Zurück zur Taverne

Story: Das Abenteuer der Tavernengäste (Story)

Re: Story: Das Abenteuer der Tavernengäste (Story)

Beitragvon Dagain » 9. Mai 2024, 11:11

Die Stimmung in der Taverne war aufgebracht. Alle wollten etwas Anderes. Die Einen waren dafür, dass man sich an Varkurs Fersen heftete, andere wollten helfen, die Rietburg zu befreien.
Dagain saß an einem Tisch in einer Ecke. Er hatte hier in der Taverne und in Andor ein neues Zuhause gefunden, seit er Rundon nach der Machtübernahme des Regenten verlassen hatte. Und trotzdem spürte er noch immer, dass er ein Fremder in diesem Land war und dass seine Heimat eben eine andere war. Während er also darüber nachdachte, seinen Met trank und das Geschrei der anderen Tavernenmitglieder hörte, flatterte ein Falke auf die Fensterbank und blickte ihn mit durchdringenden Augen an. Dagain schaute den Falken zurück an. Es war ein großes, prächtiges Tier. Da fiel Dagain auf, dass der Falke eine Botschaft an seinem Fuß trug. Dagain öffnete das Fenster und griff an die Klaue des Tiers. Ohne eine Regung des Falken entnahm er die Botschaft und laß diese.

Während die anderen Tavernengäste sich noch streiten, schrie Dagain plötzlich: "Ruhe! Wir haben ein neues Problem! Werftheim wird angegriffen!"
Dann nach kurzem überlegen etwas leiser: "Dieser Falke wird mit Sicherheit mindestens zwei Tage lang geflogen sein. Es ist also nicht klar, wie es nun in Werftheim aussieht."
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Re: Story: Das Abenteuer der Tavernengäste (Story)

Beitragvon Butterbrotbär » 21. Mai 2024, 21:01

Die Stimmung in der Taverne zum Trunkenen Troll war bedrückt.
Die Rietburg rief um Hilfe, da sie von riesigen Kriegern aus dem Lande Rundon belagert wurde.
Die Insel Werftheim rief um Hilfe, da sie von Silberzwergen bedroht wurde.
Und der Dunkle Magier Varkur heckte bestimmt bereits seinen nächsten gemeinen Plan aus. Doch die Delegation aus dem Lande Anirmil, die Varkur aufspüren wollte, hatte keine Anhaltspunkte zu dessen Aufenthaltsort. Varkurs Spion, den die Tavernengemeinschaft angekokelt und gefangen genommen hatte, war seit dem Großangriff auf die Taverne nirgendwo mehr zu sehen gewesen. Offenbar hatten Varkurs Kreaturen ihn befreit.
Was konnten die Tavernengäste nur tun? Es wäre selbst den legendären Helden von Andor schwer gefallen, sich gleichzeitig all diesen Problem zu stellen. Und leider schlugen sich die Helden und König Brandur aktuell irgendwo im Grauen Gebirge mit einem Nekromanten rum.
Die Tavernengäste waren auf sich alleine gestellt. Und sie waren der Lösung der Mysterien keinen Schritt näher gekommen.

An einem Ecktisch unterhielt sich der Butterbrotbär mit dem jungen Bewahrer Albus. Albus tauchte seine verbrannten Arme in Schalen kühlenden Wassers. Das hatte er davon, auf einem kräftigen Feuertakuri zu reiten. Phoenixpower hatte sein Bestes gegeben, seine Flammen zu unterdrücken, doch war ihm auf dem langen Flug von Baum der Lieder zurück zur Taverne hin und wieder ein Funken entgleist. Nun wärmte der Phoenix sich im knisternden Kamin und erholte sich von den Strapazen.
Der Butterbrotbär mampfte mechanisch. In der einen Pfote hielt er ein Butterbrot, das er von Dagain aus dem Lande Rundon erhalten hatte, in der anderen Pfote eine wohl mundende Kreation der magischen Waffeleisen des jungen Zauberers Nicopaos Runensteinen aus dem Lande Magix.
„Und – mampf – Melkart hat keine Ahnung – mampf – welche Pergamente Varkur entwendete?“
Bewahrer Albus schüttelte seinen Kopf. „Noch nicht. Die Schwarzen Archive verfügen über kein so schönes Verzeichnis wie die restlichen Räume. Und die wenigen Verzeichnisse, die es gibt, sind verschlüsselt, sodass sie nur langsam und unter großer Mühe gelesen werden können – und das auch nur vom Obersten Priester Melkart oder den hochrangigen Bewahrern Gända und Tion, die anderen dürfen sie nicht einmal anschauen.“
Albus verzog sein Gesicht, als er seine Arme abtastete. Den nächsten Flug auf Phoenixpowers Rücken würde er lieber in isolierender Kleidung wagen.
Er fuhrt fort: „Wir vermuten, dass Varkur willkürlich Pergamente aus verschiedensten Regalen einsteckte, um zu verschleiern, hinter welcher Schriftrolle er wirklich her war. Falls er überhaupt hinter einer Schriftrolle her war. Er könnte gut auch eine Steintafel geklaut haben – vielleicht sogar genau so eine wie die aus der Taverne.“
„Womit wir – mampf – wieder beim zweiten – mampf – Mysterium wären“, murmelte der Butterbrotbär mit voller Schnauze. „Was war das für eine Steintafel, die Varkur – mampf – aus der Taverne stehlen ließ? Gilda nannte sie bloß – mampf – ‚Kodex‘, ehe sie kollabierte.“
Bewahrer Albus drehte sich zu Breel um, einem jungen Burschen mit stets freudig glänzenden Augen, der von Gilda die Kunst des Gastwirtens erlernte. „Breel, hat Gilda dir je etwas von diesem Kodex erwähnt?“
„Könnte mich nicht daran erinnern“, gab Breel zurück. „Mir war, als hinge diese Steintafel bereits seit Ewigkeiten an dieser Wand. Mit etwas Fantasie konnte man in den Kritzeln darauf die Grenzen des südlichen Walds erkennen.“
„Also eine – mampf – Landkarte? Was ...“

Es klopfte an der Tür. Eine Geste der reinen Höflichkeit, denn die eingekrachte Tür bot keine wahre Grenze mehr zwischen der Außenwelt und dem Schankraum der Taverne.
„Nur herein in die gute Stube, wärmer wird’s nicht“, sprach der geschätzte Gast Galaphil.
Und herein in die gute Stube trat ein eindrücklicher Umzug faszinierender Gestalten.
Zuvorderst stapfte Seibri, die sprechende Steppenechse mit der Nummer 111777, die fröhlich proklamierte: „Wir haben ihn gefunden!“
Auf dem Rücken der Steppenechse ritten ein Gor und ein Skelett, die sich interessiert in der Taverne umblickten.
Und hinter ihnen folgten zwei wohlbekannte Trolle, die kaum durch die Pforte passten: Trollerei und der Trunkene Troll. Trollerei schleppte den Trunkenen Troll energisch am Arm über die Schwelle.
Der Butterbrotbär wollte schon ängstlich zurückweichen, da wies ihn der angesehene Tiefminen-Zwerg Dwain darauf hin, dass dieser gute Gor und dieses schlaue Skelett das Duo Lostinn und Kistrog wären, die bereits den Eingang nach Cavern heldenhaft verteidigt hätten. Von ihnen hatte die Tavernengemeinschaft nichts zu befürchten.
„Lostinn ist der Name?“, fragte der Bär, „Du hast nicht zufällig eine Schwester namens Theeccoo?“
Ehe der Gor antworten konnte, brummelte Trollerei mürrisch: „Dafür ist doch nun wahrlich nicht die Zeit. Na los, Hugo, sprich!“
Der Trunkene Troll brummelte bloß überrascht: „Huch! Was iss denn hier passiert? All die Tische kreuz und quer, und die Tür eingehaun … sieht aus, als wär ein Troll hier durchgwirbelt, aber ich wars nich!“
„Das wissen wir“, grummelte Trollerei, „Das waren Varkurs Horden. Die erlaubten sich einen Großangriff auf die Taverne. Das werden sie noch bereuen.“
„Varkur!“ Da leuchteten plötzlich die kleinen Äuglein des Trunkenen Troll auf. „Genau, wegen dem wollte ich mit euch sprechen! Ich habe Informationen, die euch seeehr interessieren könnten … hochbrisante, gar. Für eine kleine Belohnung wär ich breit, sie ssu teiln.“
Trollerei seufzte und sprach, an die übrigen Anwesenden gewandt: „Wir haben dem Trunkenbold klipp und klar gemacht, dass 30 Fässer von Erloths feinstem Goldmet schlicht nicht in unseren Möglichkeiten liegen. Da war er auf einmal bereit, für ein einziges Fass von Gildas Met sein Wissen herauszurücken. Und ich finde, jetzt wäre die passende Zeit dafür.“
Der junge Gastwirt Breel verließ den Schankraum, um ein Fass für den Trunkenen Troll fassen zu gehen.
Der Trunkene Troll polterte indes: „Wie de wills. Also, Varkur … naja … wie soll ich sagn … ich weiß, wo er iss! Der olle Kerl kampiert in meiner liebssen Schlafhöhle! Varkur hat wohl ein neus Versteckt gsucht nach seiner letssn Niederlag, und hat sich nun ganss frech bei mir eingrichtet un mich rausgworfen un heckt dort bestimmt irgendwelche gemeinen Pläne aus! Das gfällt eu doch sicher au nich. Wollt ihr ihn nich vielleicht vertreiben gehn?“
Däumchendrehend blinzelte der Trunkene Troll die Tavernengemeinschaft ganz niedlich an. Was bestimmt besser funktioniert hätte, wenn die Stimmung nicht so bedrückt wäre.
Die aufkommende Stille wurde unterbrochen vom kräuterkundigen Zauberer Kamuna aus dem fernen Hadria, der abwartend an einem Sternkrauttee schlürfte.
Immerhin kam diese Info beim Zauberer Qurunatobra, dem zweiten Sohn eines ersten Sohnes aus dem Lande Hadria, ganz gut an.
„Das sind großartige Neuigkeiten für unsere Freunde aus dem Lande Anirmil! Wollt ihr dem Trunkenen Troll zu seiner liebsten Schlafhöhle folgen und herausfinden, was Varkur da treibt?“, rief Qurunatobra mit Blick auf den großen Tisch, an dem der zaubermächtige Wildhüter Slatnar und seine Kumpanen aus dem Lande Anirmil Platz genommen hatten, darunter auch ein treuer Wolf und ein lebendiger Baum, der jeden Arbak um Längen überragte.
„Nur nachdem ich mein Met bekommn hab!“, grunzte der Trunkene Troll.
„Selbstverständlich“, sprach der zaubermächtige Wildhüter Slatnar. „Aber danach führst du uns direkt zu Varkur. Mit dem Antimagie-Schwert, das ich im Süden errungen habe, können wir ein Schutzschild zwischen uns und Varkurs Dunkle Magie bringen. Will sich jemand weiteres uns anschließen?“

Ehe darauf eine Antwort gegeben werden konnte, ertönte Breels helle Stimme aus dem Hinterzimmer. „Der Met muss sich kurz gedulden. Gilda ist erwacht!“
Das brachte Leben in den Butterbrotbären. Er hopste von seinem erhöhten Stuhl, hastete hurtig über den Tavernenboden, stolperte über einen heruntergefallenen Balken und kugelte ungelenk ins Hinterzimmer.
„Mir geht’s gut!“, ertönte seine Fiepsestimme. Dann, etwas trauriger: „Meiner Waffel weniger.“
Es gab jedoch wahrlich Wichtigeres im Augenblick. So wandte sich die kleine Gestalt an Gilda, die im Hinterzimmer auf einem Bett lag und den Neuankömmling aus müden Augen anblinzelte.
„Verzeih das freche Eindringen, Gilda, und das fehlende Nachfragen nach deiner angeschlagenen Verfassung“, sprach der Bär. „Aber dein Wissen könnte der Schlüssel für diese ganzen Rätsel sein, darum geht es nun besser rasch. Was meintest du, als du vom ‚Kodex‘ sprachst? Was ist diese Steintafel? Was könnte Varkur damit anstellen?“
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Re: Story: Das Abenteuer der Tavernengäste (Story)

Beitragvon Varkur himself » 21. Mai 2024, 21:05

In der liebsten Schlafhöhle des Trunkenen Trolls, nur erhellt von einer einzigen Kerze, wanderte der Dunkle Magier Varkur auf und ab. Vor ihm hingen an der rissigen Wand mehrere zu einer riesigen Landkarte verbundene Steintafeln, die die bekannte Welt zeigten: Von Krahd im Süden übers Graue Gebirge, Andor und die Nebelinseln bis nach Hadria. Magisch glühende blaue und rote Linien zogen sich über den dunklen Stein, und funkelnde Punkte zeigten Orte auf, die für Varkurs Pläne von äußerster Bedeutung waren.

Aktuell achtete Varkur allerdings nicht auf die Karte, sondern steigerte sich selbst in einen Wahn, wie er immer schneller zu sich sprach: „Varkur, Varkur, Varkur, du wirst langsam alt. Du hättest ahnen sollen, dass wir der andorischen Erde nicht trauen können! Doch ist dies kein Grund zur Sorge. Skuvars Verrat bedeutet nichts. Wir haben noch so viele andere Verbündete. Herzog Ratoraos, ein engster Berater des Königs, folgt unserem Willen. Die Silberzwerge tanzen nach unserer Flöte! Und wir haben die Schattenhexe Shan auf unserer Seite.“

Ein blaues Portal öffnete sich. Heraus trat der zaubermächtige Agren Ühra, ein Lakai des Dunklen Magiers. Er hatte gute Neuigkeiten aus Werftheim: Soweit verlief alles nach Plan. Keine Überraschung, da dieser Plan von Ühra selbst ausgeheckt worden war. Allerdings schien Varkur nicht in der Verfassung, Ühras Bericht zuzuhören.
Der Dunkle Meister murmelte weiter zu sich selbst: „Ja, Shan ist eine sehr mächtige Verbündete. Und im Gegensatz zu Skuvar wird sie uns ganz gewiss nicht verraten, sobald sich ihr eine Gelegenheit anbietet.“
„Seid ihr Euch da sicher, Meister?“, fragte der Agren Ühra vorsichtig, „Die Schattenhexe ist doch primär hungrig auf die Seelenkraft, die Ihr ihr verspracht, oder? Doch trägt Euer Zauberstab eine noch viel größere Menge gefangener Seelen ...“
„… und davon weiß Shan sicherlich nichts, ganz abgesehen davon, dass sie weit weg von hier ist“, knurrte Varkur. „Shan führt eine Armee der Thorne zum Angriff auf die Rietburg. Thorne! Das sind gefürchtete Krieger aus dem fernen Lande Rundon im Osten, Köpfe größer als gewöhnliche Menschen, über doppelt so langlebig. Nicht wenige von ihnen beherrschen elektrische Kräfte. Weißt du, wie gefährlich ein gut gezielter Blitz sein kann?“
„Ich bin über 300 Jahre alt“, sprach Ühra trocken, „Ich erlebte schon dutzende magische Gewitter über dem Oktron in Nordgard, bevor Ihr überhaupt geboren wurdet. So rasch schüchtert mich ein bisschen Funkelei nicht ein.“
„Pah! Du hast keine Ahnung, was Rundons legendäre Donnereinheit vermag. Ganz zu schweigen davon, dass die Helden von Andor und der elende König Brandur weit weg von hier im Grauen Gebirge mit unserem guten alten Freund Hademar streiten. Das bedeutet, dass die Rietburg und ihre Streitmacht vom schwachsinnigen Prinz Thorald angeführt werden, der sich kaum auf dem Pferd halten kann. Erst recht nicht, da er kürzlich von Hademars Schwarzem Ritter mit einer verfluchten Klinge verwundet wurde. Erst recht nicht, wenn Herzog Ratoraos ihm einflüstert, was ich ihm eingeflüstert haben will. Nur die königliche Rietgarde bereitet mir etwas Sorgen. Aber solange man Thorald verwirren kann, und die Rietgarde seinen Befehlen gehorcht … gehört die Rietburg bald mir! Muhahahaaaaa …“
„Und die Rietburg ist erst der Anfang! Hahahaa …“, setzte der Agren Ühra mit ein.

Das schaurige Gelächter der beiden wurde durch das Eintreffen zweier grinsender Gors unterbrochen, die einen großgewachsenen gefesselten Mann mit ihren spitzen Hornklauen vor sich her schoben. Die Zöpfe des Mannes waren immer noch angekokelt, sein langes Messer wäre längst verloren gegangen.
Varkurs geschlitzte Augen funkelten freudig, als er theatralisch seine Hände verwarf und den Ankömmling schalt: „Ah, da ist er ja! Mein Spion! Ts, ts, ts. Du …“
Mit einem Seitenblick zu Ühra murmelte Varkur: „Wie heißt er nur schon wieder? Redogisten?“
Der Spion setzte zu einer Antwort an, wurde jedoch direkt von Varkur unterbrochen.
„Na, dein Name ist auch nicht wichtig. Mein Spion! Ts, ts, ts, was soll ich nur mit dir machen? Weißt du, dass eine der wichtigsten Eigenschaften eines Spions ist, dass er sich nicht so leicht enttarnen lässt? Wenn du einfach nur still und heimlich den Kodex aus der Taverne entwendet hättest, hätte ich nie zum Großangriff auf die Taverne rufen müssen! Viele gute Gors verloren dabei ihr Leben!“
Sein Gegenüber zitterte. „M … mein Herr! Mein Meister! Es war dieser alte Thorne Taris Norr.“ Bei der Erwähnung dieses Namens spuckte der Agren Ühra angewidert aus. Der Spion fuhr fort: „Taris hatte ein Amulett, welches meine Präsenz verriet. Ich musste mich verteidigen!“
„Und auch dabei hast du versagt! Du hast mir in der Vergangenheit bereits gut als Wächter gedient – besser als Ühra unlängst diesen Bewahrer Albus im Verlassenen Turm bewachte!“, sprach Varkur mit einem giftigen Seitenblick auf den Agren Ühra, „Also bin ich gewillt, ein Auge zuzudrücken. Wisse, dass sich mein anderes Auge nicht schließt.“
Schwarzmagischer Nebel wallte hervor und umschloss den vor Schreck und Schmerz aufschreienden Spion nur wenige Augenblicke. Als der finstere Rauch sich zurückzog, sah der Spion ganz anders aus. Seine Fesseln waren verschwunden, sein Bart abrasiert. Auf seinem Kopf saß eine Perücke wallenden schwarzen Haares. Seine Kleidung hatte sich von erdigen Gewand eines andorischen Bauern zu der grauen Kutte eines Bewahrers vom Baum der Lieder geändert und teure Ringe zierten seine Finger, die bestimmt eine hohe Position bedeuteten – doch davon verstand der Spion nicht viel.
„Ich habe eine neue Identität für dich, und einen neuen Auftrag, mein Spion“, säuselte Varkur gebieterisch. „Enttäusche mich noch einmal, und es wird keine nächste Chance geben.“
„Mein Meister“, sprach der Spion, seinen Kopf unterwürfig gesenkt. „Was wünscht Ihr von mir?“
„Reise zum Wachsamen Wald. Überquere den grünen Radius. Beschaffe mir einen würdigen Bewahrer, der mir mit jener Sache helfen kann, bei der mir Albus der Bewahrer nun nicht mehr helfen kann – weil er direkt vor den Augen eines treuen Dieners zu fliehen vermochte!“
Varkur schoss erneut einen erzürnten Blick zum Agren Ühra und murmelte leise „Muss ich eigentlich alles selbst machen?!“
Dann wandte er sich wieder an den Spion: „Worauf wartest du noch? Fort mit dir!“
Während der Spion von hinnen hastete, rief Varkur ihm nach: „Diese Ringe sind übrigens teuer! Die sind nur geliehen, die will ich später wieder zurück!“
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