Callem war ein ausdauernder Läufer, Kämpfer und Seemann. So hatte er auch sein Kommando bei den Seekriegern erhalten und seine Mannschaft ausschalten können. Stunden dauerte die Verfolgungsjagd, doch dann war der Blauhäutige plötzlich aus Meres Blickfeld entschwunden. Der wilde Ritt hatte erst in Richtung Süden und dann über die Marktbrücke gegangen, wo das gallopierende Pferd die Käufr erschreckt hatte. Nun türmten sich links und rechts von Meres die Felsen auf. Er bremste sein Pferd und sah sich um.
Ein Kratzen. Ein Scharren. Ein unbezähmter Schrei. Meres wurde vom Pferd geworfen, dass Tier scheute un trat aus, doch wer immer Meres derartig am Kragen gezerrt hatte, wich den fliegenden Hufen aus. Ein Messer wurde an Meres Kehle gedrückt und er erkannte Callem, der sich hinter einem Felsen versteckt hatte und ihn anschließned vom Gaul geworfen hatte.
Der Kapitän stockte und seine Augen weiteten sich, doch dann packte er umso fester zu und zischte Meres ins Gesicht: „Hast nun auch du mich verraten. Da suche ich die Überreste meiner Mannschaft jahrelang und dann hat mich die Hälfte hintergangen!“ Meres würgte, so eng zurrte Callem seinen Mantel. Nur die Furcht vor dem Messer an seiner Kehle hielt ihn davon ab Callem sofort mit Magie zu töten. „Ich..Habe… Dich… nicht verraten!“ bekam der Zauberer heraus. „Nein, natürlich nicht, deshalb jagst du mir auf einem Pferd hinterher, dass die Bemalung von Thorn trägt.“ Meres drehte vorsichtig den Kopf und sah auf der Flanke des Tieres tatsächlich eine blaue Bemalung, die dem Gesicht von Thorn ähnelte, nur mit Bart.
„Sag mir, feiger Hexer, warum sollte ich dich nicht auf der Stelle töten?“
Die Beleidigung wog schwer in Meres Herz, doch er musste sich zügeln. „Die Helden, sie haben wieder vertrauen in mich.“ „Was heißt hier wieder? Als ob sie jemals Vertrauen in deine wankelmütige Hexerei gehab hättn“, unterbrach ihn Callem grob.
„Zum Schein habe ich vor Chada den Königseid geschworen, ich tat, als ob ich reinen Tisch machen wollte“, fuhr Meres ungerührt weiter, „als nächste Station hatte ich vor Kram die Ehre zu erweisen und …“ „Bla, Bla Bla“, fuhr Callem erneut dazwischen, „hat se dir dein Vertrauen irgendwie ausgedrück… materiell oder so?“
„Gewiss. Sie gab mir ein Schreiben welhes ich dem Wächter an der Mine geben solle, um Einlass erhalten.“
„Das is beeindruckend unhilfreich. Hast du deinen Besuch irgendwie angekündigt?“
„Nein, eigentlich nicht.“
„Dann wird sich nieman wundern, wenn du n‘ paar Tage zu spät komms.“
„Aber alle haben deine Flucht und meine Verfolgung inklusive Pferdediebstahl gesehen. Wenn ich dich nicht bald abliefere, werden alle nach uns suchen.“
„Dann handln wir eben schneeeeeeeeel. Außerdem, dieses grau, steht dir prächtig.“
Instinktiv schaute Meres in eine nahe Pfütze und betrachtete seinen Haaransatz, der tatsächlich graue Strähnchen aufwieß.
„Das Zeit lässt niemanden unverschont.“
Ja, die Frage is nur, wie man sie rumbringt“, antwortete Callem mit einem verschwörerischen Lächeln.
Stunden später.
Mit wütendem Gesichtsausdruck schritt Chada in ihrem Thronsaal auf und ab. Hatte sie doch tatsächlich geglaubt, dass dieser windige Hexer ihr treu ergeben war. Und vielleicht war er das auch, doch dann kam dieser Callem und hat ihn wieder korrumpiert. Erzürnt stieß sie Luft zwischen den Zähnen hervor und fasste einen Entschluss.
„Galaphil!?“, rief sie, Galaphil!“
Jawohl, Herrin?“, rief der stämmige Bewahrer, der durch die Tür trat und normalerweise ihren Papierkram erledigte
.
„Sende Falken zur Mine und zum Baum der Lieder und schreibe, dass Callem und Meres auf der Flucht sind. Sie sollen geschnappt werden und sende auch Vögel zur Feste von Yra und zu Thorn. Auch sie sollen auf der Hut sein.“
In den späten Abendstunden entzündeten die Piraten ein Lagerfeuer, dessen Schein sie mittels Steinen abschirmten. Während das Fleisch brutzelte (sorry Veggies unter euch
, aber damals war mMn Vegetarismus keine Möglichkeit) ersonnen die beiden einen Plan, um die restlichen Crewmitglieder ausfindig zu machen, die nicht tot oder Überläufer waren.
Soweit Callem wusste waren Niron und Ean ertrunken, Kentar geflohen und Pero hatte sich gestellt. Roa war noch auf Erkundungsflug und Krumm? Der alte Sack hatte sich eine gemütliche Rente ausgemalt im Austausch gegen sensible Informationen über die Kogge.
Thogger hatte den spektakulärsten Abgang hingelegt. Er hatte sich auf den Mast gestellt, seinen Stab erhoben und war mit einem Blitz verschwunden. Callem hatte ihn kurz vor seinem Tod noch einmal in Sturmtal besucht, wo der Schamane aufgrund seiner immensen Verdienste um die Taren und seines hohen Alters eine Amnestie erhalten hatte.
Orril hatte noch einmal schief auf seiner Flöte gequietscht und war dann in die Fluten gesprungen.
Das erste Ziel des Duos war Kentar, für die Callem noch immer eine große Sympathie hegte.
Bis ins Morgengrauen arbeiteten die beiden an einer sicheren Reiserute, als Meres plötzlich sagte: Woher weiß ich eigentlich, dass ich dir Vertrauen kann? Schließlich werde ich, wenn ich dir helfe auch gefangen genommen?“
„Ich bin unehrlich. Und bei einem unehrlichen Mann kansst du darauf Vertrauen, dass er unehrlich ist, ehrlich. Die Ehrlichen, vor denen musst du dich in Acht nehmen, weil du nie vorhersehen kannst, wann sie etwas wirklich unglaublich Blödes machen.“
Verwirrt sah Meres ihn an und nickte schließlich ein.
An dieser Stelle möchte ich noch einmal ankündigen, dass zum Abschluss dieser Geschichte ein Meres Fan-Held passend zu dieser Geschichte veröffentlicht wird. Demnächst lädt Gilda hier noch einen kleinen Ausschnitt der Heldentafel hoch.