von Malin » 3. Dezember 2023, 08:37
Es regnete in Schütten. Ein flüchtiger Beobachter hätte daher den jungen Krieger vielleicht gar nicht bemerkt, der sich in einen blauen Umhang gehüllt und mit aus Schutz vor dem Unwetter tief ins Gesicht gezogener Kapuze durch den Sturm kämpfte. Der Name des Kriegers war Malin und er war ein Krieger des Königs. Schon von klein an hatte sein Vater ihn dazu erzogen später ein Krieger des Königs zu werden und ihm erklärt, wie wichtig diese Aufgabe für die Sicherheit Andors war. Und so hatte Malin unermüdlich trainiert bis er endlich mit Bravour seine Ausbildung abgeschlossen hatte. Und nach vielen Jahren als Königlicher Krieger war er heute für einen kleinen Spähtrupp ausgewählt worden. Gemeinsam mit seinem Mentor Armond war er aufgebrochen, um Gerüchten über ein großes Kreaturenlager nachzugehen. König Brandur war darüber sehr besorgt gewesen, denn solange die Helden von Andor in Cavern waren, um für Fürst Hallgart Edelsteine zu sammeln, wären die Andori einem Großangriff nicht gewachsen. Also hatte er zwei zuverlässige Krieger geschickt, um die Gerüchte zu untersuchen. Nach einem längeren Ritt waren sie schließlich am Fuße des Gebirges angekommen. Und tatsächlich waren dort unzählige Gors, Skrale und Trolle gewesen. Doch gerade als sie sich zum gehen wenden wollzen, waren sie entdeckt worden. Bei dem darauffolgenden Kampf war Armond verwundet worden und dass sie überhaupt entkommen waren glich einem Wunder. Sogar die Pferde waren in dem Chaos geflohen. Nachdem ich Armond zu einem nahen Bauernhof gebracht hatte, wo er versorgt wurde, hatte ich mich sofort auf den Weg gemacht, um von unserer Entdeckung zu berichten.
Und so kam es, dass ich nun durch dieses Unwetter lief, in der Hoffnung irgendwo einen Unterschlupf zu fiden. Ich seufzte. Unwillkürlich fragte ich mich, ob an den Geschichten der Seefahrer, die regelmäßig an Sidra ankamen, um Handel zu treiben und und von mächtigen Sturmgeistern erzählten nicht doch etwas dran sein könnte. Ich holte mein Fernrohr hervor und blickte hindurch, doch alles, was ich sah, waren die daran herunterlaufenden Wassertropfen. Wie sollte ich so den Weg zur Rietburg finden? Doch all dies trat mit einem Mal in den Hintergrund, als ich plötzlich einen ängstlichen Schrei hörte. Sofort rannte ich los in die Richtung, aus der der Schrei gekommen war. Beinahe rutschte ich auf dem matschigen Boden aus, konnte einen Sturz aber im letzten Moment verhindern. Endlich sah ich, woher der Schrei gekommen war: Dort am Boden lag ein zittern der Bauer, über dem gebeugt zwei Gors standen. Entsetzt wurde mir klar, dass ich den Bauern unmöglich rechtzeitig erreichen konnte. Kurz entschlossen nahm ich einen Stein vom Boden, zielte kurz und warf ihn mit aller Kraft und Präzision, die ich aufbringen konnte. Der Stein flog in einer geraden Linie auf die Gruppe zu und traf einen der beiden Gors genau an der Stirn. Schreiend brach dieser zusammen, während sich sein Begleiter nur verärgert umsah, wer es da wagte, ihn bei seinem Abendessen zu stören. Nun stand er auf und lief ganz langsam auf mich zu. Der am Boden liegende Bauer schien mit einem Mal vergessen. Doch anstatt die Chance zu nutzen und wegzurennen, blieb er einfach liegen. Offenbar war er in einer Art Schockzustand. Währenddessen war der Gor in meine Nähe gekommen und rannte nun auf mich zu. Im letzten Moment wich ich seiner Hornklaue aus, trat einen Schritt beiseite und ließ ihn an mir vorbeilaufenden. Bevor er sich wieder zu mir umdrehen konnte, setzte ich ihn von Hinten mit einem Schlag gegen den Nacken außer Gefecht. Ich merkte, wie mein Wille durch den kurzen Kampf gestärkt wurde, doch im nächsten Augenblick fiel mir etwas Seltsames auf. Wieso war der Gor so selbstsicher gewesen? Gors griffen eigentlich nie alleine an. Selbst gegen den wehrlosen Bauern waren sue zu zweit gewesen und dann sollte dieser dich einem erfahrene Krieger ganz alleine stellen? Und dann war er auch noch so langsam gelaufen, fast so als wolle er den ihn möglichst lange ablenken ...
In diesem Moment hörte ich einen Warnruf des Bauern. Blitzschnell fuhr ich herum und zog gleichzeitig mein Schwert. Gerade noch konnte ich den tödlichen Hieb des Skrals parieren. Dieser schlug nun nach meinen Beinen und ich musste hochspringen, um der Klinge auszuweichen. Doch kaum hatte ich wieder einen stabilen Stand gefunden, schlug der Skral schon wieder zu. Ich ließ mich zu Boden fallen, rollte mich aus seiner Reichweite und sprang wieder auf. Wütend darüber, dass ich seinen Attacken zum wiederholten Male entkommen war, holte dieser zu einem letzten vernichtenden Schlag aus. Doch statt erneut auszuweichen, schlug ich mit aller Kraft von oben nach unten auf sein Schwert. Klappernd fiel es zu Boden. Der nun unbewaffnete Skral blickte auf sein am Boden liegendes Schwert, dann zu mir und wandte sich schließlich zur Flucht. Erschöpft steckte ich mein Schwert ein und lief zu dem Bauern. "Mutter Natur sei Dank, dass du gerade rechtzeitig gekommen bist. Ohne dich wäre ich jetzt die Narbe heruntergegangen. Mein Name ist Erwan und ich war gerade auf dem Wegin die Taverne, als diese Kreaturen ... ", sprudelte es aus ihm heraus, doch ich unterbrach ihn. "Beruhige dich erstmal. Ich begleite dich jetzt in die Taverne, dort büßt du in Sicherheit."
Als wir ankamen, öffnete uns Gilda die Tür, überrascht bei diesem Wetter noch Besucher zu sehen. Während Erwan sich an einen Tisch setzte, bat ich Gilda einen Falken zur Rietburg zu senden, in dem ich von meiner und Armonds Entdeckung berichtete. Und Orfen, der das Gespräch mit angehört hatte, versprach am nächsten Tag sofort die Bauernhöfe vor dem möglichen Großangriff der Kreaturen zu warnen. Ich hatte meinen Auftrag erfüllt. Alles war gut.
Und fortan kam ich immer wieder in die Taverne zum Trunkenen Troll, um viele spannende Legenden anzuhören.