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Eigenes Brettspiel - Einstiegshilfe benötigt

BeitragVerfasst: 18. Mai 2016, 10:51
von Trakol
Hallo ihr Helden und Ungeheuer Andors :D

vorneweg muss ich erstmal sagen, dass mich Michael Menzel mit Andor selbst inspiriert hat ein Spiel zu entwickeln, dass mit Teamwork spielbar ist. Nach ca. anderthalb Jahren hab ich nun eine vage Vorstellung wie das spiel funktionieren soll. Nach meinen eigenen recherchen gibt es so eine Art von Spiel noch nicht, weshalb ich umso motivierter bin dieses Spiel auf die Beine zu stellen.

Nun zu meinem eigentlichen Anliegen. Ich hab so gut wie keine Ahnung wie ich denn jetzt vorgehen soll. Einfach das Spielbrett Zeichnen und ausprobieren? Ich hoffe ich kann ein paar nützliche Tipps von Leuten bekommen die vllt. schon selber an einem Spiel arbeiten und gearbeitet haben.

Danke schonmal!

Re: Eigenes Brettspiel - Einstiegshilfe benötigt

BeitragVerfasst: 18. Mai 2016, 12:13
von Jaska
An einem Spiel gearbeitet habe ich bislang noch nicht, aber jeder hat ja schon als Kind gerne eigene Spiele erfunden (bin noch in ner Generation ohne Handys schon im Grundschulalter geboren, da zumindest war das der Normalfall ;) ). Und üblicherweise beginnt das mit einer Idee, die ausprobiert wird. Wo es hakt und keinen Spaß macht, wird ausprobiert und optimiert. Sachen, die sich bewähren, werden ganz automatisch zur bindenden Spielregel, Sachen, die nur unter bestimmten Umständen Spaß bringen, müssen ein bisschen differenzierter ausgeknobelt werden.
Ein Brettspiel unterscheidet sich davon dann je nach Komplexität besonders im Balancing, das durch Timing, verwendete Würfel, Kampfwerte oder ähnliches verändert werden kann oder gleich durch Spielelemente (Bewegungsoptionen, Aktionen usw.). In diesem Bereich KÖNNEN mathematische Fähigkeiten wichtig und nützlich werden, in der Tat wird in Teilen der Branche schon seit Jahrzehnten mathematisch erfasst, wie Spiele optimal funktionieren. Aber der Gegenentwurf der intuitiven Regelauslegung und des ständigen ausprobierens funktioniert ebenfalls (und wenn ich mich nicht täusche, hat Herr Menzel mal in einem Interview erwähnt, dass das Regelwerk von Andor auch in erster Linie aus Ideen und zahlreichen Probepartien und Optimierungen entstanden ist).

Insofern würde ich dir an der Stelle raten, einen oder auch mehrere Prototypen eines Spielplans herzustellen, ohne allzuviel Arbeit in die Ausgestaltung zu stecken; es reicht, wenn der Plan rein funktional ist. Dann versuchst du deine vagen Vorstellungen mal tatsächlich auszuspielen, alleine oder auch schon mit jemandem zusammen. Ideen, die funktionieren, bleiben erstmal so bestehen, Ideen, die nicht funktionieren, werden geprüft, warum sie nicht funktionieren und was man daran ändern kann; im Zweifelsfall fliegen sie erstmal raus. Nach und nach wirst du dann immer näher an ein funktionierendes Spiel kommen, das du dann unbedingt von anderen Leuten testen lassen solltest; dir selbst entgehen unglaublich viele Ungereimtheiten, weil sie für dich selbstverständlich sind (sind ja deine eigenen Ideen), aber zu 100% ergeben sich zahlreiche Fragen von anderen Spielern (auch davon kann Herr Menzel wohl ein Lied singen; auch hier treten immer mal Konstellationen bei anderen Spielern auf, die vom Regelwerk nicht eindeutig geklärt werden können; deshalb ist dieses Forum so wahnsinnig toll für das Spiel Andor!).
Dann kannst du mit der Ausgestaltung beginnen oder jemanden damit beauftragen. Wenn du es veröffentlichen Möchtest, musst du damit bei einem Verlag vorstellig werden und ihn von deinem Spiel überzeugen.

Fänds toll wenn du uns ein wenig auf dem Laufenden halten würdest!

Re: Eigenes Brettspiel - Einstiegshilfe benötigt

BeitragVerfasst: 18. Mai 2016, 19:07
von Hagen
Hallo Trakol,

ich bin auch gerade dabei was zu entwickeln, aber das dauert wahrsch. noch 1 Jahr.

Prinzipiell brauchst du einfach ein mit Filzstiften bemalten Plan, Spielsteine und Figuren aus anderen Spielen und dann losspielen. Bis es funktioniert. Danach brauchst du einen Grafiker/Illustrator, der die Sachen auf schick macht und dann in China eine Firma, die dir ein Produktionsangebot macht (Stückzahl meistens 1000), dann gehst du auf kickstarter.com

Bei einem Verlag vorstellig sein, ist quasi out. Vor allem in Deutschland. Die haben ihre Topleute. Aus meiner Sicht gibt es auch kaum innovative Spiele aus Deutschland. Selbst Kosmos lebt größtenteils von Catan (in der zigsten Variante) und Andor. Ich lasse mich aber auch gerne vom Gegenteil überzeugen :)

Jamey Stonmaier, ein sehr erfolgreicher und sympathischer Gründer auf kickstarter.com schreibt wöchentlich in seinem blog über Spieleentwicklung und Marketing. Alles auf englisch, aber lohnt sich. Dort findest du alles, inklusive Adressen von Firmen in China.

http://stonemaiergames.com/
oder facebook
https://www.facebook.com/StonemaierGames/

Re: Eigenes Brettspiel - Einstiegshilfe benötigt

BeitragVerfasst: 18. Mai 2016, 19:49
von Mjölnir
Ich glaube nicht, dass der Kickstarter-Weg der Stein der Weisen ist.
Auch wenn in den letzten Jahren deutsche Verlage von anderen europäischen mitunter schon fast vorgeführt werden und oft genug kein Risiko eingehen wollen (und wenn Pegasus "MauMau" veröffentlicht oder die hundertste Variante von Carcassonne erscheint, kann das wahrlich nicht als riskant bezeichnet werden), braucht man professionelles Feedback. Und das bekommt man von Kosmos, Hans im Glück, SchmidtSpiele & Co. Auch wenn ich noch kein Spiel veröffentlichen konnte, würde ich nicht auf die Hinweise und Tipps verzichten wollen, die ich bekommen habe. Auch das persönliche Gespräch mit Wolfgang Lüdtke hat mich da voran gebracht. Ich glaube nicht, dass Kickstarter das ersetzt hätte. :)

Re: Eigenes Brettspiel - Einstiegshilfe benötigt

BeitragVerfasst: 19. Mai 2016, 06:57
von Jaska
ja, Kickstarter sollte in der tat lediglich zu finanzierungszwecken für ein bereits weitgehend fertiges spiel herangezogen werden, bei dem spielmechanik und layout schon sehr ausgereift sind. klar kann man auch schon mit einer gut verkauften Idee ordentlich Gelder einfahren, aber sobald das der fall ist, muss eben auch zeitnah abgeliefert werden, sonst ist das ganze Kickstarter Geld schnell dahin, mit dem man schon geplant und gearbeitet hat. ein Verlag ist vlt kein muss, aber definitiv ein pool von jeder menge Fachwissen in alle möglichen Richtungen, wie Mjölnir schon sagte. Einen hochetablierten Fachmann in Sachen grafischer Gestaltung mit eigenen Erfahrungen in der Veröffentlichung von eigenen Spielen hast du ja hier im Forum in Person von Michael Menzel, vlt gibt er dir ja den ein oder anderen nützlichen Tipp :)

Re: Eigenes Brettspiel - Einstiegshilfe benötigt

BeitragVerfasst: 19. Mai 2016, 08:13
von Trakol
Hallo,

danke euch für die Antworten. Damit kann ich ja schonmal was anfangen. Und wegen Kickstarter, ich persönlich finde das jetzt nicht zwingend erforderlich. Zudem meine Englisch Kenntnisse (Um mit den Chinesen zu reden) wirklich nicht brauchbar sind. Ich würde die zwar verstehen aber antworten kann ich nicht :lol:
Ich denke, dass nach wie vor Verlage doch noch eine gute möglichkeit sind, seine Spiele auf den Markt zu bringen und um Feedback von Profis zu bekommen.

Re: Eigenes Brettspiel - Einstiegshilfe benötigt

BeitragVerfasst: 19. Mai 2016, 17:36
von Hagen
Mjölnir hat geschrieben:Ich glaube nicht, dass der Kickstarter-Weg der Stein der Weisen ist.

Ich sage ja nicht, dass Kickstarter der Stein der Weisen ist, aber ich bin einfach von der Tatsache überwältigt, dass man auf dieser Plattform sein Konzept weltweit vorstellen und auch verwirklichen kann. Das hängt natürlich von vielen Details ab bzw. von der Überzeugungskraft deines Brettspielprojekts, aber es gibt eben keinen Prototypenangucker bei irgendeinem Spieleverlag der sagt, nee sowas machen wir nicht.
Hier entscheidet der Kunde, ob es klappt oder nicht. Wenn es nicht klappt, hast du nur Geld für deinen Prototypen ausgegeben, wenn es klappt, kannst du ein Spiel produzieren, wenn es super läuft, verdienst du auch noch etwas dabei.
Nur mit einer Idee würde ich dort aber auch nicht starten. Es muss schon ein ziemlich fertiges Projekt sein, da hast du Recht Jaska.

Mjölnir hat geschrieben:... Auch wenn ich noch kein Spiel veröffentlichen konnte,

Das finde ich ja sehr spannend, dass du auch an einem Brettspiel dran zu sein scheinst. Bei deiner Kreativität bin ich natürlich neugierig. Ich hoffe du informierst uns, wenns konkret wird 8-)

Re: Eigenes Brettspiel - Einstiegshilfe benötigt

BeitragVerfasst: 20. Mai 2016, 06:52
von Jaska
Das Ding ist halt, dass man beim Verlag schlimmstenfalls eben abgelehnt wird, wenn ihnen die Idee nicht gefällt; hier reicht aber unter Umständen eben schon das Konzept, um zu überzeugen, wenn das klappt, hat man die Chance auf finanz- und tatkräftige Unterstützung und jede menge knowhow, das man nutzen kann.
Bei Kickstarter müssen wie du schon sagst die Kunden überzeugt werden. Das kann über die Idee funktionieren, aber seien wir ehrlich: das ist ohne ansprechende Ausgestaltung ganz ganz schwierig; nur eine Idee muss sich rumsprechen, und Brettspiele haben das Problem von einer relativ niedrigen Verbreitung und einem riesigen Marktangebot; hier ist es ganz schwer, sich nur über eine Idee ins Gespräch zu bringen, wenn da nicht ein großer Name oder eine große Marke dranhängt. Da muss also richtig viel investiert werden an Vorarbeit und Marketing (denn ohne geht es vermutlich im Kickstarter-Getummel schnell unter), wenn man sich ne realistische Chance ausrechnen will. Gegenüber einer Kooperation mit einem Verlag hat man natürlich den Vorteil, dass man völlig frei ist in dem, was man tut; bei einem Verlag muss man um viele der eigenen Vorstellungen kämpfen, wenn man sie durchboxen will (andererseits sind manche verlagsseitigen Bedenken vielleicht auch gut begründet und bewahren einem vor dem ein oder anderen Fehler)

Ein weiteres Problem ergibt sich für Trakol: Kickstarter hat ein internationales Publikum, aber er traut sich nicht zu, in China eine englischsprachige Bestellung über eine kleine Produktion aufzugeben. Um Kickstarter so effektiv wie nur möglich zu nutzen, ist eine englischsprachige Kampagne Pflicht. Da müsste sich dann also auch jemand finden, der sämtliche Inhalte (seien es Updates, Kommentare oder Präsentationsvideos) zeitnah übersetzen kann und will.

Kickstarter birgt also auch einige Risiken, die man eingehen muss, wenn man eine erfolgreiche Kampagne begünstigen will