Hallo zusammen und hereinspaziert, ihr Helden!
Ich freue mich euch ins Hinterzimmer der Taverne zu geleiten, den letzten Kerzenstummel anzuzünden und erneut einen Blick hinter die Kulissen zu ermöglichen.
Michael Menzel hat in seinem "Making of ... Neuen Helden" den Entstehungsprozess der Ergänzung für 5-6 Spieler beschrieben und ich bin froh ihn hier und heute posten zu können.
Überhaupt steht diese Woche im Zeichen der "Neuen Helden", denn sowohl in der neuen Rubrik "Gildas Bild der Woche" zeige ich dieses Mal ein passendes Bild
viewtopic.php?f=15&t=712
als auch im Bereich Fan-Legenden. Denn dort gibt es seit heute eine Alternative Einführungs-Fan-Legende genannt "Neuen Helden im Land"! viewtopic.php?f=5&t=715
Vielen Dank für beides.
Apropos "Neue Helden": Die Taverne zählt nun schon über 1000 Mitglieder! Na, wenn das kein Grund zum Feiern ist! Prost! Und jetzt viel Vergnügen mit dem "Making of ... Neue Helden"
Eure Gilda
5 - 6 Helden unter der Dusche
"Kann man das auch mit mehr als 4 Spielern spielen?" Kurz nach dem Erscheinen von „Die Legenden von Andor“ im Herbst 2012, bekam ich diese Frage zum ersten Mal gestellt. Seither habe ich sie noch viele Male gehört, darüber nachgedacht und immer mal wieder mit Wolfgang Lüdtke, dem Andor-Redakteur, darüber gesprochen. Letztlich kamen wir aber jedes Mal zu dem Schluss, dass es nicht machbar wäre. Ich fürchtete die Wartezeiten könnten zu lang werden. Außerdem graute mir vor dem einfachen Hochschieben aller Werte. Auch materialtechnisch wäre es ein Wahnsinn gewesen (hier noch mal 2 Baumstämme mehr, da ein siebtes und achtes Pergamentplättchen… usw).
Nein. Manche Sachen gehen einfach nicht.
Und dann war da dieser freundliche Mann auf der Autogrammstunde in Essen 2013. Er fand Andor super und meinte, dass es auch viele Rollenspieler gerne spielen würden. Doch das seien häufig größere Gruppen. Und wieder geriet ich ins Grübeln. Und dann, Tage später, unter der Dusche kam mir die Idee! Und wenn es 4 neutrale Zeitsteine wären? Dann hätten 5 oder 6 Helden nicht mehr Zeit als 4? Könnten die Werte so bleiben wie für 4 Spieler? War es so einfach? Ich rief sofort (tropfnass) Wolfgang Lüdtke an. Er hat die Gabe Spielideen schnell und bereits theoretisch zu erfassen und einzuschätzen. Häufig konnte ich dadurch so manchen Umweg vermeiden. Aber in diesem Fall war er begeistert…
Danach wurde es ernst denn sehr bald wurde klar, dass es hier zwei Baustellen gab. Zum einen musste ich die Bedingungen für 5-6 Spieler testen, denn ob die Idee auch praktisch funktioniert war ja noch offen. Zum anderen hatte ich keine 6 Helden sondern nur 4. Für’s Erste durfte also Orfen, der Bonus-Held mit ran. Aber Orfen und der Zwerg spielen sich nicht gut zusammen, denn beide sind so ausgelegt, dass sie ihre Stärke nur fern der Burg ausspielen. Sie jetzt zusammen auf dem Brett zu haben, verfälschte den Eindruck. Also musste ich, ehe ich wusste ob es für 5-6 Helden taugt, 2 neue Helden haben. Aber welche?
Neue Helden braucht das Land!
Als erstes war da Arbon, der Bewahrer aus dem Schwarzen Archiv. Johannes , mein Sohn, hatte sich immer schon einen „Assassinen“ gewünscht. Einer in schwarzer Kleidung mit Kapuze und so. Cool. Die Idee für die Sonderfähigkeit die Stärkepunkte der Kreaturen vor dem Kampf, samt Belohnung zu senken, hatte ich schon länger im Sinn. Daher wusste ich, dass das gut gehen würde.
Für Kheela die Hüterin der Flusslande, griff ich ebenfalls auf eine ältere Idee zurück. Allerdings war diese Sonderfährigket ursprünglich völlig „overpowered“. Sie hatte nämlich, statt des Wassergeistes, einen perfekten Zwilling auf dem Brett. Nur teilten sich die beiden eben eine und die selbe Heldentafel. Ich fand die Idee reizvoll, irgendwo, fern der Burg ein Heilkraut einzusammeln und „schwubbs“ läge es auf meiner Heldentafel und die zweite Figur vor der Burg hätte es direkt nutzen können. Es brauchte einige Tests, ehe ich mich von dieser Idee lösen konnte, aber das „überall gleichzeitig sein" machte viele, vorher spannende Aufgaben, einfach kaputt. Hierin lag die größte Gefahr: Die Neuen Helden sollten auf keinen Fall die „alten“ verdrängen. Wer würde je den Zwerg wieder wählen, der gut und gerne mal 2 Tage bis zur Mine braucht und zurück, wenn auch Kheela die „überall gleichzeitig sein kann“ zur Auswahl stünde? Hier musste die Balance gewahrt werden.
Wie der Verlag und ich darauf kamen gleich 4 neue Helden in die Box zu stecken weiß ich nicht mehr. Ich glaube es lag daran, dass die neuen Helden spezieller werden sollten. Ihre Fähigkeiten durften allesamt ein bisschen komplexer werden als die aus dem Grundspiel. Es sollte außerdem für jeden etwas dabei sein. Neben Kheela, die etwas magisches hat und dem düsteren Arbon, sollte es auch einen echten „Haudrauf" geben. Das war zuerst ein erfahrener Krieger, dann ein Formwandler, der auf der einen Seite Mensch und auf der andern Seite Bär wäre. So reizvoll es klang, im Spiel konnten sie nicht überzeugen. Und dann kamen die Taren ...
Die Taren
Als ich wenige Tage später beim Spazierengehen eine Ziege mit wirklich prächtigen Hörnern in einem Wildgehege sah, kam mir die Idee zu den Taren. Weil ich bereits Zeitgleich mit der Entwicklung "Der Reise in den Norden" beschäftigt war (der großen Erweiterung im Herbst 2014) und mir noch ein Inselvolk fehlte, entstand die Idee dort die Taren anzusiedeln. Einer von ihnen wäre auf Reisen gegangen und nun in Andor unterwegs. Das war Bragor.
Manchmal wundere ich mich wie bei Andor alles ineinandergreift. Es ist als ob alles schon fertig ist, und ich schiebe den Vorhang nur immer ein Stürck weiter zurück und lege das Gesamtbild nach und nach frei.
Die zweite Baustelle
Nachdem die Helden Formen annahmen gab es natürlich noch die zweite Baustelle: Die Sache mit den 5-6 Spielern und den neutralen Zeitsteinen. Wie schon beim Grundspiel waren mir hierbei Inka und Markus Brand (die bekannten Spieleautoren vom Kennerspiel des Jahres 2012 "Village" und des Kinderspiel des Jahres 2013 "Der Verzauberte Turm") eine enorme Hilfe. Aber auch im Spieleclub Soest konnte ich wichtige Tests durchführen. Ich danke allen Beteiligten sehr für ihre Unterstützung.
Das Ergebnis dieser Tests war toll und die Regelung für 5-6 Spieler funktionierte auf Anhieb gut. Das Wichtigste dabei war, dass mit einem Minimum an Regelanpassungen die Legenden des Grundspiels und der Erweiterung "Der Sternenschild" spielbar waren.
Der Trunkene Troll
In der Box "Neue Helden" sind zudem noch 3 Spielvarianten enthalten. "Der Schwarze Herold" unterstützt die Endgegner (für Experten) und mit dem Bruderschild ist ein weiterer mächtiger Schild aus alter Zeit aufgetaucht (wer weiß wann die letzten beiden auftauchen). Der Trunkene Troll hingegen ist eine nette Chaos-Variante, denn er schubbst, allen Berechnungen zum Trotz, weit weg geglaubte Kreaturen in die Burg. Das schöne dabei ist, dass seine Enstehung so zufällig ist, wie sein Mechanismus selbst.
Angefangen hatte es damit, dass ich, als ich die Karte von Andor zeichnete nach einem stimmigen Namen für die Taverne gesucht hatte. "Die Taverne zum Trunkenen Troll" kam mir dann irgendwann in den Sinn und meine Frau Steffi entwickelte die Hintergrundgeschichte, die erklärt wie es zur Namensgebung kam.
http://legenden-von-andor.de/story/die- ... nen-troll/
Als ich dann in meiner Freizeit eine Bleistiftzeichnung zu dieser Story machte, wuchs in mir der Wunsch ihn tatsächlich ins Spiel zu integrieren. Mit der Idee, die Numern auf den Ereigniskarten zu nutzen (die allesamt und rein zufällig Feldzahlen rund um der Taverne entsprechen), passte alles zusammen. Keinem ernsthaftem Gegner hätte man ein solches "Bewegungsmuster" abgekauft. Aber dem Trunkenen Troll schon und ich freue mich riesig, dass er es in die Box geschafft hat.
Es braucht viele Helden
Und damit endet mein kleiner Bericht über die Entwicklung der "Neuen Helden". Ich schreibe dies auf während ich mich intensiv mit "Der Reise in den Norden" beschäftige, die die Helden in ferne Länder führt und vor neue Aufgaben stellt.
Als ich vor einigen Wochen die Posts in der Taverne las, dass man sehnsüchtig auf das Eintreffen der "Neuen Helden" wartete, ging es mir wizigerweise ähnlich. Und als der Postbote die Box dann endlich brachte, hatte ich das Gefühl, dass die Ergänzung sehr rund geworden ist. Ich hoffe, dass euch der Bericht gefallen hat und dass deutlich wurde, wie viele "Helden" es brauchte um diese "Neuen Helden" ins Leben zur rufen.
Michael Menzel