die anderen stimmten ihm zu. Am nächsten Morgen machten die drei Barbaren sich auf den Weg, während Ellin sich daran machte, eine Nachricht an die Bewahrer zu schreiben. Sie waren zuversichtlich, dass sie der ewigen Kälte noch Herr werden würden.

Die drei tapferen Barbaren standen an der verfallenen Festungsmauer. Sie hatten vor ein paar Stunden den Drachenbuckel überquert. Eigentlich mieden die Barbaren diesen Ort, da hier meist besonders viele Skelette unterwegs waren. Doch sie hatten Glück gehabt und waren ohne Zwischenfälle am Ziel angekommen. Und genau wie Barz gesagt hatte, wuchsen hier eine ganze Menge Blaubachbeeren. Sicher würde das für alle Barbaren, die der ewigen Kälte zum Opfer gefallen waren, ausreichen. Fenn kniete sich auf den Boden und begann damit, die Kräuterbüschel herauszureißen und seine Tasche zu stopfen. Plötzlich schrie Tranuk: "Fenn, pass auf!" Fenn blickte sich über die Schulter und erstarrte. Er sah einen gewaltigen Steppenbüffel auf sich zu donnern. Er versuchte aufzustehen, aber seine Beine gehorchten ihm nicht. Fenn erkannte, dass Barz sich in Bewegung gesetzt hatte und sich nun schützend vor ihn stellte. Was tat er da? Der Steppenbüffel war schließlich mehr als in der Lage zwei Personen auf einmal über den Haufen zu rennen. Fenn schloss die Augen und bereitete sich auf den unvermeidbaren Aufprall vor. Nichts geschah. Langsam öffnete er die Augen wieder. Der Steppenbüffel stand vor ihnen, knapp zwei Meter entfernt, der Körper mitten in der Bewegung erstarrt. Barz verschloss gerade sorgfältig eins seiner Pulversäckchen. Tranuk war von seiner Echse abgestiegen und half Fenn auf. "Was zum ...", setzte Fenn entgeistert an. "Bannpulver", antwortete Barz schlicht und Tranuk lachte.

"Hat jemand von euch eine Idee, wie wir da rein kommen sollen?", fragte Tranuk in die Runde. Das Trio stand vor den Nesthöhlen und beriet sich gerade wie sie am besten an das Rote Blutkraut kamen. Das Problem war nämlich, das die Krarks sich keineswegs in wärmere Landen zurückgezogen hatten, sondern nur in ihrer Höhle Schutz vor der Kälte suchten. Und so war es praktisch unmöglich ihnen das Kraut wegzunehmen ohne unangenehme Bekanntschaft mit ihren spitzen Schnäbeln und messerscharfen Krallen zu machen. "Ich hätte eine Idee", erwiderte Barz und schlich sich näher an die Höhle heran. "Geht besser in Deckung", fügte er grinsend hinzu. Dann griff er in einen seiner Beutel, holte etwas Pulver heraus und warf es in Richtung der Höhle. Das glitzernde Pulver verteilte sich in der Luft. Sofort ertönte aus der Höhle lautes Flügelschlagen und mit Gekreische flogen die Krarks heraus und jagten dem unwiderstehlichen Ablenkungspulver hinterher, das der Wind verwehrte. Kaum war der letzte Krark draußen, war Barz bereits in der Höhle und packte schnell so viel Rotes Blutkraut wie möglich ein. "Fehlen nur noch die Schwarzen Nachtstacheln", rief er den anderen beiden fröhlich zu.

"Und wo sollen diese Schwarzen Nachtstacheln nun sein.?", fragte Tranuk müde. Barz wollte ihm gerade antworten, als Fenns Rabe sie mit lauten Krächzen auf sich aufmerksam machte. "Ich schätze da hast du die Antwort", lachte Fenn. Tranuk ritt zu der Stelle und untersuchte den gefrorenen Boden. Doch offenbar war jemand vor ihnen hier gewesen. Die Nachtstacheln waren bereits herausgerissen worden. In der Nähe bemerkte Tranuk einige Spuren im Schnee. " Komm mal her", rief er Fenn zu, "Ich denke, dass ist dein Spezialgebiet." Dieser beugte sich nun nachdenklich über die Spuren. "Es sind offensichtlich Hufspuren, aber sie gehören nicht zu einen Büffel, einem Pferd oder einer Steppenechse. Überhaupt gehören sie zu keinem Tier, dass ich kenne." "Na gut, dann lasst uns am besten einfach den Spuren folgen. Dann werden wir ja sehen, um welches Tier es sich handelt, und hoffentlich auch, wer die Nachtstacheln genommen hat."
Fenn und Tranuk waren einverstanden und so gingen die drei los. Einmal verlor sich die Spur im dichten Schneegestöber fast, doch Fenn gelang es sie wieder zu finden. Während sie den Spuren noch weiter folgten, trat plötzlich eine seltsame Gestalt aus den Schatten der Berghänge. Ihre Züge schienen sowohl menschlich als auch tierisch zu sein und sie hatte die Schwarzen Nachtstacheln bei sich. Drohend kam sie näher. Tranuk zog vorsichtshalber sein Schwert, was die Gestalt jedoch zum Angriff provozierte. Allerdings konnte er das Wesen recht gut in Schach halten. Barz spannte unterdessen seinen Bogen und schoss einen Pfeil ab, woraufhin das Wesen aufschrie. Nun kam auch Fenn ihm zu Hilfe und gemeinsam konnten die beiden Krieger die Gestalt immer weiter zurücktreiben. Auf einmal tauchte Barz dann hinter ihr auf schleuderte etwas von seinem Schwächungspulver auf sie. Daraufhin gab sie ein quietschendes Geräusch von sich, ließ die Nachtstacheln zu Boden fallen und ergriff die Flucht. Die drei Barbaren sahen sich an. Sie hatten es geschafft. Jetzt mussten die Kräuter nur noch zu der Schamanin gebracht werden.

Die Schamanin klatschte vor Freude in die Hände und begann einen tiefen Singsang, während sie die gesammelten Kräuter zu schneiden begann. Plötzlich umringten eine Schar Frauen und Kinder das große Zelt. Seit langer Zeit hatten sie die Älteste nicht mehr singen hören. Seit langer Zeit war nicht mehr so viel Hoffnung in ihren Herzen.
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Re: Was wäre wenn ...

Beitragvon Malin » 29. Dezember 2023, 23:17

Es war ein sonniger Frühlingstag im Wachsamen Wald. Melkart schritt ruhig die gewundene Treppe des Archievs hinauf. Die Barbaren aus dem Steppenland hatten ihn per Falkenpost um Hilfe gebeten. Das Steppenland schien einer seltsamen Kälte anheim gefallen zu sein. Und zu allem Überfluss fielen immer mehr Bewohner des Landes in einen ewigen Schlaf, bei dem man bisher noch keine Möglichkeit gefunden hatte, ihn zu beenden. Leider waren die Barbaren nahezu machtlos dagegen, denn sie hatten aktuell keine Ahnung, was der Auslöser der ewigen Kälte war, und konnten es daher auch nicht bekämpfen. Auch Melkart war kein Zauberer. Er konnte selbst keine Magie anwenden und sein Wissen, das er über die Zauberei hatte, hatte er nur von den Berichten einiger Zauberer, die bei der Abschlussreise ihrer Ausbildung in den Wachsamen Wald gekommen waren. Doch mit etwas Glück würde das über etliche Jahre angesammelte Wissen in den Archiven ausreichen. Zielstrebig ging er zu dem Regal über Hadria. Dort stand nun auch der Bericht der Bericht der Zauberin Eara vom Orden des Turms. Melkart aber interessierte sich für einen anderen, deutlich älteren Bericht. Er stammte von Varkmar, der später den Orden des Feuers gegründet hatte, als dieser selbst noch ein Schüler war. Melkart schlug das Buch auf und blätterte kurz darin. Zufrieden setzte er sich an seinen Tisch, tauchte seine Schreibfeder in ein Tintenfass und begann die wichtigste Stelle abzuschreiben. Er wusste natürlich, dass die Zeit drängte und es sicher schneller gegangen wäre, die Seite einfach herauszureißen. Doch das kam für den Obersten Priester natürlich nicht in Frage. Kein Bewahrer würde jemals so nachlässig mit wertvollen Schriften umgehen.

Die Bewohner der Zeltstadt saßen um das große Lagerfeuer herum. Die Stimmung war bedrückt, denn die Hoffnung auf Heilung von dem Eisschlaf war enttäuscht worden. Weder Ellin mit ihren Tränken, noch Barz mit seinen Pulvern hatte es geschafft sie zu erwecken. Die Yetohe waren mit ihrem Wissen am Ende. Weder hatten sie es geschafft, den Eisschlaf zu heilen, noch die ewige Kälte zu beenden. Und bei keinem der beiden Ziele hatten sie irgendeine Idee, wie sie das anstellen sollten. Die Lage war hoffnungslos. Da kam plötzlich ein Falke mit einem Pergament angeflogen und landete auf Tranuks Schulter. Dieser nahm das Pergament an sich und begann laut vorzulesen:

"Bei meinen Recherchen zu möglichen Magieformen, die eine, wie von euch beschriebene, Kälte auslösen könnten, bin ich auf einen interessanten Text gestoßen. Diesen habe ich auch mit unserem sonstigen Wissen über Zauberei abgeglichen und könnte mir daher gut vorstellen, dass dies euch bei der Lösung des Problems hilft.
Viel Erfolg
Melkart"

Tranuk hielt kurz inne, nahm dann die zweite Pergamentseite und begann, auch diese vorzulesen:

"Auszug aus dem Bericht des Zauberers Varkmar aus Hadria über die Gesetze der Zauberei:
1. Ein Zauberer kann Kreaturen und Menschen einem Bann
unterziehen und sie ihres freien Willens berauben. Wenn
dieser nicht vom Zauberer aufgehoben wird, erlischt der
Bann nur dann, wenn der Verzauberte stirbt oder
verwandelt wird. In beiden Fällen wurde die Identität des
Geschöpfs verändert und der Bann erlischt.
2. Ein Zauberer kann auch Gegenstände einem Bann
unterwerfen und ihnen neue Fähigkeiten geben. Diese
Fähigkeiten gelten für immer, außer der Gegenstand wird
zerstört oder verwandelt. In beiden Fällen wurde die
Identität des Objekts verändert und der Bann erlischt."

Schweigen trat ein, während die anderen über das Gehörte nachdachten. "Das ist es!", durchbrach Barz schließlich die Stille, "Ein ganzes Land zu verzaubern, wäre selbst für den mächtigsten Zauberer kaum machbar. Ein einzelner Gegenstand dagegen wäre sicherlich viel einfacher und dann muss man nur noch abwarten bis die Magie des Gegenstands den Rest erledigt." "Du meinst also", hakte Fenn nach, "dass irgendwo in diesem Land ein magisches Artefakt versteckt ist, das wir finden und anschließend zerstören müssen, damit die ewige Kälte ein Ende nimmt." "So ziemlich", bestätigte Barz nickend, "Das Problem ist nur, dass wir keine Ahnung haben, wo es versteckt ist, und ebenso wenig, wie es überhaupt aussieht. Und wenn man nicht einmal weiß, wonach man eigentlich sucht, macht das die Suche meist nicht gerade einfach." Ellin sah die anderen ernst an. "Ich bin sicher, dass ihr den Gegenstand erkennen werdet, wenn ihr in seht", erklärte sie zuversichtlich. "Und zu seinem Aufenthaltsort habe ich auch eine Idee. Vor kurzem habe ich Gerüchte gehört über eine Höhle, von der eine unbekannte Magie ausgeht. Womöglich ist es ja dieselbe Magie, die den ewigen Winter ausgelöst hat." Fenn nickte. "Das ist selbstverständlich möglich. Aber wir sollten bedenken, dass es auch noch andere mögliche Verstecke gibt. Vielleicht ist er ja in der Pfahlbausiedlung der Iquar oder am Greifenfels der Grehon", schlug er vor. "Die Pfahlbausiedlung können wir ausschließen", wandte Barz ein, "Wäre das Artefakt dort gewesen, hätte ich es sicher bemerkt. Allerdings könnte es sich durchaus auch im Knochenturm oder in der Toten Festung befinden." Tranuk wandte sich der Ältesten zu. "Ich weiß, aber für mich klingt die Höhle immer noch nach dem wahrscheinlichsten Ort. Deshalb werde ich dort suchen." "Einverstanden", erwiderte Fenn, "Dann werde ich mich um den Greifenfels und die Tote Festung kümmern, während Barz den Knochenturm aufsucht." Die anderen stimmten dem Vorschlag zu und so brachen sie auf, auf der Suche nach dem Unbekannten.

Der Steppennomade schritt an der Seite seiner Echse Sabri durch das östliche Steppenmeer. Im Westen konnte er seine Heimat, den See Ava erkennen. In der Mitte ragte eine große Pfahlbausiedlung aus der Eisdecke heraus. Doch Barz wusste, dass die Siedlung verlassen war. Die wenigen verbliebenen Bewohner, die nicht in den Eisschlaf gefallen waren, hatten in der Zeltstadt der Yetohe Schutz gesucht. Auch Yafka und Zanyitaz waren nun dort. Aber für Barz Freund Nabib war es bereits zu spät gewesen. Er war in den Eisschlaf gefallen. Barz ballte in ohnmächtiger Wut die Fäuste. Er würde irgendeinen Weg finden, um Nabib zu retten. Er musste einen Weg finden. Barz lief am östlichen Händler vorbei. Er rief ihm einen Gruß zu, ließ sich aber nicht auf ein Tauschangebot ein. Er hätte sowieso nichts zum Eintauschen bei sich gehabt, außer seinem Bogen und seinen magischen Pulvern. Und die würde er niemals in fremde Hände geben. Kurz darauf erreichte Barz den Knochenturm. Das bizarre Bauwerk schien gänzlich aus Knochen und Tierhäuten zu bestehen. Ein übler Geruch ging davon aus. Dies war ein Stützpunkt der Krahder, die Feinde der Barbaren, die sich immer wieder in das Steppenland vor wagten, um zu plündern und Sklaven zu fangen. Doch glücklicherweise war der Turm verlassen. Dennoch blieb Barz wachsam. Man konnte nie wissen, ob nicht doch noch ein einzelnes Skelett hier zurückgeblieben war. Aber war das magische Artefakt hier auch versteckt? "Ich bin gleich wieder zurück", flüsterte er seiner Steppenechse beruhigend zu. Dann ging er auf den Turm zu und begann hochzuklettern. Der eisige Wind pfiff ihm um die Ohren und der Turm begann leicht zu schwanken. Nervös kletterte Barz weiter nach oben. Endlich war er oben angekommen und zog sich ganz auf die Plattform. Er sah sich um. Auf einigen unordentlichen Haufen lagen Schwerter die Skelette bei ihrem Abzug zurückgelassen hatten. Doch nichts davon sah so aus, als ob ein Zauberer es einem mächtigen magischen Bann unterworfen hatte. Enttäuscht wollte Barz gerade wieder herunter klettern, als hinter ihm ein lautes Scheppern ertönte. Erschrocken fuhr er herum und erblickte einen Gor, der ihm auf den Turm gefolgt war und sich nun, bevor Barz reagieren konnte, eins der Schwerter geschnappt hatte. Blitzschnell griff Barz ohne hinzu sehen in einen Pulversack und schleuderte dem Gor den Inhalt entgegen. Sofort wuchsen spitze Stacheln aus dem Körper der Kreatur. Barz fluchte. Er hätte sich mehr Zeit bei der Auswahl des Pulvers nehmen sollen. Der Gor stürmte nun mit dem Schwert auf ihn zu. Im letzten Momend wich Barz aus und griff nach einem anderen Pulver. Rasch vergewissert er sich, dass es diesmal das richtige Pulver war, bevor er es auf den Gor warf. Ein lauter Knall ertönte, als die kleine Explosion den Gor zurückschleuderte und in die Tiefe stürzen ließ. Mit einem Krachen durchbrach er die Eisfläche und verschwand. Einige Sekunden lang war er nicht zu sehen. Dann tauchte der Tang verhangene Kopf des Gors wieder auf. Obwohl Barz es von oben nur schwer erkennen könnte, hätte er schwören können, dass die Kreatur im Ava ihn wütend anfunkelte. Barz drehte sich um, um wieder herunterzuklettern, doch was er sah, ließ ihn erstarren. Dort unten wurde seine Steppenechse gerade von drei Wargors auf einmal in die Ecke gedrängt. Eilig griff Barz nach seinem Bogen zielte kurz und schoss auf einen der Wargors. Die anderen beiden sprangen erschrocken auseinander, was Sabri die Gelegenheit in die Offensive zu gehen und einen der verbliebenen Angreifer nieder zu trampeln. Die letzte Kreatur hatte wenig Lust sich allein mit einer viel größeren Steppenechse zu befassen und ergriff die Flucht. Barz atmete erleichtert auf. Diese Gefahr war abgewehrt. Blieb nur zu hoffen, dass seine Freunde bei ihrer Suche mehr Erfolg hatte.

Tranuk ritt mit seiner Steppenechse durch das nördliche Steppenmeer. Die "5 Weisen" hatte er bereits hinter sich gelassen. Er konnte bereits den Berg sehen, in dem sich die magische Höhle befand. Der Krieger war sich sicher, dass er dort die Ursprung der ewigen Kälte finden würde und sobald er ihn zerstört hatte, würde alles wieder gut werden. Bald darauf erreichte er den Eingang der Höhle. Seine Steppenechse wurde unruhig. Irgentwas an dieser Höhle schien ihr Angst zu machen. "Sicher dieser verzauberte Gegenstand", dachte Tranuk triumphierend und ritt in die finstere Höhle hinein. Plötzlich nahm er eine Bewegung im Schatten war. Erschrocken zuckte er zurück, doch als er erkannte, was er vor sich hatte, beruhigte er sich wieder. Das Tier hatte den Körper eines Fuchses, aber auch zwei Flügel, mit denen es aufgeregt zu flattern begann. Fast so, als wolle es ihn aus der Höhle vertreiben. Doch Tranuk würde sich nicht aufhalten lassen. So kurz stand er vor dem entscheidenden Durchbruch, um die ewige Kälte zu beenden. Immer tiefer drang er in die Höhle vor. Plötzlich ertönten Stimmen und die Höhle schien zum Leben zu erwachen. "Verwandele dich!", zischte eine Stimme, "Verwandele dich!" Bilder von scheußlichen Kreaturen tauchten vor seinem inneren Auge auf. Die meisten von ihnen hatte er noch nie gesehen, doch eine von ihnen kam ihm bekannt vor. Richtig: Das war die Gestalt, mit der er um die Schwarzen Nachtstacheln gekämpft hatte. Würde auch er sich nun in eine solche Kreatur verwandeln? "Nein", sagte er sich entschlossen, "Ich werde ich selbst bleiben." Laute Geräusche ertönten und Tranuk schloss die Augen. Als er sie wieder öffnete, bemerkte er, dass sich seine gesamte Erscheinung verändert hatte. Er war viel größer und stärker geworden, sodass er in der engen Höhle den Kopf einziehen musste. Auch seine Steppenechse war deutlich gewachsen. Verwirrt ritt er wieder ins Freie. Diese Höhle beherbergte zweifelsohne eine mächtige Magie. Aber mit der ewigen Kälte hatte sie nichts zu tun.

Fenn wanderte durch den Schnee. Die Kälte war schier unerträglich. Würden sie es schaffen, sie zu besiegen? Zumindest hatten sie jetzt etwas, wonach sie suchen konnten. Auch wenn sie nicht genau wussten nach was. Konnte das Objekt wirklich am Greifenfels sein? Sicher hätten die Grehon es dort doch bemerkt. Oder steckten die Grehon vielleicht sogar hinter der unnatürlichen Kälte? Fenn wusste, dass die Grehon im Gegensatz zu den Yetohe magisch nicht ganz unbegabt waren. Immer wieder besuchten einige von ihnen einen dunklen Tempel im Westen, der von Grehon und Drachenkultisten gemeinsam genutzt wurde, um dort zwielichtige Rituale durchzuführen. Aber wären sie auch in der Lage einen Bann mit solch gewaltigen Auswirkungen für ein ganzes Land zu erschaffen? Fenn bezweifelte es. Außerdem hätten die Grehon sicher nichts davon, ihrer eigenen Heimat derartigen Schaden zuzufügen. Fenn war währenddessen am Greifenfels angekommen. Dies war der heiligste Ort der Grehon. Hier kamen sie immer in schwierigen Zeiten zusammen. Doch alle Menschen, die Fenn sah, waren zu Eis erstarrt. Und auch nach längerer Suche fand er nichts, was sich als verzaubertes Relikt eignen würde. Plötzlich hörte er eine laute Stimme: "Ich würde gerne wissen, was du an unserem Heiligtum zu suchen hast, Fremder." Fenn fuhr herum. Hinter ihm stand ein Bergkrieger des Grehon Stammes, der drohend mit seinem Schwert auf ihn zeigte. Kurz dachte er daran, ebenfalls sein Schwert zu ziehen, doch das wäre kaum hilfreich, um die Situation zu entschärfen. Und mit den Bergkriegern war nicht zu spaßen. Fenn hatte schon unzählige Geschichten gehört von fahrenden Händlern, die von eben jenen Bergkriegern Überfällen worden waren. Also musste er den Krieger irgendwie beruhigen. "Mein Name ist Fenn und ich gehöre zur Büffelsippe", begann er. "Danach habe ich dich nicht gefragt", antwortete der Krieger kalt. "Ich bin hier, weil ich einen bestimmten Gegenstand suche", fuhr Fenn fort. "Also bist du ein Dieb?", fragte der Krieger zornig. "Nein, gewiss nicht. Was ich suche, ist nicht einfach irgendein Gegenstand. Wir glauben, dass ein Zauberer ihn einem Bann unterworfen hat und so die ewige Kälte ausgelöst hat. Nur wenn wir den Gegenstand zerstören, können wir die Kälte beenden.", erwiderte Fenn. "Wieso sollte ich das glauben?", fragte der Krieger misstrauisch. Fenn blickte sein Gegenüber verdutzt an. Wie sollte er die Existenz von etwas beweisen, das er selbst noch nie in seinem Leben gesehen hatte, von dem er keine Ahnung hatte, wo es sich befand, und an dessen Existenz er zu allem Überfluss auch selbst nur wegen einer unsicheren Vermutung glaubte? "Vielleicht", begann er unsicher, "könntest du mich ja einfach auf meiner Suche begleiten. Wenn wir finden, wonach ich gesucht habe, dann weißt du ja, dass ich die Wahrheit gesagt habe." Der Krieger brummte etwas unverständliches. Schließlich antwortete er widerwillig: "Hab schon schlechtere Ideen gehört. Wenn du die Wahrheit sagst, könnte das tatsächlich unsere beste Chance sein, die ewige Kälte zu besiegen. Und wenn du lügst ... nun hoffen wir einfach um unser aller Willen, dass dem nicht so ist."

"Und hier soll also dieses magische Artefakt versteckt sein?", fragte der Bergkrieger namens Grent, als die beiden vor der toten Festung standen. "Nicht unbedingt, aber es wäre zumindest möglich", erklärte Fenn. Nicht sonderlich überzeugt folgte Grent ihm in das Gemäuer. Gemeinsam durchsuchten sie jeden Winkel der zwergischen Festung. Sogar einen versteckten Geheimgang entdeckten sie - aber keinen verzauberten Gegenstand. "Wir sollten in die Zeltstadt zurückkehren", schlug Fenn vor, als die beiden wieder ins Freie traten. "Mit etwas Glück haben meine Freunde ja schon etwas gefunden." Grent wollte ihm gerade antworten, als die beiden plötzlich eine Stimme in ihren Köpfen hörten: "Ich sehe, du und deine Freunde seid auf der Suche nach dem Stein? Ich sage euch, lasst ab von diesem Wahn und begnügt euch mit dem kargen aber friedvollen Sein der Ewigen Kälte. Folgt mir nicht weiter." Die beiden sahen sich an und setzten sich dann gleichzeitig in Bewegung. Gemeinsam folgten sie der Stimme bis sie schließlich die blau glühende Silhouette einer Gestalt erkannten. "Kehrt um!", rief sie, "Vergeudet euer Leben nicht, indem ihr mir die Stirn zu bieten versucht. Der Winterstein ist mein! Mein Werk! Mein Vermächtnis! Ihr werdet mich besiegen müssen, wenn ihr ihn wollt." Grent zögerte nicht lange und stürmte bereits auf ihn zu. Mit gekonnten Schwerthieben hielt er die Gestalt in Schach. Doch diese schien sich mit einem magischen Schutzzauber zu umgeben, den Grent nicht durchdringen konnte. Die Gestalt lachte nur hämisch und unternahm nicht einmal den Versuch eines Gegenangriffs. Fenn wollte ihm gerade zu Hilfe kommen, als sein Schild plötzlich zu vibrieren begann. Ein magisches Summen ging von ihm aus. Im gleichen Moment fühlte Fenn eine gewaltige Kraft in sich aufsteigen. Ohne sich über das unerklärliche Phänomen zu wundern, stürmte nun auch Fenn auf die Gestalt zu. Bereits sein erster Hieb durchbrach den magischen Schild. Die Gestalt wankte. Mit jeder Sekunde gewann die Person Konturen und offenbarte einen kahlköpfigen Mann, dessen Haut grau von seinen Knochen hing. Er musste unfassbar alt sein! Etwas blau leuchtendes glitt dem Greis aus den Fingern. Das musste der Auslöser der Ewigen Kälte sein! Aber der Greis lachte nur: "Sollt ihr ihn nur haben, den Stein. Zerstören könnt ihr dennoch nicht. Er ist mein Werk. Das Werk des mächtigsten Zauberers aller Zeiten!" "Wer seid ihr?", wollte Grent wissen. "Das wisst ihr nicht?Jeder sollte meinen Namen kennen. Ich bin der Bezwinger der Dunklen Magie! Der Freund des Seekönigs Varatan! Der Schmied der Magischen Waffen und Vater des Winterstein! Orweyn ist mein Name! Und ihr seid nichts im Vergleich zu mir!" Dann, mit einem mächtigen Knall, verschwand der Zauberer. Erschöpft hob Fenn den Winterstein auf. "Ich schätze, wir haben den Auslöser der Ewigen Kälte gefunden. Jetzt muss es uns nur noch gelingen, ihn zu zerstören."
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Re: Was wäre wenn ...

Beitragvon Butterbrotbär » 30. Dezember 2023, 10:52

Weitere wirklich tolle Kapitel! So viele passende Zitate aus anderen Andor-Geschichten. Und sogar die gerade erst offiziell eingeführten 5 Waisen, alte Festungsmauer, Nesthöhlen und Drachenhöhlen werden eingebaut! :P

Malin hat geschrieben: Sie hatten vor ein paar Stunden den Drachenbuckel überquert. Eigentlich mieden die Barbaren diesen Ort, da hier meist besonders viele Skelette unterwegs waren.
Und das erklärt, warum die Helden in DeK sich nicht über die Kreaturenleiste trauen! :P

Juhu, Barz und Grent tauchen wirklich auch noch auf! Gerade ein Treffen von Tranuks Steppenechse und Sabri ist eine schöne Vorstellung. :D

Ich grinste schon breit, als das Wort "Falkenpost" fallen gelassen wurde.
Dann umso breiter, als Melkart in dieser Zeitlinie in aller Ruhe Varkmars Text kopiert und bedenkt, wie unziemlich es für einen Bewahrer wäre, eine Seite herauszureißen. Du spielst wirklich gut mit den bekannten Szenen aus dem Kanon.
Und dann am breitesten, als Yafka und Zanyitaz aus meinem Barz-Fanfic bzw. Trolls Magischen Experimenten auch hier erwähnt wurden! :P Es ist wirklich berührend, meine vor nun fast zwei Jahren wild zusammengewürfelten Buchstabensalate in anderen Fan-Projekten aufploppen zu sehen. :D
Und auch die mehrfachen Erwähnungen von Krarks im Barbarenland, die Falken abfangen könnten und sich von glitzernden Ablenkungspulver ablenken lassen, könnten Anspielungen auf gewisse Fanfics sein. Von Drachenkultisten und Grehon am Dunklen Tempel ganz zu schweigen! Das erfreut einfach jede meiner Fan-Faser ganz fantastisch! :P

Oh nein, Nabib hat es erwischt! Da müssen wir auf ein baldiges Erwachen aus dem Eisschlaf und Wiedersehen mit Barz hoffen.

Malin hat geschrieben:Barz lief am östlichen Händler vorbei. Er rief ihm einen Gruß zu, ließ sich aber nicht auf ein Tauschangebot ein. Er hätte sowieso nichts zum Eintauschen bei sich gehabt, außer seinem Bogen und seinen magischen Pulvern. Und die würde er niemals in fremde Hände geben.
Einfach wundervoll! :lol: :lol: :lol:

Sogar dem Tanghorn-Gor gibst du ganz nebenbei eine Hintergrundgeschichte! :P Einfach großartig, wie sehr du diese Geschichte mit allerlei Anspielungen an anderes Andor-Material anknüpfst, allerdings ohne anderes Vorwissen zu verlangen.

Flaps kommt vor! Und die Myrk wird mit der Höhle der Verwandlung verknüpft! Und nur durch den Bruderschild (über den Fenn die Stärke des magisch gestärken Tranuks übernahm, nehme ich an?) kann Fenn Orweyns Schild brechen! Das passt alles so perfekt zusammen!

Nun sieht alles ziemlich gut aus: Unsere Helden haben den Winterstein, Tranuk kennt die Höhle der Verwandlung, Orweyn ist vertrieben ... liegt vielleicht nur noch eine letzte Bedrohung zwischen uns und dem Ende der Ewigen Kälte? Bin gespannt auf den Abschluss! :P

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Re: Was wäre wenn ...

Beitragvon Malin » 31. Dezember 2023, 12:04

Erschöpft erreichten Fenn und Grent mit dem Winterstein die Zeltstadt. Die Reise hatte stark an ihrer Willenskraft gezehrt. Ob der Stein etwas damit zu tun hatte? Erfreut bemerkte Fenn, dass auch Tranuk und Barz wieder zurück waren. Allerdings hätte er Tranuk beinahe nicht wiedererkannt, so sehr hatte er sich verändert. Fenn staunte über Tranuks Veränderung und bat ihn, von der Erkundung der geheimnisvollen Höhle zu berichten. "Ein wirklich seltsamer Ort ist diese Höhle. Es ist ein Ort der Verwandlung. Auch ich nahm ihre Macht war wahr und um ein Haar hätte ich mich in irgendeine furchtbare Kreatur verwandelt. Doch ich spürte, dass es allein meiner Willenskraft bedurfte, die Verwandlung aufzuhalten und sie in eine neue Richtung zu lenken. Und jetzt seht mich an!" Die Freunde stießen mit ihren Ziegenmilchhumpen auf Tranuks Abenteuer an. Besonders Barz war fasziniert von der Magie der Höhle. "Wenn all dies vorbei ist", nahm er sich vor, "werde ich einige magische Experimente an der Höhle durchführen. Vielleicht gelingt es mir ja, die Wirkung zu kopieren und ein Verwandlungspulver herzustellen." Doch dann wurde ihnen klar, dass sie die Ewige Kälte noch lange nicht besiegt hatten, nur weil sie den Winterstein gefunden hatten. Es musste ihnen noch gelingen, ihn zu zerstören. "Vielleicht können wir von einem der Händler einen Edelstein bekommen und daraus dann ein Werkzeug bauen, das den Stein spalten kann", schlug Grent vor. Die anderen hielten das für eine gute Idee, doch Fenn war weniger überzeugt. "Weißt du nicht mehr, was dieser Orweyn gesagt hat? Er sagte, wir sollten den Winterstein ruhig haben, da wir ihn sowieso nicht zerstören könnten. Sicher wird der Stein von mächtigen Schutzzaubern geschützt, die es unmöglich machen würden, ihn zu spalten." "Und was sollen wir dann deiner Meinung nach machen?", wollte Grenzt wissen. Fenn zuckte nur mit den Schultern, doch Barz hatte eine Idee: "Nun in dem Text, den uns Melkart zukommen ließ, stand doch, dass der Bann erlischt, wenn der Gegenstand zerstört oder verwandelt wird. Vielleicht ist das ja die Lösung. Wir müssen den Winterstein in die Höhle der Verwandlung bringen!" Grent war nicht besonders überzeugt. "Wenn ihr euch doch sicher seid, dass der Zauberer Vorkehrungen gegen die Vernichtung des Winterstein getroffen hat, wieso sollte er ihn dann nicht auch vor Verwandlungen geschützt haben?" Barz lachte. "Weil dieser Zauberer weiß, dass die Barbaren nicht von sich aus Magie wirken können. Und da er, soweit wir wissen, aus Hadria stammt, bezweifele ich stark, dass er von der Höhle der Verwandlung weiß. Selbst wir haben ja gerade erst von ihr erfahren. Und selbst für den unwahrscheinlichen Fall, dass er diese Eventualität trotzdem berücksichtigt hat, ist davon auszugehen, dass die Höhle uralte und über aus mächtige Magie beherbergt. Sich dagegen zu schützen, dürfte äußerst schwer sein." Verwirrt wandte Grent: "Aber Tranuk hat doch gerade erst erzählt, dass allein seine Willenskraft ausreichte, um sich vor der Verwandlung zu schützen. Und um ehrlich zu sein, hatte ich auf dem Weg hierher sogar das Gefühl, als habe der Stein einen eigenen Willen, der sich dagegen wehrte, von uns transportiert zu werden. Wer sagt uns, dass der Wille des Steins nicht auch ausreicht, um die Verwandlung zu verhindern?" "Weil es eben nicht möglich ist, nur durch Willenskraft eine Verwandlung zu verhindern", widersprach Tranuk, "Auch mir war es nur möglich, das Ergebnis der Verwandlung zu beeinflussen, nicht jedoch die Verwandlung selbst zu verhindern. Und wie wir ja wissen, reicht jede Verwandlung aus, um die Identität eines Objekts zu verändern und den Bann so zu brechen." Grent nickte. "Das klingt logisch. Dann sollte am besten Tranuk den Winterstein in die Höhle der Verwandlung bringen, da er schon Erfahrung, mit ihrer Wirkungsweise hat." "Und was machen wir in der Zwischenzeit?", fragte Barz in die Runde. Im gleichen Moment hörte man die lauten Rufe eines Händlers durch das Lager hallen: "Helft uns! Ein Felltroll verwüstet den östlichen Markt!"

Schon von weitem erkannten die drei die Zerstörung, die der Felltroll angerichtet hatte. Glücklicherweise hatten sich alle Händler rechtzeitig in Sicherheit bringen können. Gerade zerschlug der Felltroll mit lautem Gebrüll den letzten der Marktstände. Dann blickte er auf und bemerkte die Helden. Wütend darüber, dass diese Winzlinge ihn bei seiner "Arbeit" unterbrachen, stürmte er auf sie zu. Blitzschnell schoss Barz einen Pfeil ab, doch der Troll bemerkte es gar nicht. Fenn und Grent näherten sich ihm langsam mit gezogenen Schwertern, hielten aber weiterhin vorsichtig Abstand. Barz nahm sein Bannpulver aus dem Beutel, doch wenn er es gegen den Troll einsetzen wollte, musste er erst mal an ihn heran kommen. Also gab er seinen Freunden ein Zeichen. Diese stürmten nun auf den Troll zu und führten einen Scheinangriff aus. Währenddessen nutzte Barz die Ablenkung, um unbemerkt in die Reichweite des Trolls zu kommen. In dem Moment, in dem der Troll gerade zu einem vernichtenden Schlag gegen Fenn ausholte, setzte Barz sein Bannpulver ein. Eins der Beine des riesigen Felltrolls blieb mitten in der Bewegung stehen. Der Troll, der bereits zu viel Schwung hatte, verlor das Gleichgewicht und stürzte zu Boden. Sofort gab Grent ihm mit seinem Schwert den Rest. "Das wäre geschafft", rief Fenn erleichtert, "Hoffentlich hatte Tranuk auch Erfolg."

Tranuk fröstelte. Der Winterstein lag schwer in seiner Tasche. Trotz seiner Stärke fühlte Tranuk sich schwach und ausgelaugt. Es schien als spüre der Winterstein seine neue Hoffnung und setzte sich nun erneut zur Wehr. Doch Tranuks Wille blieb ungebrochen. Schon bald würde die Ewige Kälte der Vergangenheit angehören. Plötzlich bemerkte er eine Bewegung im Schnee. Da war es wieder. Das kleine Geschöpf, das ihm in der Höhle begegnet war, saß vor ihm. Es reckte den Hals und mit der roten Nase schnüffelte es im Wind. Es sah eigentlich ganz harmlos aus. Dann breitete das Wesen die Schwingen aus und flog davon. Irgendwie hoffte Tranuk, das Geschöpf bald wiederzusehen. Er ritt weiter und ließ die weite weiße Landschaft an ihm vorbei ziehen. Schließlich erreichte er den Eingang der Höhle der Verwandlung. Er nahm noch einen tiefen Atemzug, um sich zu beruhigen, und ritt dann entschlossen in die Höhle. Wie schon bei seinem ersten Besuch hörte er die Stimmen der Höhle: "Verwandele dich! Verwandelte dich!" Plötzlich bekam Tranuk Zweifel. Würde er es wirklich schaffen ein weiteres Mal er selbst zu bleiben? Was war, wenn er sich diesmal endgültig in eine Kreatur verwandelte? Nein! Daran durfte er nicht denken! Er musste seine Gedanken auf den Winterstein lenken. An das Ende der Ewigen Kälte denken. Und als die Geräusche endlich verhallten, sah Tranuk nervös an sich herunter und stellte erleichtert fest, dass er sich nicht nochmal verwandelt hatte. Aber was war aus dem Winterstein geworden?Als er das lange Schwert in der reich verzierten Scheide vor sich liegen sah, erkannte er, dass sein Wunsch wahr geworden war ... die Ewige Kälte war beendet.

Hark, der Häuptling der Skrale, war nicht nur stark, sondern auch gerissen. Er wusste, dass die Menschen ihre Stärke häufig nur dem Einsatz von magischen Tränken und Kräutern verdankten. Also hatte er seinen Sohn Shron in das Land der Steppe geschickt, um die Schamanin der Yetohe zu entführen. Dieser hatte geduldig gewartet, bis die Helden die Zeltstadt verließen. Als er sicher war, dass sie weg waren, schlich er sich in das Lager. Unbemerkt drang er in das große Zelt ein. Die Schamanin blickte verwundert von ihren Kräutern auf, erkannte, wer der Eindringling war, und wollte um Hilfe schreien. Doch Shron hatte sie bereits erreicht hielt ihr ein rostiges Messer an die Kehle. Dann schleifte er sie hinaus in die Steppe.

"Und sie hat wirklich niemandem gesagt, wo sie hin wollte?", fragte Grent noch einmal nach. Alle Bewohner schüttelten den Kopf. "Schaut mal hier", rief Barz den anderen zu und deutete auf den Arbeitstisch der Schamanin. Auf dem Boden lag eine zerbrochene Kräuterschale, deren Inhalt überall verteilt war. "Sie muss wirklich sehr überstürzt aufgebrochen sein, wenn sie sich nicht mal mehr die Zeit genommen hat, dieses Chaos wegzuräumen." Einer der Bewohner der Zeltstadt kam hinzu. "Womöglich es ja etwas mit ihrer Enkelin Orennah zu tun", vermutete er, "Die ist nun auch schon eine ganze Weile verschwunden. Wenn sie vielleicht eine Nachricht oder so von ihr erhalten hat, könnte das ihren überstürzten Aufbruch erklären." "Ich glaube kaum, dass sie freiwillig weg gegangen ist", sagte Grent düster. "Aber in der Zeltstadt sind so viele Menschen. Wie soll es den möglich gewesen sein, sie gegen ihren Willen zu entführen, ohne dass irgendjemand etwas mitbekommen hat?", fragte der Bewohner. "Die Frage ist nicht wie, sondern wer", erwiderte Grent. "Da habe ich vielleicht eine Antwort", rief Fenn ihnen zu. Barz und Grent folgten ihm an den Rand der Zeltstadt. "Seht ihr diese Spuren dort", fragte er sie. "Was soll mit denen sein?", fragte Barz ungeduldig. "Das hier ist die Spur eines Skrals", erklärte Fenn, "Sie führt geradewegs auf die Zeltstadt zu. Und das hier ist die Spur des selben Skrals, wie er wieder von der Zeltstadt weg geht." "Bei der zweiten Spur ist aber noch eine weitere dabei", erkannte Grent. "Ganz genau", bestätigte Fenn. "Das ist eine menschliche Spur. Sie müssen ganz dicht nebeneinander gegangen sein, was nur Sinn machen würde, wenn ..." "Der Skral sie entführt hat", beendete Grent den Satz, "Aber wieso sollte er so etwas tun?" "Ich weiß nicht", antwortete Fenn, "aber fest steht, dass wir sie so schnell wie möglich finden müssen. Und zwar am besten bevor der nächste Schneefall die Spur unkenntlich macht." Und so liefen die drei los in der bangen Hoffnung, die Schamanin noch rechtzeitig zu finden, um ihr noch helfen zu können. In der Ferne spiegelte sich der Himmel in der Eisfläche des Sees. Doch plötzlich brach die Eisfläche auf und ein riesiges Seeungeheuer begann sich an Land zu schieben.

Tranuk machte sich freudig auf den Weg zurück in die Zeltstadt. Sie hatten es geschafft! Sie hatten die Ewige Kälte beendet. Er freute sich bereits, seinen Freunden und überhaupt allen Yetohe in der Zeltstadt von den guten Neuigkeiten zu berichten. In der Ferne bemerkte er zwei Gestalten, die auf ihn zu kamen. Sie würden die ersten sein, denen er die frohe Kunde überbrachte! Doch je näher er kam, desto seltsamer wirkten die beiden auf ihn. Einer der beiden schien eine blecherne Maske vor dem Gesicht zu tragen. Aber auch sonst wirkte er nicht ganz menschlich. War das etwa ein Skral? Außerdem schien er eine Frau hinter sich herzuschleifen. Tranuk traute seinen Augen kaum. Das war doch Ellin! Die Schamanin der Yetohe wurde gerade direkt vor seinen Augen entführt! Er musste sie retten! Sofort trieb er seine Steppenechse zur Eile an. Jetzt bemerkte der Skral ihn auch. Zunächst versuchte er ihm auszuweichen, um doch noch kampflos zu entkommen. Doch es war bereits zu spät. Tranuk war bereits zu dicht an ihm dran und der Skral mit der Schamanin zu langsam, als dass er noch hätte entkommen können. Also griff er stattdessen wieder zu seinem Messer und hielt es der Schamanin wieder an die Kehle. Drohend rief er Tranuk etwas in der Skralsprache zu. Dieser konnte ihn natürlich nicht verstehen, aber auch so wusste er, dass er weg bleiben sollte, wenn nicht wollte, dass der Skral Ellin tötete. Was sollte er machen? Tranuk dachte kurz darüber nach, dem Skral etwas Beruhigendes zuzurufen, aber abgesehen davon, dass der Skral ihn genauso wenig verstehen konnte wie er ihn, hatte er keine Ahnung, wie man einen blutrünstigen Skral davon überzeugen sollte, sein Opfer doch besser nicht umzubringen. Plötzlich verzerrte sich das Gesicht des Skrals vor Schmerz und das Messer fiel zu Boden. Auch sein Griff um die Schamanin lockerte sich, welche die Chance direkt nutzte und weg rannte. Tranuk sah den unerwarteten Helfer überrascht an. Es war der Flederfuchs aus der Höhle der Verwandlung, der den Skral ins Bein gebissen hatte. Dieser griff nun wütend nach seinem Schwert, woraufhin der Flederfuchs schleunigst weg flog. Mit einem Schrei griff der Skral nun Tranuk an. Klirrend trafen die Schwerter aufeinander. Tranuk konnte den Schlag mühelos abwehren und schlug dann seinem Gegner das Schwert aus der Hand, welches mehrere Meter durch die Luft flog und dann zu Boden fiel. Entsetzt über die ungeheure Stärke seines Gegners ergriff der Skral die Flucht. Tranuk ritt zu Ellin. Diese stand zwar unter SchocSchock, war aber ansonsten unverletzt. "Keine Sorge", sagte Tranuk zu ihr, "Er ist weg. Es gibt nichts mehr, wovor du dich fürchten müsstest. "

"Ist das etwa ein Lumiwurm?", fragte Fenn erschrocken. "Nein, das ist das Seeungeheuer Takota, das schon seit Ewigkeiten im Ava lebt. Nun hat es offenbar den See verlassen, um die Zeltstadt anzugreifen. Wir müssen es aufhalten." "Aber was ist mit Ellin?", wandte Fenn ein. "Ellin ist nur eine einzige Person. Wenn das Ungeheuer die Zeltstadt erreicht, werden viel mehr Menschen sterben. Außerdem sieht es nicht danach aus, als hätten wir eine Wahl.", erklärte Grent. Tatsächlich hatte sich das Ungeheuer von der Zeltstadt abgewandt und glitt nun auf die drei Helden zu. Das riesige Maul öffnete sich und entblößte eine Reihe messerscharfer Zähne. Dann schnellte es urplötzlich nach vorne, direkt auf den überraschten Barz zu. Im letzten Moment konnte Grent ihn zur Seite stoßen. Doch das Ungeheuer machte bereits Anstalten erneut mit seinem Maul zuzustoßen. Sofort sprangen Barz und Grent auf, um rechtzeitig in Sicherheit zu kommen, doch es war bereits zu spät. Der Kopf der Seeschlange schoss bereits wieder auf sie zu. Plötzlich hielt es inne. Blut floss aus einer großen Wunde, wo Fenn es gerade mit dem Schwert getroffen hatte. Drohend drehte das Ungeheuer sich und sah Fenn an. Doch bevor es auch ihn angreifen konnte, griff Barz nach seinem Bogen und schoss einen Pfeil ab. Dieser flog auf die Seeschlange zu und bohrte sich in den ihren Hinterkopf. Zuckend fiel die Schlange in den Schnee. Die Helden sahen sich erleichtert an. Sie hatten die Zeltstadt gerettet.

Ein großes Fest wurde in der Zeltstadt gefeiert. Auch Ellin und Tranuk waren anwesend. Diese waren den Helden bereits kurz nach dem Sieg über Takota entgegen gekommen. Anschließend waren alle gemeinsam in die Zeltstadt zurückgekehrt, während sie sich von ihren jüngsten Erlebnissen berichteten. Nun waren sie alle ausgelassen am Feiern. Nur Grent fehlte. Er hatte sich bereits auf den Weg zum Greifenfels gemacht, um zu schauen, wie es seinen Freunden vom Grehon Stamm ging. Doch diese waren nicht die Einzigen, die aus dem Eisschlaf erwacht waren. Auch Barz unterhielt sich freudig mit seinem gerade wieder erwachten Freund Nabib. Fenn und Tranuk feierten ebenfalls mit, doch ihre Gedanken kreisten bereits über ein anderes Thema. "Bei unserem gesamten Abenteuer sind nicht auf ein einziges Skelett gestoßen. Selbst der Knochenturm und der Drachenbuckel waren verlassen", sagte Tranuk gerade. "Ich weiß", erwiderte Fenn, "Aber was hat das zu bedeuten? Ich meine auch wenn ein Großteil der Yetohe ins Rietland ausgewandert sind, sind hier doch immer noch genug Bewohner in der Zeltstadt. Und dann erst die Iquar und die Grehon! Das wären doch sicher auch gute Ziele für die Krahder. Also welchen Grund sollten sie dann haben, ihre Truppen aus der Steppe abzuziehen?" Tranuk antwortete: "Womöglich bereiten sie eine Großoffensive vor, um die Steppe endgültig zu erobern und alle Stämme zu versklaven. Oder sie wollen ein ganz neues Land angreifen - womöglich das Rietland!" "Wenn das stimmt", meinte Fenn, "dann müssen wir den Barbarenkönig warnen. Aber aktuell haben wir keinerlei Beweise, die auf einen Angriff auf das Rietland hindeuten. Der Abzug aus der Steppe könnte auch ein Dutzend anderer Gründe haben." Tranuk verstand worauf sein Freund hinaus wollte: "Das bedeutet, dass wir beide uns selbst einen Überblick von der Situation vor Ort verschaffen müssen. Wir müssen nach Krahd!"
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Re: Was wäre wenn ...

Beitragvon Butterbrotbär » 31. Dezember 2023, 15:32

Klar, Barz' Umwandlungspulver und die Höhle der Verwandlung in Verbindung zu bringen, liegt im Nachhinein perfekt auf der Hand! Aber darauf kommen muss man auch erst mal. :P

Sehr schöne Diskussion dazu, wie der Winterstein mit der Höhle der Verwandlung interagiert, warum sein Wille die Verwandlung nicht aufhalten kann, und warum Orweyn ihn nicht dagegen schützte. :D

Oho, gleich zwei Dunkle Bedrohungen! Und so viele tolle Anspielungen:
– ohne Lied des Königs lebt Hark natürlich noch.
– Barz versteht die Skral-Sprache nicht. :P Wenn doch nur ein bisschen von Thoggers Trank der Zungen übrig wäre (unter der Annahme, dass Thogger auch in dieser Zeitlinie durch die Steppe wanderte).
– Juhu, Flaps kommt zur Rettung!
– Dass ausgerechnet Fenn Takota für einen Lumiwurm fürchtet, passt perfekt! :lol:
– Juhu, Nabib ist wieder frei!

Aber vor allem erfreut: Es ist noch nicht vorbei! Es geht nach Krahd! Beides mehr, als ich zu hoffen gewagt hatte. Vielleicht gibt es auch hier eine Befreung von Ambacus, wenn auch unter einem anderen König. Ich bin wie immer äußerst gespannt auf die Fortsetzung! :P

LG BBB
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