von Jaska » 18. März 2016, 14:21
Teilgenommen habe ich nun. Hier noch meine Meinung zur konkreten Frage, ob Computerspiele Gesellschaftsspiele ablösen: Ja, ich finde, das haben sie längst getan. Schon in meiner Kindheit (sprich 90er) war das so. Gesellschaftsspiele hatte zwar jeder, gespielt hat man nach Möglichkeit aber natürlich immer die viel cooleren Videospiele. Ich selbst hatte in der Hinsicht vor der Jahrtausendwende nur einen Gameboy und ein Grand Prix 2 auf einem eigentlich nicht wirklich spieletauglichen Rechner. Hätte ich die Möglichkeit gehabt, hätte ich damals wohl mehr Videospiele als Gesellschaftsspiele gespielt.
Meine Jugend durch konnte ich mir Videospiele leisten und tat das auch. Da war ich seeehr fleißig dabei. Jeder, der cool war, hatte ein Nokia-Handy mit Snake drauf, ein paar Jahre später war das Thema mobile Videospiele mit der Veröffentlichung vom iPhone populär wie nie. Heute hat gefühlt jedes zweite Grundschulkind ein Smartphone, mindestens aber ist jedes damit vertraut.
Strategische, tiefgehendere Brettspiele interessieren mich schon seit Jahren grundsätzlich, aber ich bin das nie wirklich angegangen in der Erwartung, dass ich zu wenig Mitspieler für sowas finde. Dieses Jahr hab ich mit Andor einen Anfang gemacht, und mein ganzes Umfeld ließ sich dafür begeistern.
Ich sehe also eine beängstigende Entwicklung (jedes kleine Kind wird mit digitaler Unterhaltung nur so bombardiert, meine eigenen Kinder werde ich da vieeel klassischer erziehen), aber auch eine gewisse Offenheit für den (im Verhältnis) Nischenmarkt Brettspiele. Im Moment bin ich nicht flüssig genug, um das Hobby zu vertiefen, aber ich bin schon jetzt sehr fleißig dabei, mich umzuschauen, und habe zahlreiche Spiele gefunden, die mich sehr interessieren.
Mein Schluss also: Ja, Videospiele haben Gesellschaftsspiele abgelöst, aber noch lange nicht verdrängt; dafür gibt es eine zu begeisterte und treue Vielspielerschaft, ein nach wie vor riesiges und stetig wachsendes Angebot und eine mit der Zeit gehende Branche; Andor beispielsweise ist das Äquivalent zu einem Mod-freundlichen Videospiel. Tolles Spiel, offene Gestaltung, Baukasten zum ermöglichen eigener Ideen, wahnsinnig toller Support. Ich glaube, dass Videospiele mit entsprechenden Marketinginstrumenten wieder eine größere Rolle spielen könnte und sich einen Teil der großen Masse zurück ins eigene Boot holen könnte; denn bei allen Vorteilen, die ein Videospiel theoretisch bietet (Präsentation, Gameplay, Spieltempo, Umfang, Spieleranzahl) gehen einige Dinge eben doch verloren: die eigene Fantasie (je expliziter ein Spiel dargestellt wird, desto weniger Fantasie muss/kann man einbringen), haptisch fühlbare Spielgegenstände (ein Controller mit Vibration ersetzt nicht einen Gegenstand, den ich mit meinen Fingern aufnehme und in mein Inventar lege, auch ein Touchscreen wie bei der WiiU nicht) und die gesellige Runde (seit LAN-Parties so aus der Mode gekommen sind und jeder Online-Spiele für ausreichend gesellschaftliche Aktivität hält).
Schön, dass ihr euch in der Schule dieser Frage stellt, aber in eurer Umfrage würde ich sie auch genauso stellen, wie du sie hier in der ersten Zeile geschrieben hast; wer nämlich nur auf die in der Umfrage gestellten Fragen antwortet, kratzt das eigentliche Thema nur an