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Meine Andor-Impressionen

Meine Andor-Impressionen

Beitragvon Ragnar » 31. Dezember 2014, 10:30

Ahoi Andori,

da ich immer gern die Erfahrungsberichte der anderen Spieler lese, 2014 und besonders der Dezember 2014 bei uns ganz im Zeichen Andors stand, habe ich mich nun - zum Ende des Jahres - entschlossen, auch einmal zu schreiben, euch meine Eindrücke vom Spiel mitzuteilen.
(Vorsicht, sehr viel Text)

Wir haben das Spiel schon länger (seit 2012). Aber erst in 2014 sind wir so richtig ins Andor-Fieber gekommen. Wir haben alle Grund- und Bonuslegenden mehrfach gespielt, vom Sternenschild fünf verschiedene Bedrohungen bekämpft und mindestens 20 Fanlegenden gespielt.
Zu Ostern bekam mein Sohn den Sternenschild, zum Nikolaus die neuen Helden und zu Weihnachten die Reise in den Norden. Um die Wartezeit etwas zu verkürzen, hatte ich ihm einen Andorventskalender gebastelt und diesen mit Andor-Allerlei bestückt. Unter anderem mit den von Jim hervorragend gestalteten Gegenständen aus der sehr gelungenen Tavernenerweiterung. Hinter der 24 verbarg sich der ebenfalls von Jim gestaltete Fanheld „Santa“ und hinter der 6 war „Mjölnir“ (Jeweils die Figur).

Nun zu den Anfängen:
Mein damals 9jähriger Sohn bekam 2012 die Spiele Legenden von Andor und Schatten über Camelot zu Weihnachten. Zu Anfang spielten wir beide Spiele ungefähr gleich oft. Bald stellte sich aber seine Vorliebe für Camelot heraus. (Ich glaube, damals lief auch diese Serie „Merlin“ im TV.) Die Vorliebe wurde noch verstärkt durch die Erweiterung Merlins Macht, die es dann im März 2013 zum Geburtstag gab.
Bis zu diesem Zeitpunkt (also Mitte März 2013) schaute ich immer mal wieder auf die Andor-Seite, hier hat sich aber nie viel getan. Ich meine, dass die FAQ zum Grundspiel sogar immer noch so sind wie am "ersten Tag".
Nachdem wir ca. ein Jahr lang Camelot verteidigt, Pikten und Sachsen vertrieben, den Schwarzen Ritter mehrfach besiegt und ab und zu auch den Drachen bekämpften, beschlossen wir Anfang 2014 Legenden von Andor bewusst "durchzuspielen".

Ein erneuter Blick ins Andor-Forum - und ich war völlig verblüfft. Hunderte von Usern und unzählige Beiträge, sowie etliche Fan-Legenden standen hier "plötzlich".
Was war geschehen?
Die Erklärung war schnell gefunden: Legenden von Andor hatte den "Kauf-mich"-Stempel verliehen bekommen.
Der Begriff "Kennerspiel" war mir unbekannt. Was bedeutet das? So und so viele Leute kennen das Spiel? Wie stellt man das fest? Mit einer Umfrage? Anhand der Verkaufszahlen? Wikipedia sagt: "Preis an komplexere Spiele für erfahrene Spieler". Aha, komplex und erfahren – dies sind allerdings keine Begriffe, die ich unbedingt mit einem Kinderspiel in Verbindung bringe. Und so kompliziert hatten wir es auch nicht in Erinnerung. Wir spielten dann einfach.

Da unser letztes Spiel ca. 1 Jahr her war, begannen wir wieder von vorn. Mein zweiter erster Eindruck: Aufgrund des bunten, sehr farbenfrohen, verspielt gestaltetem Spielplan, der Pappfiguren und der wenigen Regeln zu Anfang war es für mich eindeutig ein Kinderspiel. Das Spielen der ersten Legende bestätigte meine Annahme. Keine Unklarheit, keine Schwierigkeit, keine Herausforderung.

Die zweite Legende haben wir dann allerdings gleich verloren. (Die Wardraks waren zu stark, zu schnell) Aha- und Lerneffekt: zwei Bauern – zwei Wardraks Nachtigall....
War dann auch keine Schwierigkeit mehr.

Aber die dritte Legende. Von einem sanft und ruhig dahin plätscherndem, familientauglichem Sonntagnachmittagsspiel zu einem HARDCORE-SURVIVAL-GAME, von sehr leicht bis leicht zu nahezu unmöglich – wo war die Mitte?
Später stellten wir dann fest, dass wir mit den beiden Bauernschicksalen und Kreaturenplättchen, die meistens gleich zwei neue Kreaturen ins Spiel brachten, wohl die schwerste Kombination überhaupt gezogen hatten. Wir spielten die Legende zu zweit, zu dritt und zu viert und verloren jedes Mal. (Ach, so meinte Wikipedia das, mit den Komplexen der Spieler) Ich weiß nicht mehr, wie viele Versuche wir brauchten, aber irgendwann klappte es dann. Am letzten Tag und mit den letzten Stunden bzw. Überstunden Varkur besiegt. Was für ein Gefühl.

Aber der Frust bis dahin war dann (vor allem bei meinem Sohn) doch schon sehr groß und fast wäre das Spiel wieder für ein Jahr auf den Schrank gewandert. Wir spielten dann, bevor wir uns an Legende 4 wagten, erstmal ein paar Fanlegenden. Hier gibt es ja einige, die leicht und mittel sind. Und auch die schweren, empfanden wir zwar als schwer, aber nicht als so unfair wie Legende 3.

Dann kam Legende 4. Wir spielten das erste Mal überhaupt auf der Rückseite. Sehr interessant. Auch mit den Feuerstößen, mal was anderes. Wir verloren die Legende, da uns irgendwie 4 Gold fehlten oder so. Fehler erkannt – Fehler gebannt. Beim nächsten Mal dann etwas schneller in die Mine und etwas schneller in der Mine. Sieg beim zweiten Versuch. Nur strahlende Mienen nach dem Minenspiel.

Legende 5: Diese Legende ist mir noch gut im Gedächtnis geblieben, daher etwa ausführlicher.
Ich hatte einiges gelesen über die Drachenlegende. Sie sollte die schwerste von allen sein, als Abschlusslegende noch einmal eine echte Herausforderung darstellen. Noch schwerer als Legende 3? Kaum vorstellbar. Mein Sohn und ich waren also auf einiges gefasst. Wir spielten Zwerg und Zauberer. Gleich zu Anfang Kreaturen in der Burg und einige dicht davor. Ohje, ohje. Die Runensteine und Heilkräuter weit verstreut. Alle Bauernplättchen auf dem Spielplan und schon von Kreaturen (Wardrak auf 67) bedroht. Na toll, auch noch ein wanderndes N-Plättchen. Hatten wir überhaupt eine Chance? Oder hatten wir bei der Aufstellung ohnehin schon verloren?
Aber dann: Unsere von zahlreichen Legende 3 geschulten Augen erblickten tatsächlich einen Weg!
Unter Einsatz von Trinkschläuchen und Überstunden war es uns möglich, zur Zwergenmine zu gehen, alle 4 Bauern bis kurz vor die Burg zu bringen sowie 2 Runensteine und 1 Heilkraut einzusammeln – und alles am ersten Tag.
Kurz am Brunnen gelabt und dann am zweiten Tag die eigene Burg belagert. Mit einem Pfeilhagel und einem vergiftetem Geschenk verscheuchten wir die Kreaturen aus der Festung bis auf Feld 80 - und darüber hinaus. Wiederum mit Überstunden brachte der Zwerg alle Bauern in die Burg, während der Zauberer sich den dritten Runenstein holte. Wir waren jetzt beide auf der ersten Reihe der WP-Anzeige, aber wir hatten sieben goldene und freie Schilde, sowie den schwarzen Würfel. Ein erhabendes Gefühl.

Da wir jetzt sieben Kreaturen Zeit hatten, stärkten wir uns erstmal. WP wurden aufgefrischt, Runensteine getauscht und mit dem Gold, das uns die Kreaturen freundlicherweise überließen, kauften wir uns Stärkepunkte und ein Fernrohr. Aufgrund unserer Befreiungsaktion hatte der Erzähler einen ziemlichen Spurt hingelegt und der Drache erwartete uns nun auf dem Baum der Lieder. Der Zwerg nahm die Kumpel mit, derweil der Zauberer den Nebel durchsuchte. Und er fand: Die WP-Plättchen, den Trinkschlauch und - die Hexe.
In der Zwischenzeit hatten es sich immerhin sechs Kreaturen in der Burg schon wieder gemütlich gemacht und einige weitere standen nicht mehr weit weg. Bis K hatten wir den Prinzen noch nicht gefunden, aber wir hatten Glück, eine Drachenkarte kam aus dem Spiel. Zu "dritt" trafen wir dann auf dem Baumdrachen-Feld ein. Tag L sollte die Entscheidung bringen. Wir waren gespannt: Würden wir als Drachenfutter enden? Oder aufgenommen werden in den Olymp der Drachentöter? Wir erwarteten nicht weniger als eine Schlacht epischen Ausmaßes. Doch zunächst: Was brachte der Tag? Oh, ein Stärkepunkt auf Feld 57 für den Helden mit dem höchsten Rang. Perfekt. Damit hatten wir insgesamt sogar einen Stärkepunkt mehr als Tarok. Der Kampf selber verlief dann vollkommen unspektakulär. Wir gewannen die 4 Kampfrunden – Ende. Wir würfelten für den Drachen einen einzigen Pasch. Einen 6er-Pasch. Den konnte der Magier alleine mit einem gedrehten schwarzen Würfel wettmachen. Da wir einen Stärkepunkt mehr hatten, hätte der Zwerg noch nicht einmal zu würfeln brauchen. Auch die anderen drei Kampfrunden liefen ähnlich deutlich ab. Wir haben den Hexentrank zwar eingesetzt, hätten diesen aber gar nicht gebraucht. Wo war denn jetzt die ultimative Herausforderung, das Nonplusultra aller Kämpfe, das sensationelle unerreichbare Ende der Legenden von Andor? Bei uns jedenfalls nicht. Die Legende war okay, mehr nicht. Auf keinen Fall war sie so wie angekündigt. Und schwerer als Legende 3 schon gar nicht. Bei weitem nicht!
Es machte Spaß, sie zu spielen, aber das Ende war irgendwie enttäuschend.

Da uns Andor an sich aber viel Spaß macht, spielten wir noch oft (s.o.). :P

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Re: Meine Andor-Impressionen

Beitragvon Pahl der Wanderer » 31. Dezember 2014, 11:24

Verdammt, ich habe die Warnung Vorsicht viel Text überlesen. :D Habt ihr euch schon das Gesamtpaket der Gegenstanderweiterung die Ära der Händler angeguckt?
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Re: Meine Andor-Impressionen

Beitragvon Jim » 31. Dezember 2014, 11:52

Danke für deine Impressionen. Wir hatten bei L3 und L5 genau die umgekehrte Spielerfahrung. L3 ziemlich schnell gemeistert und irgendwann beim erneuten Spielen kläglich versagt (Bauernschicksale..., wurde aber ja von MM etwas entschärft). In Legende 5 sind wir relativ problemlos beim ersten mal bis zum Drachen gekommen, doch dann folgte das böse Erwachen. Dieser fiese Drache hat uns in einem epischen Kampf in die Steinzeit gewürfelt ;), wir konnten ihn am Finaltag gerade mal eine Karte abluchsen....

Gruß Jim
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Re: Meine Andor-Impressionen

Beitragvon Speerkämpfer » 31. Dezember 2014, 12:36

Wir fanden L3 und L5 total leicht. Jede Grundspiellegende haben wir im ersten Anlauf gewonnen, aber ich fand es trotzdem total toll, denn ich hatte vorher mit meinem Freund gespielt und der hatte keine Lust die Regeln richtig zu verstehen oder hat es einfach überlesen und hat an jeder Ecke geschummelt. Ich nenn man Beispiele:
neues Kampfsystem: Kampfwert ermitteln, der Kreatur an WP abziehen, dann das gleiche mit dem Kampfwert der Kreatur. So hat der Zauberer mit RS Trolle im Alleingang erledigt. Dann kam ein Skandal mit den Runensteinen: Wenn man einmal alle zusammen hat kommen sie weg und man hat einen schwarzen würfel und drei große Ablagefelder. Erzähler ungefähr bei jeder 2ten Kreatur "vergessen" zu bewegen, Kreaturenketten verhindert indem man die Zugreihenfolge missachtet, L4 Edelsteine aufdecken und entweder sagen: "ja, denn zweier dürfen die Kreaturen haben" oder: "nein, der 6er ist für uns", Falke fliegt über Geröll und dass Gift ist plötzlich ein Tagesgegenstand :roll:

Nachdem er mich bis zum Sternenschild gequält hatte (Katapult) hat er sich doch ehrlich die Geröllplätchen angeguckt um zu sagen: "Ach, da ist dass 2er Plättchen, wir können uns Zeit lassen. Und wenn ich sage: "Dann müssen wir die jetzt aber neu mischen" kommt: "Aber das lag doch da, also bleibt es da"

Ich hab aber trotzdem super-Potenzial gesehen und mir kurzerhand das Spiel besorgt. Nach L1 und 2 mit Schwester und Cousinen stand fest: Das ist mein neues Lieblingsspiel!

Nachdem wir die Legenden auch ohne Schummeln geschafft hatten, war natürlich der Ehrgeiz geweckt, eigene Sachen zu entwerfen, so meldete ich mich an und ein paar Monate später liegt jetzt die "Ära der Händler" vor. Nur weil mein Freund geschummelt hat. ;)
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