Zurück zur Taverne

Geschichten zu Meres Verbleib

Re: Geschichten zu Meres Verbleib

Beitragvon Meres » 26. Januar 2022, 06:02

In aller Frühe wachte Meres am nächsten Morgen auf und sah sich um. Vom Lagerfeuer schwelte eine kleine Rauchwolke hoch und ein paar Meter entfernt lag ein Haufen aus Stoff und blauer Haut, von dem schnarchende Laute ausgingen. Stöhnend kämpfte Meres sich hoch und rieb sich den schmerzenden Rücken. Er ließ seinen Blick über die Landschaft schweifen. In der Ferne sah er die Narne träge dahinfließen. Mit einem leichten Fußtritt weckte er Callem, der sofort kerzengerade saß und einen Dolch an Meres Fußgelenk hielt. Dieser sprang erschrocken zurück und grünes Feuer loderte in seinen Händen.
„Puh!“, riefen sie gleichzeitig und machten sich daran die Reste des Lagerfeuers zu vergraben, nachdem sie es gelöscht hatten.
Als sie aufbruchsbereit waren, sahen sie sich in die Augen. Der blaue Capitän und der Hexer aus Andor.

In Cavern.
„Herr! Ein Falke ist soeben mit einer wichtigen Botschaft von Königin Chada eingetroffen!“
Eines von Marts zahlreichen Kindern, die noch immer in Cavern lebten rannte die Gänge zu den königlichen Gemächern entlang, schwenkte ein Pergament und rief sich die Lunge aus dem Leib.
Die Tür zu Krams Raum wurde von innen aufgestoßen und der Fürst der Schildzwerge kam im Nachthemd, doch mit Streitaxt herausgestürmt.
„Ein Brief? Von Chada? Und darum weckst du mich?“
„Ein wichtiger Brief von Chada, Fürst!“
„Du liest meine Briefe?“
„Nein, aber auf dem Siegel ist ein Drachenkopf! Das allgemeinbekannte Symbol für Gefahr!“
„Dann gib mal her.“
Kram nahm der jungen Wache das Pergament aus den Händen und brach das Siegel.
Sein Gesichtsausdruck wechselte von neugierig über entsetzt zu steinzermahlend-kochend-wütend.
„Meres!“, stieß er zwischen den Zähnen hervor.
„Herr?“, hakte Dwain, Marts Sohn, nach.
Meres hatte vor Dwains Zeit gelebt, doch er kannte die Geschichten, die immer noch über den bösen Hexer aus Andor kursierten.
„Meres starb, beim Untergang der schwarzen Kogge, wie der Rest der Besatzung. Zumindest dachten wir das. Vor wenigen Tagen jedoch tauchte Meres in der Taverne auf und hat vorgestern bei Chada den Untertanen-Eid geschworen. Ich habe nie gegen ihn gekämpft, denn ich musste mich nach Hallgards Tod um Cavern kümmern. Für mich war er der ungeschickte Hexer, der aus Tulgor kommt. Doch was Chada, Eara, Thorn und Stinner mir von ihm erzählt haben reicht. Er hat sich dem Capitän der schwarzen Kogge, Callem, angeschlossen und mehrmals gegen meine Freunde gekämpft. Schleißlich dachten wir er wäre Tod und nun das!“
„Was?“, fragte der nun völlig verwirrte Zwerg. „Was ist denn los?“
„Heute morgen haben Soldaten von der Rietburg Callem gefasst, als er einen kleinen Bauermhof im Rietland überfiel, doch als er auf die Rietburg gebracht wurde, konnte er sich befreien und Meres ist ihm gefolgt! Da er allerdings Callem noch nicht zurückgebracht hat, müssen wir davon ausgehen, dass er sich seinem Capitän a.D. wieder angeschlossen hat.“
„Was sollen wir tun, Herr?“, fragte Dwain, jetzt entschlossen.
„Du sendest eine Einheit aus, um die Pässe zum Grauen Gebirge zu versperren. Wenn sie da vorbeikommen, sind sie buchstäblich über alle Berge. Ich muss zur Burg.“

Am Baum der Lieder.
Tapta war quasi selbst ein Falke. Sein ganzes Leben lang hatte er mit ihnen gelebt, gearbeitet und geredet. Er versand sie und sie verstanden ihn. Er fuhr aus dem Halbshlaf hoch, als ein gewaltiger feuerrot gefiederter Falke durch das Fenster flog und einen markerschütternden Schrei ausstieß, der soviel hieß wie Gefahr. Sofort war er auf den Beinen und hielt dem Falken seinen Arm hin, dieser nahm die Sitzgelegenheit leise krächzend dankend war und streckte das benachrichtete Bein aus. Mit geübten Fingern löste Tapta die Nachricht und trug den Falken schnell zu einer Sitzstange.
Wenn der Falke warnt, so lautete ein Sprichwort, dann flieht selbst der Troll. Dementsprechend schnell machte sich Tapta zum Obersten Priester Phlegon auf, um ihm den Brief zu bringen. Im Laufen besah sich Tapta das Siegel und erkannte den Drachenkopf. Mit einem unguten Gefühl beschleunigte der Falkner seine Schritte und klopfte wie wild an die Tür des Obersten Bewahrers.
„Kommense rin, könnse rauskieke!“, schallte von drinnen die erstaunlich wache Stimme von Phlegon. „Deine Tiere machen erstaunlichen Lärm!“, wurde Phlegons Begrüßung noch herzlicher.
„Du weißt genau, dass das ein Warnruf war“, erwiderte Tapta unwirsch. „Hier ein Brief und das Siegel verkündet Gefahr, wenn du meinem Falken nicht glaubst!“
„Meres, der Hexer… aufgetaucht… Callem… geflohen… finden…“, murmelte Phlegon beim Lesen. „Alarmiere die schwarzen Wachen. Sie sollen die Küste überwachen, dass kein Schiff unkontrolliert ablegt.“
„Habs schon gehört“, erklang eine Stimme unter einer schwarzen Kapuze, die einer im Türrahmen stehenden Person gehörte.
„Bei Muttter Natur, Talvor!“, rief Phlegon. schleich dich noch einmal an und ich lasse deinen Vater inhaftieren!“
Arbons Sohn und Kommandant der schwarzen Wachen, Talvor, lüpfte die Kapuze und schmunzelte: „Diese Aufgabe dürfte ja dann wohl mir zufallen und: Nö! Keine Lust. Aber zurück zum Auftrag: Küste abriegeln?“
„Ja, Küste abriegeln“, erwiderte Phlegon mit säuerlichem Gesichtsausdruck.
Talvor erhob ein Horn, das an seinem Gürtel hing und stieß hinein.

An Thorns Hof.
Von einem krächzenden Falken geweckt zu werden gehörte nicht zu Thorns Herzenswünschen im Alter. Vor allem nicht wenn sich ihm der Falke auf die Brust setzte und ihm unsanft gegen den Kopf pickte.
Thorn riss die Augen auf und beruhigte sich, als er erkannte, dass es sich um einen königlichen Falken handelte. Dann wiederum stöhnte er, als er das Drachenkopf Siegel erkannte. Der alte Krieger richtete sich auf und nahm dem Falken die "Fracht" ab.
Zorn kochte in ihm hoch, als er die Schlagworte Meres, Callem, geflohen und am Leben las. In seinem Brief stand, dass er sich auf schnellstem Wege zur Rietburg aufmachen sollte.
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Re: Geschichten zu Meres Verbleib

Beitragvon Dwain Zwerg » 27. Januar 2022, 18:42

Toll mich ebenfalls mit aufgenommen :o :P :mrgreen: Zwar dachte ich bislang immer, ich wäre ein Zwerg der Tiefminen (2.), aber ein Schildzwerg :)
LG,
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Re: Geschichten zu Meres Verbleib

Beitragvon Meres » 30. Januar 2022, 07:56

Im gemäßigtem Laufschritt machte sich das Duo auf und da Kentar nach Callems Meinung am ehesten in der Nähe ihrer Mutter Kenvillar zu finden sein würde, begaben sie sich zur Küste. Bis sie am späten Nachmittag den Wachsamen Wald erreicht hatten, sprach keiner von ihnen ein Wort. Sie liefen ohne Rast und Ruh, doch schließlich am Waldrand keuchte Callem: „Heche, He…Hexer! Halt ein! Ch, ch! Ich muss mal eine Pause machen.“
Meres, dem es kaum besser erging ließ sich in einen kleinen Strauch fallen und sah auf dem Rücken liegend in die Wipfel der Bäume hinauf.
„Has du was zu trinken?“, ertönte wieder Callems vom Hecheln raue Stimme.
Wortlos händigte ihm Meres eine steinerne Flasche auf und glücklich wie ein Kind rief der Capitän: „Der Rum is wieder da!“
Leise lächelnd und mit verdrehten Augen dachte sich Meres: „Wo sind sie? Wo sind sie nur? Sie waren doch immer hier.“
Just in diesem Moment hörte er leises Knacken und rascheln hinter sich.
Während Meres gelassen sitzen blieb, sprang Callem mit schreckgeweiteten Augen auf und stolperte ein paar Schritte zurück, bis auch er ein leises Rascheln hinter sich vernahm und, sich schreiend umdrehte und auf den Hosenboden fiel. Meres goss sich eine Flüssigkeit aus einer kleinen Phiole in die hohle Hand und streckte sie nach hinten aus. Er spürte wie spindeldürre, spitze Finger in die Oberfläche der Flüssigkeit eintauchten und auf den Grund des „Gefäßes“, seiner Handfläche trafen. Nach wenigen Sekunden war die Handfläche leer und Meres sah zu dem zitternden Piraten herüber. Leise flüsterte er: „Es sind Arbaks. Hüter der Bäume und Wächter des Waldes.“
Immer noch schlotternd stammelte Callem: „Es ist mir egal, was es ist, ich will, das es weggeht.“
„Schon komisch“, dachte sich der Hexer, „mörderisch und kalt gegen alles was er bekämpfen kann, doch bei so kleinen, zierlichen Geschöpfen und auf unbekanntem Terrain… schon seltsam…“
Meres ging langsam in die Hocke und lief zu den zwei Arbaks hinter Callem. Dort goss er sich in seine Handfläche nach und hielt sie den Waldgeistern hin. Belustigt sah er, wie die Arkbaks ihre Finger (!?) in die Flüssigkeit tauchten. „Wie Schmetterlinge, nicht?“
„Wie riesige, kratzige, gruselige Schmeterlinge“, antwortete Callem.
Auf einmal trug der auffrischende Wind Stimmen an ihre Ohren und sofort stoben die Arbaks zurück in ihre Wipfel.
„Ihr! geht über die Seilbrücke und bewacht den Abschnitt mit dem alten Turm. Ihr! Kommt mit mir!“ Der harsche Kommandoton war wirklich nicht besonders nett und so konnte Meres es den Arbaks nicht verübeln, dass sie sich in die Bäume geflüchtet hatten. Nur wünschte er sich, dass er es auch könnte. Vor allem, da die Stimmen immer näher kamen.
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Re: Geschichten zu Meres Verbleib

Beitragvon Gilda » 30. Januar 2022, 18:54

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Re: Geschichten zu Meres Verbleib

Beitragvon Meres » 31. Januar 2022, 17:39

Blitzschnell rieb Meres seine Hände aneinander, pustete hinein und eine mattgrün leuchtende Feuerwand erhob sich über die beiden Gefährten, sodass sie sie vollständig verdeckte. Dort härtete die Wand aus und fügte sich exzellent ins Waldbild ein. Meres hielt die Luft an als die Bewahrer im Laufschritt und mit wehenden Umhängen am improvisierten Versteck der vorübergingen.
Eine gefühlte Ewigkeit später stieß er Luft aus und die Illusion verschwand.
Er sah zu seinem immer noch stocksteif dasitzenden Kameraden, dem der Schreck immer noch ins Gesicht geschrieben stand. Leise zirpend näherte sich nun ieder einer Arbaks und zupfte Meres mit seinen zweigigen Fingern am Mantel. Meres stand auf und klopfte sein Gewand ab. Auch Callem erhob sich nun zittrig und sah zu ihm hinüber. „Was jetzt?“, fragte der Pirat.
„Nun, dieser Arbak wollte mir gerade einen Weg zur Küste zeigen, aber wenn du willst können wir noch warten, bis wir hier verfaulen“, erwiderte der Hexer mit ungewohnter Schärfe. „Du verstehst ihre … Sprache?“, quetschte Callem hervor. „Ich verstehe sie und sie verstehen mich. Sprache würde ich das Ganze jetzt nicht nennen. Eher etwas wie ein sechster Sinn, den wir gemeinsam entwickelt haben.“
„Dann sind sie… intelligent?“
„Ja, ganz im Gegensatz zu dir! Weißt du wie viel Zeit wir hier vertrödeln? Es ist fast Abend und ich will nicht hier im Wald schlafen. Zu viele Wesen.“
„Wesen?“, quietschte Callem.
Ohne ein weiteres Wort lief er direkt an Meres Seite und zog sein Schwert. „Los, machen wir, dass wir hier wegkommen.“

Auf der Rietburg.
„Königin! Antwortfalken vom Baum der Lieder und aus Cavern sind soeben eingetroffen!“, schallte die Stimme Galaphils durch den Thronsaal.
„Und Thorn? Hat er sich nicht zu einer Antwort herabgelassen?“
„Nein, Herrin. Er ist persönlich vorbeigekommen und hat das Kommando über eine Abteilung der Kavallerie übernommen.“
„Ohne mal Hallo zu sagen? Tja, das sieht ihm ähnlich, immer die Arbeit. Pah!
„Was sagtet ihr?“
„Nichts. Aber da nun alle hoffentlich bei der Abriegelung Andors helfen, können der Verräter und der Schuft nicht mehr weit kommen.“
„Soll ich vorsichtshalber dennoch einen Falken an Seekönig Thorn schicken? Denn falls dies wirklich nötig sein sollte würden Falken zu lange brauchen, um ihn in sofortige Alarmbereitschaft versetzen.“
„Tut was ihr für richtig haltet, Galaphil und…“
Ein blauer Wirbel aus Feuer erschien direkt über dem Königsthron und wurde größer.
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Re: Geschichten zu Meres Verbleib

Beitragvon Meres » 3. Februar 2022, 17:07

Obwohl der Wirbel zu brennen schien war keine Hitze zu spüren und auch das Holz des Thrones und die Polster blieben unversehrt. Nach wenigen Sekunden erschienen zwei Personen im wirbelnden Feuer. Eine sprang vor und ließ sich cool seitlich in den Thron fallen. Die Beine über der Armlehne, über der anderen den Rücken. Die zweite Person kam deutlich schneller und lange nicht so geschickt heraus. Mit einem gellenden Aufschrei und rudernden Extremitäten fiel Merrik auf den Fußboden und blieb stöhnend und kopfschüttelnd liegen. Seine Finger krallten sich in den roten Teppich, als wollte er sich an der Erde selbst festhalten. Offenbar war dies ein Portal aus Hadria, wo sich Merrik zur Ruhe gesetzt hatte. Und die einzige Person, die derartig gekonnt Portale herbeirufen konnte war …
„Eara!“, rief Chada und lief ihrer Kameradin aus alten Zeiten entgegen, die sich die weiße Kapuze vom Gesicht hob.
„Sei gegrüßt, Königin“, sagte die Zauberin in einem leicht amüsiertem, spöttelndem Tonfall, denn die Anrede mit Königin, verlangte Chada keinesfalls von ihren Freunden.
„Wie kann es sein, dass dich der Falke schon so früh erreicht hat?“, fragte der verwirrt dreinblickende Galaphil.
„Welcher Falke?“ Eara sah ehrlich überrascht aus.
„Wie sonst seid ihr auf die Idee gekommen euch nach Andor zu begeben?, hakte der Sekretär nach.
„Ich hatte ein…“, die Zauberin stockte, „ungutes Gefühl? Eine innere Unruhe? Ich weiß nicht, wie ich es nennen soll, aber hey, darum geht es nicht. Was sollte der Falke mir für eine Botschaft bringen?“
„Callem und Meres sind fast zeitgleich in Andor aufgetaucht. Meres Tat so, als wollte er sich entschuldigen, als er zur Rietburg kam. Callem gab sich gar keine Mühe und hat direkt einen Bauernhof direkt vor den Burgmauern überfallen. Dort habe ihn die Soldaten dann aufgesammelt. Doch dann konnte er sich im Burghof befreien. Meres hat sich ein Pferd geschnappt und ist hinterher. Bewahrer, Zwerge und unsere Soldaten rieglen im Moment die Gebirgspässe und die Küste ab.“
„Und was ist mit den Grenzen zu Tulgor und zu den Barbarenlanden?“
„Die Barbarenlande wurden schon vor Jahren fast restlos von den Krahdern verheert und von Tulgor schottet uns das Kuolema ab.“
(Intermezzo: Ja, an dieser Stelle könnte sich der ein oder andere an den Storytext „Tulgor“ erinnern, aber das passt nich in meine Geschichte.)
Außerdem…“. Die Königin hielt inne. „Kannst du die Flüchtigen mit Hilfe deiner Magie finden?“
Eara runzelte die Stirn und überlegte: „Von einem derartigen Zauber habe ich bereits gehört, doch der Einzige der diesen Zauber kannte war mein Lehrer Thorven. Leider ist er mittlerweile so alt und senil, dass er kaum noch alleine lebensfähig ist. Vielleicht finde ich in der Chronik seiner Zauber etwas.“
Sie schloss die Augen, erhob die rechte Hand, schwang sie in einem vertikalen Bogen und hinter ihrer Hand erschienen eisblaue Funken. Eine Art Riss öffnete sich. Mit der linken Hand griff sie hinein und holte ein blau leuchtendes Buch mit grauem Einband aus dem Spalt.
Mit aufgerissenen Augen und Mund starrten sie Chada und Galaphil an. Merrik wischte sich einen Staubkrümel vom Revers.
Eara schlug das Buch auf ihren Knien auf und fing murmelnd an zu suchen. Wenige Augenblicke später rief sie aus: „Aha!“ und klappte das Buch zu. „Also, meine Erinnerung irrt mich nicht. Der Alte hat tatsächlich einen Zauber zum Aufspüren von Personen gewusst. Allerdings benötigen wir einen Gegenstand, den die Person berührt hat.“
„Das durchgeschnittene Seil, mit dem Callem gefesselt war und der Strohsack, auf dem Meres nächtigte, werden wohl noch irgendwo rumliegen“, sagte die Königin. „Auf! Los! Lasst uns suchen!“
Eine Viertelstunde später hatten sie das Ritual vorbereitet und Eara begann die Prozedur. Sie las aus Thorvens Zauberbuch vor und machte geheimnisvolle Gesten. Königsblaue, minzgrüne und eisblaue Fäden schossen aus ihren Händen und begannen eine Szenerie zu formen, doch bevor man Genaueres erkennen konnte wechselten alle Schlieren erst von giftiggrün zu pechschwarz und lösten sich in beißenden Rauch auf, der nach verbranntem Fleisch stank.

Meres schrie auf, und riss sein Hemd auf. Das Amulett, welches er einst von einem tulgorischen Druiden erhalten hatte war in Flammen aufgeganen und seine Haut warf bereits Blasen. Er zerrte den glühenden Anhänger vom Lederhalsband und warf ihn auf den feuchten Waldboden, der daraufhin zischte und dampte. Schwer atmend besah er sich die Brandwunden auf seiner Brust. Der tulgorische Druide hatte zwar vor Hitzeentwicklung gewarnt, doch das… :cry: Er seufzte und sah zu seinem zur Salzsäule erstarrtem Kapitän hinüber, der entgeistert auf die verbrannte Brust des Hexers starrte. Meres, der relativ prüde Meres wandte sich ab und durchsuchte seine Taschen nach etwas Schmerzlinderndem. Er fand rasch etwas gemeinen Beinwell, den er mit einem Stück Stoff und etwas Wasser zu einem Wickel formte. Er seufzte erneut, doch diesmal vor Erleichterung, als der Schmerz langsam nachließ.
„Immerhin“, dachte er mit grimmiger Befriedigung, „hat das Ding seinen Dienst verrichtet.
(Ja, an dieser Stelle habe ich mich von Eragon beeinflussen lassen, wer weiß was ich meine ;) )
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Re: Geschichten zu Meres Verbleib

Beitragvon Meres » 7. Februar 2022, 17:36

Keuchend fiel Eara auf die Knie. Auf ihren Händen erschienen schwarze Striemen und Brandblasen. Sofort kniete sich Merrik herab und half ihr auf. Immer noch schwer atmend begann sie zu Sprechen: „Irgendwas…hee, Irgendwie. he-he-he Hat Meres es geschafft den Zauber abzublocken.“
„Aber wie?“, rief Chada aufgebracht. „Woher sollte er irgendwas von diesem Zauber wissen?“
Leicht gekränkt und mit immer noch schmerzenden Händen erwiderte Eara patzig: „Tja, vielleicht hat er einfach einen magischen Bann über sich und seinen Begleiter gesprochen, aber darum gehtes nicht! Fakt ist, dass wir ihn auf diese Weise kaum aufspüren können. Das einzige, was ich wahrgenommen habe, bevor der Zauber endete war feuchte, kühle Luft und dämmriges Licht. Außerdem hat Meres geschrien.“
„Feuchte, kühle Luft…“ Chada überkamen Erinnerungen an ihre Kindheit. „Der Wald!“, rief sie aus. „Sie haben sich im Wald versteckt.“
„Bei allem Respekt, aber die Bewahrer haben den ganzen Wald bereits abgesucht“, erwiderte Galaphil.
„Dann müssen sie ihn übersehen haben, oder er hat sich erst später in den Wald begeben. Eara, gibt es einen Zauber um sich unsichtbar zu machen?“
Die Zauberin schüttelte den Kopf: „Nein, das ist nur ein Märchen. Man kann sich dem Hintergrund anpassen, oder sich in dichten Nebel hüllen, aber das bringt einem nur etwas, wenn der Hintergrund sehr unübersichtlich ist, oder Nebel an der Stelle auch natürlich vorkommt. Und der Wald ist…“
„Verdammt unübersichtlich, wenn man sich darin nicht auskennt!“, rief die Königin und hänge sich den Köcher an den Gürtel.
„Galaphil, verwalte die Burg in meiner Abwesenheit. Merrik, du und Eara werden mich begleiten. Deine gute Beobachtungsgabe wird sehr nützlich sein!“
Verdutzt sahen die drei sie an. Entschlossen starrte sie zurück. „Ja, nur weil ich Königin bin, beschränken sich meine Fähigkeiten nicht auf das Durchführen von Regierungsgeschäften.“

Vorsichtig wickelte Meres ein Tuch um das immer noch warme Amulett und steckte es in eine Tasche. „Sollen sie mich doch entdecken“, dachte er sich, „nochmal lass ich mich nicht verbrennen.“
Zusammen mit seinem Begleiter machte er sich auf den Weg, als sie Hufgetrappel hörten und mehrere berittene Soldaten zwischen den Bäumen auftauchten. Alle waren bewaffnet und gerüstet. Der offensichtliche Anführer, ein Mann mit wilden, blonden Haaren und einem buschigen Bart, rief: „Sofort stehenbleiben! Befehl der Krone von Andor.“
Meres zuckte zusammen und Callem zog bereits ein Schwert, doch kaum, hatte er es aus der Scheide, da peitschte die Klinge des Reiters vor und schlug es ihm aus der Hand. Knurrend wich Callem zurück und die Reiter schlossen einen Kreis um die Piraten.
Zu allem Überfluss flammte jetzt auch noch ein blauer Kreis eineinhalb Meter über dem Boden auf und Chada, Eara und Merrik sprangen mit gezogenem Bogen, Zauberstab und Schreibfeder heraus.
Derartig umzingelt kochte die Wut in Meres hoch und er schrie, so laut und hoch, dass Merriks Tintenfass zerbrach.
Durch die hohen Frequenzen angelockt raschelten die Bäume und etliche Arbaks verließen ihre Bäume. Sie stürzten sich auf die Reiter, die Pferde scheuten und manch ein Soldat wurde abgeworfen. Chada zog ein Messer, um die Arbaks zu verscheuchen und Thorn schwang sein Schwert in einem astzerbrechenden Bogen. Einzig und allein Eara blieb ruhig und konzentrierte sich. Sogar Meres und der panisch kreischende Callem stoben auf und davon ,als sich eine Lücke im Kreis der Berittenen zeigte.
Doch Eara Mühe zahlte sich aus: Rund um sie herum sprossen aus dem Boden unzählbare Rietgrasblüten. Als die Arbaks das überbordende Nahrungsangebot sahen, ließen sie sofort von den Soldaten und den Helden ab und schlugn sich die hölzernen Bäuche voll.
Die Soldaten erholten sich rasch, doch die Piraten… waren verschwunden.
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Re: Geschichten zu Meres Verbleib

Beitragvon Meres » 17. April 2022, 13:59

Keuchend rannten Callem und Meres weg von der Lichtung, auf der sie beinahe geschnappt worden wären. Wohin wusste keiner von ihnen, bis sie in der Ferne leises Möwenkreischen hören konnten. Das Meer! Sie hatten es endlich erreicht. Erschöpft trotteten die beiden an der Küste entlang und ließen sich hinter einem großen Felsen zu Boden plumpsen.
”Geschafft”, ächzte Callem und drehte den Kopf zum Hexer, der jedoch den Blick senkte.
"Böse ist wer böses tut," murmelte er und seufzte.

Am nächsten Morgen wurden die beiden vom Meer geweckt. Nein, nicht durch sein Rauschen, nicht durch die Möwen, sondern durch die Strömung. Noch vollkommen entkräftet hatten sie sich hinter dem Felsen zur Ruhe gebettet und nicht auf die Flutgrenze geachtet. Nun zerrten die Fluten sie aufs offene Meer raus. Prustend und gurgelnd strampelten sie mit Armen und Beinen, doch die Kälte, der Schock und das immer wieder auf sie eindreschende Wasser verhinderte jeglichen klaren Gedanken.
Ihre Versuche über Wasser zu bleiben, wurden schwächer, und ihre Glieder erkalteten. Schon verschwand Callems Haupt in den Fluten. Noch konnte er sich wieder spuckend hochkämpfen, aber wie lange noch?
Schließlich gaben auch Meres Arme nach und er tauchte unter. Trotz des Brennens zwang er sich, seine Augen zu öffnen und sich zu konzentrieren. Das schwache grüne Aufleuchten gewährte ihm nur einen stockenden Atemzug, dann verlosch seine Magie, durch die Instabilität des Meeres verflüchtigt. Seine Bewegungen wurden panisch, er würgte, schluckte Meerwasser und sah etwas gewaltiges auf ihn zuschießen, bevor ihm schwarz vor Augen wurde.

Mit einem lauten Klatschen fiel er auf nassen Sandstrand und hörte ein ähnliches Geräusch, lediglich durch ein Stöhnen gewürzt, in seiner Nähe. Er schlug die schmerzenden Augen auf und sah zuerst nur tanzende, schwarze Punkte. Meres schüttelte den Kopf und sah sich um. Neben ihm lag durchnässt Callem, der die Zeit damit verbrachte Sand und Meerwasser zu erbrechen. Er wandte sich Richtung Meer und erkannte einen gewaltigen Felsen... mit einem Gesicht?!
Ein gutmütiges Grinsen zeigte sich auf dem Stein und es knirschte nur so, als sich ein Arm erhob und den immer noch liegenden Piraten anstupste.
"DUUUUUUUUUUU OOOOOOOOOOOOOKEEEEEEEEEEEEEEEYYYYYY?!?!?!?!?!?!", erscholl die Stimme einer Kreatur so alt wie der Baum der Lieder. Ein Seeriese, dessen mit Algen überzogene Haut im fahlen Sonnenlicht glänzte.
Geschockt sah Meres hoch und bibberte: "J-J-Ja, ja doch. Wir sind in Ordnung, Herr... Riese. H-Habt D-Dank für eu-eure Hilfe."
Mit einem zufriedenem Gesicht und lautem Getöse verschwand der Riese wieder in den Fluten.
Vor Kälte zitternd richteten sich die Gefährten auf und sahen sich um. Sie befanden sich auf einem winzigen Eiland mitten im sturmgepeitschten Nordmeer. Die Insel war kahl bis auf eine kleine Hütte und ein paar gedrungene Sträucher, die ihre Wurzeln tief in den sandigen Boden krallten. Schwankend näherten sie sich der Hütte und klopften an. Als keine Antwort kam öffneten sie vorsichtig die Tür und spähten hinein.
Im Inneren standen ein paar Schiefe Möbel, ein zusammengebrochener Webstuhl und eine aus Steinchen gebastelte Feuerstelle mit Rußspuren. Hastig entzündete Meres die Überreste des Webstuhles und setzte sich mit einer modrigen Decke, die er aufgelesen hatte vor die fröhlich flackernden Flammen. Allmählich kehrte die Wärme wieder in seine Glieder zurück.
Nun da er sich nicht mehr in unmittelbarer Lebensgefahr befanden musste er die Situation analysieren und sich Pläne für das weitere Vorgehen zurechtlegen. Allem würde ihm dabei wohl keine große Hilfe sein. Der lag in einer Ecke der Hütte auf dem dreckigen Sandboden und war eingedöst. Was war nur für ein verkommenes Wrack aus ihm geworden? Einst war er der gefürchtetste Pirat der Nebelinseln. Nun ein schreckhafter und mummloser Hühnerdieb.
Meres verließ die Hütte, um sich den Himmel anzusehen. Vielleicht konnte er mit Hilfe dem Stand der Sonne und der geschätzten Uhrzeit ihre Position herausfinden.
Gerade als er den Kopf hob hörte er ein furienhaftes Kreischen und ein Schmerz durchzuckte seine nunmehr geprellte Schulter. Ein Paddel war herangepirscht und hatte ihn unvorbereitet getroffen. Er hob die Arme schützend vors Gesicht und wand sich nach der Quelle der Attacke um. Eine grünschwarze humanoide Gestalt holte erneut zu einem vernichtenden Schlag mit dem Paddel aus, vor dem sich der Hexer nur knapp weggucken konnte. Grünes Feuer loderte auf und umschlang den Angreifer, der ihn Pein aufschrie und das Paddel fallenließ.
Nach Sekundenbruchteilen ließen die Flammenzungen nach und gaben den Blick auf den verkokelten Körper einer Frau frei. Kentar.
Stöhnend erhob sich die boshafte Tochter Kenvilars und funkelte den Hexer mit „brennendem“ Hass an.
„Was machstn dun hier?“, nuschelte sie und hob das schwelende Paddel vom Sand auf.

Mit erhobenen Augenbrauen antwortete Meres: „Callem und ich sind geflohen und zufällig hier gestrandet.“ Er runzelte die Stirn unterbrach sich.
„Du hast ein Paddel.“
Vom plötzlichen Themenwechsel offensichtlich verwirrt antworte Kentar: „Jaaah?“
„Hast du auch ein Boot?“
Sie nickte und wies in Richtung Brandung. „Is nur winzig und leckt ganz schön, aber es tut schwimmn…“
„Callem! Komm! Wir können wieder zurück!“, rief Meres.
Alarmiert verließ Callem die Hütte und stieß sich prompt den Kopf am niedrigen Türrahmen, wobei dieser schlicht und ergreifend zerbrach. Anschließend folgte die ganze Hütte.
Fassungslos starrten die drei auf den Trümmerhaufen.
„Damit hat sich dann wohl die Frage erübrigt, ob ich mit euch komme“, schall es von Kentar. „Wohin überhaupt?“

So, nach längerem mal wieder was neues. Den letzten längeren Teil mache ich dann demnächst. Könnte allerdings etwas dauern, da (wie gesagt) viel zu tun. :|
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