Todmüde fiel Meres auf einen Strohhaufen, der in einer Ecke der Taverne aufgehäuft war.
Das Gespräch mit Orfen hatte ihm viele neue Informationen gebracht: Reka tot; Varkur/Qurun und die Krahder besiegt; Chada neue Königin von Andor; Eara fertig ausgebildet und Lehrerin am Institut für Zauberei, welches bis vor kurzem noch lediglich von den Zauberern des Turms bewohnt war und auch noch Feste von Yra hieß; Kram Herrscher der Schildzwerge. „Soviel passiert und so viel geschehen…“, mit diesen Gedanken schlief Meres bis tief in den Mittag, als Gilda ihn weckte, indem sie ihm einen Eimer Wasser über den Kopf schüttete.
Prustend und gurgelnd schoss Meres von dem durchnässten Stroh auf. Grünes Feuer loderte auf und es gab eine kleine Explosion
. Gilda taumelte kurz, schüttelte den Kopf und langte dem Zauberer eine. „Das dir das ja nicht noch einmal passiert!“, schimpfte sie erbost. „Offenes Feuer in meiner Taverne und dann auch noch von einem so unbedachten Magier wie dir! Du hast Glück, dass du hier nichts angezündet hast! Jahrzehnte der Arbeit stecken in diesem Gemäuer; Erinnerungen, Lieder und Geschichten. Wag es auch nur noch einmal hier drinnen einen Funken zu erzeugen und…!“ Meres grinste: „Immer noch die gleiche Gilda. Immer besorgt um ihre Taverne. Sei unbesorgt, denn ich werde nicht viel länger hier bleiben. Zuviel Zeit ist vergangen, seit ich und die Helden von Andor uns im Kampf trennten. Ich muss mich entschuldigen und zu Rekas Grab reisen, um ihrer zu Gedenken.
Gilda erwiderte: „Übrigens hat Orfen einen Brief für dich hinterlegt, hier bitte.“ Meres hielt das Pergament in Händen und betrachtete es. Relativ klein, zusammengefaltet und versiegelt. Als er es vor das Fenster hielt sah er eine geschwungene Handschrift durchschimmern. „Nun auf! Mach weg!“, rief Gilda ihm zu und deutete auf die Wasserpfütze, die von ihrer Weckaktion noch auf dem Boden stand. „Beeil dich, sonst zieht das Wasser in die Holzdielen und ich darf dann wieder die Zimmerleute herbestellen. Weißt, du wie lang der Weg zu denen ist? Und dann muss ich auch noch zurück! Da kann ich die Taverne für den Tag dichtmachen!“ Den gereichten Lappen ignorierte Meres und konzentrierte sich. Eine Dampfwolke stieg auf, strich an den Wänden entlang, wobei sie den Ruß der Kerzen und des Kamins abwusch und zog letztendlich durch die Fernster ab. „Zufrieden?“, fragte Meres leicht genervt. Gilda stand der Mund offen und sie stammelte: „Und all das ohne Nebenwirkungen?“ „Tja, erwiderte Meres selbstzufrieden, 10 Jahre sind eine lange Zeit, um Fehler auszumerzen und...“
„Aber auch, um negative Gefühle gegeneinander tiefer einzugraben“, unterbrach ihn die Wirtin und schob in unsanft aus der Tür.
Kopfschüttelnd schätzte Meres die aktuelle Uhrzeit und überlegte, wie er es wohl am schnellsten zu Rietburg schaffen könnte, denn wo Gilda Recht hatte, hatte sie Recht.
Meres steuerte den Fluss an, denn mit magischen Schnellreisen durch Gewässer kannte er sich seit seiner Zeit auf der schwarzen Kogge aus. Dies war eines der Geheimnisse, wie die Piratenbande so erfolgreich werden konnte und wie Meres den Untergang des Schiffes überlebt hatte. Ob die anderen überlebt hatten, wusste Meres nicht mit letzter Sicherheit, aber zumindest von Kentar, Krumm und Roa vermutete er es.
Nach einer guten halben Stunde des Laufens fiel Meres der Brief von Orfen wieder ein, den Gilda ihm gegeben hatte. Er holte ihn aus seiner Tasche und brach das Siegel.
„Hallo Meres,
tut mir Leid, dass ich heute schon so früh wegmusste, aber ein Troll hat sich daran gemacht alle Wölfe in Andor und im Gebirge zu töten und mit alle meine ich alle
. Das Untier hat schon dutzende Kopfgeldjäger auf dem Gewissen, kaum noch einer wagt sich an ihn heran. Die letzten, die losgezogen sind, waren ein mir bislang unbekanntes Duo, Gum Jabbar und Kaylan hießen sie, schienen ganz anständige Leute zu sein. Falls sie noch leben, werde ich ihnen jetzt helfen, falls nicht, werde ich den Troll selbst fertigmachen. Ich hoffe dir geht es gut und du hast nicht zu starke Kopfschmerzen von gestern. Und mach dir nichts draus, einen Trinkwettbewerb hat bisher noch keiner gegen mich gewonnen, außer einem gewissen Johannes.
Viel Glück und mögen wenige Kreaturen deinen Weg kreuzen,
Orfen (Wolfspfotensymbol einfügen).
Meres runzelte die Stirn. Ein Troll, der alle Wölfe ausrotten wollte? Für Meres war dies auch nicht leicht zu vertragen. Zwar war er kein Wolfskrieger, dem diese Tiere heilig waren, doch in seiner Kindheit war immer ein Wolf in Rekas Hütte gewesen und hatte mit ihm gespielt.
Dennoch. Dies war die Sache der dafür zuständigen Leute.
Jetzt hörte er es in der Nähe Rauschen und Meres wusste, dass die Narne nicht mehr weit sein konnte. Plötzlich hörte er ein Schaben, Kratzen und Knurren und ein Skral sprang aus der Böschung empor.
So, das war es für heute. Wer alles alle Anspielungen verstanden hat, darf sich jetzt mal auf die Schulter klopfen .
An Gum Jabbar: Ich hoffe, dass ich mit diesem Geschichtchen nicht dein Geschichtenkonzept umgestoßen habe
, falls dem aber so ist, entschuldige ich mich und außerdem handelt es sich in diesem Fall in dieser Geschichte nicht um dich und deinen Wolfstöter, sondern um komplett gesonderte Figuren, die du ignorieren kannst und die dann auch in meiner Geschichte mysteriöserweise einfach nicht mehr auftauchen. Falls ich dann diese Nachricht noch bearbeiten kann, Lösche ich diesen Teil dann einfach.