Zurück zur Taverne

Fortsetzung Story: Bait, die Zwergin

Fortsetzung Story: Bait, die Zwergin

Beitragvon ChrisW » 23. April 2015, 15:02

Bait, die Zwergin

Die Schlacht um Cavern

In der uralten Zwergenhöhle von Cavern, dort wo sich der Atem der Lunge „Barathrum“ mit den stickigen Gasen der Tiefmine Caverns mischte, wirbelte Bait, die Schwester Krams mit ihrer Streitaxt verzweifelt gegen die Skrale, die übermächtig in den Gängen wüteten. Von Fürst Hallgard und seinem Gefolge war schon lange nichts mehr zu vernehmen – Er schien in die Gegend jenseits des geheimen Sees abgedrängt worden zu sein. Und auch um Bait stand es nicht mehr gut. Sie kämpfte jetzt allein gelassen auf einem Felsvorsprung direkt beim Roteisenstein, nahe der alten Brücke, mit dem Rücken zum Mahlstrom Barathrum, dessen Säuseln konstant straff aus der Tiefe strömte. Gerade noch rechtzeitig riss sie Ihren Schild nach oben, als ein kleiner Felsbrocken von einem Gor nach ihr geschleudert wurde. Sie machte einen Ausfallschritt nach hinten, und ruderte mit ihren kurzen Armen. Der Schild machte sich selbständig und wurde vom Luftstrom erfasst, dann blieb er mit einem Scheppern am Rande der Tiefe liegen. Wild und entschlossen schlug Bait dem frechen Gor ihre Axt gegen den Schädel, so das dieser das Gleichgewicht verlor und nun seinerseits in die Tiefe stürzte. Drei weitere Gestalten stürmten jetzt aus Richtung des Haupteingangs auf den Mahlstrom zu. Vorsichtig stapfte sie wieder einige Schritte zurück und tastete nach ihrem verlorenen Schild. Ein lautes Geräusch von den Neuankömmlingen ließ sie herum wirbeln. Sie trat ausversehen auf den Schild, der langsam nach hinten glitt, als sie erkannte, dass ihre Heldenfreunde Thorn, Eara und Chada dem Zwergenreich zu Hilfe eilten, aber es war zu spät. Sie schlitterte mit ihrem Schild immer weiter auf die Kante des Mahlstroms zu und bevor sie einen Hilfeschrei loswerden konnte, rutschte sie mitsamt ihrem Schild über den Abgrund in die Tiefe. Sie schlug einige Male gegen den roten Felsen, bis es tiefschwarze Nacht um sie wurde…

… Mit geweiteten Augen erwartete sie den letzten tödlichen Aufschlag, aber nichts geschah. Es war stockfinster, sie vernahm ein rascheln, das sie nicht zuordnen konnte. Vorsichtig versuchte sie ihre Glieder zu bewegen, aber es tat sich nichts. Stärker, mit mehr Kraft wollte sie ihre Beine, ihre Arme, ihren Körper und ihren Kopf bewegen, aber außer ein paar Lichtblitzen vor ihren Augen nahm sie nichts wahr. Sie erinnerte sich an den Sturz in die Tiefe, wie sie verzweifelt ihre Freunde erkannte, als sie über den Abgrund rutschte und an das Zischen der wirbelnden Luft um sie herum. Aber fühlen konnte sie überhaupt nichts. Sie verspürte auch keinen Schmerz, kein Gewicht, keine Angst, keinen Hunger oder Durst - einfach gar nichts, als ob es ihren Körper nicht mehr gäbe. Nichts um sie herum gab ihr irgendeine Orientierungshilfe, kein Hinweis wo sie sich befand oder was sich um sie herum tat, einfach eine gähnende Leere.
Sie schloss Ihre Augen und öffnete sie wieder, aber auch das machte keinen Unterschied. Dann versuchte sie tief durchzuatmen und auch das funktionierte in keiner Weise. Sie verspürte keinen Widerstand, hörte keine Luft ein oder ausatmen. Sie war völlig isoliert, ohne Bewegung, Gespür oder irgendetwas, das auf Leben hindeutete. Verzweifelt konzentrierte sie sich auf Geräusche aus ihrem Inneren, aber auch von dort ließ sich nichts vernehmen. Einzig das Rascheln, das sie nicht zuordnen konnte, war hin und wieder zu erahnen. So ist es also, wenn das letzte Stündlein geschlagen hatte, dachte sie traurig. Sie erwartete nichts mehr, als diese unerträgliche Ruhe. Genervt gab sie sich auf und ließ sich in der Leere treiben. Bilder aus ihrem Leben tauchten vor ihr aus dem Nichts auf, gemeinsame Treffen mit ihrer Familie, ihr Vater Drack, der damals den Drachen bekämpfte und in seiner Zwergenrüstung stolz und ehrfurchtsam seine Söhne und Töchter ausbildete und über ihr junges Leben wachte. An seiner Seite die stolze Schildzwergin Murna, die nicht nur für das leibliche Wohl der Familie, als auch für die Behaglichkeit des Zwergenheims in den Höhlen von Cavern sorgte und nur zu gerne, ein fröhliches Zwergenlied pfeifend, ihren Lieben das Lesen und Schreiben sowie die Regeln und Richtlinien, aber auch die alten Bräuche und kulturellen Gepflogenheiten der Schildzwerge näherbrachte. Und nicht zuletzt ihr Lieblingsbruder Kram, der in seiner brummigen Art immer für einen Spaß zu haben war, vor keinem Abenteuer halt machte und für sie das wichtigste Vorbild in ihrem Leben war. Sie sah den tiefen geheimen See in schimmerndem smaragdgrün geheimnisvoll leuchten, und sie dachte an die Warnung ihrer Mutter diesen See niemals unbedacht zu durchqueren, da dort unheimliche Wesen zuhause sein sollten. Sie dachte an die zischende Esse, als sie ihre erste Schmiedeversuche erlernte, das trockene rotglühende Eisen, das ihren zarten Zwergenbartflaum wegkräuselte und mit seiner strahlenden Hitze durch geschickte Hammerschläge und geheime Schmiedetechniken jede Form annehmen konnte, die sich ein Zwerg nur vorstellen konnte. Sie hatte von einem Besucher aus Silverhall, einem entfernten Verwanden ihres Vaters gelernt, wie man ein Stück Mithril nur durch Gedanken so vorbereiten konnte, dass die Metallstruktur völlig entspannte, so das es bei der Bearbeitung des wertvollen Rohstoffs niemals zu Brüchen oder Rissen im geschmiedeten Mithril kam. Später hatte sie diese Fähigkeit perfektioniert auf andere Metalle und kein Stück ihrer Schmiedekunst war je gebrochen oder geplatzt. Von Fürst Hallgard persönlich bekam sie einen uralten Mithril Ring, dem geheimnisvolle Kräfte nachgesagt wurden, als Bezahlung für ihr Meisterstück, einen Großen Schild mit dem Wappen des Fürsten, ausgeführt in verschiedensten Metallen und Legierungen. Dieser Schild sah aus, als wäre er von einem Meistermaler verziert worden.

Und bei dem Gedanken an diesen feierlichen Moment der Schildübergabe fühlte sie ihren Mithrilring an ihrem linken Mittelfinger pulsieren und wärmer und wärmer werden. Sie dachte dass er sich in ihre Haut einbrannte und erwartete den dazugehörenden Schmerz, aber nichts dergleichen geschah. Im Gegenteil, ihre Hand wurde langsam wieder mit einem Kribbeln fühlbar. Nach und nach, während der Ring seine Wärme ausstrahlte war es, als ob die Hand langsam auftaute. Vorsichtig versuchte sie ihre Finger zu steuern. Ein leichter Schmerz durchfuhr ihre Hand, aber je länger das Kribbeln und Pulsieren andauerte, umso besser wurde die Hand wieder durchblutet. Es kam ihr wie eine Ewigkeit vor, bis sie ihre Hand öffnen und schließen konnte, und sie wieder Feingefühl in die linke Hand bekam.
Stunden später, die ihr wie Tage vorkamen, kehrten ihre Lebensgeister Stückchen für Stückchen weiter in ihren Körper zurück. Sie konnte sich zwar immer noch nicht wirklich bewegen, aber sie konnte endlich wieder Ihren eigenen Körper fühlen. Irgendetwas hielt sie jedoch fast bewegungslos fest. Als sie ihre Fingerspitzen gegeneinander rieb, konnte sie eine filzige Hülle ertasten, wie Handschuhe, als wenn sie in eine Filzdecke gegossen worden wäre. Endlich hatte sie auch wieder Ihr Gesicht unter Kontrolle und konnte ihren Atem erspüren. Es war nicht leicht ein und auszuatmen, irgendetwas stoppte den Luftstrom und dann wurde es mit einem Mal ganz heiß in ihrem Inneren. Die Erkenntnis traf sie wie ein Schlag. Ich bin gefangen in einem Kokon und war gelähmt. An ihrem Hals fühlte sie ein leichtes brennen, eine kleine Wunde -wie von einem giftigen Biss. Dann spürte sie dass ihr Körper in leichte Pendelbewegung gebracht wurde und erstarrte wieder Augenblicklich. Draußen lauerte wohl noch immer der Feind, und wenn sie sich nicht irrte, musste es sich um ein riesiges Spinnenmonster handeln. Bewegungslos harrte sie in ihrem Kokon aus. Gerade dachte sie noch es wäre alles gut verlaufen, als sie sich nun der Gefahr bewusst wurde, was ihr widerfahren würde, wenn die Kreatur draußen mit bekam, dass sie hier drinnen wach und am Leben war.

*****


soweit erstmal mein erster Versuch der Zwergin Bait ein wenig Leben einzuhauchen, die in den Legenden von Andor von ihrem so erfolgreichen Bruder Kram in den Schatten gestellt wurde.
Vielleicht ist auch sie als Heldin extrem wichtig um Ken Dorr wieder vom Thron zu vertreiben und Andor in den normalen Wahnsinn zurückzuführen.

Wenn ihr mehr lesen wollt, gebt mir Feedback.
Ich habe diese Story nicht gegenlesen lassen und bitte deshalb Rechtschreibung und evt. Grammatikfehler zu übersehen bzw. mir zu melden, damit ich die Story von ihnen befreien kann.

Vielen Dank und viel Spaß

ChrisW
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Re: Story: Bait, die Zwergin

Beitragvon ChrisW » 23. April 2015, 15:03

Vorratshaltung

Endlich war die Lähmung komplett vergangen. Sie lauschte und versuchte verzweifelt Außengeräusche wahr zunehmen. War da irgendetwas? Durch ihre weiche Seidenhülle hindurch konnte sie nur rudimentäre Geräusche wahrnehmen. Gerne hätte sie sich mit ihren Fingern die Ohren freigemacht. Sie versuchte langsam den linken Arm an ihrem Körper entlang zu ihrem Gesicht zu schieben, aber die klebrige Seidenmasse verhinderte das effektiv. Wieder dachte sie an den Ring an Ihrem Finger, der sie so wundersam wieder aus der trüben Leere befreit hatte. Und der Gedanke an das kleine Schmuckstück ließ den Ring wieder leicht vibrieren. Sie sandte einen Gedanken in ihren linken Mittelfinger und aus dem Vibrieren des Rings wurde wieder ein stärkeres Pulsieren. In ihrer Not stellte sie sich vor, dass die Seidenschicht an ihrer Hand verschwand, und tatsächlich verflüssigte sich der klebrige Seidenfaden und tropfte langsam von ihrer Hand herab.
Sollte das möglich sein? Konnte sie die geheimnisvolle Kraft des Mithrilringes mit ihren Gedanken steuern und dazu nutzen sich zu befreien? Wenn sie doch nur etwas hören oder sehen könnte.
Augenblicklich tropfte die Seide aus ihren Ohren in die Tiefe und auch vor ihren Augen zerfloss das Gewebe und tropfte herab. Endlich hatte sie wieder zwei ihrer wichtigsten Sinne zur Verfügung.

Jetzt musste sie erst einmal die Lage sondieren. Ohne den Kopf zu bewegen sah sie, dass sie mit dem Gesicht nach unten aufgehangen war. Unter sich konnte sie in großer Tiefe rotglühendes Magma erkennen. Wie gut, das sie sich nicht mit Gedanken einfach komplett von ihrer Seidenhülle befreit hatte, denn das wäre ein sehr schnelles und extrem heißes Ende ihres Lebens gewesen. Sie blinzelte nach rechts und links und konnte dort einige andere Kokons entdecken, die säuberlich aufgereiht nebeneinander hingen, ohne jeglichen Kontakt zu einander. Rundherum waren Felswände die, wie ein umgedrehter Zylinder, den Raum zu allen Seiten und nach oben begrenzten. Weit unter sich konnte sie ein emsiges schwarzes achtbeiniges Wesen entdecken, das sich an den Felswänden kletternd mit einem weiteren weißen Kokon abmühte, sich aber unablässig den bereits aufgehängten Kokons näherte. Jetzt bloß Ruhe bewahren sagte sich die Zwergin. Bewegungslos hing sie so über der fließenden heißen Glutmasse und beobachtete, wie sich die Spinne mit dem nächsten Opfer abmühte, um es endlich auch an der Gewölbedecke aufzuhängen. Emsig überprüfte die Spinne mit schnellen Bewegungen ob die bevorratete Beute noch fest an der Decke fixiert war, wobei die Kokons wieder in eine Pendelbewegung gerieten. Bait konzentrierte sich darauf, weiterhin bewegungslos zu verharren. Endlich machte sich die Spinne an einem ihrer Fäden hängend wieder abwärts, dem Magma entgegen. Mit einem Schwung versetzte sie ihren Faden in Pendelbewegung und schwang sich so an die steile Felswand um nur wenige Schritte weiter unten seitlich zu verschwinden.
Bait hatte das alles sehr gut beobachtet und testete nun die Fähigkeiten ihres Ringes aus. Nach und nach befreite sie ihre Arme durch Konzentration aus der Seidenhülle, bis sie, wie in einem Trapez liegend, zwischen den anderen Kokons baumelte. Sie konnte sich jetzt jederzeit mit eigener Kraft aus den restlichen Seidenresten befreien. Als sie aber mit einem Bein aus ihrer Halteschlaufe herausrutschte, dachte sie reflexartig, dass die Seide sie um Himmelswillen halten solle, und tatsächlich, an ihrem Bein verfestigte sich die klebrige Masse wieder.
Jetzt wusste sie, dass sie eine Chance hatte aus diesem Gefängnis zu entkommen. Sie schaukelte sich zu einem Nachbarkokon herüber und löste mit ihrem Ring und ihren Gedanken die Seide dieses Kokons ein Stückchen auf, und siehe da, der freche Gor, der vor ihr über den Rand in den Mahlstrom gefallen war kam zum Vorschein. Sie betrachtete die anderen Kokons und hangelte sich geschickt von einem Kokon zum nächsten, indem sie Seide verflüssigte und wieder erstarren ließ, so dass sie sich selbst vorkam wie eine Spinne. Alle Kokons enthielten gelähmte Kreaturen, Gors oder Skrale. Sie zählte mit ihrem Kokon zusammen vierzehn Vorratsbeutel der mächtigen Spinne, die sich den Kampf um Cavern zu Nutze gemacht hatte ihre Vorratskammer mit frischen Leckereien aufzufüllen. Unten sah sie wie die Spinne mit einem weiteren Kokon den Aufstieg begann. Schnell begab sie sich wieder in ihr Hängetrapez und stellte sich wie die anderen Kokons leblos. Die Spinne näherte sich und klebte den fünfzehnten Vorratsbeutel an die Gewölbedecke. Dann pendelte sie wieder an allen Kokons und seilte sich zufrieden ab in die Tiefe. Bait wiederum nutzte nun ihre Chance und kletterte wieder aus den Kokonresten, sprang todesmutig von Kokon zu Kokon, bis sie direkt neben dem Faden hing, an dem sich die Spinne abseilte. Mit einem zufriedenen Lächeln berührte sie mit ihrem Ring den seidenen Faden der Spinne und wie erwartet verflüssigte sich die Stelle der Berührung und der Faden riss unter dem Gewicht des Monsters. Die Spinne stürzte ihrem Untergang entgegen, drehte sich aber und schoss einen frischen Faden der Decke entgegen. Sie traf den Kokon, an dem sich die Zwergin festgesetzt hatte und versuchte, nachdem sie wieder Halt gefunden hatte blitzschnell den Faden hinauf zu klettern. Bait sprang geistesgegenwärtig zum nächsten Kokon und wieder zurück, so, dass sie oben auf dem Seidenball sich an der Deckenfixierung festhielt. Leider konnte sie die ums Überleben kämpfende Spinne nun nicht mehr sehen, aber sie fühle die Belastung des Verankerungsfadens, der nun drei Gewichte tragen musste, den eingewickelten Skral, die unten kletternde Spinne und das Gewicht der Zwergin. Sprungbereit stemmte Bait ihre Füße auf den Kokon und verflüssigte die Halterung mit ihrem Ring. Dann, als der Faden riss, stieß sie sich ab und landete auf einem benachbarten Kokon. Von dort beobachtete sie, wie der Kokon, auf dem sie sich noch vor Bruchteilen einer Sekunde befunden hatte, immer schneller der Glut entgegen fiel. Die Spinne, die ihren Faden noch mit dem stürzenden Objekt verbunden hatte, konnte diesen nicht mehr schnell genug lösen und stürzte der wabernden heißen Masse entgegen. Einen kurzen Augenblick sah die Zwergin wie die Spinne es auf den Kokon schaffte, dann aber flammte der Kokon auf und mit ihm zischte die Spinne und platze in das Magma. Eine dunkle Dampfwolke war das Einzige was sich nun langsam nach oben bewegte. Die Spinne war vernichtet.
Bait kletterte geschickt von Seidenhülle zu Seidenhülle und löste die Fäden an der Oberseite der Kokons einen nach dem anderen auf. So tropften die Kokons mit den eingeschlossenen Kreaturen nacheinander in die Glut, wo sie mit einem Zischen für immer verschwanden. Die schlaue Zwergin umwickelte ihre Füße und Hände mit den von der Decke hängenden Spinnenfäden und konnte sich durch Verflüssigen und Verfestigen der Seide an den Felswänden entlang bewegen, aber nur sehr langsam näherte sie sich der Stelle, an der die Spinne ihr Vorratslager verlassen hatte. Vorsichtig hangelte sie sich nur mit den Händen wenige Meter über dem Magma an der Felsendecke hängend voran. Unter ihr blubberte es und heiße stinkende Wolken stiegen auf. Nach einer Viertelstunde endlich erreichte sie das Ende der Decke. Unter sich stürzte der Magmafluß in die unergründliche Tiefe, über ihr stieg der Felsen wieder senkrecht in einer riesigen Röhre nach oben. Die heißen Magma Gase schossen an Ihr vorbei nach oben und erzeugten so den Mahlstrom. Im Querschnitt der Felsröhre erkannte Bait ein riesiges Spinnennetz, das alle möglichen Gegenstände und Körper wie ein Sieb vor der unendlichen Tiefe aufgefangen hatte. So war wohl auch ihr Leben gerettet worden - die Spinne hatte sich ihrer bemächtigt, als sie im Netz gefangen war und sie gelähmt und eingewickelt in die Vorratskammer gebracht. Sie betrachtete das Netz genauer und entdeckte weitere Körper von Gors und Skralen, die von der Spinne bereits gelähmt auf den Abtransport warteten. Und da, nicht weit von ihrem „Klebepunkt“ entfernt sah sie ihren Schild und sogar ihre Axt im Netz fixiert.
Vorsichtig kletterte sie die Wand hinauf auf das Netz und nahm ihre liebgewonnenen Rüstungsteile wieder an sich.
Dann machte sie sich an den schwierigen Aufstieg.


*****



Hier ist der zweite Teil von Bait's Abenteuer, während die Helden sich um Cavern bemühten und Kram endlich erwacht.

Wie es weiter geht? Mal schauen ....


Liebe Grüße

ChrisW



Die alte Brücke

Nach unheimlicher Anstrengung und über einer Stunde dieses Kräfte raubenden Aufstiegs zog sich Bait über die Kante des Mahlstroms auf das sichere Plateau des Roteisensteins. Da sie nichts Bedrohliches in ihrer unmittelbaren Umgebung sah und hörte, blieb sie völlig erschöpft einige Minuten flach auf dem Bauch nach Luft japsend liegen. Dann rappelte sie sich wieder auf und entledigte sich der klebrigen Spinnfädenmasse, die sie vorsichtig in ihren leeren Trinkschlauch fließen ließ – vielleicht hatte sie ja hierfür noch einmal Verwendung. Danach betrachtete sie den geretteten Schild, stellte aber mit Verwunderung fest, dass es leider doch nicht ihr eigener Schild war. Dieser hier hatte tiefe Scharten bekommen und sehr unter schweren Schlägen gelitten. Für den Augenblick musste dieser Schild jedoch reichen, aber auf Dauer würde sie sich nach einem haltbareren Schutz umsehen müssen. Aber wenigsten ihre selbstgeschmiedete Axt baumelte gut erhalten an ihrem Gürtel. Doch was sie jetzt am Dringendsten benötigte war frisches Wasser, sie war völlig ausgetrocknet. Wie lange mochte sie in der Vorratskammer gehangen haben? Einige Stunden, vielleicht sogar Tage? Sie wusste es nicht und konnte, da dieser Teil der Höhle verlassen schien, auch nichts Hilfreiches ausmachen um diese Frage zu klären.
Sie fasste einen Plan. Wenn Cavern noch nicht verloren war, dann musste sie sich erst Stärken, dann wieder vollständig ausrüsten und dann nach dem Verbleib der anderen Zwerge und ihrem Fürsten forschen. Also begab sie sich auf den Weg zur alten Brücke. Immer wieder traf sie auf dem Weg auf gefallene Gors, und Skrale, aber leider auch auf den einen oder anderen Zwerg, der mit gespaltenem Schädel oder verrenkten Gliedmaßen am Wegesrand lagen. Der Anblick machte sie sehr traurig, und als sie die Leiche eines ihrer Nachbarjungen fand, rollte eine Träne des Zorns über ihre Wange. Rachegefühle machten sich breit, aber niemand war da an dem sie diese Gefühle frei lassen konnte.
Endlich erreichte sie die alte Hängebrücke, die sich über den Mahlstrom spannte und die sie überqueren musste. Diese alte Holzbrücke spannte sich schon seit einigen hundert Jahren über die stürmische Kluft, und man tat gut daran, sie zügig zu überqueren und dabei auf jeden Schritt zu achten. Das Holz der einzelnen Tritte war staubtrocken und fast schwarz, die Seile die als Handläufe zu beiden Seiten gespannt waren, fühlten sich sehr spröde und rau an. Bevor sie sich überhaupt auf die wackelige Brücke bewegte, sah sie sich vorsorglich um. Sie wollte keine bösen Überraschungen auf der Hängebrücke erleben. In der Ferne sah sie den Haupteingang liegen, durch den sie zuletzt ihre Freunde gesehen hatte. Weit entfernt konnte sie die Tore ausmachen. Ganz kurz schien es ihr als würde durch einen Spalt in der Pforte Licht in den Berg fallen, also verharrte sie einen Augenblick abwartend aber sie konnte nichts Verdächtiges mehr ausmachen. Also betrat sie Vorsichtig die Brücke, die jetzt leicht schwankte. Wind pfiff von unten durch die Holzstufen und erzeugte einen gleichmäßigen Pfeifton. Schon unzählige Male zuvor hatte sie diese Brücke überquert, ohne über die Sicherheit nachzudenken, aber als sie die nächste ausgetretene Holzpanke betrat, knarrte das Holz unter ihr bedächtig. Vorsichtig hielt sie inne. Das Pfeifen veränderte seinen Klang und wurde sirrender und langsam immer lauter. Sie bückte sich um die Planke unter sich genauer zu betrachten als etwas über ihren Kopf hinweg zischte. Etwa auf der Hälfte der Brücke krachte das Geschoss in die Holzplanke und blieb darin zitternd stecken. Ein grober schwarzer Speer hatte sich in das alte Holz gebohrt. Erschrocken hörte sie hinter sich ein rollendes Grummeln, nur wenig von ihr entfernt. Pfeilschnell wirbelte sie auf der Brücke herum und entdeckte zu ihrem Entsetzen einen Troll, der sich an der Konstruktion der Hängebrücke zu schaffen machte. Mit scharfen Steinkeilen hackte er an den Hanfseilen herum, die unter der Spannung und den Schlägen zu zittern begannen.
Bait dachte nicht lange nach und sprintete, den Schild auf ihren Rücken gespannt, der anderen Seite der Brücke entgegen. Zu ihrem Entsetzen tauchten nun, am gegenüberliegenden Ende der Brücke, ebenfalls zwei Kreaturen auf, die an der Seilkonstruktion herum säbelten. Gerade noch rechtzeitig ließ Bait die Hilfsseile los und stand auf dem schwankenden Untergestell der Brücke und balancierte sich aus. Hinter dem Troll standen einige Skrale, die mit ihren Bögen auf die junge Zwergin zielten. Zischend näherten sich die Pfeile und nur durch viel Glück und dank des starken Mahlstroms wurden die Pfeile leicht nach oben abgelenkt und verfehlten ihr Ziel um Haaresbreite. Dann erzitterte die Brücke unter den Schritten des Trolls, der sich auf die wackelnde Brückenkonstruktion wagte und sich der Zwergin schnell näherte. Die Skrale zogen sich zurück. Von der anderen Seite näherten sich die zwei kleineren Kreaturen, die, wie Bait bald erkannte nach Mischwesen aus Gor und Skral aussahen. Widerliche flinke schuppige Gestalten mit messerscharfen Krallen. Bait saß in der Falle. Die Brücke wippte nun unter den sich nähernden Sprüngen und Schritten der Kreaturen. Panisch lief Bait nun vorwärts auf den Speer, der in der Brückenmitte steckte zu und setzte alles auf eine Karte. Mit einem Satz erfasste sie mit beiden Händen die Speerstange und schwang sich um den Speer. Wie durch ein Wunder blieb der Speer stecken und sie wirbelte um 180 Grad um den Stab, dann ließ sie die Stange los und schoss mit den Füßen voran dem Troll entgegen. Als dieser begriff, was da auf ihn zuflog, war es für ihn auch schon zu spät. Zwei Zwergenfüße prallten in die Magengegend des Trolls, der in der Mitte einknickte wie ein morscher Weidenstab, Bait landete auf ihren Füßen und zog den geschundenen Schild vom Rücken über ihren Kopf hinweg senkrecht auf den Schädel des Trolls. Mit einem Krachen durchstieß der robuste Kopf des Hünen den Schild und so rutschte der Schild auch über dessen Oberarme, so dass er wie mit einem Fassring gefesselt auf der Brücke schwankte. Inzwischen näherten sich die beiden Kreaturen von der anderen Seite der Brücke. Geistesgegenwärtig stieß sich Bait von dem wehrlosen Trollkörper ab und flog wieder dem Speer entgegen. Ob der Trick nochmal funktionierte? Sie griff mit beiden Händen erneut nach der Speerstange, aber dieses Mal löste der Speer, festverankert, das ganze Brett aus der Brückenkonstruktion und die Zwergin verlor die Kontrolle über ihr Gleichgewicht. Den Speer immer noch festumklammert stürzte sie an den verdutzten Mischwesen links vorbei und so sah Bait den Mahlstrom immer näher kommen und die Brücke sich immer weiter entfernen. Sie drehte ihren Kopf nach rechts und bestaunte den Tanz der drei Kreaturen auf der wankenden Brücke. Mit einer schnellen Schleuderbewegung rotierte der Speer in Richtung Brücke und das Brett verfing sich in einer Ritze zwischen zwei anderen Brettern. Schnell drehte die Kämpferin den Speer, so dass das Brett nicht mehr aus der Ritze herausrutschen konnte und klammerte sich mit aller Kraft an die Waffe. Durch dieses Manöver begann die Brücke zu zucken und sie verdrehte sich um 180 Grad um die eigne Achse, so dass nun die Unterseite der Brücke nach ober gedreht wurde. In ihren Augenwinkeln bemerkte sie nun, wie die drei Körper, die sich eben noch triumphierend auf der Brücke befunden hatten an ihr vorbei in die Tiefe sausten. Langgezogene Schreie gellten zu ihr noch einige lange Sekunden herauf, bis sie leiser wurden. Von einem Aufprall konnte die Zwergenfrau nichts vernehmen. Sie war auch viel zu sehr damit beschäftigt, sich an dem Speer nach oben zu ziehen. Endlich griff sie nach den trockenen Brückenplanken. Das Brett mit dem Speer jetzt ohne Zuggewicht, rutschte aus der immer noch schwingenden Ritze und stürzte den Kreaturen hinterher in die Tiefe. Da sie es nicht wagte auf die Brücke zurück zu klettern, hangelte Bait sich Planke für Planke unter der Brücke hängend auf die gegenüberliegende Seite der Schlucht. Ihre Kräfte reichten dafür nur deshalb, weil der Mahlstrom so stark von unten blies, dass sie der Schwerkraft nur einen Teil ihres Gewichtes entgegenzusetzen hatte. Ihre Arme brannten als sie endlich die rettende Felskante, nahe dem unvollendeten westlichen Tor erreichte. Sie war dem Tod in der Lunge Caverns nun zum zweiten Mal entkommen, machte sie sich bewusst. Da hier auf dieser Seite nichts Lebendiges zu hören war, begab sie sich endlich zum Brunnen direkt nordwestlich Barathrums. Hier schöpfte sie endlich genug Wasser um die trockene Kehle zu erlösen und trank soviel sie konnte, bis ihr Bauch glucksend und bis zum Platzen gedehnt ihrem schier unersättlichen Verlangen nach dem kühlen Nass Einhalt gebot. Für den Augenblick hatte sie die Nase voll von Abenteuern und so suchte sie sich eine Nische als Unterschlupf in einer Ecke des unvollendeten westlichen Tores.

*****



Soweit nun der Dritte Teil meine Zwergengeschichte. Ich hoffe bald auch Teil 4 fertigzubekommen.

Liebe ´Grüße

ChrisW


Gut Gerüstet

Kram erwachte nur langsam. Dann kehrte die Erinnerung an die letzten Tage zurück. Eine große Schlacht hatte es gegeben. Feuer und Rauch. Viele Schildzwerge fanden den Tod. Er und wenige andere hatten sich um den verwundeten Fürst Hallgard geschart, um ihn aus der Mine zu bringen. Doch von da an konnte er sich an nichts mehr erinnern. Sein Schädel schmerzte höllisch, aber noch war er am Leben. Er stand auf. Noch halb benommen sah er sich um. Er war nahe dem Brunnen, westlich der alten Brücke. Beim Brunnen angekommen nahm er erst einmal einige Schlucke Wasser. Seine Lebensgeister kehrten endlich wieder zu ihm zurück. Zu seinem Glück fand er in einer seiner Wams Taschen einen Trank der Hexe. So war er mit seiner Streitaxt und dem einfachen Schild relativ gut gerüstet. Er blickte nach rechts zur alten Brücke und erschrak über deren ramponierten Zustand. Die Halteseile waren zerrissen, Bretter aus der Brücke waren geborsten und hingen bruchstückhaft an verschiedenen Stellen der Brücke. Hier gab es so einfach kein weiterkommen, also wandte er sich nach Nordosten um vielleicht noch etwas ausrichten zu können. Als er das unvollendete Tor passierte, meinte er schnarrende Geräusche zu vernehmen, aber bevor er sich dem Geräusch nähern konnte, war es wieder still und er vernahm in der Ferne mehrere Stimmen und er sah farbiges Licht aus der Richtung der Waffenkammer flackern und ein leichter Donnerschlag hallte ihm entgegen. Endlich erkannte er die hellste Stimme, es war die Stimme seiner Freundin Eara, die sich wohl gewaltsam mit Magie Zutritt zur Waffenkammer erzwingen wollte. Freudig überrascht sah er im Näherkommen auch seine anderen Freunde Thorn und Chada. Mit einem lauten Knacken brach der Riegel der Waffenkammer entzwei und die Freunde schlüpften durch den schmalen Zugang. Schnellen Schrittes erreichte der Zwerg ebenfalls den Durchgang und folgte seinen Freunden.

Währenddessen musste Bait wohl eingedöst sein. Sie erwachte mit schmerzenden Gliedern, denn die Felsnische, die sie sich ausgesucht hatte, war sehr eng und nicht sehr bequem zum Ruhen, aber dafür wurde sie hier nicht entdeckt. Sie räkelte sich und sortierte ihr Hab und Gut ordentlich, spannte sich ihren Schild auf den Rücken und griff nach ihrer Streitaxt. Dann hörte sie vor sich aus der Ferne Metall aneinander schlagen. Sie duckte sich und beobachtete weiter die Richtung aus der die Geräusche gekommen waren. Da war doch irgendein Leuchten zu erkennen? Lautes Gepolter und Gescheppere vor sich ließ sie in ihrem Versteck verharren, bis sich die Geräusche entfernt hatten und der Gang vor ihr wieder dunkel wurde. Das hatte ihr noch gefehlt, ein weiterer Trupp dummer Gors. Sie folge lautlos dem Gang, bis sie endlich an der Tür der Waffenkammer zu stehen kam. Vorsichtig lauschte sie in alle Richtungen, dann öffnete sie die beschädigte Tür. Eine Flamme hatte den Riegel der Tür völlig zerstört, so dass sich die Tür weder von innen noch von außen richtig verschließen ließ. So drückte sie die Tür so gut es ging zu und sah sich in der Waffenkammer um. Es roch noch nach Rauch und als sie die Fackel an der Wand betrachtete, erkannte sie leicht kräuselnde Rauchfäden darüber. Sie reckte sich und entzündete die Fackel wieder. Endlich konnte sie sich umsehen, doch was sie sah machte sie nicht glücklich. Sämtliche Rüstungsteile waren verbeult und unbrauchbar gemacht, oder einfach verschwunden. Viele leere Regalbretter waren an den Wänden angebracht, die zum größten Teil zerstörte Rüstungsgegenstände wie geplatzte Kettenhandschuhe, schartige verbogene Dolche und zerbrochene Schilde enthielten, aber auch zerstochene Wasserschläuche und jede Menge Glasscherben, die einst Stärketränke, Gifte oder einfach nur Zwergenbier enthalten hatten waren im Raum verteilt. Alles war böswillig zerstört worden. Auf dem Boden zu ihren Füßen entdeckte sie ein altes Manuskript, das halb aufgeweicht und von schmutzigen blutigen Stiefeln zertreten war. Fußabdrücke der Skrale – enträtselte Bait die seltsam geformten Abdrücke in der Waffenkammer. Also die Unholde hatten ganze Arbeit geleistet, hier gab es nicht Brauchbares mehr. Sie wollte sich gerade von der geplünderten Waffenkammer abwenden als sie im Augenwinkel auf dem Manuskript eine große leserliche 17 entdeckte.
Vorsichtig hob sie die Manuskriptseite auf und versuchte die Rückseite zu entziffern:
… in den W…d..n …rborg… Hohlr….mit…..teren .. af..n.
Was mag dies zu bedeuten haben, fragte sich die Zwergin, als sie das Pergament enttäuscht sinken ließ doch dann hatte sie den richtigen Geistesblitz, als sie die kahlen Felsen zwischen den Regalen betrachtete – und sie verstand was das Pergament für eine wichtige Andeutung enthielt. In Hohlräumen in den Wänden versteckt müssen noch weitere Waffen versteckt liegen. Sie nahm den Knauf ihrer Axt um klopfte Stück für Stück die Felswände zwischen den Regalen ab. Bald schon hatte sie eine hohle Stelle ausgemacht und schlug mit der Rückseite einige Steinbröckchen aus der Wand zwischen den Regalen. Na wer sagt es denn – nach und nach förderte sie einen Helm, einen Bogen, einen neuen Schild und ein Fernglas zutage. Dann, nach wenigen weiteren Untersuchungen, fand sie einen Trank der Hexe und noch zwei Trinkschläuche, die sie vor sich auf dem Boden aufbaute.
Sie verstaute einen Trank der Hexe in ihrem Wams, testete das Fernglas, hatte aber keine weitere Verwendung dafür und legte es vorsichtig auf ein nur leicht beschädigtes Regalbrett. Mit dem Bogen konnte sie auch nichts anfangen und ließ ihn an die Wand gelehnt stehen. Erfreut wechselte sie aber ihren beschädigten Schild gegen den neuwertigen und setzte sich den Helm auf, der erfreulicherweise ihren kleinen Dickschädel gut umhüllte. Dann hängte sie einen Trinkschlauch an ihren Gürtel und wohlgelaunt über die neue Ausrüstung trällerte sie eine alte Zwergenweise über eine Schlacht im fernen Silberhall. Als jedoch das Echo in der Waffenkammer sie einholte, stoppte sie erschrocken und mahnte sich selbst zur Vorsicht. Man muss das Unglück ja nicht heraufbeschwören durch Dummheit. Sie löschte die Fackel in der Waffenkammer und zog vorsichtig die angelehnte Ausgangstür wieder auf. Auf leisen Sohlen stahl sie sich schwer bepackt aus der Kammer davon. Ein Fauchen und Zischen war in der Ferne zu hören, instinktiv drückte sich Bait in eine Nische im Gang, als ein Schrei durch die Höhle schrillte und eine Feuerwalze an ihrem Versteck vorbei durch den Hauptgang rollte. Anscheinend war da jemand unvorsichtig zu nahe an die Feuerspucklöcher herangetreten, aber da die Schildzwerge sich ziemlich gut mit den gefährlichen Feuerstößen auskannten, konnte nur eine der unliebsamen Kreaturen den Kontakt mit den Feuern der Tiefe genossen haben, stellte sie schmunzelnd fest. Sie atmete tief ein und nahm den Geruch des geheimen Sees war, der nur durch eine Felsbarriere von ihren Blicken geschützt war. Mutig verließ sie ihr Versteck wieder, und näherte sich der großen Treppe zum geheimen See. Wo sollte sie nach ihren Genossen suchen? In der Nähe des tiefen Marktes, der schon seit einigen Umläufen zerstört war? Oder befanden sich die Zwerge in der Halle der vier Schilde? Die war relativ einfach zu verteidigen, da es nur Zugang aus einer Richtung gab, aber genauso säßen die Zwerge dort in einer Falle, wenn die Feuersbrünste einmal nicht die Eindringlinge zurück hielten und eine Masse der Kreaturen ihren Fürst belagerten. Niemals wären ihr Fürst und seine Leute in die Tiefminen Caverns geflüchtet, da nur wenigen Zwergen die Flucht vor dem feurigen Inferno jemals gelungen war. Alternative Verstecke? Es gab nur noch wenige Möglichkeiten sich zu verstecken. Der geheime See selbst war nicht ungefährlich, man hielt sich nur sehr ungern in seinem Wasser auf und durchquerte ihn deshalb so schnell wie möglich, um nicht den gefährlichen Geheimnissen des Sees leibhaftig zu begegnen. Und weiter südlich des Sees? Es gab noch die Legende von Kreatoks Schmiede, die sich unmittelbarer Nähe des eisernen Brunnens befunden haben sollte, aber niemand dieser Zwergen Generation hatte je diesen Ort wirklich bestimmen können. Also wo sollte sie weitersuchen?
Die Entscheidung wurde ihr lauthals aufgezwungen, als sich vom nördlichen Mineneingang unter lautem Getöse vier riesige Trolle die Treppen herunter zwängten.
Bait blieb nur die Flucht durch den See !!!

*****

Wird die Flucht gelingen? Wie es weitergeht erfahrt ihr bald.


Liebe Grüße

ChrisW



Der Geheime See

Sehr vorsichtig ließ sich die Zwergin in das unheimliche Wasser des geheimen Sees gleiten. Sie spürte sofort die energiegeladene Flüssigkeit ihre Rüstung und Kleidung durchdringen. Das Wasser war zwar angenehm warm, was aber dazu führte, dass man sich in dem See sehr wohl fühlte und sich von den Gefahren des Sees ablenken ließ. Bait wusste von der Wirkung des Sees auf seine Schwimmer. Öfters war sie als Jugendliche heimlich mit ihrem Bruder hier am See gewesen und hat immer wieder dunkle Schatten unter der leuchtenden Seeoberfläche entdecken können. Manches Mal durchbrach eine Flosse oder ein anderes glitschig aussehendes Körperteil eines der Seebewohner die hypnotisierende Oberfläche des Sees. Sie blieb mit langsamen Bewegungen am Rand, die Treppe zu ihrer Linken und lauschte den Geräuschen der Neuankömmlinge.
Mit Erschrecken musste sie feststellen, dass die Trolle sie wohl im See hatten verschwinden sehen, denn der Boden erzitterte als sich die vier Riesen im Laufschritt der Treppe zum Wasser hinab näherten.
Die bis dahin spiegelnde Oberfläche des Sees bildete überall kleine Wellen.
Also zog sich die Zwergin immer weiter in die Felsgrotte zurück, in der Hoffnung, dass die Trolle ihre Spur nicht weiterverfolgten. Plötzlich traten Baits Füße ins Leere und sie musste wohl oder übel schwimmen. Hastig tastete sie an der moosüberzogenen Felswand am Rand der Wasseroberfläche und erwischte eine kleine Felsennase, an der sie sich mit zwei Fingern halten konnte. Eine größere Welle schwappte durch den See, als sich der erste Troll ins Wasser bewegte um nach der Flüchtenden Ausschau zu halten, die ihn und seine Kumpane angelockt hatten.
Bait hielt den Atem an und versenkte sich unter die Wasseroberfläche, nur mit einer Hand an den Fels geklammert. Ihr Puls pochte vor Aufregung, ihr Blut schoss durch ihre Adern und sie glaubte, dieses Trommeln würde überall im See zu hören sein. Ganz plötzlich ohne Vorwarnung schoss ein grünes unförmiges Etwas an ihr vorbei. Sie öffnete den Mund um erschrocken zu schreien, aber sofort schluckte sie Wasser und sie drohte einen Hustenanfall zu bekommen. Da zwang sich die Zwergin zur Ruhe und ganz vorsichtig tauchte ihre Nase und danach ihr gespitzter Mund an die Wasseroberfläche und sie spie das eingedrungen Wasser aus. Genau in diesem Moment blickte der Troll zu ihr herüber und wollte den anderen Trollen signalisieren, dass er die kleine Gestalt von Bait entdeckt hatte.
Da erlosch von einem auf den anderen Moment das Glühen des Sees und es wurde stockfinster. Irgendwo platschte etwas aus dem Wasser. Man hörte einen erschrockenen Aufschrei eines Trolls und das Wasser wirbelte und schäumte. Der Troll brüllte um Hilfe und seine Kameraden näherten sich jetzt ebenfalls der Treppe zum See, darauf bedacht, nicht so unvorsichtig wie ihr Kamerad zu sein. Sie streckten ihre langen Arme über das Wasser, konnten im dunklen Wasser aber nicht ausmachen, was genau mit ihrem Kumpan geschah. Dann platschte es wieder und ein weiterer Troll wurde vom Wasser aus angegriffen. Wütend schwang er seine Keule und schlug auf die Wasseroberfläche blindlinks ein. Das Holz der Keule krachte gegen irgendetwas und dann zerbröselte die Keule in grobe Holzsplitter. Ganz gemächlich tauchte der erste Troll aus dem Wasser mit zerschmettertem Schädel wieder auf. Die drei Kumpane packten den Körper und zogen den Erschlagenen aus dem See.
Genauso plötzlich wie es dunkel wurde, leuchtete der See wieder auf, aber da wo Bait den Kampf der Trolle mit dem Seeungeheuer erwartet hatte sah sie jetzt nur noch grünliche Schlieren im Wasser, was sie als Trollblut identifizierte. Drei der Kolosse standen, sich hilflos ansehend, am Rand des Sees auf der breiten Treppe und konnten nicht glauben, dass ihr Bruder einfach im Wasser verschwunden war und mit zerplatztem Kopf nun vor ihnen lag. Nachdenklich zogen sie sich ein paar Meter von dem Seerand zurück. Dann betrachtete zwei der Riesen den dritten Troll mit seinen Resten der Holzkeule in der Hand und gingen lauthals und wütend auf diesen los, trieben ihn die Treppe hinauf und bis auf den erschlagenen Troll konnte Bait nichts mehr von den Ungetümen ausmachen. Die Zwergin atmete erleichtert tief durch und füllte ihre Lungen mit der feuchten Luft. Sie zwang sich auf der Stelle zu verharren und sich nicht zu bewegen. Wer weiß welcher Jäger sich unter Wasser befand. Wie lange sie so regungslos im warmen Seewasser verharrte wusste sie nicht mehr. Es kam ihr wie Stunden vor. Immer wieder entdeckte sie seltsame Schatten unter der Wasseroberfläche. Diese Schatten taten ihrem Zwergen Ruf furchtlos zu sein nicht sonderlich gut. Im Gegenteil – Je länger sie hier ausharrte umso schlechter stand es um ihr Selbstbewusstsein. Als ihr das klar wurde versuchte sie sich wieder auf die Treppe hin zu bewegen. Endlich spürte sie wieder den Grund des Sees unter ihren Füssen. Schritt für Schritt tastete sie sich langsam voran. Nur noch vier Schritte bis zu Treppe, noch drei - da ganz plötzlich trat sie ins Leere und ein starker Sog zog sie hinab. Etwas Gummiartiges umklammerte ihre Hüfte und riss sie nach unten in die Tiefe des Sees. Vor Schreck atmete sie das Seewasser tief ein und bekam unter Wasser einen solchen Hustenanfall, das sie immer mehr Flüssigkeit in sich hinein saugte. Ihre Sinne drohten zu schwinden. Immer fester drückte die Umklammerung ihren Körper zusammen und dann sah sie, wie sie von der Klammer in Richtung Schlund eines dunklen schleimigen Wesens gerissen wurde. Sie bäumte noch einmal alle ihre Kräfte auf und konnte gerade ihre Axt hervor zwängen, als sich der Schlund über ihr schloss und sie durch eine mit vielen Zotteln besetzte Röhre tiefer in den Körper des Seemonsters rutschte. Nach etwa acht Schritt öffnete sich die Röhre und sie plumpste in ein ekelig stinkendes Becken, das genauso glitschig war wie die Felswände zuvor. Auch hier drinnen schien das Wasser zu leuchten, und so konnte Bait sich schnell orientieren und bemerken, das die Flüssigkeit hier drinnen irgendwie einfach durch die Wände und den Boden versickerte. Hustend kam sie wieder zu Atem, aber das was sie dann einatmete machte auch nicht wirklich Freude – Sie betrachtete diese nach Verwesung stinkende Höhle. Ohne Frage, sie war im Inneren des Seeungeheuers. Das bläuliche Leuchten blieb auch, nachdem das Wasser gänzlich verschwunden war. Auf dem Grund des Seeungeheuer Magens lagen einige rostige Rüstungsteile, Fisch Reste und ein frischer abgerissener Arm des Trolls, dessen Hand immer noch zu einer Faust geballt war. Bait stieß mit der Axt gegen die Hand, aber die Hand krampfte sich um irgendetwas Glitzerndes, was sie nicht weiter erkennen konnte. Sie wollte die Hand mit ihrer Axt zerschlagen, als sich das See-Monster plötzlich regte um eine neue Richtung ein zuschlagen. Mit einem Plumps saß sie auf ihrem Hosenboden und wagte sich nicht zu bewegen, bis die schlingernden Bewegungen wieder nachließen. Doch dann machte sie sich wieder auf den Weg zur Trollhand. Sie zwängte die Schneide ihrer Axt zwischen die Finger und begann vorsichtig die Axt zu drehen. Tatsächlich öffnete sich die Hand und entblößte einen großen Rubin, den Bait in ihrem Wams verschwinden ließ. Vorsichtig kroch sie sich auf das Ende des Magens zu, durch das sie herein gespült worden war. Der Durchgang war durch einen starken Muskelring geschlossen. Kurze Zuckungen des ganzen Magens warnten sie, dass gleich irgendetwas passieren würde. Und da sah sie vom anderen Magenende aus eine leicht schäumende Flüssigkeit, die langsam immer mehr den Magen füllte. Jetzt stieg sie bis an die Hand des Trolls. Die blutige Hand begann zu schäumen und das Fleisch löste sich in Windeseile von den Knochen. Wenige Sekunden später war das Fleisch zersetzt und der Knochen fing an sich aufzulösen – Säure !!! Beißender Dampf stieg Bait in die Augen, während sie verzweifelt versuchte sich an dem Magenschließmuskel zu schaffen zu machen. Mit ihrer Axt schlug sie schnelle Achten kreisend immer härter auf den Muskel, der sich nicht öffnen wollte. Mit einem Ruck, der vom hinteren Magenteil sich nach vorne bewegte, verengte sich der Magen und das Monster würgte den gesamten Mageninhalt mit einem Stoß wieder aus seinem Körper heraus. Wasser schoss der Zwergin wieder entgegen, das sich zischend unter ihr mit der Säure vermischte und dann flog sie wie von einer Wasserfontäne getragen in hohem Bogen aus dem Schlund des Monsters heraus zurück in den See. Mit schnellen Armbewegungen und starken Beinschlägen schwamm sie an das nächste Ufer und schleppte sich mit letzter Kraft die ersten zwei Stufen hoch. Dort blieb sie erschöpft und schwer atmend liegen.


*****

Soweit ist nochmal alles gutgegangen, aber was passiert unserer Zwergenheldin noch alles, im halbzerstörten Cavern??


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Re: Story: Bait, die Zwergin

Beitragvon ChrisW » 23. April 2015, 15:03

Dunkler Schatten

Hier an der Nordseite des Sees herrschte ein feuchtes sehr warmes Klima. Schweißperlen mischten sich auf Baits Stirn mit den tropfenden Resten des Seewassers, das ihr aus dem Helm troff, der erstaunlicherweise immer noch auf ihrem Schädel saß. Nur langsam erholte sie sich von dem soeben erlebten Schrecken aus der Tiefe des Sees. Hier waren jetzt auch einige Kleidungsfetzen und Knochenreste des toten Trolls wie Treibholz angeschwemmt worden.
Ein eisiger Schauer durchzog ihren Körper als sie daran dachte welche unbeschreibliches Glück sie bei der Begegnung mit den vier Ungetümen und dem Seeungeheuer hatte, aber jetzt musste sie erst mal hier weg, bevor eine weitere unerwünschte Begegnung nicht so glimpflich abging wie zuvor.
Die Treppen hier im nordöstlichen Ufer waren von den Trollen mit frischem Nass benetzt worden, so dass sie sehr vorsichtig, aber leider nicht ganz geräuschlos durch die Pfützen nach oben stapfte, immer auf Geräusche lauernd um nicht wieder in einen Hinterhalt zu geraten. Da - was war das für ein Geräusch? Schleifendes Platschen von mindestens vier Pfoten waren in der Nähe zu vernehmen. Sie erstarrte fast gänzlich und wagte einen Augenblick nur den Kopf zu drehen. Jetzt war es wieder still. Bevor sie sich jedoch vorsichtig bewegen wollte, vernahm sie das Geräusch wieder und kleine Steinchen knirschten in der Nähe. Sie drückte sich ganz fest an die Felswand um mit dieser zu verschmelzen. Hinter ihr leuchtete der See wieder spiegelglatt und ein waberndes flimmerndes Licht reflektierte von dort bis zur Decke über der Treppe. Sie hockte sich nieder, damit ihre Erscheinung keinen Umriss zum Wasserspiegel zeigte, leise knackte ihr Knöchel. Und in der Tat näherten sich nicht weit über ihr die platschenden Tritte langsam und gemächlich. Ein ekliges Schnüffeln und schlabberndes Schmatzen war jetzt zu vernehmen. Dann das Kracksen und Knirschen von brechenden Knochen. Ein dunkler Schatten, wie ein riesiger dunkler Höllenhund, bewegte sich durch ihr Blickfeld und schlurfte langsam in Richtung der Waffenkammer, einen blutigen Arm einer undefinierbaren Kreatur im Maul tragend und daran nagend. Die Luft wurde plötzlich wieder wärmer und vom See wurde feuchte Luft nach oben gesogen. Die Kreatur blickte sich um in Richtung See, die Treppe herab. Bait erstarrte und hielt die Luft an um keine Bewegung und kein Geräusch zu machen. Von oben nahm das saugende Säuseln stetig zu, es zischte leise und wurde immer lauter. Dann wurde der hintere Teil der Kreatur oberhalb der Treppe beleuchtet und Bait erkannte mit großem Entsetzen, dass sich ein Wardrak durch die Höhlen von Cavern bewegte, dessen Augen leicht rötlich in der Dunkelheit glänzten, die jetzt aber weit aufgerissen wurden und in Richtung des heller werdenden Lichtes blickten. Es rumpelte im Berg und der Wardrak sprang mit einem Satz den Gang entlang auf der Flucht vor dem sich mit großer Hitze heranfliegenden Feuerball, der den oberen Teil der Treppe blendend erhellte. Ein Jaulen verriet Bait, dass der dunkle Vierbeiner anscheinend nicht schnell genug aus dem Weg des Feuerkegels herausgekommen war. Aber die zuvor platschenden Tritte entfernten sich mit großen erschrockenen Sprüngen, die Helligkeit erstarb augenblicklich und das Geräusch des fliehenden Wardraks entfernte sich schnell und stetig, leider schien das Monster davongekommen zu sein. Leise knisterte der Felsboden beim Abkühlen und Bait machte sich bereit, noch vorsichtiger als zuvor wieder die Treppenstufen nach oben zur huschen. Endlich dort oben angekommen, lugte sie in Richtung des Wardraks, konnte aber nichts mehr von dem hässlichen Ungetüm erspähen und erlauschen. Wo war sie hier nur herein geraten, und vor allem, woher kamen die ganzen Kreaturen, die hier wirklich nichts zu suchen hatten? Was war nur mit den fleißigen, mutigen Zwergen geschehen und was hatte dieses große Unglück des hinterhältigen Überfalls heraufbeschworen?
Wenn doch nur Kram oder einer ihrer Freunde bei ihr wären...


*****



Endlich nach Jahren habe ich wieder etwas Zeit gefunden um mich meiner alten Freundin Bait zu widmen, und ihre Geschichte ein wenig weiter zu entwickeln.

Liebe Grüße

ChrisW


Der Verlassene Turm

Traurig pirschte sie über den breiten Pfad und blickte in Richtung des östlichen Zugangs der Tiefminen Caverns. Dort glomm es orange rot, mit leichten Farbvarianzen, der Berg schien sich wieder für heute beruhigt zu haben. Diese Feuerwalzen brachen zum Glück nur einmal am Tag relativ regelmäßig hervor, meist in den frühen Morgenstunden, woraus sie die aktuelle Uhrzeit ableitete. Ab und zu kam es vor, dass man den Berg erzürnte und einen weiteren zusätzlichen Ausbruch hervorrief, wenn man ihm einen der ausgespiehenen Edelsteine nahm. Diese schienen irgendwie mit dem Herzen der Tiefminen verbunden zu sein, denn wenn man einen solch wertvollen Stein fand und aufhob, löste sich immer eine weitere Feuerwalze aus der Tiefmine, und wer dann nicht schnell genug aus deren Einzugsbereich verschwand, hatte ein echtes Problem mit schweren Verbrennungen. Und genau das war die größte Gefahr für die Tiefminenarbeiter. Irgendein Unbedachter konnte diese Katastrophe schneller auslösen als einem lieb sein konnte. Deshalb gab es in Cavern eine Regel, nach der nur zu bestimmten Uhrzeiten die herausgeschleuderten Edelsteine gesammelt werden durften. Die verantwortlichen drei Cavernhornbläser, Zwerge mit kleinen Blech-Hörnern, die lauthals durch die Gänge schallten, wenn sie geblasen wurden, nahmen ihre sichere Position nahe der Tiefminenzugänge ein und gaben ihr Horn-Signal zeitgleich ab. Sobald das Signal verstummt war, spurteten die Edelstein-Sammler zu den freiliegenden Edelsteinen um diese mit einem schnellen routinierten Zugriff zu erbeuten um sich dann in Sekunden wieder aus der Gefahrenzone zu machen. Der letzte Unfall lag bereits einige Jahrzehnte zurück, und sonst kam es auch nur zu Zwischenfällen, wenn Uneingeweihte nicht der Versuchung widerstehen konnten sich an den Schätzen der Tiefen zu vergreifen. Die Tiefminenzwerge waren vorsichtig genug um bei jeglichen Anzeichen eines bevorstehenden Ausbruchs die Schutzräume und Nischen aufzusuchen und dort auszuharren, bis die heiße Gefahr vorüber war. Erst dann machten sie sich wieder auf den Weg um ihre weiteren Vorhaben umzusetzen. So durften nur die Tiefminenzwerge, die Zeit ihres Lebens auf diese Gefahr gedrillt waren überhaupt in die Tiefen hinab und deren Schätze hervorlocken. Und diese Warnsignale waren jetzt nach dem Überfall der Trolle und Echsengeschöpfe natürlich ausgeblieben.
Die Cavernenhornbläser waren eine eigene Zunft unter den Bergen, und dieser verantwortungsvolle Posten wurde nur innerhalb der Familie weitervererbt. Die Zunft der Bläser entwickelte unterschiedliche Warnfanfaren, um die „normalen“ regelmäßigen von den außergewöhnlichen „Feuerausbrüchen“ zu unterscheiden. Und man mag es kaum glauben, aber es gab zu allen festlichen Anlässen besondere Fanfaren, die den ganzen Berg durchdrangen und die Bergbewohner erfuhren so schnellstmöglich alle Neuigkeiten, ohne von Ihrer gewohnten Arbeit aufzusehen. So blieb auch der Überfall nicht lange unbemerkt, aber die schiere Masse der ortsfremden Geschöpfe der bösartigen Dunkelheit überrollte Cavern und brachte ein heilloses Durcheinander, das nur nach und nach von den verantwortlichen Vorarbeitern, Schildzwergenwachposten und kampferprobten Axtschwingern zu geordneten Bahnen verlief.
Schnelleren Schrittes aber immer noch in die Gänge lauschend machte sich Bait die Stufen hinauf zum Nördlichen Tiefminenzugang. Hier lagen wieder einige Überreste von zwergischen Rüstungen, versengt von der Glut, über die sie sich vorsichtig hinwegbewegte. Bald hatte sie die unterste Ebene des verlassenen Turms erreicht, der hier unten mit seinen dicken Fundamenten im felsigen Gestein angewurzelt schien. Mit ihrem Bruder hatte sie vor einigen Jahren einen Zugang entdeckt, der durch die eingestürzten Mauern in den oberen Teil des alten Wachturms der Zwerge führte, aber dieses Geheimnis, hatten sie und Kram sich geschworen, sollte nur ihnen beiden gehören.


*****

Endlich ein Weg an die frische Luft, kommt Hilfe für die starke Schildzwergin?


Liebe Grüße

ChrisW


Gämsenbraten
Jetzt entdeckte sie mit Entsetzen, dass vor ihrem geheimen Durchgang ein kleines Feuer brannte, und direkt davor drei Gors ein großes saftiges Stück Fleisch über den Flammen schwenkten. Es duftete nach Wildbraten und sie hörte wie etwas vom Fett ins Feuer tropfte, um dort zischend zu verbrennen. Das sieht aus wie die Haxe einer Gams dachte sie, während ihr das Wasser im Munde zusammenlief. Sie hatte auch schon länger nichts Gutes mehr zu Essen gefunden. Die Gors waren zu ihrem Glück so miteinander vertieft sich anzustacheln, wer die meisten Opfer erlegt hatte, dass sie die kleine Zwergin nicht bemerkten. Bait ließ ihren Schild vorsichtig hinter einem Felsvorsprung verschwinden, um ihre Hände frei zu bekommen und pirschte sich unbemerkt hinter die Säulen der untersten Turmebene. Na wartet, dachte sie, euch werde ich tüchtig einheizen. Wenn ich nur in meinen kleinen Geheimgang komme, werdet ihr euer blaues Wunder erleben. Sie erinnerte sich, dass sie mit Kram vor Jahren einen Trinkbeutel mit sehr einfachen, aber hochprozentigen Zwergenschnaps in ihrem geheimen Versteck gelagert hatte, um mit ihrem Bruder gemeinsam ein kleines Gelage zu feiern, ohne dass die Eltern und Wachen etwas davon mitbekamen.
Mit einem geschickten Wurf eines kleinen Felsstückchens in die entfernte Ecke der Turm-Arkade lenkte sie die Aufmerksamkeit der Gors dorthin, und sofort verstummten die Kreaturen, um in der Ecke nach dem Geräusch zu suchen. Blitzschnell löste sich Bait aus dem Versteck hinter der Säule und verschwand in der unscheinbaren Felsenspalte und so quetschte sie sich weiter voran. So ein Mist, jetzt blieb sie glatt an dem rauhen Felsen hängen, mit ihrer ausgebeulten Kleidung. Damals passte sie noch problemlos durch den Spalt, aber auch Zwergenfrauen erleiden das gleiche Schicksal, wie alle anderen Geschöpfe, wenn sie im Überfluss leben. Sie war ein wenig aus dem Leim gegangen, seit damals. Dann hörte sie, dass die Gors sich dem Feuer wieder näherten. Jetzt bloß kein falsches Geräusch von ihr, sonst war sie geliefert. Bewegungslos steckte sie in der Spalte fest und konnte kaum durchatmen. Sie hörte das Krächzen der Gor Stimmen, die ein wenig aufgeregt alle gleichzeitig anfingen, über das Geräusch aus der fernen Ecke zu diskutieren. Nur sehr wenig konnte sie aus den Schnalzlauten und kratzenden Stimmbändern erkennen, aber nach kurzer Zeit kehrte wieder Ruhe ein und das Fleisch wurde wieder zum Garen über dem Feuer gedreht. Puh, das war knapp, aber wie komme ich jetzt weiter? Was kann mich aus meiner Lage befreien? Sie tastete mit einer Hand ihr Wams ab, als sie innehielt und den Trank der Hexe in ihrer inneren Tasche fühlte. Vorsichtig und ganz langsam quetschte sie ihren kleinen Arm zwischen Felsen und Körper, bis sie endlich den kleinen runden Flacon zwischen ihren Fingern ertastete. Zentimeterweise bewegte sie das Fläschchen aus der Wams Tasche und endlich hatte sie das rotgefüllte Glasgefäß frei. Genau diese Stelle hatte ihre Fortkommen in der Felsenspalte behindert und jetzt schlüpfte sie erleichtert durch den schmalen Riss, bis sie den kleinen Hohlraum dahinter erreichte. Sie war schon lange nicht mehr in diesem Teil von Cavern herumgeschlichen, aber es sah hier alles noch nahezu unverändert aus, genau so, wie sie es in ihrer Erinnerung hatte, der kleine Steinhaufen, der den Blick zum schmalen Kriechgang verdeckte. Fluchs erkletterte sie diese kleine Hindernis und entfernte auf der Rückseite des Schutts das uralte Gemälde, eines auf einem Steinbock reitenden Zwerges. Dahinter war dann der Durchgang zu den oberen Etagen des Turms zu erkennen. Sie langte mit ihrer Hand durch diesen Durchgang direkt über den oberen Sturz des Tunnels und ertastete den Lederbeutel, der dort verborgen auf sie wartete. Vorsichtig zog sie das Gefäß an sich heran. Es gluckerte im inneren. Schnell entkorkte sie den Beutel und ein brennender alkoholischer Geruch kitzelte in ihrer Nase. Sehr gut. Diese Bocksbeutel waren doch von bester Qualität, und viel wertvoller als der Inhalt, den sie nun geborgen hatte. Jetzt noch vorsichtig den dunklen Durchgang durchkriechen, ein paar Simse hochklettern und dann war sie auf der zweiten Ebene des Turms angelangt. Hier im Raum konnte sie die schmalen Turmfenster sehen, einige zerbrochene alte Möbelstücke, starke Schnüre von Vorhängen, deren Stoff sich fadenscheinig auf dem Boden verteilten, einige alte Bilder, die noch an den Wänden hingen und wenige vergilbte Bücher in dunklen Regalen. Der Geruch vom Rauch und dem feinen Duft des gegrillten Fleischs, der vom Feuer unter ihr durch den Rauchabzug in die Mitte des Turmzimmers hoch waberte kitzelte in ihrer Nase. Top das passt. Sie legte sich flach auf den Boden und entfernte das kleine metallene Gitter, das über die Öffnung im Boden gelegt war, damit nichts herabfallen konnte. So presste sie ein Auge an das freigelegte Loch und frohlockte. Genau unter sich konnte sie die kleinen Flammen züngeln sehen und ab und zu schwenkte ein Fleischspieß durch ihr Sichtfeld. Die Gors schienen nichts zu ahnen. An der hinteren Wand dieses Raumes fand sie ein stabiles Stück Vorhang-Seil, dass sie an einem alten zerbrochenen Holzschemelbein verknotete. Den entkorkten Bocksbeutel positionierte sie vorsichtig vor dem Loch im Boden, so dass sie ihn mit einem kleine Stoß umkippen konnte. Dann erkletterte sie das schmale Fenster, und verkeilte das Stuhlbein mit dem angebundenen Seil so, dass es quer zum Fenster wie ein Anker blockiert nicht herabrutschen konnte. Dann nahm sie einen kräftigen Schluck vom Trank der Hexe. erst mit einem zweiten Wurf mit einem anderen Stückchen Holz brachte den erwünschten Erfolg und der Bockbeutel ergoss seine Flüssigkeit in das Loch.
Als sich der hochprozentige Alkohol ins Feuer ergoss, gab es dort eine große Stichflamme und die drei Gors sprangen geblendet auseinander. Bait glitt von dem Seil verlangsamt aus dem Fenster nach unten und spaltete mit ihrer Axt und der unbändigen Kraft einer Zwergenkriegerin, verstärkt durch Rekas magischen Trank, den Schädel des ersten zurücktaumelnden Gors. Zwei kleine Sätze weiter war der nächste Gor nur einen Augenblick zu langsam und auch er fiel dem kräftigen Hieb der Zwergin wehrlos zum Opfer und sackte leblos zusammen.
Der dritte Gor jedoch hatte genügend Zeid seine Stachelkeule zu ergreifen und in der einen Hand den Fleischspieß, in der anderen seine Waffe, stürzte er nach vorne auf die kleine wirbelnde Gestalt zu. Kreischend vor Wut holte er zu einem verheerenden Schlag aus, aber da hatte er die Rechnung nicht mit der aufgebrachten, vor Adrenalin strotzenden kleine Frau gemacht. Geschickt wich sie dem Fleischspieß aus und rollte dem Gor frontal mit ihrem Körper in die Beine. Der Gor kam zu Fall und Bait drückte sich vom Boden mit einem kräftigen Schwung ab. Die Kraft des Tranks überraschte sie selbst, als sie sich über das Feuer hinweg katapultierte. Während sie darüber flog, sauste die Axt einmal durch die Flammen und schleuderte dem Gor das brennende Holz entgegen. Jaulend vor Schmerz und kreischend vor Wut über diese überraschende Bewegung, schwang seine Keule mit einer solchen Wucht ins Leere, dass sie den Gor mit sich riss und zu Fall brachte. Augenblicklich erkannte er seinen Fehler, aber es war bereits zu spät, die Klinge der Zwergenaxt war das Letzte, was seine Augen wahrnahmen. Dann war der Kampf vorbei.
Bait löschte die Flammen und band die gebratenen Fleischstücke an das noch aus dem Fenster baumende Seil. Dann entledigte sie sich der drei Gors in einer dunklen Ecke, packte ihren hinter der Felswand versteckten Schild und schlüpfte den Weg wieder hinauf auf die zweite Ebene des Turms. Mit leuchtenden Augen und vor Kraft strotzend, musste sie nun erst wieder zur Normalität zurückfinden und langsam erholte sie sich wieder, nachdem sie das Seil mit dem duftenden gebrutzelten Gämsen-Fleisch zu sich hinaufgezogen hatte. Diese schmackhafte Mahlzeit, die immer noch heiß war und so verführerisch duftete, hatte sie sich verdient, glücklich und froh darüber, die Gors so schnell überrumpeln zu können ohne selbst Schaden zu nehmen. Am Fenster ergriff sie den halbleeren Flacon mit Rekas Trank und verstaute diese Portion wieder in ihrem Wams. In Gedanken dankte sie der geheimnisvollen alten Frau, die solch ein, im wahrsten Sinne des Wortes, stärkendes Gebräu herstellen konnte.

*****

Soweit der achte Teil der forschen Heldin, die einen einsamen Kampf in Cavern gegen die unerwünschten Eindringlinge führt.

Liebe Grüße

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Re: Story: Bait, die Zwergin

Beitragvon ChrisW » 23. April 2015, 15:03

Die Hoffnung stirbt zuletzt!!

Mühsam erklomm Bait den alten in den Felsen gehauenen Steinpfad. Es ging einige Treppen immer wieder hinauf und herab, tiefer in die Zinnen des Grauen Gebirges. Nach einer viertel Stunde wand sich der Pfad wieder zurück weiter steil nach oben.
Nachdem sie sich mit dem saftigen Braten gestärkt hatte und sie von unten aus dem Arkadengang keine weiteren Geräusche mehr gehört hatte, machte sie sich daran, das alte halb zerstörte Holzregal zur Seite zu schwenken. Dieses hatte sie mit ihrem Bruder damals schon nur durch Zufall entdeckt, als sie ein Kinderbuch aus dem Regal ziehen wollte, das seltsam geklemmt hatte. Als sie es nach vorne kippte, knirschte es in der Wand und das ganze Regal begann sich langsam in den Raum zu drehen. Dahinter fanden sie den geheimen Gang, den die neugierigen Geschwister natürlich nie vergessen konnten und der ihnen so viel Abwechslung und auch die eine oder andere Strafe wegen Unauffindbarkeit eingebrockt hatte. Und jetzt freute sie sich still darüber, diese alten Geheimnisse zu kennen und sich einen Überblick über die vertrackte Lage der Zwergenhöhle machen zu können. Schweißüberströmt und ein wenig außer Atem nahm sie die letzten Felsenstufen, die immer wieder sehr ungleichmäßig in die Felswände geschlagen waren. Dieser Gang war aus einem natürlichen Felsriss erweitert worden und von ihren Urahnen in harter Arbeit aus dem hier besonders harten Granit geformt worden. Am Ende des sich wieder leicht windenden Pfades lag die letzte Erhebung, die sie nur mit Mühe überwinden konnte, denn hier fehlten die erleichternden Stufen, so dass sie den letzten Absatz mit viel Muskelkraft erklimmen musste. Damals als sie vor dem letzten Absatz standen, hatten sie zuerst nicht bemerkt, dass der Weg zwei Schritt über ihren Köpfen in einem spitzen Winkel wieder zurückführte, aber das flackern der mitgeführten Öllampe verriet ihnen, dass es irgendwo weiter gehen musste. Dann, als sie den Vorsprung über ihren Köpfen entdeckt hatten, kletterte Kram auf ihre Schultern und somit in den letzten Teil des Tunnels. Er befestigte damals ein Tuch, in das er mehrerer Knoten machte, oben auf dem Podest. Danach suchte Bait nun und sprang nach dem Zipfel des Tuchs, das tatsächlich noch oben hervor lugte. Mit ihren kräftigen Armen zog sie sich und die Behelfsleiter hinauf, um sich nach hinten vor ungewünschten Überraschungen abzusichern. Dann bewegte sie sich vorsichtig auf dem Stolperpfad die wenigen Schritte weiter, bis zur Felskammer. Sie betrachtete die Wand gegenüber und nach wenigen Sekunden wurde sie dorthin wie magnetisch angezogen. Immer schneller rutschte sie der scharfkantigen Felswand entgegen, unfähig sich dagegen zu stemmen …

…erst im letzten Augenblick, bevor sie gegen die messerscharfen Steine zu schmettern drohte, sah sie das blaue Schimmern des magischen Portals – dann war sie schon hindurch und frische kühle Luft schlug ihr entgegen, als sie die Zinnen besetzte Plattform betrat. Ihre Axt und jegliche andere Art von Waffen wurden nicht durch das Portal befördert, sie lagen nun auf dem Boden der Felsenkammer.
Schon damals waren sie und Kram erschrocken und entwaffnet durch dieses magische Verbindungsportal gesaugt worden und so auf die Zinnen des Verlassenen Turmes befördert worden, der sich im Grauen Gebirge, am südwestlichen Ende von Cavern, befand, und zu dem es von Cavern aus keinen weiteren Zugang gab. Auch hier oben auf den Zinnen gab es ein gleiches Portal, das sie wieder zurück in die Felsenkammer brachte. Wie diese Portale hierhergekommen sind und welche Magie ihren die Kraft gegeben hatte war, umrankte eine alte Legende, die besagte, dass das Bündnis der Drachen und Zwerge in Vorzeiten hier einen für beide Parteien ungefährlichen Begegnungspunkt erschaffen hatte. Die Drachen konnten auf den Zinnen landen ohne befürchten zu müssen, dass sie von den Zwergen bekämpft wurden, und die Zwerge konnten bei leisestem Anzeichen für Feindlichkeit seitens der großen Flugechsen durch das Portal zurück in die Felsenkammer gelangen, in die die Drachen nicht folgen konnten. Überhaupt war dieser Durchgang nur von Zwergen zu benutzen, selbst die kleinen Cavern'schen Felsenmäuse, die in den Gängen von Cavern zu Dutzenden anzutreffen waren, konnten nicht durch das Portal gelangen.
Tief durchatmend ließ Bait hier oben nun ihren Blick schweifen. In der Ferne erkannte sie die dunklen Bäume des Wachsamen Waldes, in dessen Herz der Baum der Lieder wohlbewacht von den Bewahrern stand, davor konnte sie in der Sonne den kleinen Zufluss der Narne erahnen, der sich kurz hinter der Bogenbrücke mit dem stärker strömenden Fluss vereinte. Aber soweit konnte sie auch von hier nicht blicken. Sie suchte in den Zinnen nach einem bestimmten losen Stein und als sie ihn herauszog, griff sie nach dem stark verkratzen Fernglas ihres Bruders, mit der gerissenen Linse, welches er hier hinterlassen hatte. Sie blickte hindurch und konnte wie in einem Kaleidoskop die Umgebung mehrfach erkennen, den großen Bauernhof, direkt auf der Ebene vor ihr, aber auch die Gestalten, die dort hausten und das verbrannte und noch rauchende Strohdach des Langhauses, das sowohl den Bauern, als auch ihren Tieren und den eingebrachten Heuer reichlich Platz boten. Sie erschrak, als sie die zerstörten Ställe erblickte und eine Horde großer wuchtiger Gestalten, die ihre schwarzen Schuppenwölfe mit den Kadavern der Ziegen und Rinder fütterten. Auf dem ganzen Land waren verheerende Spuren der Zerstörung zu erkennen und es schien, dass das Rietland völlig in der Hand der Ungetüme war. Hier von den Zinnen des verlassenen Turms hatte man einen weiten Blick über die flacheren Gebiete und damals hatte sie sich ausgemalt, wie es wäre dort draußen in der ungeschützten Wildnis zu leben. Sie war sich mit Kram einig, dass diese Lebensweise nie etwas für sie beide sein könnte. Manchmal lagen sie hier spät nachts um die Sterne von hier oben funkeln zu sehen und zusammen hatten sie wilde Abenteuer ersonnen und davon geträumt einmal heldenhaft als Beschützer von Cavern hier zu stehen. Sie hatte aber niemals damit gerechnet, dass sich dieser Umstand einmal wirklich ergeben könnte, dass das Land so von Gors und Skralen überflutet und gepeinigt würde.
Jetzt hörte sie aus der Ferne ein leises Hornsignal, das in den Bergen widerhallte und sie richtete die Sehhilfe direkt auf den Brunnen, der inmitten des Steppenlandes errichtet worden war und an dem sich in unregelmäßigen Abständen reisende Händler nieder ließen, um ihre Waren zu tauschen. Dort entdeckte sie eine Schar von berittenen Menschen, die hinter einem tollkühnen Reiter mit einem Banner in der Hand über die Ebene preschten, direkt auf den Bauernhof zu. Die versteckten Schergen des Bösen waren überrascht, und so zog der reitende Trupp direkt zwischen die Unholde und zerstreute sie in alle Richtungen.
Die Zwergin nahm ihren Schild, drehte ihn mit der inneren Seite nach außen und sandte ein paar reflektierte Sonnenstrahlen in Richtung der erfolgreichen Reiterschar. Der geschickte Anführer der Reiter erblickte die Lichtblitze auf dem Turm, erhob sein Banner und salutierte kurz in ihre Richtung, dann sammelte er seine Gefolgschaft und jagte zur Quelle des Nebenflusses weiter, bis er aus ihren Augen verschwand. Na wenn das nicht Prinz Thorald mit seinen Reitern war, der hier die Skrale mit ihren Wardraks und Gors eine Lektion erteilt hatte. Andor war also noch längst nicht verloren, und sie saß hier oben und betrachtete das Geschehene seelenruhig – nein meine liebe Bait, sagte sie sich, meine Aufgabe hier in Cavern ist noch lange nicht zu Ende gebracht. Wenn die Menschen draußen noch genügend Mumm in den Knochen hatten, um sich nicht einfach in die hoffnungslose Lage zu ergeben, dann konnte sie nicht hier nur abwarten, sie musste ihren Anteil an der Befreiung von Cavern auch erfüllen. Mit frischem Mut und voller Zuversicht machte sie sich auf den Rückweg, um ihre Heimat zu verteidigen…

*****

Im neunten Teil konnten wir alle die frische Luft der Grauen Berge genießen, wie auch unsere Heldin, und neuen Mut schöpfen.

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Re: Story: Bait, die Zwergin

Beitragvon Antigor » 23. April 2015, 15:17

ChrisW hat geschrieben:Wenn ihr mehr lesen wollt, gebt mir Feedback.

Gerne! :lol: ich finde die Geschichte um Bait schön, besonders weil sie eben wie du auch gesagt hast im Schatten von Kram steht. Und was mich anbelangt: Ich kann von diesen Geschichten nicht genug bekommen! ;)
Übrigens: Ich finde das Ende witzig. Erinnert mich an Hobbit. (Wieso nur???!!!) :lol: :lol:
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Re: Story: Bait, die Zwergin

Beitragvon Orweyn » 23. April 2015, 15:19

Habe jetzt keine Zeit zum Lesen. Die Idee finde ich aber super :D
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Re: Story: Bait, die Zwergin

Beitragvon commander.adama » 23. April 2015, 15:21

Hallo ChrisW,
liest sich schön, die Geschichte von Bait. Ich mag Zwerginnen sowieso ganz gerne. :D
Da kann es ruhig mehr zu lesen geben. Im ersten Abschnitt beim Mahlstrom solltest du nochmal drüberlesen.
Du hast wohl auch Tolkien gelesen, nicht nur DSA gezockt. ;)
Gruss Commander.Adama
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Re: Story: Bait, die Zwergin

Beitragvon Orweyn » 23. April 2015, 15:33

So, jetzt habe ich doch gelesen. Mir gefällt die Geschichte. Wann kommt Teil 2? ;)
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Re: Story: Bait, die Zwergin

Beitragvon Tost » 23. April 2015, 19:03

Ich habe es mal angelesen, klingt gut ;)
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Re: Story: Bait, die Zwergin

Beitragvon ChrisW » 24. April 2015, 10:24

Teil 2 ist jetzt online - siehe oben

viel Spaß damit

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