von Magnhor » 4. Januar 2017, 13:39
Die Tage des Widerstands
Dunkle Wolken schoben sich vor die Sonne und trübes Dämmerlicht tauchte die Rietburg in fahle Schatten. Prinz Thorald hatte entdeckt, dass ein dunkler Magier namens Varkur die Kreaturen antrieb und verhexte. Trotz einer Vielzahl von Aufgaben mussten die Helden standhalten. Diese Zeit nannte man später „Die Tage des Widerstands“.
Und noch eine dunkle Botschaft ereilte die tapferen Helden, denn Eara erlitt des Morgens eine schmerzhafte Erkrankung und sollte in den kommenden Tagen nicht zu Hilfe kommen können. Chada, Thorn und Kram blieben also keine andere Wahl, als zu dritt in das kommende Abenteuer zu starten.
Zwei Trolle drei Skrale und reichlich an Gors wurden an diesem Morgen gemeldet zudem sollte ein jeder unserer drei Helden ein besonderes Schicksal erfüllen.
Die Bewahrer vom Baum der Lieder baten um Unterstützung, denn ein Wardrak trieb dort sein Unwesen. Kram sollte sich diesem annehmen, sodass im Anschluss dort eine Zusammenkunft der besonderen Art stattfinden könne.
Trotz aller Schrecken dieser Tage stand eine Bauernhochzeit am Baum der Lieder kurz bevor. Thorn erklärte sich bereit, die Brautleute sicher dorthin zu bringen.
Fürst Hallgard, das Oberhaupt der Schildzwerge, fand Gefallen an den Runensteinen. Chada nahm sich dem Schicksal an, zwei Runensteine an die Mine der Zwerge zu liefern.
Noch am ersten Tage spürte Chada im Süden Andors vier Runensteine auf. Um die Magie derer zu nutzen fehlte ihr allerdings noch ein gelber Runenstein, so führte sie schließlich nur einen blauen und einen grünen mit sich und ließ die anderen beiden Steine dort, wo sie sie gefunden hatte.
Die Bauern des Landes konnten aufatmen, sie wurden heute alle gerettet. Kram schaffte einen Bauern in die sichere Rietburg und Thorn geleitete eine Bäuerin über die südliche Brücke zu ihrem zukünftigen Gemahl. Gefahr stand diesen jedoch bevor. Würde die kommende Nacht anbrechen, würde sich ein Gor über die Bauern hermachen, ohne dass Thorn irgendwie zur Hilfe kommen könnte. Diese Gefahr musste gebannt werden. So stellte sich Thorn noch am Abend dem Kampf, unterstützt durch Chada, die zu dieser Stunde ihre Kunst des Bogenschießens ab von allen Naturgesetzen vollführte, wie sich nach diesem Abenteuer aus Gesprächen in der Taverne herausstellen sollte, denn sie schoss ihre Pfeile über den Fluss, wie es niemals mehr wieder gesehen ward!
Ein bezauberndes Morgenrot und eine ungewöhnlich warme Brise sollten einen verheißungsvollen zweiten Tag versprechen, doch nicht für alle unserer Helden.
Chada fand noch früh den fehlenden gelben Runenstein und stürzte sich sogleich waghalsig alleine gegen die ersten Skrale. Auch Kram verteidigte tapfer die Rietburg. Die Bogenschützin und der Schildzwerg kamen näher zusammen und kämpften schließlich Arm in Arm, um Eindringlinge in die Rietburg abzuwehren.
Still und friedlich führte der Fluss, Narne, sein erfrischendes Nass durch die südliche, steinerne Marktbrücke und Vögel trällerten ihre Lieder von den Bäumen. Wie ein Berserker zerschnitt Thorn dieses Bild des Einklangs mit seiner Absicht und riskierte einen Kampf gegen einen Gor, denn er brauchte freies Feld, um die Bauern unbeschadet weiter zu führen, um damit auch sein Schicksal erfüllen zu können. Doch dieser Gor war ein außerordentlich zäher Geselle. Nach sechs aufreibenden Stunden des Kampfes erging es unserem Schwertkrieger elendig, er spürte seinen Willen in sich zerfließen und fühlte einen inneren Verlust in sich, der ihn Unglauben machte. Thorn verlor den Kampf und fühlte sich schwach wie nie zuvor.
Trotz aller Bemühungen des Zwerges und der Bogenschützin am Tage, schaffte es in dieser zweiten Nacht dennoch ein Gor in die Burg. Auch alle anderen Kreaturen machten sich weiter auf ihren Weg, so auch jener Gor, der über Thorn gesiegt hatte. Ihn kümmerte die Absicht des Kriegers nicht weiter – die Rietburg ist zu besetzen, hallte eine innere Stimme in ihm immer wieder – und machte den Durchgang für Thorn und seine Bauern vorbei an der Zwergeneiche frei. Zu der etwa selben Zeit nächtigte Prinz Thorald in der Taverne - ein weiterer Lichtblick für unsere Andori.
Thorald ritt im trüben Morgengrauen zum Baum der Lieder, um Ausschau nach dem dort umhergehenden Wardrak zu halten, während Kram noch Gors bezwang und Chada mit viel Glück an ihrer Seite die Hexe Reka gleich östlich, nahe der Rietburg im grauen Nebel auffinden konnte, ehe sie zwei Steine an die Zwerge lieferte, wie es ihr abverlangt wurde.
Thorn schaffte unterdessen das Bauernpaar in den Osten Andors. Auf seinem Weg dorthin sammelte er wieder ein wenig Kraft und fand zudem zwei Heilkräuter.
In der nächsten Nacht konnte das Eindringen eines Trolls und eines Skrals nicht mehr abgewendet werden. Keiner weiteren Kreatur würden die Ritter der Rietburg mehr standhalten können.
Doch gab es auch noch wohltuendes zu dieser Zeit, denn die Spielleute sangen eine Ballade über die Taten der Helden und stärkten damit ihre Entschlossenheit. An diesem letzten Tage würden die Helden alles aus sich heraus holen. Ja holen müssen, denn wie der Erzähler zu beschreiben weiß gab es nach dieser Nacht nur noch zwei Kapitel zu schreiben, ehe die Geschichte enden solle!
Unsere Helden standen nahezu mit dem Rücken zur Wand. Zwei Schicksale müssen noch erfüllt werden um überhaupt auch erst einmal in Erfahrung zu bekommen, wem sie sich am Ende dieses Abenteuers stellen müssten.
Tiefgrau war dieses Land nun von dicken Wolken durchzogen. Sie schienen in einem bestimmten Rhythmus zu tanzen, als würden sie in Erwartung sein, einem kommenden Fest beizuwohnen.
Thorald, der bislang keine Spur des Wardraks ausfindig machen konnte, hatte keine Gelegenheit, seine Mitstreiter Thorn und Kram überhaupt angemessen zu begrüßen, da tapste die dunkle Kreatur mit samtenen Pfoten und fletschenden Zähnen aus dem Schatten der riesenhaften Bäume. Ihre bösartigen Augen starrten auf Kram, als wisse sie, dass Kram hier jene Rolle mit sich trage, die den Krieg über Andor entscheiden würde.
Thorn bediente sich eilig seinen gesammelten Kräutern. Grollend und brüllend schmetterten die vier Boten des Kampfes schließlich aufeinander, Stahl traf auf Fleisch und Horn auf Holz und mit einem bitterlichen Heulen, das Mark und Bein all jener noch durchfuhr, die sich am Rande des Waldes befanden, erfüllte der Schildzwerg Kram sein Schicksal. Der Wardrak war geschlagen und am Himmel gewannen die Wolken sogleich an Fahrt, sie schienen langsam ein zuckendes Zentrum zu bilden, das sie umkreisten.
Sorgenvoll den Himmel betrachtend verabschiedete sich Prinz Thorald von den Gefährten, gab seinem Pferd die Sporen und war bald nicht mehr im Dickicht des Waldes zu sehen oder zu hören. Thorn indessen suchte sein Bauernpaar auf, das er zuvor in ein sicheres Versteck geführt hatte und brachte sie zum Baum der Lieder. Auch dieses letzte Schicksal wurde erfüllt.
Eara, langsam von ihrer Erkrankung genesen, konnte das weitere Schauspiel am Himmel von ihrem Lager aus ebenfalls bestens beobachten. Aus dem von Wolken gebildeten Zentrum schossen jetzt Blitze, ein ums andere Mal, purpurne Blitze, die ihr zu verstehen gaben, dass dies kein natürliches Spektakel sein könne. Das musste ein Abbild der Macht des dunklen Magiers Varkurs sein.
Eine aufbrausende Windböe breitete sich kreisförmig um den Ort aus, wo die Blitze niedergefahren waren. Und Etwas trug die Böe mit sich! Ein furchterregendes, kaltes Lachen drang in die Ohren Earas und vielleicht auch allen anderen in Andor lebenden. Eine flüsternde Stimme schlich dem Lachen hinterher, mit den Worten, Varkur habe einen Gor verhext, der verheerenden Schaden anrichten würde. Und weiteres übermittelte das Flüstern, das konnte aber die Zauberin Eara nicht entschlüsseln. Sie wusste aber, dass dies jene drei verstehen würden, die sich in den vergangenen Tagen gegen die scheinbare Übermacht der Kreaturen gestellt hatten.
Chada stand vor den Toren Caverns, als sie sah, wie die Blitze westlich von ihr alles Umgebende in diesem grotesken Licht erhellte. Sie merkte kaum, wie sie für kurze Zeit ihre Fassung verlor, ihr Mund wurde plötzlich trocken, sie fröstelte und die Knie fühlten sich seltsam weich an. Das Lachen, die flüsternden Worte. Der verhexte Gor. Er würde doppelt so stark sein, wie all jene, die ihm gegenübertreten würden, er würde nach jedem ersten Angriff wandeln und seinen Ort abrupt wechseln. Die Bogenschützin schnaufte tief durch und riss sich wieder zusammen, ihr wurde klar, dass sie gegen diesen verhexten Gor nichts anrichten solle. Zu viel Stärke konnte sie bislang sammeln. Auch Kram war schon zu stark. Thorn jedoch, ihm wurde sein bisheriger Lauf nun zum Vorteil. Er hatte kaum Gelegenheit Stärke zu sammeln. Doch wie sollte er es schaffen? Der verhexte Gor schien dennoch übermächtig.
Sie würde ihren Gefährten entgegen gehen. Sie führte noch zwei Gold mit sich. Treffen sie sich an der Taubrücke, würden sie zusammen vielleicht noch einen Plan schmieden können, wie dieser Gor im letzten Kapitel dieses Abenteuers zu besiegen wäre.
So lief Chada mit ihren letzten Kräften. Und tatsächlich, sie traf auf Kram und Thorn. Der Schildzwerg hatte auf seinem Weg zur Taubrücke noch zwei Gold aufgefunden. So war nun auch allen klar, welche einzige Möglichkeit blieb, um den verhexten Gor zu schlagen.
Chada, am Ende ihrer Kräfte, übergab dem Zwerg mit ihrer letzten Tat ihre zwei Goldstücke. Dieser musste nun auch bis auf seine äußerste Grenze gehen. Er nahm das Gold, und schritt zur Hexe Reka. Er kaufte ihr einen Zaubertrank ab und spurtete dem vorausgehenden Thorn hinterher, der dem verhexten Gor bereits entgegenging, um keine weitere Zeit zu verlieren. Auch Kram zahlte seinen Tribut, übergab der Übermüdung nahe, den Zaubertrank dem Krieger und wünschte ihm viel Glück.
Thorn also sollte sich hier und jetzt mit seinem letzten Schlag den verhexten Gor stellen. Thorn, ausgerechnet Thorn, der seine schrecklichste Niederlage gegen einen zwar zähen, aber sonst gewöhnlichen Gor erst vor zwei Tagen erlitt. Thorn, ausgerechnet der schwächste der ganzen Gruppe sollte eben dessentwegen das Zünglein an der Waage für seinen König Brandur, für seine Freunde und Familie, für ganz Andor werden.
Er ging voran, stellte sicher, dass sein bei den Bewahrern erworbener Helm sicher saß und nahm einen Schluck vom Zaubertrank.
Beißender Wind peitschte ihm ins Gesicht, der Himmel brodelte dumpf.
Er hatte den verhexten Gor schon von weitem gesehen. Ein leicht glühender Schimmer umgab diese Kreatur. Und noch etwas schien seltsam. Das Wesen flimmerte unregelmäßig, es schien immer wieder zu verschwinden, kurz nur, für die Dauer eines Augenzwinkerns etwa.
Die Kreatur glotzte den Krieger nur ungläubig an, als Thorn nun vor ihm stand. Sie schaute sich um, als wolle sie sich davon überzeugen, dass sie es wirklich nur mit einem dieser törichten Menschen zu tun bekomme.
Thorn setzte alles in diesen einen Angriff, er wusste, wenn er es jetzt nicht schaffen würde, hätte er nicht mehr die Zeit, dem Gor an seinem neuen Ort zu folgen. Ob das Flackern des Gors etwas zu bedeuten hatte? Würde es für diese kurze Zeitspanne unverletzbar sein? Thorn nahm sich vor mit seinem Schwertstreich dort zu enden, wo er das Herz des Gors vermutete.
Der Helm gab ihm jetzt zusätzliche Kraft, er spürte diese in diesem einen letzten Schlag, dieser Schlag war stärker als der stärkste, den man ohne Helm hätte vollführen können und der Zaubertrank tat sein Übriges, sodass dem verhexten Gor nichts zum Gegenschlag blieb. Überrascht von dieser Wucht und davon, dass er von der versprochenen doppelten Stärke kaum etwas spüren konnte, durchfuhr ihn der Streich tödlich, aber völlig schmerzfrei.
Das Glimmen um den Gor versiegte, sein Aufflackern erstarb wie die letzten Zuckungen eines zerteilten Wurmes. Goldenes Licht durchbrach nun die schwarze Wolkendecke. Die Helden hatten ihr Schicksal erfüllt und den dunklen Magier Varkur abgewehrt.