Zurück zur Taverne

Wolfstöter

Wolfstöter

Beitragvon Gum Jabbar » 10. Januar 2022, 16:05

Kapitel 1

Kaylan, die einige Meter über Gum auf einem Ast des Baumes saß, knirschte leise mit den Zähnen, während sie dabei in seine Richtung zischelte,
„Mir geht das so etwas von auf die Nerven Gum…“
Gum Jabbar, der Probleme hatte sich mit seiner schweren Rüstung auf den Ästen zu halten, ohne das unter seinem Gewicht, eben jene abbrachen und er dem Rudel Wölfe direkt unter ihnen vor die hungrigen Mäuler fiel, hob schmunzelnd den Kopf und blickte zu der seltsamen Schönheit aus fremden Welten hoch.
Nach einer Weile antwortete er leise,
„Er wird kommen Kaylan. Orfen hat nicht umsonst so ein hohes Kopfgeld auf diesen Troll ausgesetzt.“
Kaylan spuckte verächtlich an Gum vorbei auf die Wölfe unter ihnen und stieß dann leise zwischen spitzen Zähnen hervor,
„Also mal abgesehen davon, dass wir das hier nicht wegen dem Gold machen. Muss es gleich ein ganzes Rudel sein Gum? Hätte nicht ein verdammter Wolf gelangt um diesen Wolfstöter hier her zu locken? Und du weißt ganz genau, dass ich diese Viecher eh nicht ausstehen kann… ich hasse ihren Geruch!“
Gum zuckte mit den Schultern und blickte wieder nach unten. Der Ast auf dem er saß gab ein leises knirschen von sich und Gum bemühte sich noch stiller zu sitzen. Schließlich sagte er, mehr zu sich selbst,
„Je mehr Wölfe wir hier zum anlocken haben… desto weniger Wölfe rennen irgendwo da draußen herum, die dieser Troll vielleicht erst töten würde. Mir gefällt die Situation auch nicht Kaylan, aber es geht hier auch darum, dass dieser Troll bereits sieben Kopfgeldjäger getötet hat und wir müssen dem endlich ein Ende bereiten!“
Kaylan sah zwischen den Blättern des Baumes in die Ferne, während sie leise vor sich hinmurmelte,
„Mir sind diese elenden Kopfgeldjäger so etwas von egal… Wenn Orfen mir damals nicht bei der Stadtwache geholfen hätte, wäre ich heute nicht hier. Ich mach das für ihn… nicht damit weniger Kopfgeldjäger sterben… die Hunde sind eh hinter mir her, weil sie mich ausstopfen und verkaufen wollen…“ Der Hass in ihrer Stimmer war unüberhörbar.

In der Ferne hörte man plötzlich das Krachen umknickender Bäume.
Das Geräusch näherte sich langsam und Gum bemerkte, wie die Wölfe unter ihm plötzlich die Witterung aufnahmen und unruhig wurden. Bisher hatten sie darauf gewartet, das die beiden Lebewesen in dem Baum über ihnen irgendwann herabspringen und weglaufen würden… Leichte Beute… Doch jetzt schien sich etwas sehr großes aus Richtung Westen zu nähern. Etwas das ganze Bäume umknicken oder gar entwurzeln konnte.
Gum bemerkte, wie die Wölfe unruhig wurden. Noch schienen sie unentschlossen, ob sie dem neuen Feind entgegen treten, oder sich in die entgegen gesetzte Richtung wenden wollten.
Er warf einen kurzen Blick über die Schulter zu Kaylan, die angestrengt Richtung Westen blickte und sah dann wieder hinunter zu den Wölfen. Langsam schloss er seine Augen und begann sich zu konzentrieren. Schließlich lächelte er leicht und im gleichen Moment hob der große Leitwolf des Rudels unter ihm den Kopf und sah ihn direkt an.
Der Wolf knurrte leise und in der gleichen Sekunde hielten alle Wölfe inne.
Kaylan bemerkte die Stille unten und sah, eine Augenbraue hebend, zu den Wölfen hinunter. Gerade als sie etwas fragen wollte, hob Gum eine Hand und deutete an, dass sie schweigen sollte.
Gleichzeitig öffnete er die Augen und sein Blick traf den des Leitwolfes.
Für einen Augenblick war der Wald totenstill, bis in der Ferne wieder das Krachen von zerberstenden Holz zu hören war. Alle Wölfe, außer der Leitwolf, sahen in die Richtung des Lärms.
Kaylan sah von dem Wolf zu Gum und wieder zum Wolf, zuckte dann leicht mit den Schultern und blickte wieder nach Westen, woher die lärmenden Geräusche kamen.
Schließlich heulte der Leitwolf laut aber kurz auf und verschwand durch das dichte Gestrüpp in Richtung Osten. Sein Rudel folgte ihm anstandslos.
Nach einer Weile sagte Kaylan mit ruhiger Stimme in Richtung Gum,
„Ich kenne dich jetzt seit sehr langer Zeit, aber dass du mit Wölfen reden kannst, wusste ich bisher nicht.“
Gum lächelte ihr zu und erwiderte,
„Wirklich reden kann man das nicht nennen, aber zumindest hat er verstanden, was ich von von ihnen wollte.“
„Und das wäre?“
„Den Troll genau zu unserem Baum locken!“
Kaylan hob wieder eine Augenbraue und sah dann Richtung Westen,
„In wenigen Minuten wissen wir, ob es funktioniert hat…“
Gum Jabbar
 
Beiträge: 14
Registriert: 9. Januar 2022, 09:01

Re: Wolfstöter

Beitragvon Dwain Zwerg » 12. Januar 2022, 12:34

Auch hier freue ich mich auf eine Fortsetzung; eine neue kreative Energie :!: :o :D
Dwain Zwerg
 
Beiträge: 962
Registriert: 20. Oktober 2018, 11:26
Wohnort: HH

Re: Wolfstöter

Beitragvon Gum Jabbar » 12. Januar 2022, 15:08

Kapitel 2

Gum stand mit freiem Oberkörper an dem kleinen Bach und wusch sich das Blut des Trolls aus den grauen Haaren. Kaylan, die ein paar Meter entfernt neben dem toten Troll stand, musterte die teilweise sehr alten Narben auf Gums Rücken und sah dann auf den leblosen Körper vor ihren Hufen.
„Warum glaubst du, das dieser Trolll nicht der eigentliche Wolfstöter ist? Er hat fast vierzig skelettierte Wolfsköpfe an seinem Körper hängen?“
Ohne sich umzuwenden, oder seine Körperhygiene zu unterbrechen antwortete Gum,
„Ja… skelettierte Wolfsschädel. Die letzten toten Wölfe die wir gefunden haben, sind vor etwa zwei Tagen getötet worden. Siehst du irgendwelche frischen Schädel?“
Kaylan untersuchte den toten Scroll etwas aufwendiger und hatte nach einer Weile alle Wolfsschädel auf einen Haufen neben dem toten Troll gelegt. Als sie sich schließlich umwandte, stand Gum bereits direkt hinter ihr.
Erschreckt zuckte sie zusammen,
„Aaaaalter… Mann… Mach sowas nicht mit mir... „
Schmunzelnd zog sich Gum sein Hemd über, das er zwar ebenfalls im Bach gewaschen hatte, dem man aber die blutige Färbung noch immer an sah,
„Und? Irgendwelche frischen Schädel?“
Kaylan schüttelte den Kopf,
„Nein. Die scheinen alle schon ein paar Wochen alt, oder wesentlich älter zu sein.“
Gum hob einen der Schädel hoch und und sah in die leeren Augenhöhlen, während er leise sagte,
„Ich glaube, wir haben es hier mit mehr als nur einem Wolfstöter zu tun. Der Troll… oder vielleicht sogar mehrere, sind nur eine Ablenkung… oder eine Art Köder.“
Kaylan musterte Gum mit zusammen gekniffenen Augen,
„Ablenkung? Köder? Wofür?“
Vorsichtig legte Gum den Schädel wieder auf den Haufen zu den Anderen, dann wandte er sich um und ging zurück zu dem kleinem Bach. Dort griff er nach seinem Gambeson und zog diesen über sein Hemd, bevor er sich die eiserne Brustrüstung darüber legte.
Kaylan trat heran und half ihm beim verschnüren der Lederriemen.
Schließlich wandte Gum sich um und sah Kaylan an,
„Wen kennst du, dem die Wölfe in diesem Land mehr am Herzen liegen, als allen anderen?“
Kaylan zuckte mit den Schultern,
„Keine Ahnung, Niemanden?“
Gum lächelte,
„Ich wette du kennst mindestens einen, der etwas für die Wölfe übrig hat, oder?“
Kaylan hob eine Augenbraue und fragte zögernd,
„Du meinst Orfen?“
Jetzt zuckte Gum mit den Schultern, als er antwortete,
„Nun, du kennst ihn besser als ich, aber er ist derjenige, der bereits mehrere Kopfgeldjäger los geschickt hat und schließlich auch uns mehr oder weniger auf diese Jagd geschickt hat. Wenn also jemandem so viel daran liegt, das der Wolfstöter unbedingt gefunden werden soll, dann zähle ich nur Eins und Eins zusammen um zu dem Schluss zu kommen, dass dieser Troll, mit den uralten Schädeln nicht der Gesuchte sein kann, sondern eine Art Falle sein sollte um eben Jenen hervor zu locken, dem so viel an den Wölfen liegt.“
Kaylan hatte Gums Ausführungen mit gehobener Augenbraue und erstauntem Blick zugehört und sah jetzt auf den toten Troll hinter ihr hinab,
„Aber nun haben wir diesen Troll erledigt, sind dann nicht wir in die Falle gelaufen?“
Gum kratzte sich am Hinterkopf und sah sich langsam um. Aufmerksam beobachtete er dabei die Büsche und das Gestrüpp um sie herum, schüttelte dann jedoch mit dem Kopf und erwiderte,
„Selbst wenn wir in die Falle gegangen sind, hat sie wohl nicht ausgelöst. Entweder wurden wir beobachtet und für nicht wichtig… oder nicht gefährlich genug befunden…“
„Oder?“ fragte Kaylan, während sie nun ebenfalls die Umgebung beobachtete um dann schließlich zu Gum zu schauen,
„Oder die Falle hat längst zugeschnappt und jetzt sind wir der Köder.“
Kaylan hielt für einen Moment die Luft an, sah Gum von oben bis unten an, wandte sich dann um und blickte in die Baumwipfel über sich. Schließlich trat sie an den toten Troll heran und kniete sich zu ihm hinab. Während sie seine Sachen durchwühlte knurrte sie über die Schulter in Gums Richtung,
„Weder glaube ich, dass wir in einer Falle sitzen, noch glaube ich, das wir der Köder für irgendwas oder irgendwen sind.“
Noch bevor Gum antworten konnte geschah etwas seltsames mit dem toten Troll. Von einer Sekunde auf die andere verfärbte sich die lederne Haut des Trolles zu einem aschfahlem Grau.
Die toten Augen, die eben noch leblos in den Himmel gestarrt hatten, verfärbte sich milchig und aus seinem inneren drang ein tiefes düsteres Grollen hervor.
Kaylan sprang entsetzt auf und trat ein paar Schritte zurück,
„Was zur Hölle geht da vor?“ schrie sie entsetzt mit weit aufgerissenen Augen.
Gum aber zog langsam sein kleines Schwert, das in diesem Moment anfing dunkelrot zu leuchten.
Den Blick nicht von dem toten Troll lassend antwortete er,
„Dieser Troll ist nicht tot.“
Kaylan sah auf das leuchtende Schwert von Gum und dann zu dem Troll, der sich plötzlich langsam erhob. Entsetzt wich sie ein paar weitere Schritte zurück. Stöhnend zischte sie,
„Ein untoter Troll… aber wie… wer?“ Ihr Blick wanderte umher,
„Hier ist niemand der diese Macht ausübt, Kein Totenbeschwörer, kein Necromant. Wer macht das? Und Warum?“
Gum sprang an ihr vorbei, dass Schwert hoch erhoben und rammte es tief in den Schädel des Trolls, der sofort zusammen brach und leblos liegen blieb.
Langsam zog er das Schwert wieder aus dem Schädel heraus. Das Leuchten hatte aufgehört.
„Jetzt ist er wirklich tot…“
Kaylan sah ihn kopfschüttelnd an,
„Erstens beantwortet das nicht meine Fragen und zweitens habe ich gerade das Gefühl, das du fast mit so etwas gerechnet hast.“
Gum sah sie schmunzelnd an, während er Heft seines Schwertes sauber putzte,
„Ich sagte doch die Falle hat längst zugeschnappt… Kein normaler Mensch… kein normaler Zwerg hat ein Amulett oder gar ein Schwert aus dem Material bei sich, mit dem man Untote töten kann, dafür ist es viel zu selten. Aber mein kleines Schwert hier, hat im Griff einen Edelstein, der aus diesem Material besteht und ich habe gespürt wie er anfing zu zittern. Es musste also irgendetwas Untotes in der Nähe sein und kurz darauf verwandelte sich dieser Troll.“
Kaylan sah zu dem Troll und dann wieder zu Gum. Ihr Blick fiel auf das Schwert, das Gum jetzt wieder einsteckte und schließlich sagte sie zögernd,
„Um also mal alles zusammen zu fassen… Wer auch immer die Wölfe tötet, benutzt den… oder die Trolle als Köder um denjenigen in eine Falle zu locken, dem die Wölfe so am Herzen liegen…“
Gum nickte und beendete die Aufzählung mit den Worten,
„...und er oder sie weiß ganz genau, ob derjenige auch in die Falle gegangen ist oder ob das, wie in unserem Fall hier, jemand anderes ist.“
Kaylan trat langsam wieder an den Troll heran und musterte ihn aufmerksam.
Schließlich fragte sie,
„Und die Kopfgeldjäger?“
Gum zuckte wieder mit den Schultern,
„Wer weiß. Entweder wurden sie vom Troll getötet oder eben auch von dem untoten Troll nach seiner Verwandlung. Von wem sie getötet wurden ist egal… das Ergebnis zählt, sie sind tot!“
Kaylan nickte,
„Dann hat Derjenige, der hierfür Verantwortlich ist, jetzt erst Recht ein Problem!“
Gum hob eine Augenbraue und fragte,
„Warum?“
Kaylan lachte glucksend und antwortete,
„Na wir sind nicht tot, wissen jetzt das jemand hinter der ganzen Sache steckt und werden uns auf die Suche nach ihm oder Ihr machen!“
Gum nickte schmunzeln,
„Stimmt. Ich hab zwar keine Ahnung wo wir anfangen sollen, aber das wird sich schon finden.“
Diesmal war es Kaylan, die schmunzelnd erwiderte,
„Das ist einfach… wir suchen uns wieder ein paar Wölfe und benutzen die als Köder für den nächsten Troll, denn ich könnte fast wetten das dies hier nicht der Einzige ist. Nur diesmal werden wir ihn nicht töten!“
Gum nickte und sprach leise,
„Klingt nach einem Plan!“
Gum Jabbar
 
Beiträge: 14
Registriert: 9. Januar 2022, 09:01

Re: Wolfstöter

Beitragvon Meres » 12. Januar 2022, 15:38

Hallo Gum
Wow, das ist eine unerwartete, aber seeeeeehr interessante Fortsetzung.
1. Gut dass ihr noch lebt ;) .
2. Offenbar muss man sich vor euch beiden in Acht, nehmen, wenn ihr zu zweit einfach mal so einen Troll allemacht! :P
3. Der Kunstgriff mit dem Zeitsprung zwischen Kapitel 1 und 2 hat mir gut gefallen!
Mehr davon! :mrgreen:

P.S: So klein finde ich dein Schwert gar nicht :lol:
Benutzeravatar
Meres
 
Beiträge: 230
Registriert: 7. Januar 2022, 17:29
Wohnort: Die sonnigen Felder Tulgors

Re: Wolfstöter

Beitragvon Gum Jabbar » 14. Januar 2022, 15:41

Kapitel 3

Gum sah in die Schlucht hinab, die sie gerade hinter sich gelassen hatten und kletterte die letzten Meter zu der kleinen Anhöhe hinauf, auf der Kaylan bereits auf ihn wartete.
„Ich hätte nicht gedacht, das Trolle so gut klettern können.“ schnaufte er erschöpft, als er neben Kaylan zur Ruhe kam und sich erschöpft hin hockte. Sein Blick suchte die Umgebung ab, doch außer Berge, Täler und Schluchten, konnte er nichts erkennen. Müde schüttelte er den Kopf, als Kaylan Richtung Süden zeigte,
„Er ist da lang, über den kleinen Berg mit den beiden Bäumen, wenn wir uns nicht beeilen, verlieren wir seine Spur.“
Gum erhob sich und deutet an, das es weiter gehen sollte. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren lief Kaylan den kleinen Abhang hinab und begann mit dem Aufstieg auf den kleinen Berg, auf den sie vorher gezeigt hatte.
Gum nahm einen Schluck aus seiner Wasserflasche und folgte ihr schließlich vor Erschöpfung stöhnend.
„So weit südlich waren wir noch nie… und so hoch in den Bergen ebenfalls nicht… die Luft hier ist verdammt dünn!“
Kaylan, die schon einige Schritte voraus und höher als er war, lachte leise, bevor sie schließlich inne hielt und zu ihm hinab blickte,
„Du wirst wirklich alt… Alter Mann!“
Gum murmelte leise, so dass sie es nicht hören konnte,
„Wenn du wüsstest wie alt ich wirklich bin…“ doch etwas lauter sagte er dann in ihre Richtung, „jaja du mich auch…“

So kletterten die Beiden bereits seit Stunden hinter dem Troll her, den sie wie geplant mit einem Wolf angelockt hatten. Gum hatte es zwar gar nicht gefallen, das der Wolf dabei getötet worden war, doch Kaylan hatte ihn davon überzeugt, das dies der einfachste und schnellste Weg sei, um den Troll und seinem geheimen Meister im Hintergrund abzulenken und ihn dann verfolgen zu können.
Gum hatte eingeworfen, dass der Troll vielleicht erst mehrere Wölfe töten würde, bevor er sich zu seinem Meister begeben würde, doch als dieser Troll hier schließlich auftauchte, konnte man sehen, dass er schon mehrere Wölfe getötet hatte in der letzten Zeit und tatsächlich brach er, nach dem er den von Gum und Kaylan benutzen Köderwolf getötet hatte, auf in Richtung Süden, vorbei am Krallenfels tief in die südlichen Berge.
Wie erwartet hatte er den Wolf geköpft und den Schädel an einem Seil an seinem Körper befestigt.

Kaylan hockte an einem Stein auf dem kleinen Berggipfel, neben den beiden Bäumen und deutete Gum an in die Hocke zu gehen um nicht gesehen zu werden. Vorsichtig kroch Gum näher und sah an Kaylan vorbei zwischen dem Stein und den Bäumen hindurch nach unten.
Unter den beiden, ein paar Hundert Meter entfernt öffnete sich eine kleine Schlucht, die nicht tief in die Felsen hinein reichte und in einer Sackgasse zu enden schien.
Kaylan deutete auf die Schlucht,
„Seine Spuren führen dort hinein, aber nirgends wieder hinaus. Also ist er entweder noch dort drinnen, oder es gibt eine Höhle, einen Durchgang irgendwohin…“
Gum nahm den letzten Schluck Wasser aus seiner Wasserflasche, schüttelte sie und leckte dann die letzten Tropfen von der Öffnung ab, bevor er sie wieder verschloss und wegsteckte. Dann sagte er leise,
„Ich geb zu, dass wir eigentlich sofort folgen sollten, falls es dort wirklich eine Höhle oder einen Durchgang gibt, aber mein Körper schreit nach Ruhe und ein klein wenig Erholung.“ Er deutete auf die Schlucht, bevor er fort fuhr, „Wir wissen wo er rein ist und sofern es da nicht irgendein Labyrinth gibt, finden wir ihn mit Sicherheit wieder… oder er kommt demnächst da wieder raus. Lass uns zwei bis drei Stunden Rast machen. Wir kämpfen beide ausgeruht besser als wenn wir total erschöpft da rein gehen und kämpfen müssen…“
Kaylan sah Gum eine Weile an und schien zu überlegen, doch dann nickte sie und blickte wieder zur Schlucht hinab,
„Du hast Recht, wir sind seit Stunden unterwegs und die meiste Zeit davon Bergauf geklettert, eine kurze Rast wird uns gut tun.“
Gum hörte sie schon nicht mehr. Er hatte die Augen geschlossen und war auf der Stelle eingeschlafen.
Kaylan sah wieder zu Gum und schüttelte eine Augenbraue hebend den Kopf,
„Ich übernehme dann die Wache…“ sagte sie leise, griff in die Tasche und zog ein Stückchen Trockenfleisch daraus hervor, dass sie sich leise schmatzend in den Mundwinkel schob. Ihr Blick wanderte wieder hinab zu der Schlucht und dann hoch in den Himmel.
Die Sonne würde bald untergehen, was aber in der Höhle, sofern es denn eine geben würde, eh nicht wirklich ins Gewicht fallen würde.

****

Der Mond stand hoch über den Bergen und hüllte die Umgebung in fahles, aber helles Licht.
Hell genug, das man ohne Probleme die Umgebung erkennen konnte, auch wenn alles grau in grau aussah.
Kaylan hatte Gum vor einigen Minuten geweckt und nachdem er sich leise grummelnd den Schlaf aus den Augen und die Blätter aus den langen grauen Haaren gewischt hatte, kam er zu Ihr heran gekrochen und sah über den kleinen Hügel hinab in die Schlucht.
„Irgendwelche Veränderungen?“ fragte er leise und nahm das angebotene Stück Trockenfleisch nickend an.
Kaylan schüttelte den Kopf und antwortete schmunzelnd,
„Nein, seit dem du hier alle Bäume abgesägt hast im Schlaf, hat es keine Veränderung gegeben.“
Gum sah sich kurz erschreckt um, bevor er begriff und lachte dann leise. Dabei stand er langsam auf, richtete seine Schwerter und seine Schulterrüstung und deutet dann auf die Schlucht unter ihnen,
„Na dann schaun wir mal, wo das da hin führt und ob wir finden, was wir suchen.“
Kaylan griff sich einen etwas größeren herum liegenden Ast, entzündete mit einem kleinem Zauber dessen Spitze und reichte ihn Gum.
Dieser nahm die ihm angebotene Fackel und schritt voran in die dunkle Schlucht hinein und schon nach wenigen Schritten verschlangen die Schatten der Schluchtwände das fahle Mondlicht, so dass sie ohne eine Fackel nicht mehr viel gesehen hätten.
So aber erkannten sie recht schnell das am Ende der kleinen Schlucht ein großer Höhleneingang lag.
„Wie ich vermutet hatte.“ sagte Gum leise über die Schulter zu Kaylan, die ein paar Schritte hinter ihm ging.
„Na dann auf, rein da… willst du denn ewig leben?“ erwiderte sie grinsend.
Gum hob kurz eine Augenbraue und murmelte zu sich selbst,
„Wenn du wüsstest…“
Dann verschwand er im Höhleneingang…
Gum Jabbar
 
Beiträge: 14
Registriert: 9. Januar 2022, 09:01