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Kurzgeschichten

Kurzgeschichten

Beitragvon Geschichtenerzähler » 7. Juni 2022, 19:14

Ein dumpfer Ton schreckte mich auf. Ich wusste nicht, wo ich war. Das Zimmer, in dem ich saß, war nur schummrig beleuchtet. Es stank modrig. Als klebte Schimmel an jeder Ecke. Die Wände bestanden aus einer dunklen Steinschicht mit einer Holzverschalung, die fast wegbröckelte, als ich sie betastete. Das einzige Licht im Raum spendete eine grüne Scheibe an der Raumdecke. Ich wurde immer wacher und wurde mir eines ständigen, schnarrenden Geräusches bewusst. Es war unheimlich still, aber unverkennbar. Ich begann vergeblich, den Raum nach der Klangquelle abzusuchen, aber vergeblich. Der Boden war uneben und geriffelt, ich konnte nur hoffen, dass ich nicht jeden Moment stolperte. Was war mit mir geschehen? Eben noch war ich im Wald, auf der Suche nach meiner Schwester Illia, und dann... Ich wusste nicht mehr, was geschehen war. Während ich hektisch im Raum umherging, bemerkte ich, dass der Boden nach einem Schema angelegt war. Ein feines, gitterartiges Auf und Ab von Tetraedern. Während die tiefer gelegenen Bereiche nicht nachzugeben schienen, sanken die erhöhten Schichten glitschig ein. War das eine Art Mechanismus? Ich schob meinen Zeigefinger zwischen die Ränder der Scheiben. Das musste sich um Wasser halten. Plötzlich merkte ich, wie ein aalartiger Strang meinen Finger streifte. Ich zog meine Hand zurück und schrie, doch mein Kehlkopf schien mir nicht zu gehorchen. Ich vernahm eine dumpfe, männliche Stimme aus dem Untergrund: "Ich suche vier Wörter. Erstens: Mahlende Messer zermalmen und zersägen Knochen in heißer, saftiger, rotglühender Kost; reißen Fleisch von schüchternen Gräten, ganze Leiber, bereit zum Verzehr. Zweitens: Entbeinte Teile, eine schlüpfrige Ansammlung von Gliedern, die sich aus dem Klammergriff lösen; sich biegen, um das Gesicht zu berühren bis der Geist in den Irrsphären verschwindet. Drittens: Sondierende Scheren, die als leere Hülsen und krachende Blätter, schnalzend und zwickend und knickend mit Gewalt das Beutegut wahren bis Geist und Leben verdorren. Viertens: Erkundungsbälle, die nach Dingen jagen, welche die Erde mit Mühe überwinden; können zwar glänzend Plunder suchen, stehlen aber all Substanz und vermelden das Nichts, das sie erspähen. Löse die erschlingenden Fragen und lebe!"
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Re: Kurzgeschichten

Beitragvon Meres » 8. Juni 2022, 12:48

Herzlich Willkommen in der Taverne, lieber Geschichtenerzähler,
Deine erste finde ich erfrischend und spannend. Darf man auf Fortsetzung hoffen?
Erinnert mich an meinen Einstieg in die Taverne… :)

Liebe Grüße, Meres
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Re: Kurzgeschichten

Beitragvon Butterbrotbär » 9. Juni 2022, 11:50

Meres' freundlichen Willkommenworten kann ich mich uneingeschränkt anschließen, lieber Geschichtenerzähler! :P

Ein mysteriöser Protagonist, von dem wir weder Namen noch Geschlecht, Alter oder Herkunft kennen, muss ein stimmungsvoll formuliertes Rätsel lösen, um aus einem unbekannten Raum zu entkommen? Wälder gibt es in der bekannten Andorwelt viele, allen voran den Wachsamen, doch eine Schwester Illia kennen wir noch nicht. Und Wasser unter dem Boden könnte auf die Pfahlbausiedlung im See Ava deuten?
Vermutlich bleibt uns aktuell vor allem übrig, zu versuchen, dem Rätsel einen Sinn abzugewinnen. Passt ja gerade schön dazu, dass diese Woche das Rätsel der Woche ausfiel. :P

Gesucht werden vier Wörter.

Wort 1: Mahlende Messer zermalmen und zersägen Knochen in heißer, saftiger, rotglühender Kost; reißen Fleisch von schüchternen Gräten, ganze Leiber, bereit zum Verzehr.
Die Beschreibung weckt Assoziationen mit einem Schlachthof oder einer Metzgerei. Die Erwähnung von Gräten lässt aber eher auf Fische statt Landtiere tippen. Wo werden wohl Fische zermalmt und zersägt? Und wie werden die Messer, die das tun, genannt?
Nebenbei sehe ich mich an den Leim aus dem Junior-Roman Der Sturm auf die Rietburg erinnert, den unsere Junior-Helden aus Fischresten der Rietburg-Küche anrühren mussten.

Wort 2: Entbeinte Teile, eine schlüpfrige Ansammlung von Gliedern, die sich aus dem Klammergriff lösen; sich biegen, um das Gesicht zu berühren bis der Geist in den Irrsphären verschwindet.
Entbeinen bedeutet laut Duden, die Knochen aus einem Tier oder Stück Fleisch zu entfernen. Können "Knochen" bereits diese "schlüpfrige Ansammlung von Gliedern" sein? Es gibt bestimmt Prozesse, in denen Knochen weich und biegsam gemacht werden können. Bei den Gesichtern und verirrten Geistern sehe ich aktuell noch nichts passendes.

Wort 3: Sondierende Scheren, die als leere Hülsen und krachende Blätter, schnalzend und zwickend und knickend mit Gewalt das Beutegut wahren bis Geist und Leben verdorren.
Die Beschreibung könnte immer noch auf den oben beschriebenen Prozess der Essenszubereitung zutreffen. Das Beutegut wäre dann vielleicht das Fleisch, das irgendwo aufbewahrt und zu Dörrfleisch verarbeitet wird? Andererseits erinnern die Bilder leerer Hülsen und krachender Blätter irgendwie eher an Pflanzen, die gewaltsam abgeerntet werden.

Wort 4: Erkundungsbälle, die nach Dingen jagen, welche die Erde mit Mühe überwinden; können zwar glänzend Plunder suchen, stehlen aber all Substanz und vermelden das Nichts, das sie erspähen.
Was ist wohl ein Erkundungsball – ein Ball, der etwas erkundet, oder ein Ball, den man erkunden kann? Dinge, die die Erde mit Mühe überwinden, könnten Vögel oder andere fliegende Wesen wie Drachen oder Takuri sein. Glänzenden Plunder zu suchen und zu stehlen, schreibt man doch Elstern zu? Doch vermelden die das Nichts? Und welche Bälle würden sie jagen?

Mehr kann ich aktuell leider nicht beitragen. Mögen noch andere ihre Weisheiten in den Topf werfen, um unsere noch namenslose Protagonistin von einem finsteren Schicksal zu retten. Oder warten wir auf eine Fortsetzung des Texts, in dem er oder sie von alleine auf Lösungen kommt?

LG BBB
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Re: Kurzgeschichten

Beitragvon Trollerei » 9. Juni 2022, 12:19

Rätsel 1-3 erwecken in mir alle Assoziationen mit Fleischfressern, Fleisch- u. Knochenverarbeitung etc. , aber was das mit Andor zu tun hat, kann ich mir nicht erklären. Höchstens Punkt 2 könnte ein Hinweis auf den Knochengolem sein. Und Punkt 4-was bitte sind Erkundungsbälle? Ezwas andorisches, das erkundet, wäre ein FR, aber das ist kein Ball. Und vermeldet das Nichts könnte auf etwas, das nachguckt, ob überhaupt etwas da ist, hinweisen.
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Re: Kurzgeschichten

Beitragvon TroII » 10. Juni 2022, 14:09

Bei 4. war meine erste Assoziation auch ein Fernrohr (bzw. dessen Linse).

Bei 2. würde ich eher denken, dass die schlüpfrige Ansammlung von Gliedern und die entbeiten Teile übereinstimmen, dass also eben nichtdie Knochen gemeint sind, sondern das, was übrig bleibt. (Fleisch? Haut?)


Mein ihr, die 4 Wörter stehen in irgendeinem Zusammenhang miteinander? Also z.B., wenn man sie zusammensetzt entsteht ein Wort? :)

Mein Kompliment an den Geschichtenerzähler - die Formulierung der Rätsel lässt eine schön schaurige Atmosphäre aufkommen... :? :D
Hoffentlich sind auch die Lösungen passend und relativ eindeutig. :)
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Re: Kurzgeschichten

Beitragvon Marduk » 11. Juni 2022, 15:35

Bei mir weckt das 1. Rätsel ebenfalls Assoziationen zur Essenszubereitung. Alternativ könnte es auch der Ort des Geschehens, also eine Küche, oder der Ausführende, ein Koch sein.
Die letzten vier Wörter könnten auf ein Fest hinweisen.
„Entbeinte Teile“, weisen auf Fleisch hin, aus dem die Knochen entfernt wurden. Mit den „Irrsphären“ sind vermutlich die himmlischen Sphären (der Himmel) gemeint, in die der Geist bzw. die Seele auffährt.
Unter „sondierenden Scheren“ kann ich mir die Klauen der Wächter des Beutegutes vorstellen. Diese Wächter bewachen das Beutegut anscheinend bis in den Tod.
„Erkundungsbälle“ wecken bei mir in erster Linie Assoziationen an Augen. „Glänzend Plunder suchen und stehlen“ könnte auf Diebe hinweisen.

Grüße, Marduk
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Re: Kurzgeschichten

Beitragvon Kar éVarin » 11. Juni 2022, 16:55

Beim ersten Wort kam mir spontan Tarok oder ein sonstiger Drache in den Kopf. Die Gräten störren etwas, aber für so ein Untier sind Knochen wohl nicht viel mehr als Gräten.

Und bei den Erkundungsbällen kamen mir die Lichtplättchen aus dem Sternenschild in den Kopf (gibts dazu schon einen Wiki-Eintrag?).

Ob diese Assoziationen weiterhelfen ???
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Re: Kurzgeschichten

Beitragvon Trollerei » 11. Juni 2022, 17:40

Bei 2. könnte es um die Kreaturen gehen, die für den KG wieder eingewürfelt werden-die haben ihre Knoche dann ja sozusagen abgegeben...
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Re: Kurzgeschichten

Beitragvon Butterbrotbär » 12. Juni 2022, 22:43

@Marduk: Au ja, Augen bei Wort 4 finde ich genial!

Augen sind glänzende Erkundungsbälle, Lichtteilchen können die Erde überwinden, und wenn mein Verständnis des Augapfels nicht allzu fehl liegt, wird einkommendes Licht dort absorbiert, ihm quasi alle Substanz gestohlen, während Netzhaut das Erspähte weiter ins Gehirn vermeldet, während das einkommene Licht nun nichts mehr ist?

Alternativ würden Leanders blinde Augen vermelden, dass er üblicherweise nichts erspäht?

Da drängt sich mir doch gerade off-Topic die Frage auf, wie die pupillenlosen Augen der Kreaturen, Drachen, Mächte des Meeres, Krahder, etc. funktionieren. :mrgreen:

@Kar éVarin: Nein, zu den Lichtplättchen gibt’s noch keinen Artikel. Sie stehen schon seit einer Weile auf der Liste. :oops:

Dann hätten wir aktuell...
Messer-Haut-Klauen-Fernrohr?
Drachen-Fleisch-Wächter-Augen?
Küchen-Kreaturen-Ernte-Linse?

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Re: Kurzgeschichten

Beitragvon Marduk » 26. Juni 2022, 20:35

@Geschichtenerzähler: Wird es in naher Zukunft eine Auflösung des Rätsels bzw. eine Fortführung der Geschichte, mit vielleicht einem weiteren Rätsel, geben? Ich würde mich echt über etwas dergleichen freuen. :D
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