von Falkenstadl » 19. Mai 2020, 14:40
Wie oben versprochen, heute etwas Text:
Kapitel 1 Der besorgte Vater
In der illustren Runde am großen Tisch der Taverne nahm die Fröhlichkeit zu, je öfter die Methörner gefüllt wurden. Fast unbemerkt trat ein Mann ein und setzte sich an einen etwas abseitsstehenden Tisch. Er bestellte sich das einfache aber wohlschmeckende Gericht, das Gilda an diesem Tag auf die Tafel geschrieben hatte. Wildbraten mit Kartoffeln. Eigentlich sein Leibgericht, aber heute wollte ihm die Mahlzeit nicht so recht schmecken. Seine Gedanken waren von Sorgen und Unsicherheit erfüllt.
Plötzlich ließ sich Thorn auf den Stuhl neben ihn fallen und wäre vor Übermut fast damit umgefallen. „Merrik, mein Freund! Wie geht es Dir?“ sagte er und klopfte Merrik etwas zu fest auf die Schulter. Vielleicht ein halbes Horn zuviel des guten Mets, aber Merrik nahm es ihm nicht übel. Zu oft hatte Thorn ihm seine Haut gerettet und seine Dankbarkeit verzieh ihm alles.
„Gut soweit! Feiert ihr einen besonderen Anlaß?“ fragte er interessiert. „Ja!“ erwiderte Thorn. „Wir leben, ist das nicht Grund genug? Wir erfreuen uns gerade an den alten Geschichten. Willst Du Dich nicht zu uns gesellen?“ Merrik konnte und wollte seinem Freund nichts vormachen. „Danke für die Einladung, aber mir ist heute nicht danach.“ Thorn bemerkte die besorgte Mine, die Merriks Gesicht umspielte und fragte nach. „Was ist mit Dir? Hast Du Kummer?“ Merrik war insgesamt froh, daß Thorn fragte, denn er wusste sich selbst keinen Rat mehr. „Du kennst doch meinen Jungen. Ich muss mir wohl eingestehen, daß er erwachsen wird.“ Thorn war erstaunt. „Hat er Probleme? Musst Du Dir seinetwegen Sorgen machen?“ Merrik seufzte und begann seine Gedanken in Worte zu fassen. „Eigentlich ist ja alles wie es sein soll. Marek war immer ein guter Junge. Von Kindheit an hatet er Freude an Papier und Bleistift und kaum daß er selbst einen Bleistift anspitzen konnte, hat er gemalt und gezeichnet. Es war mir eine große Freude, als er in seiner frühen Jugend Interesse an meiner Arbeit zeigte. Er ist mit der Zeit ein richtig guter Kartograf geworden. Doch in den letzten Jahren begann er, sich mit anderen Dingen zu beschäftigen. Unsere gemeinsame Arbeit tritt für ihn immer öfter in den Hintergrund. Aus seinen anfänglichen Skizzen von kleinen Blockhütten wurden Zeichnungen von großen Scheunen. Mittlerweile macht er richtige Pläne von Bauernhäusern.“ „Aber das ist doch toll!“ versuchte Thorn einen Freund aufzumuntern. „Bist Du denn nicht glücklich, daß er eine Arbeit gefunden hat, die ihm Freude macht?“ „Doch - schon“ erwiderte Merrik. „Aber seine neuesten Ideen machen mir Sorge. Er will hinaus in die Welt und fremde Architekturen kennen lernen. Er will seinen Horizont erweitern.“ äffte er die Stimme seines Sohnes nach. Thorn versuchte ihn zu beruhigen. „Ich finde das gut, wenn junge Menschen Interesse an Neuem haben. Ich glaube das nennt man Fortschritt.“ Merrik hatte aber noch nicht alles erzählt, denn da war noch die eine Sache, mit der er sich nicht anfreunden konnte. „Er will nach Tulgor!“ platzte es aus Merrik heraus. „Ausgerechnet nach Tulgor!“ Thorn hatte von dem Land im Westen gehört. So mancher Söldner wusste Geschichten zu erzählen von einer Felderwirtschaft und imposanten Bauten. Kein Wunder, dachte sich Thorn, daß der Junge das sehen will. Sagte aber zu Merrik „Laß ihn doch ziehen! Er wird sein Glück schon finden.“ „Du hast gut reden.“ Entgegnete Merrik. Seit meine Frau am Fieber gestorben ist, ist der Junge alles was ich habe. Ich möchte ihn nicht verlieren. Kennst Du den Weg über das Fahle Gebirge? Was dort für Gefahren lauern? Ich hab‘ einfach Angst um meinen Jungen.“ In Thorn keimte plötzlich ein Gedanke, der ihn nicht mehr losließ. Doch musste er erst mit seinen Freunden darüber reden, bevor er Merrik nur falsche Versprechungen machen konnte.
Bevor sich der junge WW echauffiert, JA es ist seine Idee, daß Merrik einen Sohn hat, der Marek heißt.
Ich habe ihm nur die Leidenschaft für die Architektur angedichtet.