Galaphil hat geschrieben:#Towa: ich hab gestern gesehen, auch du feierst Arche Nova ziemlich ab.
Ich hab bis jetzt noch nicht verstanden, warum so viele (Deutsche) dieses Spiel so über allen Klee loben, trotz aller Schwächen und teils sogar systematischen Probleme. Es ist jetzt nicht ganz schlecht und ich würde auch verstehen, wenn man es als gutes Spiel ansieht, aber dieser Hype ist für mich absolut unverständlich.
Kannst du mir sagen, warum du so begeistert bist, trotz der vielen Regelunklarheiten/Fehler, der extremen Glücksabhängigkeit, der Unübersichtlichkeit, des solitären Spielgefühls, des typischen Catan-Verlaufs (lang und zäh am Beginn, und wenn es endlich läuft, sofort zu Ende)?
Für mich will der Autor/das Spiel einfach zu viel gleichzeitig und ob es das bringt oder nicht ist dann sehr glückslastig. Und vor allem ist es viel zu detailverliebt, was dann dazu führt, dass man entweder dauernd nachschauen muss oder Sachen falsch spielt, was aber auch niemand kontrollieren kann, da niemand den Überblick hat, was der/die Anderen gerade machen.
Da lobe ich mir Andor, das ich, nur so nebenbei, deutlich besser finde, auch und gerade weil es nicht mit Gewalt ein Expertenspiel sein will.
Liebe Grüße, Galaphil
Hallo Galaphil,
Der Erfolg von Arche Nova liegt wahrscheinlich zum großen Teil am Thema. Realistische/wissenschaftliche Spiele mit Tieren sind einfach beliebt und besonders für Kenner- und Expertenspieler ist das eine willkommene Abwechslung zu mittelalterlichen Städten und Fantasiewelten. Dass für die Karten Fotos ausgewählt wurden, unterstützt das nochmal. Es gab ja oft den Kritikpunkt, dass die Fotos nicht wirklich passen würden und Illustrationen besser wären, was ich aber nicht nachvollziehen kann. Arche Nova will ein wissenschaftliches Spiel sein und Illustrationen hätten überhaupt nicht gepasst. Außerdem ist das Thema gerade durch den Artenschutz ziemlich "modern".
Auch Flügelschlag ist m.M.n. vor allem wegen des Themas so erfolgreich. Die Vögel sprechen viel mehr Leute an als andere Themen dies tun würden. In Flügelschlag sind die Karten zwar illustriert, aber realistisch, und auch dieses Spiel will wissenschaftlich sein.
Ansonsten ist Arche Nova aber auch ein sehr guten Spiel.
Ich finde es gar nicht unübersichtlich. Die Grafik auf den Karten ist gut verständlich, die Symbole versteht man schnell und oft sind zusätzlich zu den Symbolen der Effekte diese auch in Textform auf den Karten beschrieben. Dadurch, dass man nur 5 Aktionen hat, von denen manche zu einem Zeitpunkt stärker sind als andere, ist immer klar, welche Optionen man hat. Und die Aktionen sind auf den Karten gut beschrieben. Natürlich gibt es oft bestimmte Dinge zu beachten, aber das ist nicht mehr als bei anderen Expertenspielen auch. Die Regeln sind m.M.n. gut verständlich. Und für den Fall, dass man etwas nachlesen will, gibt es ein Glossar und eine Regelübersicht, wo das wichtigste steht. Das einzige, was ich etwas unnötig finde und was ich immer in der Symbolübersicht nachschauen muss (was aber schnell getan ist), sind die Effekte, die die Mitspieler schwächen. Aber dafür gibt es eine einfache Lösung, wenn man lieber ohne sie spielen will: Man nimmt einfach den Effekt für das Solospiel.
So glücksabhängig finde ich Arche Nova gar nicht. Es kann natürlich vorkommen, dass ein Spieler am Anfang Pech mit den Handkarten hat, aber dem kann man entgegenwirken, indem man entweder die vorgeschlagenen Start-Decks nutzt (auf der Webseite von Feuerland) oder am Anfang mehr Karten zur Auswahl auf die Hand bekommt. Die Karten in der Auslage ändern sich relativ häufig, auch deshalb, weil in jeder Pause zwei entfernt werden. Vielleicht hat ein Spieler mal Glück oder Pech mit der Auslage, aber es gibt immer auch andere Möglichkeiten, an Punkte zu kommen. Durch die vielen Karten wird das Spiel aber sehr variabel und man kann immer neue Karten und Kartenkombinationen ausprobieren.
Ich gebe dir recht, dass man am Anfang noch nicht so viel machen kann und was sich im Verlauf des Spiels ändert. Aber ich finde das gar nicht schlimm, dass der Aufbau eher langsam beginnt und dann schneller wird. Dadurch, dass man aber gut planen kann, wann man das Spiel beenden will, kann man darauf hinarbeiten, in möglichst wenig Zügen möglichst viele Punkte zu bekommen. Eventuell erfüllt man ein Artenschutzprojekt z.B. schon vorzeitig, auch, wenn man noch ein weiteres Tier mit passendem Symbol hätte spielen können. Und alle anderen Mitspieler haben dann auch noch eine Aktion, um noch Artenschutzpunkte zu sammeln.
Interaktion gibt es wirklich nicht sonderlich viel, aber auch das finde ich nicht schlimm. Nicht jedes Spiel muss besonders interaktiv sein. Wenn man Arche Nova aber einigermaßen gut kennt, schaut man aber durchaus interessiert zu, was die anderen machen und überlegt, ob sie vielleicht den eigenen Plan gefährden können. Nach ein paar Partien hat man auch einen guten Überblick und kann mögliche Fehler vermeiden.
Die Detailverliebtheit finde ich eigentlich ziemlich gut. So hat man das Gefühl, wirklich einen kleinen Zoo zu errichten und man merkt, dass die Mechaniken auch einen thematischen sinn haben.
Als letzten Punkt will ich noch sagen, dass das Puzzeln auf dem Zoo-Plan wirklich Spaß macht und ich die Sondergehege, die Aktionsmechanik (auch mit den X-Markern) und die Partnerzoos wirklich super finde.
Systematische Probleme sehe ich bei Arche Nova keine. Was genau meinst du damit?
Aber ja, Andor kann es auch bei mir nicht schlagen!
Viele Grüße
Towa